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Manchmal wünschte ich mir, dass dieser aufgeblähte Alexanderplatz-Diskurs auch mal auf andere Berliner Gebiete übertragen werden würde.
Nehmen wir z.B. den Ernst-Reuter-Platz. Hier wurde auch ganz dem Geschmack des autoaffinen Stadtbewohners der sechziger/siebziger Jahre entsprochen. Das Resultat: Ein Platz, der so monströs fehlgeplant ist, dass man als Fußgänger die Beine in die Hand nimmt, um alle Ampelphasen mitzunehmen und schnell zur U-Bahn zu gelangen.
Der Ernst-Reuter-Platz entspricht in dem Sinne dem Alexanderplatz (und Umgebung), dass die Aufenthaltsqualität = null ist.
Und nehmen wir dann die Umgebung vom Ernst-Reuter-Platz: Architektonische Banalitäten an der Otto-Suhr-Allee. 70'er Jahre Plattenbauten direkt neben dem Charlottenburger Rathaus.
Ich verstehe schon, dass viele sich hier über die Ästhetik am Alexanderplatz und seiner Umgebung beschweren und mich spricht sie auch nicht an.
Aber ist das "Neue Kreuzberger Zentrum" am Kottbusser Tor oder der "Sozialpalast" in Schöneberg ansehnlicher? Oder das Plattenbauviertel um den Anhalter Bahnhof und das Hallesche Tor, was sich immerhin direkt an die Friedrichstraße anschließt? Oder der Westberliner Teil der Brunnenstraße?
Seltsamerweise wird hier offen über den Abriss eines halben Stadtviertels diskutiert, das offen gestanden nicht gerade eine städtebauliche Perle ist, aber nichtsdestotrotz das Zuhause von Tausenden Berlinern darstellt.
Ich wohne auch nicht in einer Platte, aber ehrlich gesagt frage ich mich, wie man so skrupellos sein kann und einfach den Abriss von Häusern fordert, nur weil sie einem ideologisch/ästhetisch nicht ins Bild passen?