Ich denke, die Erwartungshaltung an das Einheitsdenkmal war bei Vielen von Anfang an zu groß, sodass "neue" Ideen von vorn herein abgelehnt werden, ohne sich weiter damit zu beschäftigen.
Auch muss sich das Denkmal insofern rechtfertigen, dass es an einem geschichtlich unbedeutendem (falschen ?) Ort steht, und desweiteren nicht das einzige Denkmal in Leipzig ist, welches an die Friedliche Revolution erinnern soll, genannt werden kann die Säule auf dem Nikolaikirchhof.
Die Entwürfe an sich haben aber erst einmal nichts mit dem Ort des Denkmals zu tun, auch im Nachhinein zu sagen, man wäre "von vorn herein" gegen ein Denkmal gewesen, geht in keinster Weise auf die Entwürfe ein und lässt sich hinterher leicht sagen.
Und so finde ich persönlich den ersten Platz sehr interessant und durchaus passend.
Diese verschiedenen Farben spiegeln für mich die unterschiedlichsten Wünsche der DDR-Bevölkerung wider, die unter dem Begriff "Freiheit" zusammengefasst werden können.
(Ein paar mehr Farben hätten nicht geschadet, wie ich finde, aber 7 sind ein Anfang)
Auf jeden Fall aber kann man einen deutlichen Widerstand gegen eine monotone Diktatur, wie sie die DDR war, herauslesen und so auch zu einem Teil die Situation der Menschen, die auf die Straße gingen, nachvollziehen.
Die Idee mit den Hockern oder was das sein soll, finde ich außerdem grandios, weil experimentell. So kann das Denkmal jede Woche unterschiedlich aussehen, was wiederum eine Vielfalt darstellt, wie es die verschiedenen Farben ebenfalls tun.
Und zu erfahren, wie die Leipziger selbst mit ihrem Denkmal umgehen, wäre sicherlich sehr interessant zu sehen, immerhin gibt es in Leipzig viele kreative Köpfe.
Ich bin der Meinung, dass wir nicht mehr in einer Zeit leben, in der man ehrfürchtig vor einem Denkmal erstarren soll, sondern sich eigene Gedanken dazu machen sollte, selbst etwas verändern kann etc.
Vielleicht fehlt im 1. Entwurf ein bisschen die Gewaltfreiheit, mit der die Friedliche Revolution abgelaufen ist, der Schriftzug "Keine Gewalt" ist für mich allerdings auch nicht sonderlich originell, somal es schon genug Grünflächen in Leipzig gibt.
Der 2. Entwurf ist ebenfalls interessant, wenn auch nicht so passend, da er wie ich finde ungenügend auf die Wünsche der DDR-Bevölkerung eingeht.
Allerdings steht hier die Hoffnung, dass sich viele gegenwärtige Konflikte ebenfalls gewaltfrei lösen lassen, und die Friedliche Revolution so eine Art "Anstoß" oder Vorzeigebeispiele für viele Konflikte ist.