Beiträge von Echter Berliner

    Mir gefällt der Entwurf sehr, er zeigt einen vielseitigen Baukörper mit typischen gründerzeitmäßigen Gestaltungselementen wie die große Tordurchfahrt, eine ausgeprägte Sockelzone und die zwei Runderker.


    Dankeschön. Ich krieg schon Komplexe.


    An die Tordurchfahrt habe ich auch gedacht. Die ist bei Nachkriegsbauten meist ein großes Problem und Häßlichkeitsfaktor.


    @Arcadien. Wenn dich der Entwurf an die Wilhelmstraße erinnert, fahr doch noch mal da vorbei.


    Die Unterschiede sind so exorbitant, daß dein Kommentar wohl eine Art Frustäußerung sein muß. Äußere dich doch mal sachlich. Das ist viel interessanter, auch wenn du das Gebäude kritisch siehst.


    Ich bin froh, daß sich jemand traut, so dezidiert zu historisieren. Es gibt ja in der Stadt viele lieblos historisierende Bauten. Das ist die Leidenschaft, die man sich heute wieder von Architektur wünscht - egal ob modern oder nicht.


    Dann sind wir auf einem richtigen Weg. Im Grunde genommen geht es nur darum, daß man wieder die Lust an der Ästhetik entdeckt.

    So muß dat sein.

    Sieht aus wie ein Luxus-DDR-Plattenhaus im Nikolaiviertel :nono:


    Ich wäre froh, wenn man das Nikolaiviertel so gebaut hätte. Das ist ein völlig fehlgehender Vergleich. Als ich diesen Entwurf sah, habe ich mir gedacht: Wieso baut man nicht überall so etwas hin. Man kann doch wunderbar historisierend bauen.


    Natürlich soll man nicht "überall" so bauen, aber man könnte öfter dezidiert historisierend bauen.


    Das ist endlich mal ein gut historisierender Entwurf. Da gibt es ja auch viel Halbgares und Mutloses.


    Glaubt ihr denn, daß sich irgendwann auch mal ein Trend zu höheren Decken einfinden wird? Daß man ambitionierte Projekte auch in dieser Hinsicht hochwertiger baut? Man muß ja nicht auf die Originalhöhen von vor 100 Jahren kommen.

    Beim Baunetz gibt es die Ergebnisse des Wettbewerbs zur Innenraumgestaltung zu sehen. Der 1. Preis geht an Holzer Kobler (Zürich) / Gourdin & Müller (Leipzig).


    Ich find's cool. Es muß auf jeden Fall etwas modern Edles sein. Also edel in jedem Fall. Was so nicht noch mal so einfach vorkommt. Wir können nun mal nicht das alte Schloß wieder herzaubern.


    Zur Spreefassade: Also ich find's wunderbar. Ich fahre öfter Unter den Linden lang, und ich kann sagen, was ich will: Ich habe als ausgesprochener Befürworter einer historisch orientierten Stadtrückgewinnung ein tolles Gefühl, wenn ich mir das Schloß mit moderner Rückseite vorstelle. Etwas Besseres kann Berlin gar nicht passieren. Ein vollbarockes Schloß wäre todlangweilig und würde erst recht die Innenausstattung zum Problem werden lassen.


    Erst durch die moderne Spreefassade wird das Schloß zu einem Geschichtsstatement, zu einer authentischen Angelegenheit.


    Und außerdem: Was ist denn an der modernen Seite schlimm? Das ist doch keine Gewächshausmoderne. Das ist doch recht klassisch von den Proportionen.


    Eine barocke Ostseite wäre im Grunde genommen nichts anderes als Selbstbetrug.


    Die jetzige Fassung ist eine starke Aussage über Berlin und seine Geschichte.

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    Sehe ich genauso. Man würde heute auch nicht die Markthallen im Marienviertel wiederaufbauen, wenn die Fläche frei zur Verfügung stünde.


    Die Argumentationsmuster sind unfreiwillig komisch. Mal verwahrt man sich gegen "Historismus" und preist moderne Architektur, um sich zu verteidigen. Und in diesem Fall verteidigt man sich, indem man das historische Vorbild bzw. dessen Proportionen preist. Wie man es braucht. Es ist klar, daß nicht jede Historie der Maßstab sein kann, aber sie sollte es viel öfter als bisher sein, auch in modifizierter, sogar besserer Form. Warum soll man heute nicht in historischem Stil noch besser bauen, als es früher der Fall war?


    (Es geht mir weniger um Architektenkind als um die allgemeinen Argumentationsmuster.)

    Die Botschaft der Botschaft

    Ich finde die Tschechische Botschaft leider weder schön noch interessant, was nichts an ihrer architektonischen Einzigartigkeit ändert.
    Ein schöner bepflanzter Platz würde sich dort aber besser machen, und irgendwann wird man den Klotz wahrscheinlich abreissen.


    Dito! Sie sollte auf jeden Fall mehr Bestandsschutz erfahren als andere häßlichere Bauten. Letztendlich sollte auch sie aber irgendwann abgerissen werden.

    Zu den negativen Antworten hier im Thread: Ich bin geradezu glücklich, wenn in Berlin häufiger so gebaut wird. Natürlich kann man es noch schicker machen, wenn man will.


    Das einzige Manko, das ich sehe, ist der massive Wohnblockcharakter in der Länge. Hier wäre vielleicht mit kleinen Kniffen eine Parzellenstruktur anzudeuten gewesen. Nichtsdestotrotz ist auch das in Ordnung. Die Vielfalt macht's. Also ein andermal wären angedeutete Parzellen auch schön.

    Mir ist schon klar, daß das meine subjektive Sicht ist. Meiner Meinung nach wird die Hinwendung zum alten Berlin immer stärker werden. Erst recht, wenn das Schloß dasteht. Ich glaube, du verkennst die spezifische Entwicklung Berlins, die darin besteht, daß massivste Verluste zu beklagen sind und daß zunächst 50 Jahre lang eine Art Schwarzes Loch existierte, in dem Berlin quasi nicht existent war. Die historische Rückbesinnung setzt jetzt mit voller Wucht ein bzw. tat dies seit den 90ern.


    Ich verstehe immer nicht diese abstrakten Konstruktionen: Verstreichende Zeit muß keineswegs bedeuten, daß die Rückbesinnung sinkt, sondern kann sogar das genaue Gegenteil bedeuten.


    Ich bin übrigens auch sehr "flexibel": Ich bin sogar bereit, die sozialistische Bebauung infrage zu stellen.


    Das zum Thema "abstrakte unverbindliche Konstruktionen". Ich denke, man sollte die unterschiedlichen Ästhetiken respektieren. Das ist letztlich entscheidend. Und ich denke eben, daß die allgemeine Ästhetik in Richtung "historische Rückgewinnung" geht.


    Man kann alles Mögliche konstruieren. Entscheidend ist das ästhetische Empfinden.

    Ich beziehe mich mit meiner Aussage auf den Rathausplatz und das Forum. Das war keine allgemeingültige Aussage. Ich bin der Meinung, daß es dort keine Alternative zur historischen Bebauung gibt.


    Sozialistischer Städtebau kann ebenfalls eine "überkommene städtebauliche Situation" darstellen.


    Ich bin außerdem durchaus für eine Neuinterpretation des Marienviertels. Dies muß ja aus verschiedenen Gründen auch geschehen. Es sollte aber ein starker historischer Bezug entstehen. Ich fände es z.B. toll, wenn man den Neuen Markt mit dem Lutherdenkmal wiederherstellen würde.


    Das vor längerer Zeit geäußerte Argument, der Alex werde bald übervoll und dicht bebaut sein, spricht übrigens keineswegs dagegen, auch im Marienviertel eine Verdichtung zu erwirken.


    Je dichter und natürlicher der Alex wird, desto mehr kann ebenso gut der Eindruck einer übermäßigen Leere auf dem Rathausplatz, Forum entstehen. Entscheidend ist nun mal die emotional-ästhetische Situation, und da kann ich mir durchaus vorstellen, daß diese Bebauung in 20 Jahren befürwortet wird. Man sollte die Zeit nutzen, um ein wirklich stimmiges Konzept auszuarbeiten.

    Also meines Wissens hieß der Platz früher Charlottenburger Knie, die Straße des 17. Juni Charlottenburger Chaussee und die Otto-Suhr-Allee Berliner Straße.


    Wie unten zu sehen hatte der Platz früher mehr Aufenthaltsqualität - allein schon wegen der historischen Bebauung, kein Kreisverkehr, Mittelstreifen etc.


    Das Bild zeigt wohl Richtung Westen, und rechts ist das Rathaus Charlottenburg.


    http://static1.akpool.de/images/cards/49/496850.jpg


    Wie auf folgendem Bild zu sehen, war der Platz früher geradezu winzig.
    http://www.lorp.org/books/images/4696/_pics/img048-1.jpg


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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato

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    Warum erkennt man nicht an, daß es keine Alternative zu einer Bebauung nach weitgehend historischen Proportionen gibt und somit wieder ein Stück mehr Berliner Identität zurückgewonnen wird. Ich verstehe nicht, wie man so sehr die Geschichte ignorieren kann.


    Außerdem ist es in Der Tat wichtig, daß dieses Areal vor allem erst mal 20 Jahre Ruhe hat. Bis auf die Grünfläche zwischen Spandauer und Spree ist es eine passable Gegend, die zum Fernsehturm paßt. Es besteht also keinerlei Baudruck.


    In 20 Jahren stehen und wirken das Schloß und die Bauakademie. Es muß sich eins nach dem anderen entwickeln, sonst vertuen wir Chancen.

    Lesen bildet

    Es geht ja auch gar nicht darum, ganze Architekturepochen... (Mod: Zitat gekürzt, für den gesamten Text bitte auf das blaue Quadrat mit Pfeil klicken.)


    Ich finde es immer sehr unbefriedigend, wenn Beiträge inhaltlich nahezu vollständig ignoriert werden. Lies doch bitte noch mal meine Beiträge hierzu.


    Das ist schon irgendwie sehr merkwürdig.


    Mir geht es allein um den zeitlichen Aspekt. Ich kann eine Vergewaltigung nicht durch eine andere wiedergutmachen. Der Abriß vieler Platten würde heute eine Vergewaltigung darstellen. In 10, 20, 30 Jahren sieht das je nach konkreter Situation anders aus.


    @Bato: Sollte dieser Thread aufgrund seiner Berlin-Orientierung nicht etwas prominenter in der Berlin-Lounge untergebracht werden?

    Ja und wieso werden dann diese Wohnhäuser auch mal abgerissen, siehe Schöneberg? Und was ist mit den bereits abgerissenen Platten in Ost-Berlin? Also das mit den 80 Jahren scheint wohl nur ein Vorsatz zu sein, mehr nicht. Nichtsdestotrotz sollen die Platten noch ein paar Jahrzehnte altern. Sie gehören zur Identität Berlins. Berlin hat genug Veränderungen und Vergewaltigungen hinter sich. Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso manche Leute einen Abriß um jeden Preis wünschen wie z.B. bei der Wilhelmstraße. Man muß die Nachkriegsarchitektur temporär akzeptieren und respektieren - so unpassend und entfremdend sie auch gewesen sein mag.


    Beiträge aus diesem Thread hierher verschoben.
    Bato

    Aber in Schöneberg soll doch jetzt ein Nachkriegsgebäude am Barbarossaplatz abgerissen werden, wo sich noch ein paar Gallier gegen wehren. Da wohnen noch vier Leute drin oder so. Ist vermutlich erst 50 Jahre alt. Sicherlich ist das ein formales Zielkriterium.


    Wann wurde denn die Platte am Hackeschen Markt gebaut. Ich denke, wenn die 40 oder 50 Jahre alt ist, wird man da großzügig sein. Im Moment ist es einfach noch deplatziert, das Haus abzureißen. Diese Dinge müssen sich ganzheitlich entwickeln. Dieses angestrebte Viertel oder auch das Marienviertel müssen erst mal "diskursiv" wachsen. Es muß ein Bewußtsein entstehen und die sonstige Stadtentwicklung erst mal abgewartet werden. Ich denke, es geht viel um das historische Stadtgefühl, das sich erst mal wieder einstellen muß. Dann sieht man die Möglichkeiten und die "Falschheit" und Deplatziertheit vieler Plattenbauten kommt immer mehr ins Bewußtsein.


    Das ist halt ein ganzheitlicher Prozeß, den man nicht herbeizwingen kann. Deshalb: Existenzrecht für Platten und würdiges Altern.

    Friede den Platten, Krieg den Investoren!

    Ihr habt natürlich recht, daß die Turmplatte deplattziert ist. Das ist mit vielen Platten so. Aber es macht einfach ästhetisch, psychologisch und stadtentwicklungstechnisch keinen Sinn, die abzureißen. Da kommt dann nur Blödsinn hin und es ist nichts gewonnen.


    Die Platten haben ein Recht auf natürliches Altern. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Wir werden irgendwann ein ganz anderes Epochenfeeling in Berlin haben und dann macht es auch Sinn, hier und da mal zu gucken. Weil man dann eine viel bessere und genauere Vorstellung davon hat, was Berlin ist und wohin man will.


    Es besteht einfach häufig die Gefahr, daß da dann Müll auf höherem Niveau hinkommt. Ich finde das Süd-Quartier auch nicht unbedingt so gelungen. Warum hat man da nicht auf starke Historisierung gesetzt? Damit mehr Atmosphäre entsteht?


    Ich könnte mir vorstellen, daß wenn das Schloß steht und sich eine neue Epoche abzeichnet, der Druck auf den Breitplattenbau an der Spandauer wächst. Und auf die Karl-Liebknecht-Straße.


    Die Turmplatte wird da erst ganz ganz spät dran sein. Vielleicht in 20, 30 Jahren.


    Damit alle im Forum etwas von der Lebensdauer-Diskussion haben, habe ich die Beiträge in einen Extra-Thread verschoben.
    Bato

    Mir ist völlig bewußt, daß die Projekte sehr unterschiedlich sind. Ich denke, meine Aussage trifft trotzdem zu. Außerdem ist die Akademie wohl billiger als die Frauenkirche.


    Und: Diese Projekte liegen bereits hinter uns. Es wird zur Normalität, daß die Bürger sich die Leckerbissen ihrer Stadt selbst bauen. Überspitzt formuliert.


    Ich bin der Meinung, daß diese Dinge in Zukunft viel unproblematischer und selbstverständlicher ablaufen, wenn genug Interesse seitens der Bevölkerung da ist.


    Sicherlich muß da auch ein Mäzen oder sowas einspringen, um das Ganze erst mal ins Rollen zu bringen.


    Ich sehe da einen Wandel und eine neue Entwicklung. Die sollte man mutig aufnehmen.

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    Was hat denn Kollhoff mit der Bauakademie zu tun? Ich bin da nicht so informiert. Wie war denn die Situation vor 10 Jahren?


    Es gibt mal wieder eine neue Stiftung die das Ziel verfolgt die 45 MEURO für den Wiederaufbau aufzutreiben um pünktlich zum 175. Todestag von Schinkel am 9. Oktober 2016 die Bauakademie feierlich wiederzueröffnen.
    Die Kosten sollen weiterhin komplett durch Spenden finanziert werden.
    Ob diese Stiftung erfolgreicher als die bisherigen bei der Einsammlung selbiger ist kann man bezweifeln.


    Ich bin mir sicher, daß das vollständig durch Spenden finanzierbar ist. Man sieht's doch an der Frauenkirche, am Stadtschloß etc. Der Hunger der Bürger nach historisch-ästhetischer Rückanbindung und Wiedergewinnung von Identität ist unersättlich. Und dann gibt es noch genug Promis, die gerne größere Beträge spenden.


    Man muß einfach mal anfangen mit dem Bau, eine Infobox hinstellen und fertig.


    Mit dem Datum 2016 sollte man nichts herbeizwingen. Da muß man Größe und Souveränität zeigen. Das Teil muß stehen. Das ist die Hauptsache.

    Bin ich eigentlich der einzige, der sich anstatt dieser "modernen" Fassade, wenns schon nicht historisch sein darf, eine wirklich moderne Fassade gewünscht hätte? Vielleicht eine tolle organisch wirkende Glashaut oder etwas dekonstruktivistisches?


    Nee, bist du nicht. Ich sehe darin auch ein Chance. Ich finde zwar eine reine Rekonstruktion auch gut, verstehe aber auch nicht diese energische Abwehr.


    Das wird eine einmalige Sehenswürdigkeit Berlins.


    Aus meiner Sicht würde es auch ein gutes Gegenüber für eine historisierendes Marienviertel abgeben.

    Das Auferstehungsviertel

    Das geplante Höhenwachstum und die starke Verdichtung am Alex sollte hier ein freiräumliches, großzügig umbautes Pendant erhalten. Ein Platz umsäumt von ähnlich voluminösen, freilich besser akzentuierten Gebäuden wie derzeit vorhanden wäre für mich eine viel bessere Lösung als ein "klein klein" nach Vorbild der Vorkriegssituation.


    Wo gibt es denn am Alex eine starke Verdichtung?


    Der Platz ist ungefähr doppelt so groß wie früher. Er ist auch nach der Bebauung immer noch sehr groß.


    Man kann meinetwegen ein Marienviertel als zu eng empfinden. Angesichts der Größe des Alex ist die jetzige Situation am Fernsehturm meines Erachtens mit Sicherheit zu weit, zu frei.


    Ich denke, es ist eine Sache der Gewöhnung. Man muß das Prozeßhafte und "Ganzheitliche" des Ganzen bedenken.


    Na ja. Ich prophezeie, daß ein paar Jahre nach dem Schloßbau eine Diskussion einsetzen wird über die Verlegung des Neptunbrunnens an seinen Ursprung - und dann ist es nicht mehr weit bis zum Marienviertel.


    Ich hab ja schon geschrieben. Es ist ein Prozeß der historischen Bewußtwerdung. Ich will hier keine Nichtberliner diskriminieren, aber ich hab den Eindruck, manchen fehlt irgendwie der Zugang zur Seele Berlins. Da muß man sich nur mal die alten Filme und Bilder angucken.


    Ein Stück davon sollte wiederauferstehen.

    Gut Ding will Weile haben.

    Ich kann metaphysischen Stadtbetrachtungen und sentimentalem Vergangenheitsballast eben wenig abgewinnen. Für eine Neubauplanung finde ich es unwichtig was an der Stelle früher mal stand. Man sollte eher rationale auf Gegenwart und Zukunft bezogene Überlegungen anstellen.


    Das ist aber ein ganz gewaltiger Irrtum meines Erachtens. Du kannst da ja so rangehen. Für viele ist dies aber ein steriler rationalistischer Zugang, mit dem die meisten nichts anfangen können.


    Viele vermissen eben etwas von der historischen Identität Berlins. Für mich wäre ein echter Rathausplatz etwas Tolles. Natürlich geht es um eine modifizierte Orientierung am Vergangenen.


    Du konstruierst hier irgendeine Sentimantalität und Gefühlsdösigkeit, die gar nicht vorhanden ist. Es ist ein durchaus rationales Bedürfnis, ein Stück legitimer Berliner Identität wiederherzustellen.


    Deine sozialen Argumente sind sicherlich nicht falsch. Ich hatte dich bei diesen Leuten eingeordnet, die die DDR-Moderne so toll finden. Was ja aus westdeutscher Perspektive erst mal ein bißchen verständlich ist.


    Das Marienviertel wird vielleicht etwas für die 800-Jahr-Feier Berlins. Das wäre eine tolle Sache. Ich würde dort einzelne Bauten rekonstruieren und den überwiegenden Rest historisierend bauen. Den Fernsehturm würde ich modern integrieren.


    Es ist doch gerade ein typischer Berliner Witz, wenn aus einem rekonstruierten Altbauviertel der Fernsehturm herausragt. Wo gibt es so etwas sonst?


    Ich denke, du verkennst die emotionale Wirkung des alten Berlin und daß es sich nun einmal um die "eigentliche" Stadt handelt, die man nicht einfach so ignorieren kann. An dieser Stadt hängen viele Menschen. Anderswo bewahrt man diese Stadt. Hier (und in Deutschland) muß sie teilweise wiederaufgebaut werden.


    Diese "eigentliche" Stadt ist kein Selbstzweck, man kann sie aber nicht einfach so ausblenden. Was glaubst du, warum so viele das Marienviertel wiederhaben wollen, Bürgerinitiativen etc.? Warum man den Pariser Platz wiederaufgebaut hat usw.?


    Eben weil es die Identität Berlins ausmacht. So einfach ist das.


    Der Rathausplatz ist ein ganz essentieller Teil Berlins und seiner Geschichte. Ich bin mir sicher, daß früher oder später dort das alte Viertel rekonstruiert wird.


    Hierfür ist das historische Bewußtsein aber noch nicht da. Dies muß sich noch entwickeln. Das ist ein natürlicher Prozeß, weshalb es mir lieber auch zu langsam als zu schnell geht mit solchen Projekten.


    Wenn die ersten Hochhäuser am Alex stehen und das Schloß, wird der "städtebauliche und emotionale Druck" in bezug auf das Marienviertel steigen.


    Meiner Meinung nach ist das ein natürlicher emotionaler Prozeß der Wiederrückgewinnung der Stadt durch die Berliner.


    In kleineren Städten und ohne diese traumatische Geschichte und Stadtzerstörung Berlins wäre diese Identifizierung mit der städtischen Geschichte vermutlich stärker und schneller gegangen.


    In Berlin braucht das eine Weile.