Beiträge von Stadtgaucho

    Ich bin neu in diesem Forum, habe aber vermutlich anders als die übrigen Diskutanten den Vorzug, unweit des Eifelwalls zu wohnen sowie irgendwie und irgendwann auch vom geplanten Neubau des Historischen Stadtarchivs betroffen zu werden. Aus diesem Grunde habe ich Eure bisherigen Beiträge, wenn auch als Laie, aufmerksam und vor allem kritisch verfolgt, habe aber auch eigene Recherchen angestellt. Nach meinem Eindruck wollen die meisten von Euch nicht die von der Bürgerinitiative (der ich nicht zugehöre) und von User Julius Cato vorgetragenen zwei Kerngesichtspunkte zur Kenntnis nehmen bzw. würdigen, wobei mich das Erste besonders ärgert:

    Zum Einen handelt es sich um die Sorge der nahezu alle Anwohner vertretenden Bürgerinitiative, ein dicht an ihre bestehende Wohnbebauung errichteter, in dunkler Baubronze gehaltener Baukörper von gut 140 m Länge werde sie vom Sonnenlicht mehr oder minder abschirmen. Den in diesem Zusammenhang angebrachten Hinweis des Users Tilou, es gäbe neben dem Partikularinteresse der Anwohner auch ein sog. öffentliches Interesse, kann ich nur als pharisäerhaft bezeichnen. Denn ein „belastendes“ öffentliches Interesse wird stets von der Belastung nicht betroffenen Personen (auch des Stadtplanungsamtes) definiert. Ich möchte hier auf ein etwas antiquiertes, von aktuellen Individualinteressen unstreitig nicht geprägtes Werk von Wolkenstein „Der Städtebau“ 1910, S. 69 ff., verweisen. Danach sollten „die unmittelbaren Sonnenstrahlen täglich mindestens wenigstens eine oder zwei Stunden lang in alle Wohnräume einfallen“ (Wolkenstein räumte allerdings ein, dass diese aus „gesundheitlichen Gesichtspunkten“ als wünschenswert erachtete, den früheren städtischen Verhältnissen geschuldete Forderung sich in „alten Stadtteilen“ nicht verwirklichen lässt). Den diesbezüglich unwidersprochenen Darlegungen des Users Julius Cato zufolge wäre bereits diese hinter den heutigen gesundheitspolitischen Maßstäben zurück bleibende Mindestanforderung an modernes, menschenwürdiges Bauen bei Realisierung des Vorhabens in weiten Bereichen des Eifelwalls nicht gewährleistet. Die vielen schlechten Bespiele anderen Orts in Köln bzw. anderer Großstädte sind wenig nachahmenswert.


    Bürgerinitiative und User Julius Cato machen ferner geltend, dass die Baumaßnahme den bereits grenzwertigen Lärmpegel am Eifelwall deutlich steigerte. User ottcgn1 schlägt eine Linderung dieses Problems durch offenporigen Asphalt („Flüsterasphalt“) vor. Ob die durch Straßenverkehr mittelbar ausgelösten zusätzlichen akustischen Probleme durch Flüsterasphalt nachhaltig gemindert werden können, kann ich nicht beurteilen, da auch zusätzliche Echowirkungen zu berücksichtigen wären. Der User übersieht aber geflissentlich, dass mit einer solchen Maßnahme den bereits allein im gesundheitsschädigenden Bereich liegenden Lärmemissionen des angrenzenden Eisen- und Straßenbahnverkehrs nicht begegnet werden kann. Außerdem sind die laufenden Unterhaltskosten zur Aufrechterhaltung der physikalischen Eigenschaften des Straßenbelags nicht unerheblich. Hierauf, aber auch auf die Frage, ob die Stadt angesichts ihrer finanziellen Dauermisere zu solchen Maßnahmen bereit wäre, geht der User nicht ein. Er lässt es angesichts fehlender Lärmemissionsgutachten und konkreter städtischer Aussagen bei seinem Allgemeinplatz bewenden. Der Aktionsplan „Köln aktiv gegen Lärm“ scheint dabei völlig in Vergessenheit geraten zu sein.


    Zum Anderen sollte man der Bürgerinitiative hoch anrechnen, dass sie es nicht bei negativer Kritik belässt. Sie wendet sich nicht gegen die Verlängerung des Inneren Grüngürtels entlang dem Eifelwall und gegen die Errichtung des Historischen Stadtarchivs auf dem Gelände des früheren Bauhofs; sie begrüßt diese Maßnahmen aus verständlichen Gründen (was viele von Euch überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen). Sie unterbreitet aber einen Vorschlag, der neben ihren partikularen Interessen auch vor allem dem öffentlichen/nichtsubjektiven Anliegen einer Verlängerung des Grüngürtels gerecht werden soll. Wenngleich man die von der Initiative vorgeschlagene Drehung des Baukörpers, um mit User Julius Cato zu sprechen, als suboptimal betrachten kann (nicht muss), lassen hier Eure Beiträge entweder fehlende Ortskenntnis und/oder eine gewisse Böswilligkeit erkennen. User Salzufler bemüht allerdings seine über Jahrzehnte hinausreichende visionäre Kraft, der ich genauso zukunftsweisend entgegenhalten kann, dass dann – bei Anhalten der Polkappen- und Gletscherschmelze - weite Teile Kölns unter Brackwasser stehen werden, so dass sich die hier erörterten Fragen erledigt haben dürften. Aber zurück: Die Anwohner beanstanden doch nur, dass bei Realisierung des Vorhabens entlang dem Eifelwall die auf dem verbleibenden durch Luxemburger Straße/Hans-Carl-Nipperdey-Straße/Rudolf-Amelunxen-Straße/geplantes Archiv begrenzten Areal zu schaffende Grünfläche praktisch unzugänglich wäre. Diese Kritik ist sachlich begründet und daher sehr wohl berechtigt. Auch der Masterplan fordert die Vermeidung derartiger Brennpunktflächen. Dem öffentlichen/nichtsubjektiven Interesse an einer solchen Fläche, also der Durchlässigkeit des Inneren Grüngürtels trägt die städtische Planung demgemäß gerade nicht Rechnung; auch dies verkennen User Tilou und vor allem Citysurfer in seinem abwegigen Beitrag vom 03.01.. Soweit wie ich das Anliegen der Anwohner verstehe, befürchten sie die Fortführung eines der öffentlichen Kontrolle, spätestens nach 17.00 an Werktagen bzw. an den Wochenenden auch der aufmerksamen Beobachtung des Users hotelfreak im „Caffe“ des Justizzentrums entzogenen Angstraumes. Der städtische Vorschlag brächte für alle Kölner, auch für die Eifelwallbewohner, also keine Verbesserung gegenüber dem Jetzt. Das wäre nur anders, wenn die Grüngürtelverlängerung nicht durch eine im Wesentlichen undurchlässige Bebauung zum Eifelwall abgeschnürt würde.


    Ich habe in Euren bisherigen Beiträgen nichts entdeckt, was irgendwie geeignet wäre, substanziell gegen diese Argumente ins Feld geführt zu werden. Ihr verliert Euch in Binsenweisheiten wie „Auch für Anwohner gibt es in einer … Großstadt kein ewiges Bestandsrecht auf die Umgebungssituation“ (User ottcgn1), in spinnerte Visionen (User Salzufler) oder gar in mehr oder minder unverhohlenen Beschimpfungen. Ich vermisse eine alle sachlichen Gesichtspunkte einbeziehende, fachkundige (auch gutachtlich belegte) Abwägung zwischen sämtlichen in Betracht zu ziehenden anwohnerfreundlichen und zugleich den öffentlichen/nichtsubjektiven Belangen Rechnung tragenden Positionierungsmöglichkeiten des Stadtarchivs auf dem Areal. Soweit User ottcgn1 in seinem Beitrag vom 26.12. überhaupt diesen Gesichtspunkt zur Sprache bringt, geschieht dies sehr oberflächlich. Als Student dürfte ich mich jedenfalls nicht auf Euer derart plattes Niveau begeben.


    Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich die Errichtung des Stadtarchivs entlang dem Eifelwall gerade unter besonderer Herausstellung öffentlicher/nichtsubjektiver, aber auch nachhaltiger haushalterischer Aspekte für die schlechteste aller in Betracht zu ziehenden Lösungen halte. Wahrscheinlich trüge eine Position parallel zur Hans-Carl-Nipperdey-Straße oder entlang der Rudolph-Amelunxen-Straße allen öffentlichen und partikularen Anliegen, aber auch der in seiner düsteren Schlichtheit zum Ausdruck kommenden Funktionalität des Bauwerks am ehesten Rechnung. Bei einer Errichtung entlang der Hans-Carl-Nipperdey-Straße könnte User hotelfreak sich jedenfalls werktäglich mit verträumtem Blick aus dem „Caffe“ an der Aussengestaltung des Archivs mit „vornehmer Baubronze“ erfreuen. Sollte sich die Realisierung des Restareals als Grüngürtelverlängerung wegen chronischer haushalterischer Engpässe der Stadt verzögern, bliebe ihm bei dieser Lösung jedenfalls der Anblick des weiterhin dahinter liegenden Durcheinanders erspart. Darunter hätten dann die Eifelwall-Bewohner zu leiden; Recht geschähe ihnen.


    Abschließend möchte ich auf das sog. Quartiersmanagement hinweisen. Dieses noch neumodisch und unausgegoren erscheinende, lt. Wiki von der ArgeBau u.a. entwickelte Instrument zur Verbesserung urbaner/sozialer Lebensqualität sieht außerhalb der im BauGB verankerten Beteiligungs- und Abwägungspflichten ausdrücklich die Einbeziehung aller Akteure an vorgesehenen städtebaulichen Maßnahmen, darunter auch die Unterstützung der betroffenen nicht organisierten Bewohner vor. In Köln stelle ich diesbezüglich, zumindest soweit es die Beplanung der Fläche Luxemburger Straße/Eifelwall anbelangt, ein schwarzes Loch fest.


    Es tut mir leid, dass ich meine Verärgerung nicht unterdrücken kann und mein Debüt daher etwas ausgeufert ist.