Beiträge von nothor

    Hey, herzlichen Dank für deine Dokumentationen aus meinem Viertel, echt klasse!


    Und ja, die Heerwagenstraße 31 wird wohl garantiert gedämmt werden. Das Vorsetzen der Fenster bündig zur alten Fassade ist ein untrügliches Zeichen dafür, es macht auch nur Sinn mit einer Dämmung, denn sonst wären die Fenster nicht schlagregendicht. Insofern wird das hier fachgerecht gemacht, anders als bei der Schoppershofstraße 43, wo man es eher als hingepfuscht bezeichnen kann: Die Fenster sitzen zu tief hinter der Dämmung, das ist nicht nur hässlich, sondern auch problematisch. Die Innenlaibungen der Fassade sind dann oft anders als die Fassadenfront mit nur 1 oder 2 cm Styropor beklebt worden, anstatt wie die Fassade an sich mit 16 oder 20 cm. D.h. der Dämmwert wird um die Fenster herum gar nicht erreicht, diese Stellen bleiben kühler und es gibt Schimmelneigung. Gefährlicher ist aber der fehlende Dachüberstand, sodass die ganze Dämmung am Dachfirst nicht schlagregendicht ist. Das wird in wenigen Jahren, vielleicht auch früher, je nach dem wie sehr man sich da Mühe gab das mit Blechen und Silikon abzudichten, erhebliche Probleme geben. Wasser wird hinter die Dämmung laufen und in den Wohnungen innen Wasserflecken zeigen. Das ist eigentlich garantiert. Ein neutraler Gutachter würde das als Baumangel beschreiben, wenn das Haus in den Verkauf ginge, aber es ist aktuell nur einer wenn etwas anders beauftragt war. Aber wenn die Eigentümer beauftragt haben "Dämmen Sie die Fassade, weil gerade das Gerüst schon steht.... Fenster, nee machen wir jetzt nicht..... Dach, nee machen wir jetzt nicht", dann ist das alles ok so, die müssen jetzt damit leben.


    Insgesamt gibt es in Nürnberg eine erhebliche Neigung alles zu verhässlichen. Jeder Verschönerung stehen mehrere Verluste, Verhässlichungen gegenüber, das macht mich schon mürbe muss ich sagen. Ich war übers Wochenende unterwegs und bin dort Straßen entlang gefahren, wo alle Gebäude vor 5-10 Jahren gedämmt wurden. Das ist jetzt alles grau, veralgt, schlierig und gammelig. Das war eine wirklich hässliche Umgebung. Wer mit offenen Augen durch sein Viertel geht stellt auch bald fest, dass an einem einmal gedämmten Haus häufiger erneut Gerüste aufgestellt werden: Fachleute sagen dann "Ja, so eine Dämmfassade ist wartungsintensiv, die vielen Silikonfugen und Anschlüsse müssen immer wieder überprüft werden, wenn das nicht geschieht und man den Schaden im Innern sieht (außen sieht man durch das wasserdichte Plastik ja nichts) ist der Schaden schon immens." Mir macht diese technische Verirrung in Deutschland große Sorgen.

    Ich hab die Tage nochmal intensiv über den FSW nachgedacht und komme trotzdem immer wieder zum selben Schluss: Ich befürworte den Ausbau, da er folgerichtig und notwendig ist. Und das Aufflammen, wieder anheizen der Diskussion, wie überflüssig doch der Ausbau sei angesichts Verkehrswende usw. finde ich destruktiv. In der Presse stehen immer wieder Zahlen drin, wonach die PKW-Zulassungen in Nürnberg zunehmen, immer mehr PKW pro Einwohner, ebenso der LKW-Verkehr, der zunimmt. Das Konzept "Verkehrswende" geht diese Dinge aber garnicht an, und wenn doch, dann erfolglos. Und zuletzt natürlich der Punkt, den AK-1982 gemacht hat: Der FSW erschließt v.a. das Gewerbe, dass sich im Süden Nürnbergs und Osten Fürths angesiedelt hat. Wer also den FSW-Ausbau bekämpft braucht gleichzeitig ein Konzept für die verkehrsmäßige Versorgung dieser Gewerbe oder deren Umsiedlung. Tatsächlich ist es doch so, dass die Verkehrswende lediglich den Individualverkehr adressiert: Alleine fahrende Menschen, ohne viel Gepäck, die aufs Fahrrad oder den ÖPNV umsteigen können. Aber der Transport von Massen und Gütern wird hier nicht thematisiert, ganz im Gegenteil, hier ist schon immer klar, dass die letzten km vom Güterbahnhof/Flughafen zum Kunden via LKW laufen, und dazu ist der FSW da. Und solange man keine LKW-only-Straßen einrichtet, solange wird der FSW so problematisch mit all dem Handlungsbedarf bleiben wie er ist. Es gibt schon einen Grund, weswegen diese Ausbauplanungen so alt sind und immer wieder auf der Tagesordnung stehen. Gerichte sollten klären können, ob Kritiker ausreichend gehört wurden, und ich hoffte dieser Prozessschritt sei nun endlich abgeschlossen.

    Es fehlt noch eine geplante Tramverbindung:


    - Tram von Gibitzenhof zum Südfriedhof.


    Ich denke auch dass das kommt, zumindest die öffentlichen Projekte werden kommen. Verspätet, etwas teurer, aber sie kommen. Bei den Privaten bin ich mir nicht so sicher, die reagieren viel empfindlicher auf Schwankungen im Immobilien- und Finanzmarkt und lösen sich manchmal einfach in Luft auf. Z.B. das neue Hotel an der Meistersingerhalle, vom Tisch, war da nichtmal ein Hochhaus am U-Bahnhof Frankenstraße in Planung? Ist schon 15-20 Jahre her. Und was ist jetzt mit dem Arbeitsamt am Frauentorgraben? Ich persönlich freue mich wenn Nürnberg verdichtet wird, und insbesondere über jedes Hochhaus das entsteht. Das bringt Leben in die Stadt, neue Ideen und erhöht die Fähigkeit, die Stadt mit einem Blick von außen zu sehen. So erhoffe ich mir auch eine Qualitätssteigerung bei innerstädtischen Neubauten und Sanierungen.

    Äußere Bayreuther Straße 31

    Was schöne Fenster an einer historischen Fassade doch ausmachen.


    jetzt:



    vorher (ca. 2012):



    Über solche Kleinigkeiten freue ich mich immer ganz besonders, deswegen zeige ich sie hier gerne. Jedes Haus sollte die dafür passenden Details haben, und Fenster gehören unbedingt dazu. So wie keiner solche filigranen, mehrflügeligen Fenster an einem Neubau verbauen würde, so sollte es auch umgekehrt sein, ganz instinktiv, ohne nachzudenken oder zu grübeln. So wie man ein Auto repariert, nur Originalteile!

    Tatsächlich wurde der Innenbereich von dem Riesenkomplex hier noch gar nicht gezeigt. Ein paar Eindrücke von heute. Wir kamen von Osten über die Ostendstraße und sind um den nördlichsten Gebäudetrakt herum in den Hof gelangt. Nach Außen präsentiert sich dieser Teil sehr unattraktiv, wie Sprenggiebel auch schon gezeigt hat, im Lärmschutzwandstil:


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    Derselbe Teil vom Hof aus gesehen, ein ganz anderer Eindruck:


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    Der Hof ist durch Querriegel eher verschachtelt und wirkt sehr urban, wie ich finde.


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    Frisch angepflanzte Bäume. Der Hof ist sehr effektiv abgeschirmt vom Straßenlärm.


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    Weil die Straßenfassaden komplett geschlossen wurden. Das vermittelt schon ein gewisses Gefühl der Privatheit. Fast wie in einem Gründerzeitwohnblock.


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    Der Projektentwickler hat sich hier ein - kleines - Denkmal hingestellt:


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    Der Hochpunkt ist freilich der Wohnturm, der von hier drinnen weitaus monumentaler wirkt als von der Straße aus, wo man denkt er hätte eigentlich noch höher sein dürfen.


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    Die Rückseite des Ecks am Ring. Hinten zu sehen die Anlieferzone für den Supermarkt:


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    Und wieder raus Richtung Tankstelle. Es gab mal Pläne, eine gleichsame Entwicklung auf das Gelände der Kirche im Norden zu erweitern, auf dem Foto hier links des Wegs. Aber davon ist vor Ort nichts zu sehen, alles ist bewohnt, belebt und benutzt.


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    Und weil wir dort gerade waren, noch eine Perspektive mit dem WBG- Neubau auf der gegenüberliegenden Seite. Die Fleckigkeit der Reibeputzfassade ist wohl Absicht:


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    Auf dem Eck an dem Komplex der WBG hat ja ein neues Café eröffnet, darüber hat auch die Lokalpresse berichtet. Wir waren dort, haben aber kein Platz gefunden, die Warteschlange war sehr lang, also sind wir wieder abgedampft. Aber nicht ohne mal ein paar Aufnahmen vom großen Innenhof zu machen. Der alte Turm mitsamt Werkshalle sind noch im Dornröschenschlaf:


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    Blick in Richtung des ALDI-Neubaukomplexes, das Scritch im vergangenen Beitrag zuletzt erwähnt hat:


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    Die Bewohner dürfen sich alle über Balkone Richtung Süden freuen.



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    Zu sehen war auch Richtung Süden, Richtung Bahnlinie eine riesige Baugrube, dort, wo eigentlich das Hochhaus hin sollte. Leider hab ich komplett vergessen die Kamera wieder auszupacken. Anscheinend hat man die Baugrube schon ausgehoben gehabt bevor man beschloss, das Hochhausprojekt auf Eis zu legen. Die Immobilienbranche entspannt sich ja zurzeit, die Nachfrage auch nach Eigentumswohnungen steigt wieder leicht an, vielleicht unternimmt die WBG da ja bald wieder einen Anlauf.

    Parkstraße 46

    Anscheinend ist in der Parkstraße 46 (aktueller Zustand) eine in mehrerer Hinsicht vorbildliche Sanierung eines 1950er Jahre Hauses geplant. Wie der entsprechenden Seite des Architekturbüros zu entnehmen ist, sollen das Garagentor und die Haustüre erhalten bleiben sowie die großen Fenster an den beiden Seiten wieder mit Sprossenfenstern in originalgetreuer Teilung und Ziergeländern (vgl. aktueller Zustand der oberen Geschoße) ausgestattet werden. ...

    Die Fassade ist soweit fertig. Ganz so attraktiv wie auf der Visualisierung ist es nicht geworden, z.B,. sind die Fenster zwar geteilt, aber trotzdem irgendwie nicht elegant gebaut, sondern recht klobig. Auch die Ziergitter fehlen. Glaube kaum dass die noch kommen, denn ursprünglich war die Brüstungstiefe weiter unten, dann wurde wieder aufgemauert. D.h. die außen liegenden Fenster waren eigentlich tiefer geplant. Schon irgendwie witzig, dass man im Neubau mit Bodentiefen Schießschartenfenstern wirbt, und hier, da sie ein original-historisches Stilmittel von gewisser Eleganz waren, sind sie beschnitten worden.


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    Immerhin, die Fliesen im Erdgeschoss sind dann doch eine schöne Überraschung. Und anscheinend kommt auch die Betonrahmung um die Haustüre wieder hin:


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    Herausfordernd sind hier für den Fliesenleger wohl die Einfassung der Fenster, denn die Fliesen haben nicht die passenden Maße für den Fensterrhytmus. Man sieht, dass die Fensterfasche links schmaler ist als rechts, also muss hier geschnitten werden. Mal sehen wie das gelöst wird, viel falsch machen kann man ja da eigentlich nicht.

    Du hast ja durchaus Recht! Immer wenn ich den FSW quere ist v.a. der massive LKW-Verkehr auffällig belastend. Es sind nicht die PKW.

    Und der LKW-Verkehr kommt sicher daher dass der FSW als Nord-Süd-Autobahn aus Erlangen nach Fürth reinkommt, und hinter dem Abzweig "Fürth-Südstadt, Nürnberg-Doos" plötzlich zu einer innerstädtischen Tangente wird und seine Autobahneigenschaften einbüßt. Von Osten kommend von der A 9 das gleiche. Da müssen die Fahrzeuge halt mal einige km, oder anders gesagt wenn sie Pech haben eine Stunde mal Stop&Go ertragen. Hier ist es wirklich notwendig, dass man das angeht, und die Bemühungen der Stadt, die Strecke als Autobahn einzustufen und damit den Bund mit zur Kasse zu bitten, finde ich absolut folgerichtig.


    Zur Verkehrswende: Daran habe ich meinen Glaube verloren. Die Umstellung von Verbrennern auf E-Autos wird keine Verkehrswende bringen, lediglich einen anderen Antriebsmix. Ob das den belastendenden LKW-Verkehr beinhaltet bezweifle ich noch mehr, gerade hier ist die Umweltbilanz von Verbrennertechnik besser als beim privaten PKW. Dann entscheidet sich eine teils grüne Bundesregierung gegen ein günstigeres D-Ticket, es wird teurer, stattdessen zahlen wir alle weiterhin das Dienstwagenprivileg und subventionierten Dieselkraftstoff.... Aber sei es drum, entscheidend für den FSW ist m.E, der LKW-Verkehr, und hier sehe ich weit und breit keine Entspannung.


    Da sich Baulust nun eindeutig gegen die Stadt positioniert dürften deren Visualisierungen entsprechend ausfallen: Grau, übertrieben, abschreckend. Wenn man eine Visualisierung des heutigen FSW machen würde ohne die Zuwucherungen im ehem. Graben würde das genau so schlimm aussehen, die Ist-Aufnahmen zeigen allerdings überall Gestrüpp und Bäume. Ich bin da nicht so pessimistisch. Das nächste wird allerdings sein, dass die Rothenburger Straße vom Plärrer bis zum FSW unter die Lupe genommen wird, denn hierüber fließt der gesamte Verkehr donnernd aus der Innenstadt ab.

    Sanierung und Neugestaltung Polizeipräsidium am Jacobsplatz

    Es ist sage und schreibe 5 Jahre her, noch vor der Corona-Pandemie, als hier zuletzt darüber berichtet wurde. Die Sanierung des Polizeipräsidiums geht nun seine letzten Schritte. Die Fassade am Jacobsplatz, wo der repräsentativste Teil verortet ist, war als letztes dran:


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    Leider ist über dem Eingang nur ein schnöder Schriftzug angebracht, und der coole Jungfrauenadler aus Bronze ist verschwunden. Was für eine Verschwendung, finde ich:


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    Aber gehen wir einmal drumherum:


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    Durch das Fortsetzen der Fassadengestaltung auf alle Blöcke ist eine gewisse Monotonie entstanden, wenngleich auch höherwertiger als zuvor.


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    Offenbar sind auch ältere Trakte renoviert worden und dabei erhalten geblieben. Grade der Abschnitt an der Kreuzung zur Karl-Grillenberger-Straße finde ich architektonisch ziemlich spannend. Passt sehr gut zu einem Polizeipräsidium.


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    Ich teile die Kritik von Baulust hinsichtlich des FSW nicht. Wir sehen ja schon jetzt, dass die heutige Kohlenhofstraße zu einer Anwohnerstraße wird, und der künftige Autoverkehr näher an den Bahndamm rücken wird, und damit von der gezeigten Wohnbebauung weg.

    Als Radfahrer finde ich v.a. die Kreuzung FSW und Rothenburger Straße fürchterlich und finde es eine Zumutung für alle, die dort wohnen und den FSW queren müssen. Btw. war der FSW in seiner jetzigen Form für mich damals der Grund, eine traumhafte Altbauwohnung in St. Leonhard nicht zu nehmen. Das einzige was ich am FSW-Ausbau kritisiere, ist, dass er nicht lang genug getunnelt wird, sondern der Tunnel zu kurz gerät, die Tunneleinmündung müsste von Ring zu Ring verlaufen, also von der Jansenbrücke bis zum Dianaplatz, damit die Stadt hier zusammenwachsen kann. Die oberirdisch verlaufenen Straßen werden dann bei weitem nicht mehr den Lärm und die Emissionen haben, die wir heute dort haben. Ich bin kein Verkehrsexperte, aber ich denke dass sich der überirdische Verkehr auf dem Niveau einer normalen Innenstadtstraße wie der Pirkheimerstraße, Bucherstraße, Pillenreuther Straße einpendeln wird, eher weniger. Und damit kann man in einer Innenstadtlage gut leben, nicht aber mit den endlosen Kolonnen donnernder Vierzigtonner 3 Meter vor den Wohnzimmerfenstern. Besonders hier stehend an der Fußgängerampel wartend versteht man was ich meine. Der Boden bebt unentwegt unter den LKW, die da anfahren, und diese LKW sind das Problem, das eingedämmt werden muss.


    Ich kenne die Stellungnahme der Stadt Nürnberg zum Baulust-Papier aus der Presse, und muss sagen ich bin da eher bei der Stadt. Anders würde ich es nur dann sehen, wenn der Tunnel mautpflichtig würde und ihn deshalb alle umfahren wollten. Freilich, ein radikaleres Konzept, den FSW wieder zum Kanal zu machen fände ich wiederum besser, sollen die LKW doch sonstwo lang fahren, A3, A9, A73, ist doch alles da. Aber der FSW ist so wie er ist eine Katastrophe für die Stadt. Entweder ein großer Schritt nach vorne, oder zurück und ihn eben wieder abreißen, einebnen, fluten und Tretbote drauf.

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    Du bist aber sehr wohlwollend. Zugegeben, dass ist nicht die schickste Ecke, aber es steht jetzt schon fest, dass dieses Haus eher unvorteilhaft altern wird und in 5 Jahren mache ich gerne nochmal ein Foto dieser vergitterten Schaumstoffkiste, dann strahlt nämlich die weiße Reibeputzfassade nicht mehr so, ganz zu schweigen vom jetzt noch unbeschmierten Erdgeschoss. So frisch aus der Baustellenpelle wirkt es freilich erstmal ganz hell und freundlich.

    Update Wohnbebauung an der alten Kohlenhofstraße

    Teilweise sind die Gebäude auch schon bewohnt. Die Straße wird indes immer ruhiger, wenn einst (hoffentlich) die gesamte Verkehrsführung dort geändert wurde, wird die noch bestehende Kohlenhofstraße zu einer kleinen Anwohnerstraße zurückfallen.





    Gestalterisch gibt es allerdings auch nicht viele Details zu sehen.



    Diese Beton-Wärmedämmung-Konzepte sind einfach zu schnell und billig hochzuziehen, und da stören gestalterische Elemente einfach. Wenn man bedenkt dass sich dahinter einige im Projekt enthaltene Altbausanierungen und noch ein paar Meter weiter in der Leonhardstraße und Petzoldstraße ein Hochpunkt Nürnberger Baukunst mit zahlreichen Einzeldenkmalen befindet ist diese Gegend schon ziemlich bemerkenswert und wird massiv vom Aus- und Umbau des Frankenschnellwegs profitieren. Ein paar Eindrücke:









    Baufortschritte an der Nopitschstraße

    Auch hier ist Architektur Baujahr 2024 entstanden:


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    Das eine historische Gebäude, das eigentlich mit seiner expressionistischen Gestaltung sehr bemerkenswert ist, geht trotzdem im grauen Einerlei der Straße unter:


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    Diese komischen Fensterflecken werden mir wohl nie gefallen. Das erinnert mich immer an Schlägertypen mit blauen Augen, die in einem Behandlungszimmer sitzen:


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    Da sticht der Kindergarten ziemlich heraus - es soll doch einer werden, oder doch ein Transformatorenhaus?


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    Die Farbkombination aus Kupfer und Mintgrün ist eigentlich ganz schön. Aber warum gibt es keine Fenster? Sollen die Kinder nicht rausschauen?


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    Und ein Schnappschuss aus der eigentlich recht schönen Schweinauer Hauptstraße, der Lückenfüller zwischen zwei historischen Häusern ist fertig und fügt sich mit der Giebelständigkeit mit Satteldach eigentlich ganz gut ein (Zuletzt hier im Beitrag Nr. 205). Mut zur Farbe hat trotzdem gefehlt.


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    .... Wer nicht auf dem Güterbahnhof gearbeitet hat, hat sie nie gesehen. Täglich fuhren auf der Münchner Straße Tausende an ihr vorbei – dass sich hinter dem Grüngürtel irgendwelche Hallen befanden, dürfte kaum jemandem überhaupt bewusst gewesen sein.

    Das Argument finde ich nicht stichhaltig, denn das "Betroffenheitsprinzip" trifft ja immer zu. Das Theater wegen dem Abriss einer Villa und dem Abholzen alter Bäume am Rande von Erlenstegen oder wo das war kann ich z.B. nichteinmal richtig verorten, ich weiß nicht wo das ist. Trotzdem waren letztens zahlreiche Leserbriefe dazu in der Presse. Ebenfalls kann man das auf den ehem. Deportationsbahnhof Märzfeld beziehen, den ich auch nicht kannte bis mich Aktivisten mal dorthin einluden. Andersherum, man kann natürlich Dinge stets leerstehen lassen, warten bis drumherum alles bewachsen ist und dann nochmal eine Generation abwarten bis das Objekt nicht mehr gekannt wird.

    Den Güterbahnhof haben naturgemäß erstmal nur jene gekannt, die dort gearbeitet haben. BTW, dort fand 1985 die deutschlandweit beachtete Feier "150 Jahre Deutsche Eisenbahn" statt, wenn man Fotos der Ausstellung sieht fragt man sich als Nürnberger, wo das eigentlich war, hat doch unser Hauptbahnhof kein solches Hallendach. Ebenso sehe ich es in der Natur der Industriedenkmale, dass sie eben nicht jedem bekannt sind. Das dürfte die Tafelhalle ebenso betreffen.


    Grundsätzlich hast du sicherlich Recht, dass nicht alles verschwindet, deine Liste würde ich sogar noch um das Hefe-Werk in Buch und die Ziegelei in Boxdorf erweitern, die dem Vernehmen nach ja erhalten bleiben sollen.


    Dennoch frage ich mich immer wo denn der Schmerz dabei wäre, das eine oder andere mehr zu erhalten, um den Orten Würde und Identität zu verleihen. Wenn kein Geld mehr da ist für Kultur und Denkmalpflege, dann hat das ja tiefere Bedeutung, die ich hier aber nicht ausbreiten würde, das führt zu weit. Nur soviel, Denkmalpflege ist für mich Kultur, und Kultur und Kultiviertheit ist für mich die entscheidende Errungenschaft menschlicher Evolution und unterscheidet uns Menschen fundamental von den Tieren bzw. der Steinzeit, in der es nur um das tägliche Überleben ging.

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    "Aber" kann man ja immer sagen, die Hallen waren zugegebenermaßen sehr groß, man hätte ja auch nur Teile stehen lassen können. Mein Eindruck war, und ich war damals recht nah dran an den verantwortlichen Stellen, dass nichteinmal überlegt wurde, ob da etwas gegangen wäre. Es war absichtlich gewollt, ein jungfräuliches Gelände zu schaffen, bei dem man ins Leere hinein planen kann. So wie es halt die Chinesen machen. Und es leider symptomatisch in Nürnberg, auch auf dem Cromwell-Areal wurde alles radikal weg gerissen um neu ins Leere hinein bauen zu können. Man verschenkt halt viel Potenzial das Wiedererkennungswert schaffen könnte und wodurch sich Europäische Städte eigentlich auszeichnen, was ihnen ihren Lebenswert verleiht. Die Kombination aus neu und alt, das wiederverwenden und Neuerfinden von Historischem. Eine Stadt wie Nürnberg wird doch niemals überzeugend eine reine Stadt des 21. Jahrhundert sein, immer nur in Teilen. Das darf man ruhig auch sehen. Die Bahnhofstraße z.B. ist nahezu ausschließlich 21. Jahrhundert: Die Hotels kommen langsam in die Jahre, die Fassaden veralgen und ergrauen, die Straße wird heute allgemein als misslungen beschrieben, jetzt, da sie nicht mehr nagelneu ist.


    Es gibt vergleichbar große Städte in Deutschland, die ganz anders zu ihrem industriellen Erbe stehen und denen geht es nicht schlechter als Nürnberg, was Vitalität und Gründerstimmung anbelangt. Einen Strang mit dem Titel "Umgang mit Industriedenkmälern" kann man in für Nürnberg nicht einrichten, er bliebe leer, hier gibt es keine Beispiele, nur Abrisse.

    Ach ja, so wie das dort voran geht kann das ein richtig ansprechendes Viertel werden. Ich trauere aber immernoch den Umladehallen /Bahnhofshallen nach, die über Nacht einfach abgerissen wurden. Daraus hätte jede andere europäische Stadt mit ambitionierter Stadtplanung ein absolutes Highlight gezaubert, damit das neue Viertel einen historischen Ankerpunkt bekommt, anstatt das alles neu ist. Denn das wird nun alles gleichermaßen altern, verfallen und gleichzeitig sanierungsbedürftig werden. Und deswegen ist jetzt schon vorprogrammiert, dass es in ca. 30 Jahren hier Probleme geben wird, wenn sich der Sanierungsbedarf im gesamten Viertel zeigt. Jene, die darauf keine Lust haben werden wegziehen und die stagnieren Mieten ziehen Leute an, denen Sanierungsstau egal ist. In einem durchmischten Viertel ist das kein Problem, aber hier ist eben alles vom Baualter her gleich.