Sanierung Güstrower Renaissance-Schloss
Ich wünsche allen Foristen, Lesern und Leserinnen ein fröhliches, neues Jahr 2023. Nachdem ich mit einigem Aufwand endgültig sämtliche, ältere Beiträge meiner letzten Rundgänge ergänzen konnte, möchte ich hiermit frische Fotos meines Rundgangs zum Jahresabschluss 2022 beisteuern. Und da auf der Baustelle des Güstrower Schlosses weitere Arbeiten abgeschlossen und andere begonnen wurden, starte ich wieder mit zahlreichen Aufnahmen dieses größten Sanierungsvorhabens in der Barlachstadt Güstrow (zuletzt gezeigt in Post #343).
Schon von Weitem ist die neu mit Kupfer verkleidete Turmhaube und die goldene Fahne auf dem Turm des Westflügels sichtbar. Die alte Kupferverkleidung musste im Zuge der Sanierung entfernt und ersetzt werden. Im Oktober konnte dann feierlich die vergoldete Turmspitze mit dem Wetterdrachen und dem Knopf nach Restauration wieder angebracht werden. In dieser wie auch in den Kugeln der anderen Turmspitzen waren Zeitkapseln hinterlegt, in denen Münzen, Zeitungen, Theaterprogramme oder ein Brief einer damals hier ansässigen Familie gefunden worden sind.
Bei der Installation der Kugel über dem Westflügel wurde nun eine weitere Zeitkapsel ergänzt. In dieser Kapsel mit dem Landeswappen von Mecklenburg-Vorpommern und einer Plakatte befinden sich nun eine Urkunde zur Turmbekrönung, eine Ausgabe des Stadtanzeigers, 3,88 Euro in Münzen und andere Dokumente.
Die freigelegten Dachbereiche erstrecken sich mittlerweile bis auf den Südflügel.
Weitere Ergänzungen zur Südterrasse folgen weiter unten.
Das Altanfragment ist vollständig wiedergestellt und mittlerweile abgerüstet worden. Die massive Backsteinwand wurde verputzt und mittels Biberschwänzen ein oberer Abschluss hergestellt. Die Planen auf der Westseite, die nachfolgend zu sehen sind, kündigen an, dass hier noch der Bau einer Aussichtsterrasse erfolgen wird. Wie diese aussehen wird, kann ich jedoch nicht sagen.
Mit diesem Rundgang möchte ich noch so manchen Eindruck von dem im 17. Jahrhundert errichteten Torhaus geben, da dieses zeitnah ebenfalls eingerüstet werden wird.
An der Ostfassade des Torhauses wurden bereits erste Putzflächen abgetragen.
Das restaurierte Altanfragment macht von Osten betrachtet einen hervorragenden Eindruck. Das Stilmittel der Biberschwänze wird sich durch das gesamte Schlossareal ziehen. Auch die neu hergestellte Umgrenzungsmauer zum Schlossberg wird diese Eindeckung mittels Biberschwänzen noch erhalten.
Die Dachzone des Schlosses beeindruckt neben den Turmaufbauten insbesondere durch mehrere, kunstvoll gestaltete Schornsteine. Diese sind in ihrer Häufigkeit einzigartig, wobei bauhistorische Recherchen belegen, dass hier einst noch eine größere Anzahl an Schornsteinen vorhanden war. Während die vorhandenen Schornsteine saniert werden, sollen sechs Schornsteine anhand der historischen Vorbilder rekonstruiert werden.
Die Dimensionen wurden zunächst mittels mehrerer Gipsmodelle ermittelt und nach fachmännischer Freigabe in Beton nachgegossen. Auf diese Weise wird die zukünftige Dachlandschaft durch insgesamt elf Schornsteine gestaltet werden. Nach dem Abschluss der Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten beginnen die Dachdeckerarbeiten, die dich in diesem Frühjahr anschließen werden.
Auch das Ziffernblatt der Turmuhr wurde rekonstruiert, sodass die Uhr in Zukunft wieder funktionieren und die Zeit anzeigen wird.
Es folgt eine Detailaufnahme der Turmgestaltung über dem Mittelrisaliten des Westflügels:
Die seitlichen Turmhelme zeigen, teils verdeckt durch die Gerüste, noch ihre alte Patina der Kupferverkleidung. Die Dachziegel wurden auf dem Westflügel komplett entfernt.
Mit großer Überraschung habe ich festgestellt, dass die barockanmutende, zweiläufige Treppe an der Südseite der Schlossbrücke komplett abgerissen worden ist. Hier befindet sich nun eine temporäre Treppe als Metallkonstruktion. Offensichtlich war die alte, gemauerte Treppe so baufällig, dass ein Abriss erforderlich war. Es wurde angekündigt, dass an gleicher Stelle eine neue Treppe errichtet werden soll, welche auf der Nordseite der Brücke durch eine zweite ergänzt werden wird.
Darüberhinaus laufen Abstimmungen, wie die Schlossbrücke so umgebaut werden kann, dass diese eine Durchlässigkeit zwischen dem Brunnengarten im Süden und dem Museumsgarten im Norden ermöglicht. Diese Idee finde ich äußerst charmant, da der nördliche Museumsgarten bislang sehr abgetrennt von den restlichen Gartenarealen sein Dasein fristete.
Bei Grabungen im Fundamentbereich der Schlossbrücke wurde festgestellt, dass diese einen Meter tiefer als erwartet gegründet worden ist. Ein Fundamentschurf kann aktuell auf der Südseite begutachtet werden. Nun soll das Gelände auf beiden Seiten der Brücke abgetragen werden.
Bei der Entfernung der Putzflächen von den beiden Fassaden der Schlossbrücke wurde zudem überraschend entdeckt, dass sich dort der gleiche Quaderputz befindet wie am Torhaus. Die Fugen dieser Rustikagestaltung scheinen vor langer Zeit mit Ziegelstücken gefüllt und alles überputzt worden zu sein. Der Quaderputz soll aufgearbeitet bzw. wiederhergestellt werden, da sich die Schlossbrücke damit optisch besser in die Gesamtanlage einfügt.
Der Blick auf den Innenhof zeigt äußerlich keine wesentlichen Neuerungen, da hier weiterhin Baugerüste, Planen und der große Turmdrehkran den Ton angeben. Dahinter wird weiterhin kräftig an der Aufarbeitung der Putzfassaden und der Auswechslung der Fenster gearbeitet.
Die Brüstung an der Ostseite wurde nach Neuerrichtung zusätzlich verputzt. Dies sieht man auf dem nächsten Bild im Hintergrund.
Bei meinem Rundgang habe ich auch den Museumsgarten näher unter die Lupe genommen. Von hier bekommt man zunächst einen sehr guten Eindruck von der Nordfassade der Schlossbrücke. Hier soll demnach eine Treppe ergänzt, das Geländeniveau abgesenkt und ein Durchgang zum Brunnengarten geschaffen werden. Es wäre ein toller Gewinn für diesen abgeschiedenen Freiraum und ein toller Zugewinn für das Wegekonzept zur zukünftigen Erkundung der Schlossanlage.
Von der Westseite der Schlossanlage folgen noch drei schöne Aufnahmen bei tiefstehender Wintersonne.
Es geht weiter auf die Ostseite der Schlossanlage. Bei genauer Analyse des Wirtschaftsgebäudes, sofern dies durch die grünen Planen möglich ist, erkennt man, dass zuletzt auch der Austausch der Fenster erfolgt ist. Da in Zwischenzeit auch das Dach fertiggestellt wurde, kann vermutet werden, dass der Bau zeitnah abgerüstet wird.
Auch die sich südlich an das Wirtschaftsgebäude anschließenden Fassadenfragmente, die den Schlosshof zum Terrassengarten abtrennen, sind nunmher vollständig saniert und abgerüstet. Bei meinem Rundgang im letzten Herbst waren diese noch komplett verhüllt. Das sieht alles schon sehr schick und hochwertig aus.
Der Blick auf die schon letztes Jahr fertiggestellten Stützmauern am Südflügel:
Aus entfernterer Perspektive ist das Zusammenspiel der beiden Krane erkennbar. Während der große Turmdrehkran im Schlosshof für die das Schlossbauwerk betreffenden Sanierungsarbeiten genutzt wird, scheint der kleine Kran für die Sanierung von Schlossbrücke und Torhaus sowie für die Verlagerung von Baumaterialien aus dem Brunnengarten und dem Museumsgarten zu dienen.
Die Freitreppen vor der Südterrasse sehen soweit auch fertig aus. Hier fehlten zuletzt noch die Metallgeländer auf den seitlichen Treppenbrüstungen. Diese wie auch die dazugehörigen Fortführungen auf den Stützmauern sind vollständig ergänzt worden.
Von der Plauer Straße ergibt sich ein toller Eindruck auf die Schlossbaustelle und ihre Spiegelung im Wassergraben.
Es folgt wieder abschließend der Blick vom Neuwieder Weg im Südosten.
Die abgebildeten Fotografien sind durch mich aufgenommen worden und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.