Hallo Azichan,
wie wäre es, wenn Du uns Deine These einfach mal rechnerisch nachweist.
So manch ein Gegner scheint zu meinen, dass man mangelnde fachliche Expertise durch brilliante Rhetorik ersetzen kann.
Holger
Ein Et 423 wiegt im Leerzustand 105 Tonnen, das macht bei einer Erdbeschleunigung von 9,81m/s^2, genau 1030050 N. In Köln haben wir 7%o und in Stuttgart21 genau 15%o, das entspricht einer Hangabtriebskraft von 7191N in Köln und 20673N in Stuttgart21. Der Hangabtriebskraft entgegen wirken die Haftreibungskräfte und Gleitreibunsgkräfte des Zuges, wobei die Haftreibung stärker wirkt als die Gleitreibung. Jeder Zug hat ein unterschiedlichen individuellen Gesamtreibungskoeffizienten, die ich dir hier leider nicht nennen kann, da ich sie nicht kenne. Liegt die Reibungskraft über der Hangabtriebskraft, so bewegt sich der Zug schonmal gar nicht. Liegt sie leicht darüber, so bewegt sich der Zug mit langsamer konstant wirkender Beschleunigung F=m*a ---> a=F/m, die sich zuerst in langsamer, dann in immer schnellerer Rollgeschwindigkeit äußert (linearer Anstieg von null aus gesehen, wegen Trägheit, bis zu einem Maximum bedingt durch dei auftretenden Reibungskräfte!).
Wenn ein Et 423, oder was auch immer in Stuttgart da gerade fährt, schon bei 2% eklatant wegrollt, heißt das nicht, dass es für alle Züge gleichermaßen gilt und somit schnell zu bemerken ist!
Im übrigen bin ich kein Gegner von Stuttgart21, zum tausendsten Male
@ Azichan - Also bei den 2% am Feuersee ist das zurückrollen sofort und für jeden offensichtlich gegeben, noch bevor der Lokführer dazukommt, die Tür aufzumachen - praktische Erfahrung eines täglichen Pendlers, der dort schon öfters in der S-Bahn sitzend 30-50cm zurückgerollt ist. Dann gibt's nen ruch wenn der Triebfahrzugführer die Bremse reinhaut...
Gut möglich. Um Gottes Willen, ich wollte niemandes persönliche Erfahrung negieren oder als Humbug darstellen. Vorweg muß ich klarstellen, dass du einer der Wenigen bist die gut und sachlich argumentieren, dass respektiere ich sehr! ^^
Leider ist eine S-Bahn eine S-Bahn und nicht vergleichbar mit tausenden Arten anderer Züge. Die Bremssysteme bei der Bahn sind teilweise anders aufgebaut, als es sich viele User hier vorstellen. Bei der "Festsstellbremse" handelt es sich um eine Federspeicherbremse, also eine Bremse die im Ruhezustand von einer Feder gegen das zu bremsende Objekt gedrückt wird, um überhaupt rollen zu können muß die Bremse mechanisch mit Hilfe von Druckluft, hydraulischen Systemen etc. gelöst werden. Es ist bei alten Zügen KEIN KNOPF den man einfach drückt und gut ist, ok bei modernen Zügen ist es so ;D ! Bei den Federspeicherbremsen muß man auch sicher gehen, dass sie Anliegen, dafür gibt es Kontrolleuchten oder Kontrollanzeigen, die man auch im Regelbetrieb beachten sollte.
Es könnte nun sein, das bei einem älteren Zug die Federspeicherbremsen aufgrund einer nicht vollständigen Entlüftung der Bremsleitungen nicht zu 100% anliegen, keine Kontrolle eben dessen stattgefunden hat und der Zug sich dann verselbstständigt. Ich bin kein absoluter Experte, aber dieses Szenario ist denkbar, jetzt könnte jemand kommen und mich vom Gegenteil überzeugen...zB technisch nicht vorstellbar oder Kontrolle durch mehr als eine Person usw.. Aber genau das macht man NICHT, stattdessen werden besorgte Menschen und Kritiker einfach als dumm dargestellt, ich zitiere mit den Worten von Holger2 "So manch ein Gegner scheint zu meinen, dass man mangelnde fachliche Expertise durch brilliante Rhetorik ersetzen kann."..ach ja und bei den Befürwortern scheint das anders zu sein, da sind nur Profis am Werk, die natürlich alles wissen!?
Nochmal danke für dein Fachwissen und dein Beiträge, sie heben sich eklatant von belanglosen oder abwertenden Beiträgen anderer Befürworter ab, mit der Kritik im vorangegangenen Absatz meinte ich nicht dich, sondern allgemein die giftige Stimmung die hier Thread herrscht.
@Azichans Einwurf des menschlichen Versagens hat leider seine Berechtigung.
Natürlich rollt üblicherweise kein Bus oder von sozusagen unbezahlten Amateurfahrern betriebener PKW weg, selbst ohne extra Hinweis. Aber bei den professionellen und inzwischen deutlich höher bezahlten Gleispiloten muß man da schon Bedenken haben. Erst der Streß auf der Strecke mit den ganzen Ausweichmanövern, Überholvorgängen und kreuzendem Verkehr und jetzt auch noch am Halt dafür sorgen müssen, daß der Zug nicht wegrollt
Ja klar, wenn die Argumente fehlen, muß man über die andere Seite herziehen und sie lächerlich machen!
Im übrigen genau das ist in Köln passiert! Eindeutig "hochbezahlten Gleispiloten" ist ihr Gefährt weggerollt...für Halt sorgen, deutlich zu viel verlangt.
Hier ein Beispiel von menschlichem Versagen bei der S-Bahn Rhein-Main mit 17 Toten!
wiki Eisenbahnunfall Rüsselsheim
Noch ein Unglück in München...
süddeutsche S-Bahn München
Hier eine nette kurze Zusammenfassung von Zugsicherungstechniken!
3sat Bahnsicherungssysteme
Hier noch eine Liste des tagesspiegels mit den schwersten Zugunglücken in Deutschland!
Zugunfälle Deutschland
Sorry das muß ich noch posten
Stuttgart Handbremse vergessen
Tja, soll schon mal vorkommen, dass normale Menschen die Handbremse vergessen richtig anzuziehen. Ist übrigens auch kein Einzelfall, wie einem hier im Forum suggeriert wird, sondern kommt sehr sehr oft vor.