In Ihren Augen ist es also 'sozial gerechtfertigt', wenn der Großteil der Urbevölkerung (dort vor, während und nach dem WKII geboren) aus ihren angestammten Vierteln gedrängt wird?
Hier geht es doch nicht um soziale Rechtfertigung, wenn sich jemand die Miete seiner Wohnung nicht mehr leisten kann, irrelevant ob Ur-Düsseldorfer oder nicht, dann ist dies nun einmal eine Tatsache um welche sich die Person zu kümmern hat. Das BGB bietet schließlich auch einen rechtlichen Rahmen für Mieterhöhungen an welchen sich der Vermieter zu halten hat. Ich sehe auch keinen Grund wieso die Gesellschaft für eine Einzelperson aufkommen soll, nur damit diese in ihrem "Viertel" wohnen bleiben kann.
Wenn langjährige Mieter, überwiegend schon im Rentenalter (und die haben Ihren Status mit wesentlich mehr Arbeitsstunden im Leben und vor allem härter erarbeitet als jene, die Ihnen nachfolgen), auf äußeren Druck hin das Viertel, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, verlassen müssen, ihr soziales Umfeld verlieren, damit aus 16 Wohneinheiten 9 Luxuswohneinheiten werden?
Natürlich ist es ein trauriger Umstand wenn Menschen Ihr Heim aus finanziellen Gründen verlassen müssen, aber wie oben erwähnt, ich sehe keinen Grund wieso die Gesellschaft dafür aufkommen muss, dass der Status Quo bei Einzelnen erhalten bleibt. Jeder Mensch ist im wesentlichen Maße für sich selbstverantwortlich, der kleine Teil in dem wir es nicht sind macht eben das sozial in unserer sozialen Marktwirtschaft aus, aber solange die Möglichkeit für diese Menschen besteht eine Alternativwohnung in Düsseldorf zu finden, sehe ich keinen Handlungsbedarf.
Letzteres von Ihnen erwähntes ist ja ein Einzelfall, im Belsenpark und den Heinrich-Heine-Gärten wird zukünftig viel neuer Wohnraum geschaffen werden, ich denke, dass nicht die 7 WE weniger ins Gewicht fallen
Worauf man hier vielleicht achten sollte ist, dass die geschaffenen Wohnungen auch einem wirklichen Bedarf zur Gute kommen und nicht als Spekulationsobjekt dienen. Aber rechtlich, politisch, wirtschaftlich nicht realisierbar.
Lieber Hadrian, gerade Sie haben doch die Gentrifikation proklamiert mit obigen Statements, Gentrifikation ist die Vernichtung bezahlbaren Wohnungsbaus und die systematische Vertreibung normal Verdienender durch einen Markt, in den nicht eingegriffen wird!
Meine Meinung steht auch nach wie vor, nur ich finde halt, dass nicht jedes Viertel und jede Lage für sozialen Wohnungsbau geeignet ist. Unabhänging von diesem sind es halt markttypische Entwicklungen. Hätte man sich nach 1945 nicht für das "amerikanische Leitbild" entschieden, wäre heute sicherlich eine andere Entwicklung zu verzeichnen. Aber der Markt regelt nun einmal den Preis durch Angebot und Nachfragen. Für Menschen die für Ihre Lebensqualität eine angemessene Nachfrage auslösen gibt es nach wie vor genug Platz, ebenso ist das Angebot an zentrumsnahen, weniger attraktiven Standorten/Wohnungsmöglichkeiten auch gegeben.
Ich kenne auch selber solche Schicksale. Die ehemalige Hauseigentümerin die nun selber Mieterin in ihrem Elternhaus ist, musste es auch aus finanziellen Gründen verkaufen. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten und Mietsanpassungen an den ortsüblichen Mietspiegel war es dann für viele Ihrer ehemaligen Mieter, dann Nachbarn auch nicht mehr möglich die Wohnung zu bezahlen. Alle haben aber im Umkreis ersatz gefunden, da alle bereit waren von der Lage her Abstriche zu machen und siehe da, es funktioniert, alle Leben noch, haben noch Kontakt und konnten sich nach einiger Zeit der Eingewöhnung auch damit arrangieren. Das Leben hat nun einmal auch seine ganz individuellen Schattenseiten.