Parkstadt Karlshorst
Im Juni dieses Jahres erfolgte mit der offiziellen Grundsteinlegung der Baustart für das beachtliche, neue Lichtenberger Stadtquartier "Parkstadt Karlshorst", welches im Forum bisher noch zu wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden ist und einen eigenen Strang verdient. Auf der 12 ha großen Industriebrache des ehemaligen Furnierwerks und des Maschinenbaugroßhandels der DDR im Lichtenberger Ortsteil Karlshorst entsteht in den kommenden sechs Jahren auf der Grundlage eines städtebaulichen Masterplans des Planungsbüros Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur ein neues Quartier mit etwa 1.200 Eigentums- und Mietwohnungen, einer dreizügigen Grundschule, einer Kita und einem Nahversorgungszentrum. Das Viertel wird eingebettet in eine grüne Parklandschaft, die der "Parkstadt Karlshorst" auch den Namen gegeben hat.
Der Masterplan wurde bereits vor einigen Jahren erarbeitet und mithilfe eines Bebauungsplans planungsrechtlich manifestiert. Gemäß der Vorstellungen von Klaus Theo Brenner soll hier eine Stadt in der Stadt entstehen, deren architektonische Sprache dem klaren Rationalismus der 20er Jahre unterliegt. Auf Grundlage dieses Leitgedankens wurde ein Werkstattverfahren mit insgesamt vier Architekturbüros initiiert, welche in den letzten Jahren einen eigenen rationalen Entwurfsstil bei Projekten etablieren konnten. Folgende Büros wurden dabei ausgewählt:
- Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur
- Stephan Höhne Architekten
- Eingartner Khorrami Architekten
- Eckert Negwer Suselbeek Architekten
Die Parkstadt Karlshorst setzt sich aus insgesamt zehn Baufeldern zusammen, die mittig eine in Nordsüd-Richtung verlaufende Allee ausbilden. Während das nördliche Baufeld am Blockdammweg für die dringend benötigten Infrastruktureinrichtungen (Schule, Kita, Versorgung) vorgesehen ist, werden die südlich gelegenen neun Baufelder fast ausschließlich dem Wohnen vorbehalten sein.
Im Rahmen des durchgeführten Werkstattverfahrens wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Investoren Bonava, dem Bezirksamt Lichtenberg und den eingeladenen Architekturbüros die Gebäudeplanung vorangetrieben, wobei die neun Wohnbaufelder zuvor gesplittet und zur Bearbeitung an die Büros aufgeteilt worden waren. Das nördliche Baufeld wurde dabei zunächst außer Betracht gelassen. Die dort angedachte Grundschule soll in naher Zukunft durch den Senat geplant und umgesetzt werden. Eine Fertigstellung des Schulbaus ist für 2023 angedacht.

Zur geografischen Einordnung (GoogleMaps) : Die Parkstadt soll im Bereich zwischen dem Blockdammweg im Norden, dem Hönower Wiesenweg im Westen und der Trautenauer Straße im Osten errichtet werden. Die oben abgebildete Luftperspektive zeigt das neue Stadtquartier aus Richtung Osten. Im Hintergrund ist das alte Kraftwerk Rummelsburg und das Funkhausareal zu sehen. Die weißen Kubaturen rechterhand zeigen die späteren Bauten der Grundschule und des Nahversorgungszentrums. In den Wohnquartieren sollen nach Gesamtfertigstellung 252 mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungen, 218 freifinanzierte Mietwohnungen und 504 Eigentumswohnungen verfügbar sein.
Den nachfolgenden Lageplan der Bonava habe ich noch durch die Bezeichnung der Baufelder ergänzt, damit die Einordnung der Bautätigkeiten nachvollziehbar ist. Die Bedeutung der dunkelgrünen Hervorhebung mancher Baufelder ist mir nicht bekannt. Diese haben, soweit mir bekannt ist, auch nichts mit der Verteilung von mietpreisgebundenen oder käuflichen Wohnungen zu tun.
Gut zu erkennen ist jedoch das Konzept der Parkstadt. Das Wohnquartier wird durch sieben Stadtvillen nach Norden abgeschlossen. Südlich davon liegen die blockartig aufgebauten Quartiere WA 4 bis 10. Entsprechend des geschwungenen Verlaufs des Hönower Wiesenwegs werden die westlichen Baufelder trapezförmig angelegt. Die östlichen drei Baufelder wiederum sind als klare rechteckige Blocks konzipiert. WA 8 und WA 10 bilden die südlichen Endpunkte seitens der mittig verlaufenden "Magistrale" und sind aufgrund ihrer teils runden Ausformung als Sonderfälle zu betrachten.

Bevor ich Aufnahmen der aktuellen Bautätigkeiten zeige, ist ein Blick auf die architektonische Ausgestaltung angebracht. Hierbei kann vorweg gesagt werden, dass es bei der Planung gewisse Gestaltungsvorgaben gegeben hat. Besonders auffällig ist die Festlegung auf einen (dunkel-)roten Klinker (in leichten Abwandlungen), der von allen Gebäuden aufgegriffen wird. Die oberen Etagen werden dagegen in Putz ausgeführt. Erkennbar ist hierbei, wie unterschiedlich jedes Architekturbüro mit diesen architektonischen Gestaltungsmitteln umgegangen ist. Die Lösungen reichen entsprechend der rationalistischen Grundidee von strengen, horizontalen Gliederungen bis zu verspielten, vertikalen Mischformen. Wer sich einigermaßen mit den Büros auskennt, kann hier schnell die Entwürfe den jeweiligen Architekten zuordnen.
Visualisierung 1 zeigt die Stadtvillen (WA 2) von Norden aus. Im Hintergrund ist WA 4 zu erkennen.

Visualisierung 2 zeigt die mittig gelegene "Flaniermeile". Ich vermute, der Blick geht von Norden in südliche Richtung.

Visualisierung 3 zeigt links die Rundung von WA 8. Im Hintergrund ist rechts die breite Front von WA 10 und links davon WA 9 zu sehen.

Alle Renderings sowie das Luftbild stammen von der Projektseite des Investors Bonava.
Kommen wir nun zu den aktuellen Bautätigkeiten:
Von den ehemaligen Hallen des einstigen DDR-Furnierwerks und Maschinengroßhandels ist nichts mehr zu sehen. Die Industriefläche ist größtenteils beräumt und vorbereitet für die sukzessive fortschreitenden Bauarbeiten. Das Areal wird weitläufig umzäunt, wodurch der Blick nur von außen möglich ist. Ich habe den gestrigen Tag genutzt und das Baugebiet von Ost nach West umlaufen.
Von der Trautenauer Straße aus bietet sich der Blick auf das aktuell im Bau befindliche WA 9. Nach dem Erhalt der Baugenehmigungen wurde im Mai mit den Bautätigkeiten dieses Blocks begonnen, in dem später die 251 mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen zu finden sein werden. Im Sommer 2022 sollen die zukünftigen Bewohner in die Gebäude einziehen können.


Aus nordöstlicher Richtung ist deutlich zu erkennen, wie umfangreich allein der WA 9 ausfallen wird. Gut zu erkennen ist hier auch, dass man bei dem benachbarten WA 7 schon aus der Baugrube herauswächst. In diesem Baufeld werden insgesamt 155 Wohnungen entstehen, von denen wiederum 41 mietpreisgebunden sind. Auch hier ist die Fertigstellung für 2022 vorgesehen.
Pro Baufeld sind zur Zeit zwei Kräne im Einsatz.

Nördlich von WA 7 schließt sich noch die unendliche Weite an, obwohl die Erdbauarbeiten bereits die Umrisse von WA 5 kenntlich machen.

Die Aushubmengen werden, ehe sie abtransportiert werden, im nördlichen Teil des Grundstücks zwischengelagert.

Nachfolgend eine Aufnahme der nordlich gelegenen Ehrlichstraße im Übergang zum Blockdammweg.

Auf dem folgenden Bild ist die Achse zu erkennen, die später die Magistrale durch die Parkstadt bildet. Im Hintergrund ist das Baufeld WA 9 zu sehen.

Der Bauherr Bonava wirbt mit großen Planen und einem Vertriebscontainer nördlich des Blockdammwegs für die Parkstadt und die Wohnungen.

Weiter geht es in den Hönower Wiesenweg auf der Westseite des Projektareals. Diese "Straße" ist seither im Prinzip vorhanden gewesen, damit hier vorrangig über den Schienenweg die Transporte in das und auf dem ehemaligen, benachbarten Industriewerk erfolgen konnten. Temporäre Straßensperrungen und Einschränkungen wird es hier ab dem kommenden Jahr geben, wenn man die ersten Erschließungsmaßnahmen beginnt und den Hönower Wiesenweg zu einer vollwertigen Straße ausbaut. Aktuell wird die Straße an vielen Stellen zur illegalen Müllentsorgung genutzt und auch die westlich gelegenen Gewerbegrundstücke machen teilweise einen zwielichten Eindruck. Es ist gut, dass hier etwas verändert wird.

Vom Hönower Wiesenweg aus kann man den Baufortschritt auf den westlichen Baufeldern begutachten. Am weitesten fortgeschritten ist diesbezüglich das WA 4, das teilweise bereits im ersten Obergeschoss angelangt ist. Im Juni wurden hier die Arbeiten an der Tiefgarage begonnen, für welche eine partielle Grundwasserabsenkung erforderlich war. In diesem WA sollen insbesondere Eigentumswohnungen gebaut werden.

Die Nebeninformationen zu den Bauständen der einzelnen WAs konnte ich übrigens den Baustellenschildern entnehmen, die in einem Glaskasten an der Trautenauer Straße auch über den Baufortschritt berichten. Nördlich von WA 4 scheint der Baugrund auch bereits vorbereitet zu sein für die durchgängige Tiefgarage unter den Stadtvillen von WA 2. Aktive Tiefbauarbeiten sind hier jedoch noch nicht begonnen worden.


Der Blick vom Hönower Wiesenweg auf das Bauareal zum WA 9. Im Vordergrund entsteht in Zukunft das WA 6.


Ein Blick zurück zu dem im Bau befindlichen WA 4, für welchen drei Kräne benötigt werden.

Während auf der einen Seite des Hönower Wiesenwegs moderne Wohnbauten errichtet werden, befinden sich auf der anderen Straßenseite interessante Briefkastenansammlungen.

Zwei Aufnahmen folgen noch. Beide zeigen abschließend den am weitesten fortgeschrittensten Gebäudekomplex WA 9. Spannend wird es, wenn infolge der ersten Erschließungsmaßnahmen oder Übergaben die Projekte aus direkter Nähe betrachtet werden können. Ich hoffe, dass einige Foristen in regelmäßigen Abständen über den Baufortschritt berichten können. Insbesondere dank des Konzepts der "Stadt der Rationalisten" kann hier in den kommenden Jahren ein architektonisch interessantes Stadtviertel entstehen. Letztlich entscheidet hier aber auch die Qualität der Fassaden über den Gesamteindruck. Ich bin sehr gespannt.


Alle Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.