Beiträge von klangprozessor

    Das hatte man in Duisburg auch gedacht, jetzt wohnen dort nur noch 490.000 Menschen, statt 650.000, 2 Straßenbahnen von 25 und eine U-Bahn...


    Wenn man schon solche Vergleiche zieht sollte man das auch innerhalb der gleichen Dimensionen tun. Seinen historischen Höchstwert hatte die Einwohnerzahl 1975 mit knapp 600.000 Einwohnern. Damals umfasste das Netz noch 6 Straßenbahnlinien und eine Stadtbahnlinie.


    Mittlerweile sind es zwei Straßenbahnlinien mit Innenstadttunnel und eine Stadtbahnlinie nach Düsseldorf. Der Großteil des ÖPNV ist auf Bus umgestellt. Das liegt aber vielmehr an finanziellen Gründen als an ideologischen. Das Busnetz besticht vor allem durch viel zu dünnem Takt, schlechter Linienplanung und schlechten Anbindungen. Von gleichwertigem Ersatz kann hier also keine Rede sein.


    Duisburg ist leider das Paradebeispiel von vermurkster Stadtbahnplanung im Rhein-Ruhr-Gebiet schlechthin. Da der S-Bahn-Verkehr an Rhein und Ruhr vornehmlich in Ost-West-Richtung verläuft und als Verbindung der Region dient, waren die Stadtbahnen dazu gedacht die Städte in Nord-Süd-Richtung zu erschließen. Um annähernd gute Fahrtzeiten zu erreichen sollten Tunnelanlagen die Bahn so kreuzungsfrei wie möglich halten. Nachdem die ersten Meter in Duisburg gebuddelt waren ging leider das Geld aus, so blieb das rudimentäre Netz übrig das heute vorherrscht.


    Das schrumpfende Netz ist hier kein Resultat von geringeren Fahrgastzahlen, ganz im Gegenteil. Ich nutze die Linie 901 täglich und kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Sitzplatz hatte oder mich frei bewegen konnte. Vielmehr würde ich sagen, dass das Schrumpfen der Stadt ein Resultat der geringen Attraktivität selbiger ist, wozu der schlechte ÖPNV seinen Beitrag leistet.

    ^Du vergisst das Argument, dass sich dieses Gebäude an dieser Stelle einfach nicht einfügt, und das unterscheidet es erheblich von Gründerzeitlern, vom Rathaus oder vom BVerwG. Alle genannten Gebäude sind, wenn man so will natürlich gewachsen. Sie sind als Folge einer wachsenden Stadt natürlich entstanden und haben sich dabei bestehende Gegebenheiten eingefunden. Dieses Gebäude ist in Folge von Krieg und Zerstörung und einem daraus folgenden, sehr fraglichen Stadtplanungskonzept entstanden. Es steht bewusst in keinem Kontext zur umliegenden Bebauung sondern wirkt wie ein Fremdkörper das den Bruch mit der umliegenden Bebauung sucht. Das allein ist natürlich kein Abriss-Argument, denn Gebäude die einen starken Kontrast zur umliegenden Bebauung schaffen gibt es zuhauf, direkt nebenan ja auch mit dem Bildermuseum. Doch das in Kombination mit der profanen und banalen Gestaltung des Gebäudes und seiner, von dir so schön genannten "Durchschnittlichkeit" machen das Gebäude absolut entbehrlich. Und das hat nichts mit Geschichtsverklärung, Polemik oder purer DDR-Abneigung zu tun, sondern mit einer rein objektiven Abwägung von Für und Wider.

    Und wer ein geschlossenes Gründerzeitviertel mit ansprechender, ästhetischer Fasadengestaltung und absolut homogener und hochwertiger Bebauung mit einem solitär stehenden und sich nicht eingliederndem Plattenbau vergleicht disqualifiziert sich ebenso. Dieses Gebäude mag sich vielleicht von einer Standard-Platte abheben ist aber für sich allein gestellt überhaupt nichts besonderes. Es besticht lediglich durch seine Höhe. Mehr nicht. Wohin sich die Innenstadt entwickelt sieht man doch eindeutig, man legt Wert auf Gebäude mit auf Ästhetik ausgerichteter Fasadengestaltung die ihre Umgebung aufgreifen, sowohl in der Höhe als auch in der Straßenkante. Neubauten in der City, wie die HaB oder Breuninger am Markt erfüllen diese Prämissen, die Platte nicht. Sie wirkt im sonst homogenen Stadtbild wie ein Fremdkörper, weil er ein letztes Überbleibsel einer längst nicht mehr aktuellen Stadtbaupolitik ist.
    Mal davon abgesehen ist dieses Gebäude - rein subjektiv betrachtet - einfach hässlich. Und ich verstehe nicht wieso einige wenige immer die DDR-Baugeschichte verletzt sehen wenn man das sagt. Muss man sich, nur aus Geschichtsgründen denn dazu durchringen alles zu ehren und zu wahren was die DDR an Architektur hervorgebracht hat? Wenn sich ein Gebäudekomplex wie der hier thematisierte in seine Umgebung einbindet kann man ihn ja erhalten, an der Stelle aber passt er schlichtweg nicht (ebenso die Platten an der Reichsstraße). Moderne Innenstädte sollen heute zwei Kriterien erfüllen, sie sollen ästhetisch und zugleich funktionell sein. DDR-Architektur war aber nunmal eine Architektur, die rein profan war und bei der man (mal abgesehen von einigen sehr wenigen Ausnahmen, z.b. Oper) nicht auf Ästhetik geachtet hat. Die Leipziger City besticht durch hohe Gebäude mit reichhaltigen Fasaden vis a vis mit sich darin einbindenden Neubauten, rot leuchtende Dachlandschaften mit Giebeln und Gauben, kleine verwinkelte Gassen und Passagen, hochwertige Materialien und abgeschlossene Straßenkanten. Diese Platte erfüllt das alles nicht. Und es hat nun wirklich nichts mit Polemik zu tun, das zu erkennen.

    Heute habe ich mir auf der Landesarchiv Baustelle die Fassade des Anbaus angeschaut. Weiß jemand, ob die Fassade so bleibt oder ob diese noch mit Backsteinen oder ähnlichem versehen werden? So wie die Fassade im Moment ist, wirkt sie meiner Meinung nach sehr enttäuschen. Die Abschlüsse an der oberen Gebäudekante sind sehr unsauber gearbeitet und die Farbunterschiede der einzelnen Felder, z.b. neben einigen Fenstern sind doch schon sehr auffällig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so bleiben soll?!?


    Naja, vor bestehende Gebäude einfach eine alte bzw alt wirkende Fassade anzubringen sollte nicht allzu schwer sein. Leider scheint es für den Altstadtbereich generell kein Konzept zu geben. Dabei würde ein historisches Stadtbild auf der Fläche mit Gastronomie und hochwertiger Einzelhandelsfläche aus dem Pott-Einerlei deutlich hervorstechen