Dass Kellnberger sich damit scheinbar bei der Stadt die Möglichkeit erschlichen hat, die Neubauten auf niedrigsten Niveau zu errichten, ist die eigentliche Sauerei.
Ich sehe am Johannisplatz einen Neubau. Über diesen kann man - das schrieb ich bereits - natürlich streiten. Ich finde die Fassade des Zweckbaus Parkhaus zumindest okay. Er gefällt mir viel besser, als das Unger-Parkhaus und mir fiele wenig ein, was an dieser Stelle unpassender gewesen wäre, als eine terracotta-farbene Fassade. Im Erdgeschoss wird ein hochwertiger Laden Platz finden. Kein asiatischer Textildirektvertrieb, kein 5-Euro-Schuh-und-Taschen-Laden.
Das Problem in Chemnitz ist nicht, dass schlecht geredt wird, sondern das vieles schön geredet wird. Das war mit der GGG-Abrisswellle so und das ist auch am Johannisplatz so.
Ich bin da zugegebenermaßen wenig eingebunden in die fachmännischen Diskussionen. Die einhellige Bürgermeinung war und ist in meinem Umfeld: Diese Abrisswelle schadet Chemnitz nachhaltig. Dieser Kellnberger nützt unserem Städtchen nachhaltig.
Scheinbar haben wir ein anderes Verständnis von Attraktivität. Ist die Innenstadt durch die Kellnberger Neubauten attraktiver geworden? Die handvoll Geschäfte lockt doch im Vergleich zu vorher nicht mehr Leute ins Zentrum.
Das ist gut möglich, ich denke aber noch nicht einmal, dass das der Punkt ist. Am Johannisplatz gibt es nur einen Neubau, der Rest ist Sanierung, so wie die meisten seiner Objekte.
Zur Steigerung der Innenstadt-Attraktivität: Die ERMAFA-Passage funktioniert prächtig als das, was sie ist. Herr K. hat es nun zum dritten Mal geschafft, eine für die jungen Leute der Stadt wichtige Disko in sein Terminal 3 zu holen. In seinen Häusern sind gefühlt >10 gastronomische Einrichtungen, in Summe 100e Arbeitsplätze, das Decathlon wird Leute aus ganz Sachsen und Nordbayern nach Chemnitz in die Innenstadt (!) ziehen. Im Vapiano speist das Chemnitzer Umland. Es ist eines der wenigen Restaurants, wo der 15-Jährige seine erste Flamme mit hinnimmt und neben dem 55-Jährigen Geschäftsmann im Anzug speist. Der neu entstandene Platz (man mag Teile der Flanken finden, wie man möchte) bietet ein beschauliches Fleckchen und trotzdem Urbanität. Vom Saxonia-Brunnen und dass er wieder aufgestellt wurde, erzählt meine Oma mit Freudentränen in den Augen.
Zu den Investoren. Wer nicht suchet der nicht findet. Wie ich oben schon gesagt habe, halte ich es für einen Fehler bei der Entwicklung so eines Projektes immer so sofort eine Gesamtlösung anzustreben die dann innerhalb von XY Jahren umgesetzt sein muss.
Richtig, allerdings ist das sicher nicht Kellnberger anzulasten. Das seht ihr wahrscheinlich ähnlich aber es kommt anders rüber. Er ist da und er macht.
Dem zweiten Satz kann ich so nichts abgewinnen. Wenn man unserer Innenstadt etwas vorwerfen kann, dann, dass es architektonisch betrachtet wenige "stimmige Ecken" gibt - einfach, weil unabhängig voneinander geplant und gebaut wurde. Da ist zumindest an einzelnen Stellen eine Gesamtlösung schon wünschenswert. Der Johannisplatz ist das in meinen Augen in Ansätzen - aber wie gesagt, da kann man streiten.
(Dann wär da halt vorerst eine Baulücke geblieben so wie seit 70 Jahren.) Immer noch besser als das jetztige Ergebnis und man hätte weiterhin die Perspektive hier Stadtreparatur zu betreiben. Als solche kann man den Flachbau nun bei aller Liebe nicht bezeichnen....
Nein. Keinesfalls.
Der Flachbau war da und wurde halbwegs ansprechend saniert.
Kellnberger hat hier zusammen mit einer Rathausclique ein falsches Spiel gespielt. Als schon lange klar war, wie das Parkhaus ausschauen wird, hat man es trotz der vorhergehenden Diskussionen um die Gestaltung es nicht für nötig befunden, dies öffentlich kund zu tun um sich so den Gegenwind zu ersparen. Die Genossen hätten es nicht besser machen können.
Das ist ärgerlich aber dazu nochmal der Blick in die hier häufig herbeizitierten Städte Dresden und Leipzig: Da sind solcherlei Vorgänge eher Standard, als Einzelfall. Ich sehe da auch das Problem auf der Rathausseite. Der Geschäftsmann macht seine Geschäfte.
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rotwang, das klingt doch versöhnlicher. Ich bin auch kein Fan des Parkhauses. Ich habe auch beispielsweise keinerlei Verständnis, warum die Gehwegplatten und Bänke am Johannisplatz wieder so anfällig sind und jetzt schon aussehen, wie 10 Jahre im Gebrauch. Ich bin aber als Bürger dieser Stadt (wie gesagt ohne euren ganzen Hintergrund, ohne geschäftliche Interessen) glücklich, wenn sich "etwas tut". Die hier mehrfach benannten Investoren sehe ich in der Innenstadt nicht aber auch über die würde ich mich sehr freuen, auch, wenn mir mal eine Fassade nicht gefällt. So verblendet, zu denken, es gänge da nur um Sympathie, bin ich übrigens nicht. Er ist natürlich Geschäftsmann. Dennoch sehe ich das alles als Win-win-Situtation.
Dass bei der Vermarktung der Stadt (in jeglicher Hinsicht) Luft nach oben ist, steht nicht in Frage. 
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Etwas anderes ganz in der Nähe: Kann mir jemand sagen, ob die Stadt, ein Innenstadtverband, Werauchimmer schon ernsthafte Bestrebungen dazu hatte, die Betreiber der Turm-Galerie zur Öffnung nach außen zu bewegen? Eine Anfrage von mir (wie gesagt,"normaler Bürger") vor ca. einem Jahr brachte die lapidare Antwort "Nein, das ist nicht vorgesehen" - gerade am Wall wäre die Öffnung von Handyladen, Juwelier, C&A und Apotheke (weiß nicht, wer noch direkt anliegt) ein echter Gewinn.
Das von mir, guten Start in die Woche!