Beiträge von _fjl_

    Man muesste viellleicht die gesamte Diskussion auf eine Ebene zureuckholen, die sich an nachvollziehbaren Kriterien orientiert und eben nicht nur am Privatgeschmack einiger Menschen.


    Was sind denn die Kriterien? Funktionalität: dann sollte man Kästen bauen. Rendite: dann sollte man verdichteter bauen. Betonung von morphologischen Elementen, wie Achsen: die bemerkt doch keiner. Geschichte: dann sollte man die Grundrisse von 1936 ausschneiden und einpassen. Was für ein Hohn.



    Fakt ist nun einmal, das seit rund 25 Jahren Planungsparadigmen herrschen die - im Gegensatz zu den Aufbaujahren davor - endlich wieder städtebauliche Hamburger Grundsatze berücksichtigen.


    Welche Hamburger Grundsätze denn? Den von Schmidt lancierten Satz, dass man in Hamburg mit Stein baut? Nun, dann dürfte es keine grauen Metallfassaden geben.
    Ich hoffe, dass sich das Repertoire des Architekten (das Wort ist immer Synonym mit Städtebauern zu sehen) nicht nur aus Plätzen und Blöcken speist, sondern der Architekt, als Gestalter der gebauten Umwelt, auch in der Lage ist Formen zu entwickeln, die für die heutige und zukünftige Gesellschaft wegweisend sind. Die geschmähte Architektur der Aufbaujahre konnte dies. Man mag den Fortschrittsglauben nicht teilen, aber er war doch ein wesentliches Moment für das Verständnis.


    Man kann den Dialog auch auf Architekturebene führen. Die Diskutierenden müssen halt begründen, warum sie ihre Vorstellung für ästhetisch halten. Dafür wird es ja Gründe geben. Subjektive Gründe zwar, aber immerhin. Basiert auf diesen subjektiven Astethik- und Wertvorstellungen nicht die Architektur und der Städtebau? Nicht umsonst gibt es unterschiedliche Strömungen im Städtebau und in der Architektur.



    Dass der Zeit-Autor ausgerechnet fuer den Axel-Springer-Bau schwaermt, der die Neustadt zerschneidet und sich jedem Bestandsmassstab widersetzt ist doch der reinste Hohn!


    Hohn wird es erst, wenn man versucht den Blockrand wie an St. Nikolai wieder aufzubauen. Damit soll eine Historizität vorgetäuscht werden, die es nie gab. Das ist Hohn. Es ist vollkommen Legitim, gesellschaftliche Wertstäbe an Funktionalität und Städtebau umzusetzen. Auch wenn es ein Baustein ist, die gesamte Stadtmorphologie umzukrempeln vermag.

    @ k-roy: Ich weiß nicht, wie die Architektur von heute oder gar von morgen aussieht. Das soll nun auch die Aufgabe der Architekten sein. Und vermutlich ist hier das entscheidende Moment zu suchen: oftmals wissen Architekten nicht mehr, für wen sie bauen und welchen (ästhetischen, gesellschaftlichen oder sonstigen) Ansprüchen sie genügen wollen. Sie genügen sich oftmals selbst, was legitim (insofern schmeicheln die Egogebäude nur dem eigenen Ego) und in meinen Augen auch erstrebenswert wäre, wenn es denn stringent und ins höchste perfektioniert und durch komponiert ist und nicht von Belanglosigkeit und Tristes strotzt und der eigene „künstlerische“ Impetus nur noch in den Nuancen zu finden ist. Es braucht halt Mut und Kreativität, um die Sachzwänge zu umgehen. (Das Beispiel von Donjon zeigt es doch recht schön.)

    Schlimm, diese Kunst- und Architekturkritiker, die doch gar keine Ahnung von den Sachzwängen haben und die unbedingte Genialität des architektonischen Entwurfes nicht schätzen. Letzteres liegt vermutlich daran, dass die Genialität der Banalität gewichen ist. Die Stringenz des Entwurfes weicht einer verklausulierten und vor allem konstruierten Analyse, aus der sich alles und nichts herleiten lässt.
    Vielleicht wäre es ratsamer sich über den Architekten Gedanken zu machen, als über den Kritiker.
    Denn in manchen Punkten hat Rauterberg doch Recht. Die Argumententationsstränge des Entwerfenden ziehen sich immer auf die Sachzwänge (determiniert durch den Investor) und den Oberbaudirektor zurück. Der Architekt ist eben oftmals nicht in der Lage unter diesen Bedingungen, die ja nun nicht erst seit 10 Jahren das entwerferische Handeln bestimmen, anspruchsvolle und ästhetische Objekte (und es ist nicht nur für das Auge des Zeit-Lesers bestimmt) zu entwerfen. Es soll nicht um eine überladene Fassadengestaltung geben, aber spannungsreicher als Raster-Loch-Fassaden darf es schon einmal sein: spannungsreicher als die Europapassage, deren Geste (ich hoffe ein umgedrehtes Schiff oder Kathedrale) deplatziert ist oder oder wirkungsvoller als ein Entwurf, der sämtliche Spannung aus dem Gebäude nimmt (vgl. Aufstockung an der Poststraße Ecke Gerhofstraße).