Es gibt zig (!) Gebäude und bauliche Anlagen in und um Berlin und Potsdam, die eine zigfach größere Rolle in der NS Zeit spielten (und auch in Preußen und auch in der Kaiserzeit) als dieses Kirchlein. Diese Kirche zum "Ort der Schande" zu erklären und daraus solch einen Zankapfel zu machen erinnert wahrlich an den biblischen Sündenbock:
Sie sind leider nicht auf der Höhe des aktuellen historischen Wissenstandes. Die Postdamer Garnisonkirche verkörpert wie kein anderer Kirchenbau die Verknüpfung von Monarchie, Militär und erzkonservativen später nationalsozialisten Eliten des Preußischen Staates. Diese Rolle wurde dem Gebäude übrigends schon der jeweiligen Epoche zugeschrieben und nicht etwa erst von späteren Generationen hineininterpretiert. Man könnte sogar soweit gehen, zu sagen, dass die Hof- und Garnisonkirche inhaltlich und architektonisch für diesen Zweck konzipiert wurde. Die Nazis nannten sie ihre "Geburtstätte des Nationalsozialismus". Ironischerweise fand die Kirche erst zu einer "normalen kirchlichen Nutzung" zu DDR Zeiten im Zuge der Heilig-Kreuz-Gemeinde. Und ja, der Abriß der Ruine war ein Kulturfrevel.
Mein Hinweis auf "profane Sakralbauten" sollte nicht despektierlich daher kommen, sondern normale Kirchgebäude wie man sie in allen Ecken mehr oder weniger gibt, beschreiben. Wie zum Beispiel die Potsdamer Versöhnungs-Kirche (ups es gibt dort schon eine) auf dem Kirchsteigfeld.
Um ihr Argument der "unschuldigen Steine" aufzunehmen. Ja man kann im Sinne einer verantwortungsvollen Erinnerungsarbeit diese existierenden Steine "umwidmen". Das funktioniert, da es authentische Ort sind. Es gibt genügend Beispiele erfolgreichem Umganges mit diesen Orten. Aber wie sieht es mit Rekonstruktionen aus? Stellen Sie sich vor das Olympiastadion gäbe es nicht mehr (lassen wir es mal dahingestellt ob Harris, Ulbricht oder Diepgen dafür verantwortlich waren), würden wir heute an dieser Stelle eine orginalgetreue Kopie des Stadions errichten? Warum? Reden Sie mal mit Herrn Preetz über die Bedürfnis seines Fußballvereins. Nein wir würden nach eine dem Ort angemessen Architektur suchen und finden, bundesrepublikanisch, das womöglich noch Existierende angemessen integrierend, selbstbewusst aber auch nicht anmaßend.
Ähnlich sieht es doch mit dem Ort der ehemaligen Garnisonkirche aus. Wir sind uns doch alle einig, dass gerade an diesem Ort Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit wichtig ist. Ist aber eine Vollrekonstruktion dafür geeignet? Ich sehe es ganz ähnlich wie Bischof Dröge oder die Beauftragte der EKBBO für Erinnerungsarbeit Marion Gardei, die sagen, es kann nur gelingen, wenn der Bruch mit der Geschichte am Gebäude, für alle (geschichtlich nicht so bewanderten Mitmenschen wie auch Preußenfans) sofort sichtbar und die Absicht dessen auch erkennbar ist. Natürlich muss dieser Bruch irrevesibel sein. Und wir müssen diese Irrevesibilität mit dem ersten Spatenstich berücksichtigen, also auch schon am Turm. Diese Erkennbarkeit kann keinenfalls im Nichtbestehen eines Kirchenschiffes bestehen.
So schwer es für manch einem hier im Forum zu ertragen ist, wir dürfen es nicht zulassen das eine orginalgetreu wiedererichtete Garnisonkirche- oder auch nur Turm im worst case einem Ministerpräsidenten Gauland in die Hände fällt. Es muss ein Gebäude sein, mit dem Gauland und Höcke politisch nichts anfangen können.