ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht, was ich von diesem etwas unproportionierten Mendelsohn-Abklatsch halten soll ...
Im ersten Augenblick dachte ich, gott wie albern ist das denn ... und hätte den Schneider+Schumacher-Bau vorgezogen ...
die Frage ist, ob ein Gebäude in dieser städtebaulichen Situation, an diesem Ort, so laut rufen muß „Hallo hier bin ICH, bitte überseht mich nicht“
die stadträumlichen Dominanten sind hier ja eindeutig die Thomaskirche ringabwärts und der klobige Klotz des Neuen Rathaus mit seinem Turm - sollte sich in diesem Spannungsfeld der Anbau an das Stadthaus nun eher als Textur oder Objekt verhalten? Ich tendiere eher zu Textur. Deshalb würde mir eine etwas zurückhaltendere, subtilere Lösung, die eher durch Raffinesse in ihren Details besticht, besser gefallen.
Auf der anderen Seite bilden das Stadthaus und das Rathaus ja ein Ensemble, insofern kann der Weiterbau des Stadthauses durchaus auch eine gewisse Objektqualität für sich in Anspruch nehmen.
Auf den zweiten Blick will mich deshalb die relative Belanglosigkeit, des Entwurfs von Schneider+Schumacher auch nicht wirklich überzeugen, welche kaum einen Bezug zum Stadthaus hat.
Im Gegensatz dazu erreicht der Entwurf von Schulz&Schulz eine prägnante Eigenständigkeit, welche durchaus auch im Bezug zum Stadthaus steht.
Deshalb ist es auch für mich aus den eingereichten Beiträgen der erste Platz.
(Wobei ich auch Arbeit 103 gar nicht so schlecht finde)
Allerdings wirkt es auf mich etwas plump - wobei das ja dann ganz gut zum Stadthaus/Rathaus paßt ;-)))
Kritikpunkte:
- die Ähnlichkeit zu Mendelsohn ist schon etwas penetrant,
man kann sich ja durchaus an Vorbildern orientieren, aber ich kann hier kaum eine Weiterentwicklung, Transformation oder intelligentes Zitieren erkennen, das wirkt doch sehr wie eine Kopie ...
- der „Turm“ wirkt etwas unproportioniert,
wenn man wie in der Visualisierung auf die Ecke schaut, fällt das nicht so auf, aber in der Seitenansicht von Ring oder Markgrafenstraße aus mag es mich nicht ganz überzeugen.
Böse gesagt: es macht doch mehr den Eindruck eines „Stummel“ als eines „Turms“
Ich hätte das Bauteil etwas schmaler gemacht und dafür etwas höher.
Vielleicht würde es auch in der jetzigen Breite besser wirken, wenn man noch zwei Geschosse draufsetzt.
Die horizontalen Fensterbänder zum Ring hin, die um die Ecke weiterlaufen sind ok., aber ob sie auch die gesamte Breite in der Markgrafenstraße einnehmen müssen, weiß ich nicht - eher nicht.
Also ich würde den Turm ein oder zwei Geschosse höher machen, die Breite an der dominaten Achse des Rings so belassen, dafür aber in der Seitenstraße etwas schmaler werden.
Es ist aber auch so wie geplant ein gutes Gebäude, man denke nur an die grauenhafte Eckbebauung gegenüber des Neuen Rathaus (Ecke Harkortstraße/Roßplatz) ;-)))
offTopic:
die massive Kritik an der Probsteikirche kann ich nicht nachvollziehen, ich war in der Wettbewerbsaustellung, der Entwurf von Schulz&Schulz ist aus städtebaulicher und architektonischer Sicht die mit Abstand beste Arbeit!
gefällt mir persönlich viel besser als das Trias-Gebäude