Beiträge von Potsdamer

    Die Heilig-Kreuz-Gemeinde wurde 1968 für die Heilig-Kreuz-Kapelle mit 600.000 Ostmark entschädigt. In der Kiezstraße baute sie sich für 250.000 Ostmark ein neues Gemeindehaus. Die Heilig-Kreuz-Gemeinde hat heute kein Interesse an einer Rekonstruktion der Garnisonkirche. Im Gegenteil, beherbergte sie doch dieses Jahr die Tagung der Christeninitiative "Christen brauchen keine Garnisonkirche" und der Martin-Niemöller-Stiftung zum Thema Garnisonskirche.


    Luftpost: natürlich gibt es eine Garnisonskirche! Probieren Sie es doch einfach mal aus www.garnisonskirche.de

    Es geht los mit der angekündigten Preisexplosion. Halten wir fest, die Stiftung ging mit einer Kostenplanung von 38 Mio ins Rennen um 12 Mio. Bundesmittel für den ersten Bauabschnitt welcher 26 Mio. kosten soll. Jetzt veröffentlicht die Stiftung einen Spendenkatalog über 18,5 Mio. Zusammen 44,5 Mio. Wofür benötigt die Stiftung die zusätzlichen 6,5 Mio.? Leider wie immer: Intransparenz, Lügen, Vertuschung.
    Die Befürchtungen treffen ein bevor der erste Spatenstich getan wurde.

    Potsdamer: Wenn es wenigstens neuer "Content" wäre, dann könnte man mit Links leben ...


    Dieckmann Predigt, Gailus Vortrag, Grünzig Buch - alles hochaktuelle Veröffentlichungen die hier im "Diskussions"-Forum vorher noch nicht besprochen wurden. Man kann sich doch gar nicht glaubwürdig mit der Garnisonkirche befassen, wenn man solche Forschungsergebnisse, Meinungen und Positionen ignoriert?


    Sollen wir denen das alles auf ewig überlassen?


    Nein nicht alles. Aber an einige wenige Verluste werden wir uns wohl gewöhnen müssen.


    Man kann aber natürlich auch alle Einwände als Agiprop abtun.


    Aber gerne können wir uns über anderen Aspekten des Projektes austauschen. Ich hätte da noch einige Fragen. Kann mir einer der Fachmänner erklären warum die veranschlagten Baukosten für den Turm Jahr für Jahr sinken? Jetzt sind es nur noch 35 Mio. Euro. Ist das realistisch? Oder, wenn in 6 Monaten der Baustart erfolgen soll, wie schafft man das mit den Ausschreibungen und Genehmigungen? Gibt es denn schon ausführende Baufirmen? Andere Frage: lässt die aktuelle Baugenehmigung eine reduzierte Turmvariante überhaupt zu? Und wie sichert man das Projekt, falls sich die politischen Mehrheiten ändern? Ich meine, ein Bebauungsplan lässt sich schnell ändern?

    Ja entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen mit meiner Meinung auf den Senkel gehe. Aber hier im Forum musste einigen Äußerungen einiger Teilnehmer einfach etwas entgegengesetzt werden. Auch wenn es den Forumsfrieden und die einmütige Meinung zum Projekt Wiederaufbau Garnisonkirche stört. Ich denke aber in Sinne einer offenen Gesellschaft werden Sie mit der Kritik leben und umgehen können. Es gibt halt unterschiedliche Sichtweisen.


    Aber welche Hoffnung ich Ihnen leider nehmen muss, ist die, dass jemals der Widerstand gegen das Wiederaufbauprojekt eingestellt wird. Es wird immer weiter gehen. Und ich werde meine Werte meinen Kindern weitergeben und so weiter und so weiter, wie es übrigends in Potsdam schon Generationen von Mitmenschen gab, die dem Treiben in der Garnisonkirche etwas entgegen setzten. [siehe Literaturtipp]


    Wie sagte gerade gestern im Potsdamer Lokalfernsehen Christian Näthe (der Sohn des bekannten Inselgärtners) so schön: "Wenn er noch einmal den Weg zu Gott finden würde, dann ganz sicher nicht durch die Türen der Garnisonkirche" [link]

    Auch wenn man sich in die Diskussion eigentlich mit eigenen content einbringen sollte, hier doch zwei Hinweise zu Thema:


    - das aktuelles Referat von Prof. Dr. Manfred Gailus zur Garnisonkirche. Gehalten auf der Tagung am 18. März 2017 auf der Tagung der BI "Christen brauchen keine Garnisonkirche" und der Martin Niemöller Stiftung [hier]


    - hier ein kleiner Hinweis welchen Beinamen die Stadt Potsdam ihrer Garnisonkirche schon mal gab. [foto]

    Es gibt zig (!) Gebäude und bauliche Anlagen in und um Berlin und Potsdam, die eine zigfach größere Rolle in der NS Zeit spielten (und auch in Preußen und auch in der Kaiserzeit) als dieses Kirchlein. Diese Kirche zum "Ort der Schande" zu erklären und daraus solch einen Zankapfel zu machen erinnert wahrlich an den biblischen Sündenbock:


    Sie sind leider nicht auf der Höhe des aktuellen historischen Wissenstandes. Die Postdamer Garnisonkirche verkörpert wie kein anderer Kirchenbau die Verknüpfung von Monarchie, Militär und erzkonservativen später nationalsozialisten Eliten des Preußischen Staates. Diese Rolle wurde dem Gebäude übrigends schon der jeweiligen Epoche zugeschrieben und nicht etwa erst von späteren Generationen hineininterpretiert. Man könnte sogar soweit gehen, zu sagen, dass die Hof- und Garnisonkirche inhaltlich und architektonisch für diesen Zweck konzipiert wurde. Die Nazis nannten sie ihre "Geburtstätte des Nationalsozialismus". Ironischerweise fand die Kirche erst zu einer "normalen kirchlichen Nutzung" zu DDR Zeiten im Zuge der Heilig-Kreuz-Gemeinde. Und ja, der Abriß der Ruine war ein Kulturfrevel.


    Mein Hinweis auf "profane Sakralbauten" sollte nicht despektierlich daher kommen, sondern normale Kirchgebäude wie man sie in allen Ecken mehr oder weniger gibt, beschreiben. Wie zum Beispiel die Potsdamer Versöhnungs-Kirche (ups es gibt dort schon eine) auf dem Kirchsteigfeld.


    Um ihr Argument der "unschuldigen Steine" aufzunehmen. Ja man kann im Sinne einer verantwortungsvollen Erinnerungsarbeit diese existierenden Steine "umwidmen". Das funktioniert, da es authentische Ort sind. Es gibt genügend Beispiele erfolgreichem Umganges mit diesen Orten. Aber wie sieht es mit Rekonstruktionen aus? Stellen Sie sich vor das Olympiastadion gäbe es nicht mehr (lassen wir es mal dahingestellt ob Harris, Ulbricht oder Diepgen dafür verantwortlich waren), würden wir heute an dieser Stelle eine orginalgetreue Kopie des Stadions errichten? Warum? Reden Sie mal mit Herrn Preetz über die Bedürfnis seines Fußballvereins. Nein wir würden nach eine dem Ort angemessen Architektur suchen und finden, bundesrepublikanisch, das womöglich noch Existierende angemessen integrierend, selbstbewusst aber auch nicht anmaßend.


    Ähnlich sieht es doch mit dem Ort der ehemaligen Garnisonkirche aus. Wir sind uns doch alle einig, dass gerade an diesem Ort Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit wichtig ist. Ist aber eine Vollrekonstruktion dafür geeignet? Ich sehe es ganz ähnlich wie Bischof Dröge oder die Beauftragte der EKBBO für Erinnerungsarbeit Marion Gardei, die sagen, es kann nur gelingen, wenn der Bruch mit der Geschichte am Gebäude, für alle (geschichtlich nicht so bewanderten Mitmenschen wie auch Preußenfans) sofort sichtbar und die Absicht dessen auch erkennbar ist. Natürlich muss dieser Bruch irrevesibel sein. Und wir müssen diese Irrevesibilität mit dem ersten Spatenstich berücksichtigen, also auch schon am Turm. Diese Erkennbarkeit kann keinenfalls im Nichtbestehen eines Kirchenschiffes bestehen.
    So schwer es für manch einem hier im Forum zu ertragen ist, wir dürfen es nicht zulassen das eine orginalgetreu wiedererichtete Garnisonkirche- oder auch nur Turm im worst case einem Ministerpräsidenten Gauland in die Hände fällt. Es muss ein Gebäude sein, mit dem Gauland und Höcke politisch nichts anfangen können.

    ^ganz sachlich festgestellt nähern sich die zitierten Herren doch langsam einem gewissen Alter und äußern v. a. die typische Haltung ihrer Generation, der Nachkriegsgeneration, zum Reko-Thema. Die Haltung war und ist da im Grunde immer ähnlich und vorhersehbar.


    Und das entäuscht mich jetzt doch ein wenig, das Sie dieses diskriminierende Argument ziehen. Vor allem weil es für Sie ein Eigentor ist. So sind die Befürworter sicher um einiges älter als die Durchschnittsbevölkerung. Gehen Sie doch mal zu den Veranstaltungen, Gottestdiensten und Tagungen der Befürworter hin, dann werden Sie es sehen. Schauen Sie sich nur mal das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirchen an. Das ist älter als das letzte ZK der SED, kein Quatsch.


    Das innerkirchliche Demokratieverständnis und -gebaren möchte ich als Aussenstehender nicht bewerten. Grundsätzlich finde ich ein demokratisches Verhalten aber gut. Aber nur weil es eine 55% Entscheidung gibt, die im Grundsatz toleriert werden muss, soll jegliche Opposition eingestellt und aufgelöst werden? Auf die Politik bezogen müssten sich Grüne, Linke und FDP sofort auflösen und/oder jede der Mehrheit abweichenden Äußerung hat zu unterbleiben. Ich hoffe nicht, dass Sie diese erdoganestischen Sichtweise teilen?


    Und das ärgert mich daher einfach, nach der Diskussion hier stellst du es erneut so dar, als würde da irgendwie gegen eine schweigende oder ausgeschlossene Mehrheit entschieden. Rede ich denn gegen eine Wand??


    Reden die Gegner gegen eine Wand, wenn sie wiederholt und immer wieder, klar und deutlich aussprechen, dass es mit ihnen keinen Wiederaufbau dieser "gotteslästerlichen Bude" und "Wallhalla des Preußentums" gibt?
    Sie stoßen mit dem Projekt auf einen inneren moralischen Kern eines Teils der Bevölkerung (ob Christ oder nicht). Es ist eine Frage der Ethik ein "Gebäude der Schande" wegen seiner Schönheit oder stadtbildprägenden Bedeutung wieder aufzubauen. Man kann diese Frage wie Sie beantworten. Ich toleriere das mit zivilisierter Mißachtung, aber ich muss mich Ihrer Meinung nicht anschließen und schon gar nicht mit meiner Meinung hintern Berg halten, nur weil Sie sich 55% der Potsdamer Christen hinter sich wissen.

    Hui, das Thema nimmt ja wieder Fahrt auf! "Warum sollte diese gotteslästerliche Bude auferstehen?“, fragte der Journalist und „Zeit“-Autor Christoph Dieckmann (übrigens auch Theologe). Die Historiker Prof. Dr. Galius und Prof. Dr. Wriedt (auch Theologe) nehmen die unsägliche Geschichte des „Walhalla des preußischen Absolutismus“ Garnisonkirche förmlich auseinander. Der Journalist Grünzig seziert in seiner unnachahmlichen trocken Art den in den letzten 10 Jahren mühsam errichteten Mythos als Hort der Widerstandskämpfer.


    Eschenburg, Sprecher der Stiftung fährt sein schwerstes Geschütz auf und hinterfragt die Tagung der "Christen brauchen keine Garnisonkirche" und Martin-Niemöller-Stiftung "demokratietechnisch". Die Veranstaltung war Monate vorher angekündigt und öffentlich. Als ob Förderverein oder Stiftung die Gegner jemals zu ihren Sitzung eingeladen hätten.


    Ich bin doch sehr froh, dass die Diskussion welches Zeichen die evangelische Kirche mit dem orginalgetreuen Wiederaufbau senden möchte, endlich bei den Christen angekommen ist. Hoffentlich nicht zu spät.


    (Quelle PNN, 20.03.17)

    Sie haben ja so vollkommen Recht, dass Außenstehende sich nicht in religiösen Dingen einmischen sollten. Nun wird hier aber nicht ein profaner Sakralbau zur Ausübung einer Religion errichtet sondern ein Gebäude von „nationaler Bedeutung“ aus ganz überwiegend öffentlichen Mitteln.
    Wenn ich dann höre, dass dieses Gebäude noch nicht einmal eine Kirche wird, noch es eine gewachsene Gemeinde gibt, es auch keine Not an Plätzen der Religionsausübung gibt (anderes als bei Juden und Moslems), dann darf ich sehr wohl als konfessionsloser Bürger dieser Stadt meinen Finger heben und das Recht meiner Meinungsäußerung einzufordern.


    Christoph Dieckman („Die Zeit“-Journalist, Autor, Theologe), für mich einer der profundesten „Heimatschriftsteller“ widmet in seinem aktuellen Buch „Mein Abendland“ einen Kapitel dem Projekt Wiederaufbau der Garnisonkirche. Sie müssen ihm nicht beipflichten, aber wenn Sie wissen möchten, wie ein großer Teil der Potsdamer die den Aufbau ablehnen ticken und wie man sich klug und respektvoll mit dem Thema beschäftigt, dann lege ich Ihnen diese lediglich 8 Seiten ans Herz. (hier, Kapitel 5, Seite 21)

    Sie sind ein präziser Beobachter. Dennoch sind meine Worte mit Bedacht gewählt. Bei einer 55% Entscheidung der Synode des Potsdamer Kirchenkreises zum Thema Darlehnsvergabe für die GK, bei der sich die Kirchenleitung mit aller Macht ins Zeug legen musste um diese Entscheidung herbeizuführen, ist meine Analogie durchaus berechtigt. Oder erinnern Sie sich an ein Kirchenbauprojekt, welches jemals auf soviel innerkirchliche Opposition traf?
    Als Außenstehender wirft sich mir schon die Frage auf, wie ernst es die Religionsgemeinschaft mit ihrer 55%-Kirche meint?


    Naja, mal abwarten ob tatsächlich im Oktober gebaut wird. Bisher ist kein Förderantrag gestellt worden. Eine positive Bewilligung ist Voraussetzung für den Baustart. Bisher sind keine Gewerke ausgeschrieben. Mehr als ein Alibi-Loch für einen formalen Baustart kann in der Kürze der Zeit wohl kaum organisiert werden.
    Neues Unheil droht durch die Finanzierung eines Statikgutachten ob der GK Turm und das RZ koexistieren können, welches finanziell nicht eingeplant war. Derweil grummelt es in den kirchlichen Gemeinden. In Postdam sollen nationale Leuchtturmprojekte enstehen, wo doch kommunale Zwänge und Nöte sie bedrängen? Die Christen-BI "Christen brauchen keine Garnisonkirche" (Info [der Admin möge den Link löschen, falls er gegen irgendwelche Regeln verstößt]) organsieren eine zweitägige Tagung. Kirche von unten. Mit einem drohenden Näherrücken des Baustartes, wird auch die etwas verschlafene Friedensbewegung wach. Nichts ist in trockenen Tüchern.

    Ich erlaube mir auf eine aktuelle Initiative der Bundestagsfraktion Die Linke hinzuweisen: "Keine Beteiligung des Bundes am Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam"


    Auch wenn vorraussichtlich dem Antrag kein Erfolg beschieden sein wird, frage ich mich, ob dieser Antrag allein durch den Geschäftsgang im Bundestag Einfluß auf die Freigabe der 12 Bundesmillionen haben wird?


    Wie dem auch sei, die Diskussion über ein Wiederaufbauprojekt von "nationaler Bedeutung" ist endlich in der Bundesliga der Politik angekommen.


    MAZ, 25.10.2016, "Aus für die Garnisonkirche?"

    Ernsthaft? Wenn die Garnisonkirche an anderer Stelle steht ist es kein Problem mehr?


    Natürlich nicht ernsthaft. Aber zumindest eine theoretische, vorsichtig, zaghaft angedachte Gedankenspielerei. Die ausloten soll, ob den Befürwortern wirklich an den orginalen Ort so gelegen ist. Oder ob ihnen das Gebäude an einen anderen Ort genauso wiederaufbauwürdig erschiene.


    Was die Gegner betrifft: auch dort könnte ich nur einen Kompromiss hinein tragen. Wichtig ist ihnen, den Gegnern, an diesen Ort nicht das zu bauen, was war, wie es war und wie es werden könnte.
    Eine Heilig-Geist-Kirche wäre alle dem erhaben. Ja, nun ein Kompromiss halt...bei dem alle bluten...und sich versöhnen... könnten.

    ^
    Wäre dann nicht ein originalgetreuer Turm mit modernem Kirchenschiff ein denkbarer Kompromiss um diesen Bruch darzustellen?


    Reflexartig würde ich sagen: Was halten Sie von einem modernen Turm und einem originalgetreuen Kirchenschiff? Nein, ich glaub keine Seite wäre mit diesem Kompromiss befriedet. Zumal ein Kirchenschiff wenn überhaupt, dann viel später gebaut und sicher nicht aus Spendengelder finanzierbar wäre.


    Aber ich lade Sie zu einem anderen Gedankenexperiment ein. Es geht um Potsdams Stadtsilhouette. Um den Dreikirchenblick wie hier:
    http://www.mitteschoen.de/files/drei-kirchen-blick_70.jpg
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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato


    Um ihn wieder herzustellen, also etwas Schönes zu schaffen, und gleichzeitig traditionsbewusst zu handeln, könnte man einfach beide Türme bzw. Kirchen vertauschen! Anstatt dem Garnisonkirchenturm wird an dessen Stelle der Heiliggeistkichenturm gebaut. Und in späteren Generationen an der ehem. Heiliggeistkirche die Garnisonkirche. Das Stadtbild wäre geheilt. Es wird nichts Modernes und im Zweifel Häßliches gebaut. Und mit einem Schlag wäscht man sich von den latenten Vorwurf frei, eine Wallfahrtsort des Militarismus wiederaufbauen zu wollen.
    In der Theorie ist der Vorschlag doch charmant, oder?


    So absurd der Vorschlag klingt, so zeigt er doch deutlich auf, dass mit diesem Wiederaufbauprojekt andere Ziele mit höhere Priorität verfolgt werden als schöne Baukunst, Stadtbildpflege und Förderung der Religion durch Kirchenbauten, Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit an authentischen Plätzen. Denn das würde dieser Kompromiss ermöglichen.

    Die Alternative zum Wiederaufbau einer originalgetreuen Kopie muss ja nicht ein auf "ewig mit hässlichen Funktionsbauten" zugestellte Innenstadt sein. Man kann Bewährtes mit Neuem ergänzen. Gebäude schaffen in den wieder Funktion und Hülle im Einklang stehen. Meinetwegen hier und da Lücken mit Rekonstruktionen überbrücken. Auch Kirchen bauen! Die womöglich sogar wie Versöhnungskirchen aussehen. Aber vor allem der jetzt lebenden Generation von Architekten und Stadtplaner die Möglichkeiten geben, aber auch die Leistung abverlangen, einen eigenen originären Beitrag zu den Sedimentschichten der Stadt hinzuzufügen. Und sie mit den nötigen Mittel auszustatten, um dies auch zu tun.


    Was die von Ihnen angesprochen "extremistischen Spinner" angeht, da kann ich Ihnen beipflichten, dass wir sie noch sicher 2, 3 Generation fernhalten können. Aber was danach kommt, könne wir nicht beeinflussen.


    Eher befällt mich die Sorge, dass wir noch zu unser Lebzeiten einen Großen Zapfenstreich der Bundeswehr an diesen Ort erleben werden. Und Sie (verzeihen Sie mir die Unterstellung) werden argumentieren, dass gerade dieses angebliche Mahnmal dessen Hauptstifter ja bereits die Militärseelsorge ist, wäre der geeignetste Ort um den Toten unserer Bundeswehreinsätze zu gedenken. Dieser Paradigmenwechsel wird aus der Mitte der Gesellschaft kommen, nicht vom Rand. Kritiker werden als vaterlandslose Gesellen diskreditiert. Und dann schließt sich ein Kreis. Das Gebäude erhält seine ursprünglich Funktion zurück. Auf der Spitze die bereits fertig gestellte Wetterfahne und Adler und alle halbe Stunde den Choral „Üb' immer Treu und Redlichkeit“.

    ^
    Oh da muss ich Ihnen widersprechen. Mir liegt nichts an einer pauschalisierenden Religionskritik. Gegen Trost spendende, hoffnungsvolle, gegen den Unbill des Lebens verteidigende Religion, friedvoll und mit Verantwortung gegenüber der eigenen Historie, dagegen lässt sich nichts sagen. Christliche Initiativen wie "Christen brauchen keine Garnisonkirche" sind ermutigende Zeichen.
    Auch positive preußische Tugenden lassen sich aufzählen: Fleiß, Bescheidenheit, Sparsamkeit, Unbestechlichkeit, Sinn für Ordnung, Weltoffenheit. Es ist eben nicht so schwarz/weiß wie Sie es hier darstellen. Es ist in der Regel grau und die Garnisonkirche ist dunkelstes grau. Auch der Vereinfachung, nur weil etwas zu Unrecht abgerissen wurde, folgt daraus zwangsweise eine Verpflichtung für den Wiederaufbau, kann ich nicht folgen. Mit einem originalgetreuen Wiederaufbau errichtet man eine Symbolik, gibt ein Statement ab, knüpft an Kontinuitäten an, zeigt das man Traditionslinien bewahren möchte. Infantil jener der glaubt, ein Gebäude wie die Garnisonkirche nur wegen ihrer Schönheit wieder aufbauen zu können. Er macht sich zum Handlanger.


    Und um auch auf Dunning-Kruger Argument einzugehen, "gerade der Tag von Potsdam ist ein Argument für den Wiederaufbau als mahnendes Denkmal".
    Ich verstehe die Logik nicht. Einem Ort der Scham und Schande nur wieder aufzubauen weil er so schön und stadtbildprägend war? Ein Gebäude welches seinen funktionalen Sinn verloren hat und für die freie Religionsausübung abkömmlich ist? Ein Gebäude welches in der äusseren Gestalt nach Willen des Bauherren gerade NICHT die Brüche der Geschichte aufzeigen soll? Ein Projekt wo schon heute Bundeswehr, Militärbischof und Rechtsradikale, wie die Wölfe um ein Lagerfeuer kreisen. Man baut solche Ort nicht wieder auf, wenn nicht von vornherein architektonisch sichergestellt ist, dass jeder Versuch der Vereinnahmung, Missbrauch, der reflexionsfreier Übernahme der Ursprungssymbolik verhindert ist.

    Es ist ja schön, dass sie sich an den beiden, aus meiner Sicht nicht vergleichbaren Diktaturen abarbeiten. Ich sehe das Hauptargument das Kapitel Garnisonkirche endgültig zu schließen in der systemischen Erkrankung des Gebäudes von Anbeginn. Man kann es noch so sehr versuchen, dass Gebäude als hübsch und stadtbildprägend zu erklären (womöglich war das Gebäude es sogar, egal es wäre drittrangig), es bleibt DIE preußischen Hof- und Millitärkirche, die für Tugenden wie Pflichterfüllung, Disziplin, Expansionspolitik, Kadavergehorsam, Treue bis zum Endsieg, moralinsauren Protestantismus der es eben nicht geschafft hat mit seinem Wertekanon uns vor den Katastrophen des 20. Jahrhundert zu schützen. Werte wie Demokratie, Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Gleichstellung von Mann und Frau wurden nicht mit, sondern gegen die Kirche erkämpft. Gerade der Ort Garnisonkirche bündelt dies wie ein Parabolspiegel.
    Wenn es eine Kirche in Deutschland nicht verdient hätte aufgebaut zu werden, dann diese!


    Und noch ein Wort zum Tag von Potsdam. Es ist wie mit Alkoholikern. Der "Tag von Potsdam" war ein gemeinschaftliches Komasaufen mit anschließenden Kotzen und Urinieren in der Öffentlichkeit. Natürlich beschwichtigt jeder alles am nächsten Tag. Man bestätigt sich gegenseitig, es wäre nur ein Ausrutscher gewesen und man hätte den Alkohol jetzt voll unter Kontrolle. Mal schaun wie lange sie nüchtern bleiben... wenn man jetzt die Bar originalgetreu wieder aufbauen möchte.



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    Kommentare:
    21.12.2015 Ohne Tugenden wie Pflichterfüllung, Disziplin und Arbeitsmoral würden arbeitscheu Linke in Deutschland keine staatliche Stütze bekommen, sondern müssten sich ihr Brot selbst verdienen.

    Die Fördergesellschaft lädt am Samstag um 11:00 Uhr in der Nagelkreuzkapelle an der Breiten Straße zur zweiten Auktion zugunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche ein. [/URL]


    Ich finde es unerträglich, dass diese Auktion unter dem Motto "Summ Cuique - jedem das Seine, aber Potsdam seine Kirche" steht. (http://www.auktionshaus-eichelkraut.de/) Für mich war es immer fraglich, wer sich an diesem Ort mit wem oder was versöhnen soll? Aber die Wahl solcher Mottos ist natürlich sehr erhellend.

    Ich erlaube mir die Bewertung der Unterschrifteinsammlung zu relativieren. Seit über einem Jahr sammeln die Befürworter Unterschriften. Von den 17.300 Unterzeichner kommen nur etwa 7.100 aus Potsdam. Wenn man dies mit dem Bürgerbegehren der Gegner von 2014 vergleicht, so muss man feststellen, dass die Befürworter 7.100 Unterschriften in 14 Monaten und die Gegner 14.4000 Unterschriften in 14 Wochen sammelten! Ich denke, jeder beherrscht hier im Forum die Grundrechenarten ausreichend um zu erkennen, dass eine demokratische Entscheidung über den Wiederaufbau der Garnisonkirche verheerend verlaufen würde.


    Auch der Versuch, den ersten Bauabschnitt der originalgetreuen Rekonstruktion der Kirche, also dem Wiederaufbau des Turmes, als Kompromiss anzubieten, bleibt durchschaubar. Hier wird wegen akutem Geldmangels ein Not zur Tugend erklärt.