Die Achse des Bösen
Die "Schönheit" ist eben (wie sich u.a. auch hier in der Endlosdiskussion zeigt) ein absolut subjektiver Begriff. [...]
und auch die Nachrichtenlage zu Gewalttaten aus Paris der letzten Zeit - vielleicht "objektiv" einer der schönsten Städte der Welt - stützt diese Annahme auch nicht empirisch
Du gibst ja selbst die Antwort in bezug auf Paris. So einfach ist es eben nicht. Stichwort Banlieue. Die höheren Gewalt- und Kriminalitätsraten von Muslimen haben ganz offensichtlich mit der stärker etablierten autoritären Erziehung in diesem Milieu zu tun. Wer als Erwachsener gewalttätig wird, wurde ganz sicher als Kind geschlagen, auch wenn die Gesellschaft sich nach wie vor windet und scheut, diese Zusammenhänge zu erkennen. Hinzu kommt bei den Muslimen die vormoderne, infantile Religiosität, nach dem Motto: Der Prophet ist jetzt beleidigt wegen der Karikatur. Ziemlich unsouveräner Prophet.
Diese Form der Religiosität, die es ja so auch früher vor Jahrhunderten im Christentum gab, korreliert auch mit der autoritären Erziehung. Humor und Veräppelung von Autoritätspersonen sind tabu.
Man muß sich da schon mal genauer den islamischen Kulturkreis anschauen.
Davon abgesehen ist es meiner Meinung nach eine Legende, daß Schönheit "absolut" subjektiv sei. Hinter dieser Behauptung sollte man sich nicht verstecken.
In letzter Zeit ist die Diskussion erfreulicherweise sachlicher geworden und ich möchte mal auf die modernen Leute zugehen und durchaus zugestehen, daß der zuletzt gezeigte Achsen-Entwurf eine Verbesserung der jetzigen Situation bedeuten würde.
Ich lehne ihn aber trotzdem ab. Und dann noch eins: Solche Achsen wurden entweder in vormodernen Zeiten, in Monarchien oder eben totalitären Systemen gestaltet. Heute ist so etwas einfach sehr schwer vermittelbar. Es ist eben ein Unterschied, ob irgendein Wilhelm so etwas mal vor Jahrhunderten gemacht hat oder wir heute, aus dem Nichts so etwas veranstalten. Als Hinterlassenschaft ist es okay, zeittypisch. Heute paßt so etwas einfach nicht mehr.
Ich lehne es auch ab, in Berlin jetzt unbedingt etwas etablieren zu wollen, was z.B. Paris hat. Da könnte man jetzt gehässig antworten: Eine Altstadt steht doch in jeder anderen Stadt auch, das braucht Berlin, eine moderne Metropole nicht. Ähnliches gilt ja auch in bezug auf diese Achsen, die ja auch in anderen Metropolen stehen, mal abgesehen davon, daß Berlin ja noch ein paar andere Achsen und Magistralen hat.
Und noch eins: Ich und andere möchten keine akkurate Altstadt, sondern einen meiner Meinung nach ansehnlichen und weltstädtischen Mix aus allen möglichen, auch modernen Stilen. Solch eine Wiedergeburt eines Viertels ist für mich wesentlich weltstädtischer und authentischer als so eine konstruierte Achse, letztere empfinde ich als unangemessen pompös, ist letztlich auch völlig untypisch für die Entwicklung Berlins. Denn Berlin ist seit dem Krieg gewissermaßen Trash-City und dafür auch bekannt. Es ist sozusagen die gescheiterte, gevierteilte und malträtierte Weltstadt, die sich wieder zu finden sucht und eine gewisse Alternativität ausstrahlt. Da paßt so ein Achsengehabe meiner Meinung nach nicht. Gerade das Alternative kommt für mich in einer neu interpretierten Altstadt zum Ausdruck.
Aber wie gesagt, eine Verbesserung wäre es immerhin, muß nicht schlecht aussehen, viel wichtiger ist für mich aber die Wiedergeburt der verlorenen Identität Berlins in neuem Gewande. Ich empfinde die untergegangenen Stadtviertel gerade um den Alex herum als Verlust und möchte da gerne wiederaufforsten. Natürlich modifiziert und nicht um jeden Preis.
Zum Schluß bin ich noch mal ein bißchen gehässig: Mir kommen die Altstadt-Gegner ein bißchen so vor, als würden sie den enthaupteten Reichstag als Idealzustand propagieren und ein moderne, neu interpretierte Kuppel als Teufelszeug ansehen, weil die alte Kuppel einfach weg ist, unwiederbringlich. 
Die alte Kuppel habe ich übrigens auch "nie gesehen", "nie erlebt". Wie kann ich da eine Wiedererrichtung nur begrüßen? 
(Weil das alte Gebäude ja immerhin noch da ist, ein alter Kontext? Nun, da hier ein Gebäude die Analogie für die ganze Stadt ist, so wird man wohl jetzt auch mein Pochen auf die Kontextualität von Stadt verstehen und sehen, daß die Kontexte von Marien- und Geistviertel ebenfalls noch vorhanden sind. Ich hoffe jedenfalls, auch wenn die Gegner die Viertel ablehnen, daß sie doch immerhin sehen, was Kontextualität bedeutet und daß dieser Kontext die Wiedererrichtung zerstörter Teile geradezu fordert. Muß man deshalb nicht unbedingt machen, aber man sollte auch nicht so tun, als gäbe es den engeren und weiteren städtischen Kontext nicht mehr.)