nothor:
Einem stetig größerer Teil der Bevölkerung wird die Problematik unserer Mobilität inzwischen bewusster, denke ich. Zumindest wenn es ums Reden geht, beim Handeln sieht es eher umgekehrt aus. Bis 2020 stieg der Zahl der Flugpassagiere jährlich deutlich an, die Zahl der zugelassenen KFZ steigt, der Stromverbrauch wächst rasant, Bezos will jetzt auch in den Weltraum etc...
Stetig steigenden Autoverkehr wird nach Außen niemand gutheißen, nicht einmal die Hersteller - und die Mehrheit der Menschen dürfte inzwischen zumindest ein Bewusstsein für die Folgen auf unsere Umwelt besitzen. Gleichwohl laden Finanz- und Wirtschaftsministerium genauso zum Stehempfang, wenn die Einnahmen und das BIP aufgrund einer florierenden Autoindustrie wieder gewachsen sind, wie sie es gerne tun würden, wenn die Grundstückspreise und Mieten steigen.
In einem Wirtschaftssystem, das nicht auf Nachhaltigkeit sondern auf Wachstum ausgerichtet ist,
Dieses Thema füllt Bände. In der SZ war neulich ein Kommentar zu lesen, dessen Autor die Frage in den Raum stellte, ob es nicht nachhaltiger wäre, seinen Benziner noch so lange zu fahren, bis er schrottreif ist, anstatt zeitnah in ein "sauberes" E-Auto inkl. staatlicher Förderung zu investieren oder die vorhandene Gasheizung noch länger zu betreiben, anstatt sich jetzt ohne Not die neueste Wärmepumpen- und Solartechnik zu installieren. Passend auch zu deinem Punkt "bewusst Müll produzieren", in diesem Fall staatlich gefördert 
Und zuletzt, die Einsparung von Arbeitsplätzen wird von Ökonomen i.d.R. mit Rationalisierung und Innovation beschrieben. Wenn ich Mobilitätsbedürfnisse mit weniger Arbeitsplätzen bedienen kann, nennt man das normalerweise Fortschritt. Nur für die Autoindustrie gelten halt andere Regeln, auch bei den Ökonomen.
Das steht nicht exklusiv für die Autoindustrie, sondern für sämtliche Wirtschaftszweige, die im Begriff sind, ihre herausragende Stellung einzubüßen - das ist nachvollziehbar. Natürlich ist die Automobillobby in Deutschland sehr stark, weitaus weniger allerdings als z.B. die Lobby der Agrarindustrie / Bauernverbände. In anderen Ländern mögen es wiederum die Textil-, Energie- oder Rohstoffindustrien sein.
Interessant ist die Verbindung zwischen "nachhaltigem Wirtschaftssystem" und Innovation / Rationalisierung. Die vergangenen 300 Jahre Innovation und Rationalisierung haben uns leistungsfähigere, im Betrieb manchmal sogar weniger umweltschädliche Technologien beschert, folglich höhere Produktivität, Arbeitsteilung, Ausbringungsmenge, Verfügbarkeit, größerer Wohlstand, explodierende Ressourcenbedarfe. Als ökonomische Optimisten bezeichnen wir das eine ebenso lange Zeit als Fortschritt. Zu mehr Nachhaltigkeit hat dieser die Menschheit wie wir sehen bislang nicht geführt, nach wie vor ist das im weltweiten Maßstab maximal eine Nischenerscheinung. Was nicht ist, kann natürlich noch werden...