Beiträge von aedificator

    Ich finds etwas müßig, wenn hier ständig so provokativ von „talentfreien Murks“, „Architektensprech“, „Zwang zur Banalität“ usw. gesprochen wird. Die offensichtliche Abneigung gegen die „Architektenschaft (inkl. Jurys)“, die schon fast wie dogmatischer Hass daherkommt, vergiftet ständig jede Debatte. Das nervt ein bisschen.


    Am Ende bleibt der 5. Erweiterungsbau ein Zweckbau. Die Funktion ist dabei ja klar beschrieben: Mit den zu Verfügung stehenden finanziellen Mitteln soll möglichst viel Magazinfläche geschaffen werden. Nun kann man sagen, dass gestalterisch sicher noch Luft nach oben gewesen wäre, da stimme ich zu. Es ist aber auch so, dass jede architektonische Extravaganz entweder den Grundriss für die effektiv nutzbare Fläche vermurkst hätte, oder die Kosteneffizienz (Lagerfläche pro Euro) verschlechtern würde.

    Da wir von einer öffentlichen Bauaufgabe sprechen, ist durchaus nachvollziehbar, dass die ökonomischen Aspekte in der Gestaltung und Entscheidung überwiegen. Es gibt genug Beispiele, die gegensätzlich entschieden wurden und denen im Nachgang eine Verschwendung öffentlicher Mittel vorgeworfen werden konnte. Regulatorische Vorgaben gibt es ja nicht ohne Grund. Ist es ein schöner Giebel wert, dass die Bibliothek eine andere essenzielle Aufgabe nicht mehr finanzieren kann oder die öffentliche Hand andere Bauprojekte einstampfen muss?

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    Danke für die interessanten Pläne. Bei einer Erweiterung halte ich auch die Verlängerung der Flügelbauten für die optimalste Lösung. Fraglich ist nur, ob das mit den Grabmalen des Friedhofs vereinbar ist (in Bezug auf Pietät und Denkmalschutz).


    PS: Ich finde es etwas schade, dass ein so guter Beitrag von einer polemischen Aussage geschmälert wird: „die Studierenden […] um ihre selbstherrlichen Entwürfe“; das hätte es nicht gebraucht ;)

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    Guter Punkt. Unser Stadtraum ist in seinen Definitionen fix. Die maximale Breite von Straßenbahnen ist damit begrenzt.

    Mehr ginge nur, wenn Trassen komplett neu und abseits der bekannten Wege gebaut werden würden. Das fällt mir für Leipzig nur U-Bahn oder Hochbahn ein. Beides utopisch.


    Die 10cm oder 20cm sind in meinen Augen deshalb nur die allerletzte mögliche Flächenoptimierung. Die Rechnung geht dann auch erst in der Gesamtbetrachtung auf:


    Alle Bahnen gemeinsam fahren das Liniennetz 59.000 mal im Jahr komplett ab. Würde jeder gefahrene Kilometer mit der leicht erhöhten Kapazität gefahren macht das 4 Passagiere x 9 Quadratmeter x 59.000 = 2.124.000 Passagiere.


    Die Rechnung ist arg vereinfacht und um die Komplexität der verschiedenen Fahrten, der Takte und von Auslastung bereinigt. Es zeigt sich aber das Potential auch kleiner Optimierungen im Rahmen der häufigen Nutzung.

    Zu den neuen Bahnen:


    3. Ich sehe in den neuen Bahnen auch keine 4 Sitze nebeneinander... am Ende wird es genauso wie bei der XL - viel Marketing-Pressesprech um nichts...

    Das Datenblatt der neuen NGT12+ von HeiterBlick verspricht 92 Sitz- und 188 Stehplätze.


    Die „alten“ Solaris-Bahnen (NGT10 XL) haben nur 75 Sitz- und 145 Stehplätze.


    Es handelt sich also insgesamt doch um eine merkliche Kapazitätserweiterung (+17 Sitz- und +43 Stehplätze) und nicht nur um „Marketing-Sprech“.


    Die Visualisierung ist jedoch tatsächlich irritierend. Die weißen Kästen am Mittelgang gab es aber auch schon beim Solaris. Vorteil dieser Konstruktion ist, dass der Gang etwa auf Rucksackhöhe verbreitert wird und nicht ständig eine Tasche im Gesicht der Sitzenden landet; während trotzdem darunter Raum für Drehgestelle etc. vorhanden ist.

    ^^

    Das „Weiße Kiste“ Geleier ist langsam etwas ermüdend beim Lesen. Ich freue mich über unterhaltsame Diskussionen; die zahlreichen Fotos, die mir Dinge bekanntmachen, von denen ich noch nichts wusste; Hintergrundinformation bautechnischer oder formaler Natur uvm. …. Was ich nicht in 100facher Ausführung benötige ist das immergleiche Geschmacksurteil dazu, dass dir moderne und schlichte Architektur nicht gefällt. Und mehr ist es hier auch nicht. Missfallen geäußert, gemeckert, fertig. Schade!


    Du hast Dich nicht näher mit dem Standort, der Formensprache, der Materialität, dem Grundriss, der Funktionalität oder möglichen Alternativen auseinander gesetzt. Hättest Du das, wären Dir zumindestens einige kleine Updates im Vergleich zu einer „Kiste“ aufgefallen: Alternierende Fassadenmaterialien, Versatz der Balkone oder Loggien, Überlappungen der verschiedenen Geschosse, der kleine Wintergarten(?) über zwei Geschosse. Es gibt sicher mutigere Architektur, aber hier gehst nicht um ein Filetgrundstück im Innenstadtkreis, sondern um eine Hinterhaus am Fluss in einem Rand-Zentrumsquartier. Finanzierbar muss der Spaß am Ende ja auch noch sein.


    Du verquickst hier zudem auch leider verschiedene Sachverhalte, was ich im Zusammenhang etwas unredlich finde. Im vorliegenden Fall wird nicht (wie impliziert) eine wertvolles öffentliches Grün für Architektur geopfert, sondern ein privater Hinterhof bebaut.

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    hmmm… da liest Du dem Plan nicht richtig. Die Kreuzung zur Straße des 18. Oktober ist eher in der Peripherie und mit Laufkundschaft weniger gesegnet. Der REWE Markt gegenüber greift die wesentliche Kaufkraft auch schon ab. Dort ist kein Gewerbe vorgesehen. An der Tram Haltestelle an der Philip-Rosenthal-Straße ist hingegen das ganze EG voller Gewerbeeinheiten im Plan. Das macht dort auch mehr Sinn. Verkehrstechnisch kann man dort mit mehr Geschäft rechnen: Uni, Uniklinik, Straßenbahn …


    Architektonisch geben sowohl die Höhen als auch die unterschiedlichen Baukörper an dieser Stelle ein sehr gutes Bild ab. Die städtebauliche Verbesserung kann man gar nicht hoch genug anrechnen.

    ^ Wir haben keine bodentiefen Fenster. Es gibt Erker und Farbigkeit. Die Dachlandschaft hat Gaupen und Ziegel. So sieht’s halt aus, wenn man sich heute an die Umgebung anzugleichen versucht. Ich habe schon schlimmeres gesehen - das schaut sich weg. Ob das so jetzt besser als ne weiße Kiste ist, weiß ich jetzt aber auch nicht.


    imo ist es so oder so nicht sonderlich inspiriert und anspruchsvoll, für ein Wohnhaus am Ende aber okay.

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    Ja, das Retro-Gefühl kam mir auch, aber der Entwurf…


    … ist in Summe gefällig (Proportion, Erker, Eingangssituation, EG ist keine Betonwand)

    … vermittelt mit den Markisen eine heimelige Wohnlichkeit

    … nutzt mit den Fliesen einmal andere Fassadenmaterialien als die üblichen Putz- und Klinkervariationen

    … strahlt über das helle Türkis in Kombi mit dem goldfarbenen Messing eine gewisse Wertigkeit aus. Frau sagt: Das kann in der Kombi auch beim Juwelier als Ohrring oder Halskette geordert werden und kostet dann richtig ;)


    Insgesamt bringt das etwas Abwechslung ins Stadtbild. Darauf kommt es imo ja auch an. Fazit: keine 0815-Kiste, keine Klinkerburg, kein Pseudoklassizismus … dafür Retro-Charme. Für ein komplettes Neubaugebiet ohne Anpassungsdruck ist das okay. Wenn der Rest des Viertels das Niveau hält und abwechslungsreich bleibt, dann wäre das ziemlich stark ;)

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    Nein, so schlimm ist es jetzt auch nicht. Da gibt und gab schon es deutlich uninspiriertere Projekte.


    Immerhin ist hier ein gewisser wertiger Gestaltungswille erkennbar. Die Fensterachsen werden stark betont, das verhindert gemeinsam mit den Balkonen etwaige Monotonie.


    Die Materialität scheint wertig zu werden. Jedenfalls verspricht die Visu ansehnliche Bleche in goldbraun oder schwarzbraun.


    Die Bebauung des, sicher nicht einfachen, Gründstückes finde ich auch stimmig. Der Versatz mit zwischenliegenden Grünflächen entspricht der gewachsenen Reviergestaltung.


    Insgesamt habe ich hier nicht den Eindruck, dass die Blöcke nach Fertigstellung wie Fremdkörper daherkommen. Das wird sich im Straßenverlauf (wenn ich gedanklich die Strecke abgehe) eher weggucken. Für Wohnneubau geht das deshalb imo in Ordnung.

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    Enttäuschend. Wer schon bei Kriegsmetaphern und hämischer Schadenfreude angelangt ist, hat den Pfad des Diskurses ja schon verlassen. Merkt man daran, dass absichtlich falsch interpretiert wird. Für die Frankfurter Innenstadt gab es eine Bauidee, die wurde handwerklich gut umgesetzt. Ich bin da emotionslos. Wenn die Bauaufgabe anstelle einer Stadtreparatur (bzw. das Herstellen eines vergangenen Zustandes mittels historischer Anlehnung) das Kreieren eines völligen neuen Stadtraumes gewesen wäre, würde ich für mich persönlich auch kritisch und ergebnisoffen bewerten, ob das Ziel erreicht worden wäre. Die Frage ist ja immer: Trifft die Architektur den Zweck und nicht: Demütigt das Ergebnis alle Andersdenkenden!


    Und, um zum Thema zurückzufinden, der Zweck ist am Leuschner-Platz ein anderer. Hier soll nicht rekonstruiert, sondern neu geplant werden.


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    Stadt Warschau
    Der Neubau fürs Leibnitz-Institut erfüllt sicher den Zweck, wirklich aufregend, wenn er es denn so sein soll, ist er tatsächlich nicht. Mir hatte persönlich damals der dritte Preis etwas besser gefallen: kantiger, dynamischer und mit einigen interessanten Sichtachsen denkbar. Ökologisches Bauen sieht aber in allen Fällen anders aus. Da kann man nur hoffen, dass sich für den MarkthallenBauplatz Lösungen durchsetzen. Impulse werden da ja inzwischen prominent gesetzt.


    Vorteil des Leuschner-Platzes in Punkto Heterogenität: Die Bauherren und Bauaufgaben sind sehr unterschiedlich und die Stadt gibt (nicht bewusst, aber im Ergebnis dann hilfreich) kein klares Gestaltungskonzept vor.

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    Was soll der anstrengend konfrontative Unterton? Ich hab’s geschrieben, haben sie doch gelesen. Entschuldigen sie bitte, dass ich mich erdreiste eine Meinung zu haben, die nicht dieselbe ist, die sie für sich als universale Wahrheit betrachten.


    Ich sage dem Neubau auch hallo. Handwerklich gut ausgeführt. Wo ist der Punkt? Frankfurt hat sich für knapp 345 Mio EUR einen Mix aus Rekonstruktion und Neubau für sehr teure Wohn- und Geschäftsräume als ergänzende Innenstadt geleistet. Kann man toll finden, ist aber nicht das erste Projekt, was mir einfallen würde, wenn ich nach einer Belegstelle für verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern suchen würde. Aber Hauptsache der eigene Geschmack wurde getroffen, nicht wahr? Dann kann man darüber schon mal hinwegsehen … ;)


    Und eine Bitte: Nicht die Mär von „Meiner Stadt“ und 99% aufmachen. Beides ist objektiv falsch und genauso unrichtig wie die Annahme, dass nur historisierende Architektur objektiv schön wäre. Schönheit kennt keine Objektivität und hängt von vielen Dingen ab, in erster Linie vom Auge des Betrachters. Meins schaut da anders als Ihres. Das ist auch völlig okay, solange man vor dieser Tatsache nicht die Augen verschließt. Manchmal habe ich hier aber das Gefühl, dass der Wille fehlt, andere Blickwinkel zu betrachten.


    PS: Was vllt. fehlt ist das Verständnis zum Begriff Zeitgeist. Damit ist nicht gemeint, dass alles historische schlecht wäre. Zeitgeist sagt einfach nur, wie wir als Gesellschaft „ticken“, auch in künstlerischer Hinsicht. Das schließt historisierende Anlehnungen nicht aus, kann aber auch sehr modern werden. Eben das, was der bauliche Kontext aktuell erfordert. Darauf kommt es in der Bewertung guter Architektur an, nicht auf Geschmack, Vorlieben und individuelle Schönheitsbegriffe.

    ^Gute Architektur sollte immer Ausdruck und Sinnbild der Zeit sein, in der sie entsteht. Wir können uns sicher darauf einigen, dass Zeitgeschichte zwar hin und wieder Redundanzen aufweist, aber keinesfalls gleichförmig ist oder stillsteht. Geschichte ist voller Brüche und Verwerfungen. Ob Politik, Religion, Gesellschaft, Krieg und Frieden. Alles um uns Menschen herum ist im Fluss und ändert sich stetig. Und solange das so ist, ändern sich auch die Menschen und mit ihnen Moden, Ansprüche, Geschmäcker und Anforderungen an Architektur.


    Das Leben verursacht Brüche, die sich im Stadtbild wiederfinden. In meinen Augen gibt es kaum spannendere Beschäftigungen auf einem Stadtspaziergang, als diese Brüche zu beobachten und die Geschichte eines Ortes auf diese Weise nachzuempfinden. Wer schon einmal vor einer alten und über die Jahrhunderte gewachsenen Kirche stand und bewundernd die verschiedenen Zeitstile abgelesen hat, wird das sicher genauso nachempfinden können, wie jene, die durch die Straßen Londons, Roms oder Kölns gehen und damit zwischen den Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden umherschauen. Wenn sich Mittelalter, Antike und Moderne gleichwertig zu einem geschichtsschwangeren Mix verbinden, dann wird die Stadtlandschaft und die Gesellschaft, die dort über so viele Jahre gelebt hat, erst richtig lebendig. Nichts davon würden wir spüren, wenn wir keinen Stein verändern oder aber wenn wir alles überbauen würden.


    Der Fehler in der Debatte zuvor war übrigens nicht, dass alle eine Meinung haben. Das gehört hoffentlich zur Grundausstattung aller Menschen. Falsch ist aber, die Meinung anderer geringschätzig zu diskreditieren, nur weil sie nicht der eigenen Auffassung entspricht. Preisrichter und Jurys sind nicht korrupt oder abgehoben, weil einem die Siegerentwürfe nicht gefallen. Architekten sind nicht gierig oder faul, weil die Entwürfe nicht dem eigenen Geschmack entsprechen und Bauherren sind nicht geizig, weil die Formensprache reduziert ist oder der Zweckbau im Mittelpunkt steht. Auch Kritiker sind nicht dumm, nur weil die ausführliche und detaillierte Architekturkritik fehlt.


    Diskurs gehörte bisher zum Bauschaffen in jeder Epoche dazu. Noch nie war es so leicht daran teilzuhaben wie heutzutage. Wir sollten die Möglichkeit der Meinungsäußerung aber nicht mit Mitbestimmungsrechten verwechseln. Geprägt haben die Architekturgeschichte schon immer die Entscheider, vor allem die Bauherren. Unsere Epoche wird geprägt von jenen, die Bauaufträge haben und die Bauten finanzieren. Wer das Geld freigibt, entscheidet in der Regel, was damit passiert. Formensprache, Nutzung und Aufwand werden dort entschieden. Ob ambitioniert oder konservativ, das liegt am Bauherren und der intendierten Aussage. In einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten wird ein Spaziergänger darin einen Ausdruck unserer Gesellschaft entdecken Und weil unsere Lebenswirklichkeit eine andere als jene der Gründerzeit, der Renaissance, der Vorkriegsmoderne, des Sozialismus oder des Mittelalters ist, wird man den Bruch sehen und eine lebendige Stadt im Wandel der Zeitalter erkennen.

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    Lasst doch bitte politische Kommentare und Meinungsäußerungen stecken. Wir sprechen hier über Architektur … und nicht mehr. Gerade das ist der entspannende Reiz dieses Forums.
    Zu allen anderen Dingen werden wir nur anstrengende Dispute führen, die uns inhaltlich nicht weiter bringen und über die wir uns ärgern. Zum Beispiel weitergedacht: Soll eine sechsspurige Autobahn nenn halben Meter an Deinem Vorgarten vorbei gebaut werden, dämpft sich die Freude über beschleunigte Genehmigungsprozesse ganz schnell. (Denkt Euch hier ein paar Flaggen und passende Smileys) Das kann man endlos weiterführen, aber besser an anderer Stelle.

    ^^ Puh; ich hoffe, dass es sich in live dann etwas besser darstellt und sich die Mängel weggucken.


    Solche Visualisierungen sind allerdings der Grund, warum wir so häufig bodentiefe Fenster erleben. Viele Architekten wissen nicht, wie durch Gliederung der Baumassen die großen kahlen Mauerflächen zu füllen sind. Betrachtet man die Rückseite der Planung, dann wirkt diese schon spürbar gefälliger, weil mehr Wandfläche mit größeren Fenstern ausgestattet ist.


    Was dem Plan insgesamt nicht gut tut, ist neben der schlechten Software (Tiefe und Perspektive verschwimmen im Einheitsbeige) besonders die Unruhe durch Asymmetrie, unterschiedliche Fensterformen, unterschiedliche Fensterhöhen, die versetzt sitzende Eingangstür, das Garagentor aus der Einfamilienhaus-Siedlung und das unterbrochene Staffelgeschoss (Ich verstehe die fensterlose Wand dort nicht).


    Der grundsätzliche Ansatz muss übrigens einmal ganz okay gewesen sein. Betrachtet man nur die zwei rechten Fensterachsen, dann hätte das Häuschen durchaus Potential. Die Idee wird leider nur nicht weitergeführt.


    Und ein Haus ist eben oft nicht mehr, als vier einfache Wände mit Fensteröffnungen und Dach. Auch Wohnhäuser sind doch nur Zweckbauten. Wenn die Grundriss optimiert ist, das Wohnen sich von Innen heraus gut anfühlt, dann ist schon der Arbeitsauftrag von Architekt und Bauherrn erfüllt. Gestaltungswillen und Kreativität kann man nicht gesetzlich regeln, außer über denkmalpflegerische Regularien.

    Ich bin gespannt und halte die zeitliche Nähe der Aussage zur möglichen Ansiedlung eines Großkonzerns und das Positionspapier zum Standort Matthäiareal für beabsichtigt.


    Hier wird gerade durch bewusste Indiskretionen das öffentliche Meinungsbild ausgeforscht: Wie steht die Stadtbevölkerung zu einer großen Ansiedlung (mal nicht auf der grünen Wiese sondern präsent im Zentrum) und würde sie dafür ein charmantes Nutzungskonzept opfern wollen.


    Das ist in sofern schlau, als dass man damit die Öffentlichkeit eben nicht vor vollendete Tatsachen stellt und mögliche Wiederstände noch in einer frühen Verhandlungsphase in Lösungen verwandeln kann. Damit ist das Risiko, dass aus der Bürgerbeteiligung im Nachgang ein endloses Gezeter mit offenem Ausgang wird, etwas eingedämmt. Der mögliche Großkonzern wird dann sicher auch zeitnah loslegen wollen.

    Grundsätzlich zwei gute Entwürfe für das Umfeld. Ich finde es angemessen, dass es jeweils in die Höhe geht. Für dieses Viertel und in dieser Stadt ist dafür keine Stararchitekten-Gestaltung zu gewinnen, aber beides sieht solide aus und passt sich damit gut ein.


    PS: Scheinheilig ist das schon ein wenig, wenn die gleichen Leute, die sonst immer die zwingende Einpassung in die bauliche Umgebung fordern, nun den Plattenbaucharakter im Plattenbauviertel bemängeln ;)

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    Das stimmt wohl. Ästhetik und Baukunst sind Geschmackssache. Was modern sein will, muss nicht gut sein und was historisch anknüpfen will, das kann genauso misslingen.


    In meinen Augen ist deshalb oftmals die Funktionalität ein vernünftiges Kriterium zur Bewertung von Architektur. Ein Bau, der seiner Funktion in jedem Maße gerecht wird hat ein großes Potential auf Langlebigkeit und Akzeptanz. Jedenfalls ein größeres Potential als ein Bau, der die Funktionalität einer Mode bzw. Ästhetik opfert. Ein historistisch nachgebauter Büroneubau mit 5 Meter Deckenhöhe ist dabei genauso unsinnig wie ein Wohnhaus-Glaspalast mit vollem Einblick.


    Im Idealfall finden Nutzen und Ästhetik ein sinnvolles Miteinander. Und - meine persönliche Meinung - selten (aber manchmal doch) entspricht die Ästhetik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts den zeitgemäßen funktionalen Anforderungen an Architektur.


    Aber, was die wichtigsten funktionalen Anforderungen sind bestimmt der Bauherr / der Geldgeber und nicht die Allgemeinheit. Raumausschöpfung, Kosten, Grundrissgestaltung, Energieeffizienz, Arbeits- und Wohnkomfort sind heute oftmals entscheidendere Faktoren als Repräsentation (welcher Art auch immer). Nur wenn letzteres die Hauptfunktion des Neubaus ist, kann in unseren Tagen aus dem Baumeister ein Baukünstler werden ...


    ... nur dann lässt sich ernsthaft und sinnvoll über Geschmack streiten.

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    Schade.

    Ich kann mit diesem polemischen und recht respektlosen Beitrag wenig anfangen. Ein produktiver Diskussionsbeitrag ist es jedenfalls nicht ... vielmehr eher eine geschmacksbasierte Meinungsäußerung.


    Die Entwürfe selbst sind der Bauaufgabe in meinen Augen durchaus angemessen. Wir haben hier einen großen Stadtplatz (auch nach weiterer Bebauung), der auf Wiederholung und Masse in Fassaden- und Raumgestaltung angewiesen ist, um vernünftig eingefasst zu werden. Kleinteiligkeit hätte zerfasert gewirkt und die Raumwirkung nachhaltig gestört.

    Der Bezug zur Kirche ist bereits erklärt worden, zum Polizeirevier ist architektonisch mit modernen Mitteln keine vernünftige Bezugnahme sinnvoll / möglich, außer in Bauhöhe und Materialität. In beiden geht der Siegerentwurf auf die vorhandene Bausubstanz zu.


    Im Ergebnis scheint mir besonders der Siegerentwurf ein harmonisches Zusammenspiel aus altem Verwaltungsbau, neuem Kirchenbau und ganz neuen Misch-Zweckbau zu versprechen ... jedenfalls auf den Visualisierungen. Materialitäten, Funktionen, Baumassen und Gestaltung passen gemeinsam für mich sehr gut an einen wichtigen Stadtplatz einer modernen Großstadt. Nix wofür man sich an dieser Stelle schämen müsste.