HICOG-Siedlung Plittersdorf
Bei der HICOG Siedlung in Plittersdorf handelt es sich um eine Siedlung nach Amerikanischen Vorbild, welche für die Amerikanische Hochkomission (HICOG) geplant wurde. Sie war damals das größte Bauprojekt in Westdeutschland, an der zeitenweise mehr 3200 Arbeiter beschäftigt waren und in nur 9 Monaten vom ersten Spatenstich bis zur Vollendung errichtet worden ist.
Planer war der Münchner Architekt Sep Ruf, dessen Grundkonzept auf den typischen amerikanischen Siedlungen mit Ihren breiten Betonstraßen und den großen für Europa eher untypischen Grundrissen basiert. Die offene Struktur im städtebaulichen Kontext, sowie in den Wohnungstypologien - mit Wohnungsgrößen von bis zu 240m² - entsprachen den gewohnten Wohnstrukturen die, die dort lebenden Amerikaner aus Ihrer Heimat gewohnt waren.
Gerade der Parameter des gewohnten und bekannten wurde seitens der Amerikanischen Auftraggeber gewünscht um den Aufenthalt ihrer Landsleute im Ausland so angenehm wie möglich zu machen. Auf Grund dieser Grundlage ist die Siedlung mit Ihren breiten Straßen und den großzügig freien Grünflächen entstanden.
Auf Grund des Bedarfs an 500 Wohnungen (im Schnitt je 140m² = ca. 70.000m² Wohnfläche zuzüglich Nebenflächen) und der für amerikanischen Verhältnisse kleine Grundstücksfläche, wurde die Mehrzahl der Wohnungen in Mehrgeschossigen Zeilenbauten gestapelt ( (Grundrisse siehe hier) ). Die typisch ebenerdige Wohnform bei der die Erschließung der Wohnung mittels Auto im Vordergrund stand, wurde nur bei drei freistehenden Einfamilienhäusern an der Martin Luther King Straße gegenüber des Kleeblatts für die hochrangigen Mitarbeiter realisiert.
Die Transformation der typischen amerikanischen Wohnform in einen gestapelten Zeilenbau mir Ihren Besonderheiten (Beispielsweise die kleinen Appartments im Untergeschoss für die Kindermädchen) in die Strukturen der europäischen Stadt (damals war der Zeilenbau die moderne Bauweise) ist somit schon eine Besonderheit für sich. Unter Berücksichtigung weiterer Aspekte wie der historischen und politischen Entwicklung Bonns/der BRD, gewinnt die Siedlung weiter an Bedeutung um als zu schützendene, denkmalwürdige Struktur eingestuft zu werden. ( Unter den Status des Denkmalschutzes fällt die Siedlung jetzt schon).
...soweit ein gundlegender Einblick um eine Basis für die Diskussion zur potentiellen Nachverdichtung der Siedlung besser führen zu können.
Der Meinung von Interitus "Finde es auch nicht schön oder gemütlich dort...wirkt alles so trist und altmodisch." kann ich mich generell anschließen.
Die Erkenntnis das es sich bei Zeilenbauten generell um die problematischste städtebauliche Struktur handelt bestätigt dein empirisches empfinden sogar. Die freien Baulichen Strukturen mit ihren fließenden Räumen galten damals als modern und zukunftsweisend. Ihre Auswirkung auf den Raum ist aus heutiger Sicht eher von Nachteil. Daher stehe ich aus dieser Sichtweise einer Nachverdichtung eher Positiv gegenüber. Verdichtungen/Umnutzungen ehemaliger Kasernen mit ähnlichen Baustrukturen haben in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass ohne wesentlichen Qualitätsverlust eine Nachverdichtung durchaus realistisch erscheint.
Auf der anderen Seite würde durch eine Nachverdichtung das ehemalige Grundkonzept von weiten fließenden Räumen in seiner Grundaussage zerstört.
Was sich auf das Gesamtensemble in seiner Klarheit negativ auswirken würde.
Wenn also eine Nachverdichtung realisert würde, müsste diese versuchen das Grundkonzept der Siedlung zu waren.
Die bestehende Struktur weist jedoch mit ihren Zeilen eine sehr klare Struktur auf, die es zu erhalten gilt. Daher könnte die Nachverdichtung nur durch Ergänzung gleichgerichteter Gebäude innerhalb der Struktur vollzogen werden. Dies ist nach oberflächlicher Betrachtung jedoch nur durch die Ergänzung von drei weiteren Zeilenbauten innerhalb der Struktur möglich. Prinzipiell halte ich diese Eingriffe, welche sich eher unterordnen und so wenig wie möglich auffallen zwar für eine durchaus plausible Lösung, aber auch langweilig und einfallslos. Mir ist zwar zweifelsfrei solch eine Lösung lieber als das, dass Gesamtkonzept der Siedlung zerstört wird, aber es gibt sicherlich auch bessere und interessantere Möglichkeiten.
Beispielsweise durch gezielte Aufstockung der bestehnden Bausubstanz und dem Erhalt nur vereinzelter Häuser in Ihrem Grunderscheinungsbild.
Ich würde mir nur wünschen es käme mehr heraus als diese banalen und einfallslosen Varianten. Aus Erfahrung ist dies aber nur sehr selten in Deutschland der Fall. Um ein kleines Gegenbeispiel zu nennen, käme mir die Neuerrichtung der ehemaligen Bauhaus Meisterhäuser in Weimar in den Sinn. Doch diese kamen auch nur durch eine starke Diskussion und 2 Architekturwettbewerbe zu diesem Ergebnis. Daher hoffe glimmt in mir ein Funke der Hoffnung, doch der fade Beigeschmack der Ernüchterung lässt sich nicht verheimlichen.