Neubau Gemeinschaftsgrundschule Antwerpener Straße (Belgisches Viertel)
Im Belgischen Viertel hat die Stadt Köln im letzten Jahr ein ambitioniertes Projekt begonnen. Die Gemeinschaftsgrundschule, die sich auf einem Grundstück zwischen der Antwerpener Straße im Norden und der Genter Straße im Süden erstreckt, soll in Gänze neu errichtet werden. Dafür werden seit dem letzten Herbst die Bestandsbauten komplett abgebrochen. Schon der Rückbau der bestehenden Gebäude an beiden Straßen stellt eine logistisch wie technisch hoch anspruchsvolle Herausforderung dar. Ich zitiere nachfolgend aus der Pressemitteilung der Stadt Köln vom 27.09.2024 und ergänze Fotos vom Projekt und vom Baufeld.
Zunächst ein kurzer Abriss zur Geschichte, zum Entscheidungsprozess und zum Projekt:
An der Antwerpener Straße befanden sich vor dem zweiten Weltkrieg neben dem Zugang zum Schulhof eine Post- sowie ein Bibliotheksgebäude. Beide wurden im Krieg zerstört und an ihrer Stelle in den 1970er Jahren eine aufgeständerte Turnhalle für die Grundschule mit angegliedertem Wohn- und Verwaltungsgebäude errichtet. Die einzelnen Nutzungen waren im Baukörper eng miteinander verzahnt und bauphysikalisch nicht voneinander zu trennen. Entlang der Genter Straße liegt das "historische" Schulgebäude, das im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört und in den 1950er Jahren mit einfachsten Mitteln wiederaufgebaut und nur in wenigen Bereichen rekonstruiert wurde.
Im Falle einer Sanierung wäre mit einem hohen Anteil an Mischkonstruktionen zu rechnen gewesen, die Probleme bereitet hätten. Zudem waren die Betonarbeiten der 1950er Jahre aus heutiger Sicht sehr mangelbehaftet. Die heutigen Anforderungen an Medien- und Haustechnik, Energieeffizienz und Barrierefreiheit wären mit einer reinen Sanierung mit Umbau nicht möglich gewesen. Zudem fehlten in den Altbauten 1800 Quadratmeter Nutzfläche, um ein modernes pädagogisches Raumprogramm mit Cluster-Raumgruppen nach heutigen Qualitäts- und Sicherheitsstandards umzusetzen. Dazu waren die unbekannten Risiken in der Machbarkeitsstudie zu groß, ebenso wie Defizite und Mängel in der alten Bausubstanz. Es gab unter anderem gravierende brandschutztechnische sowie statische Mängel aufgrund von Materialermüdung. Ein Substanzerhalt wäre nicht nachhaltig gewesen. Daher hatte die Politik den Abbruch und Neubau beschlossen.
Das Grundstück ist mit einer Fläche von 3600 Quadratmetern im Vergleich zu anderen Grundstücken ähnlich großer Schulen sehr klein. Bislang hatte die Schule keine Räume für Ganztagsbetreuung und Versammlungen, nur eine Gymnastik- statt einer modernen Turnhalle, keine Mensa oder einen Speiseraum. Ebenso fehlen Bibliothek, Fahrradstellplätze, Außensportflächen sowie schulische Grünflächen. All dies ist in der engen innerstädtischen Lage nur durch einen Neubau zu realisieren. Nach der Fertigstellung der neuen Gebäude, die bis zum Jahr 2028 erfolgen soll, werden sich über dem Erdgeschoss mit der Verwaltung auf vier Etagen barrierefrei die Raumgruppen für die verschiedenen Jahrgangsstufen erstrecken.
Zudem weist der geplante Neubau nach dem Entwurf der Architektei Mey GmbH mehrere bauliche Besonderheiten auf: Schulhof und Begrünung wird es sowohl in der Horizontalen (Schulhof) als auch in der Vertikalen geben. Eine Wand zum Hof wird nicht nur begrünt, sondern zudem als Spielwand zum Klettern, Spielen, Sitzen und Rutschen realisiert. Weitere Besonderheiten sind eine Freiluftklasse auf einer 320 Quadratmeter großen Dachfläche sowie ein Außensportfeld auf dem Dach der Antwerpener Straße über der Turnhalle, die im ersten Obergeschoss gelegen ist. In den Außenanlagen werden zudem Außenarbeitsplätze, ein Schulgarten sowie eine Leseterrasse verwirklicht.
Der Entwurf der Architektei Mey GmbH präsentiert sich wie folgt:
Quelle: Architektei Mey GmbH
Es folgen Aufnahmen vom 03.10.2024 kurz nach dem Start den Abbrucharbeiten auf dem Baufeld. Die ersten Bilder zeigen den Bestandsbau an der Antwerpener Straße, welcher zu diesem Zeitpunkt bereits teilweise abgerissen war.
Zu diesem Zeitpunkt war die Antwerpener Straße für den Abbruch komplett gesperrt. Die Durchwegung für Fußgänger:innen war gegeben.
Der zweite Baukörper an der Genter Straße war Anfang Oktober noch in seinem ursprünglichen Zustand erlebbar.
Die nachfolgenden Fotos sind vom letzten Wochenende und zeigen das freie Baufeld nach dem Abbruch der Gebäudestrukturen. Die ersten Aufnahme sind wiederum aus der Antwerpener Straße.
Während der Bestand vollständig entfernt werden soll, hat man den erhaltenswerten Baumbestand im Quartiersinneren erhalten können. Die bestehenden Bäume werden nach Fertigstellung des Bauvorhabens einen großen Mehrwert für den späteren Hof bzw. die Schule bedeuten.
In der Genter Straße laufen Abbruch und Abtransport des Abbruchmaterials noch.
Die abgebildeten Fotografien sind durch mich am 03.10.2024 sowie am 23.03.2025 aufgenommen worden und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.