Beiträge von nothor

    SteffenSetzer Leider ist es so dass nunmal nicht alle historischen Gebäude auch effektiv gerettet werden. Nichteinmal der Denkmalschutz setzt sich dafür immer gewinnbringend ein, wie man am Dekanatsgebäude in der Burgstraße und der völlig verunglückten Dachlandschaft nun leider sehen muss. Wenn es also nicht gelingt das Verbliebene vollständig zu schützen, dann sollte es möglich sein altstadtgerecht neu zu bauen, damit die Altstadt Altstadt bleiben kann. Wie du selbst sagst sind das Experimente. Man kann das eine Experiment gelungen finden, und das andere nicht. Aber besonders der Augustinerhof, der eine völlige Neuschöpfung in großem Maßstab ist und kaum eine gestalterische Vorgabe berücksichtigen musste, muss sich dieser Kritik stellen. Gelten lasse ich aber, dass seine unmittelbare Umgebung leidergottes schon reich ist an solchen "Experimenten". Man setze einen Touristen von sonstwo dort aus und erzähle ihm, er befinde sich im Herzen einer mittelalterlich geprägten Altstadt. Wahrscheinlich wird der Augustinerhof dann als angenehm empfunden.

    Am Augustinerhof wären Holzgalerien auch unpassend gewesen. Aber man hätte Loggien vorsehen können, die mglw. nur in der halben Tiefe vorspringen würden, dafür wiederum auf ganzer Länge. Etwas transparenter gestaltet durch Streben aus Metall in der Dachfarbe wäre durchaus stimmig gewesen und hätte die tradierten Galerien der Altstadtarchitektur wunderbar weiterentwickelt. Diese Balkone wirken wie betonierte Bauchläden aufdringlicher Souvenierverkäufer, einfach wenig elegant und eher vorstädtisch.


    Die von dir angesprochen Gebäude zwischen der Fleischbrücke und der Museumsbrücke finde ich spannend. Das Nordufer mit den Galerien ist, soweit ich mitbekommen habe, als gelungen anerkannt. Das Südufer mit den öden Lochfassaden dagegen finde ich eher deprimierend. Wenn man bedenkt dass dort vorher das sensationelle Viatishaus stand ist das schon sehr enttäuschend. Dabei ließe sich der Waschbetonbau bestimmt etwas anpassen und aufhübschen durch Öffnung der Uferseite mit Galerien. Denn ich finde den Bau nicht per sé schlecht, schon deshalb nicht weil er mit dem Relief an seinen Vorgänger erinnert, ein reizend-bescheidenes Dach hat, das von der Königstraße aus kommend den Blick auf die Burg ermöglicht.

    Ich stimme Sprenggiebel da zu. Für sich genommen ist der Neubau sicherlich qualitativ wertig und repräsentativ, aber ob man das dauerhaft so sehen wird? Die Merkmale, mit denen sich der Bau in das Altstadtgefüge einpasst, es weiterentwickelt und bereichert, sind m.E. zu wenige. Die wenig elegant vorgehängten Balkone sind ahistorisch und wirken eher störend. Ich erinnere mich noch an den ebenfalls nicht ganz unumstrittenen Neubau in der Unteren Wörthstraße 16 neben dem Unschlitthaus, dessen gestalterischer Wert vor allem durch die Holzgalerien entsteht, die in einer zähen Diskussion zwischen Denkmalamt, Altstadtfreunden und dem Bauherrn errungen wurden. So hätte man die Balkone am Augustinerhof eben auch eleganter gestalten können.

    Aber was solls, der Bau an sich ist nicht hässlich, und ich hoffe dass das Konzept aufgeht und hier pulsierendes Leben, tolle Läden, gute Lokale und v.a. ein spannendes Museum entstehen wird, dass das alles aufwiegen wird.

    Lieblingsfranke Eine gewisse Reife müssen die Gebäude ersteinmal erwerben, ja.

    Und nachdem der Denkmalschutz als quasi amtliche Würdigung auch heute noch zu viele Vorkriegsbauten abqualifiziert, z.B weil eine Tür fehlt, ist das schwer zu sagen. Die Frage kann aber jeder leicht für sich beantworten:


    Weint jemand dem City-Point hinterher? Hab ich noch niemanden getroffen. Wie sieht es aus mit dem Kaufhof, oder Karstadt? Was, wenn der Konzern einst entscheidet, dass das Kaufhofgebäude wirtschaftlicher ist und weiterbetrieben werden soll, der aus meiner Sicht gelungenere Karstadt aber geschlossen werden soll?


    Wie schaut es aus mit den Sebalder Kontoren? Leider ist es nur ein optischer Hingucker, aber es ist nichts drin was die Leute anzieht und begeistert. Aber trotzdem fände ich es schlimm, wenn der irgendwann aufgelassen würde und verfiele. Nicht so der seit dem ersten Tag störende Kasten der Tourist-Info am Königstor. Der kann wegen mir baldmöglichst weg. Wäre toll, wenn diese beiden Gebäude den Standort tauschten.


    Die Stadtbibliothek, naja man weiß ja dass ich davon kein Freund bin. Der Neubautrakt sieht schon arg mitgenommen aus, die vielen Gipskartonwände im Innern haben schon einiges eingesteckt, die gedämmte Fassade ist stellenweise fleckig und veralgt. Für hochwertige, dauerhaftere Materialien hat es nicht gereicht, ich hänge an dem Neubau überhaupt nicht, auch wenn ich die Bibliothek an sich ganz gerne besuche. Eine tolle Bibliothek in einem hässlichen Bau.


    Das Doku-Zentrum hat m.E. Unikat-Charakter. Ich kann mir Nürnberg nicht ohne vorstellen.

    GNM? Sehe ich ähnlich wie die Stadtbibliothek. Da sind einige echt grandiose Räume drin, selbst die Eingangshalle finde ich ganz gut, aber ich finde es nicht schön dass der Eingng so versteckt liegt - einem Museum dieser Kategorie steht das m.E. nicht gut zu Gesicht. Auch die Oberflächenqualität in der Eingangshalle ist m.E. weit unter unter dem Niveau, dass das GNM als Institution verdient hätte. Ich freue mich aber sehr auf den Abschluss der Arbeiten am Tiefdepot und die Wiedereröffnung des Hofes und des Kreuzganges, dessen Fenster nun seit Jahren sehr hässlich vernagelt sind. Und auf die Wiederherstellung des Originalzustandes der Mittelalterhalle, die sich dem Entwurf von Sep Ruf annähern soll, freue ich mich auch sehr!

    nenntmichismael Ich bin da ganz bei dir. Der Entwurf ist jetzt nicht der schlechteste, aber für diese wichtige Ecke hätte es etwas mehr sein dürfen. Es würde mich nicht wundern wenn manche Menschen der Meinung sind, dass das abgerissene Gebäude mehr gestalterische Qualität hatte, dem Ort ein gesicht gegeben hat. Der abgerissene Altbau aus den 1970'ern war eindeutig ein Spross seiner Zeit und hatte mit Vorplatz, Bauplastik und dem Entreé durchaus einiges zu Bieten und auch auf die Umgebung abgestrahlt. Der neubau fällt da doch stark zurück, er passt lediglich abermals in den jetzigen Zeitgeschmack. Mir persönlich ist er gestalterisch viel zu nah an dem belanglosen Bürobau mit dem "Oberbank"-Schriftzug gegenüber:



    Ich finde den Neubau zu plump und zu wenig ambitioniert, und damit zu wenig nachhaltig. Er wird eines Tages genau so leichtfertig geopfert werden wie der Altbau, einfach weil ihm Charakter fehlt.

    Hinterm Bahnhof


    Das von der WBG errichtete Wohnhaus für Menschen in prekärer Lage ist fertig. Leider ist es alles andere als ansehnlich geworden und ich finde es schade, dass man einerseits so viel Geld investiert in die Aufwertung des Nelson-Mandela-Platzes (der übrigens auch kurz vor dem Fertigwerden steht), und andererseits so einen grauen Kasten hinstellt. Auch hier hätte es nur ein wenig Farbe gebraucht, um die Tristesse zu vermeiden.


    Objektiv gesehen ist Nürnberg aber keine arme Stadt. Wenn man ein bisschen in Deutschland unterwegs ist kann man schnell Städte entdecken, die echte Probleme haben. Nürnberg liegt in einem wirtschaftlich eher florierendem Dreieck mit Erlangen und Fürth, erlebte jetzt Jahrelangen Zuzug und zahlreiche Investitionen. Investitionen benötigen oft kredite und bedeuten Schulden, aber dem steht eben auch Vermögen gegenüber.

    Das ist nicht vergleichbar mit der Situation von Städten wie z.B. Duisburg oder Plauen.

    Mich überrascht das nicht.

    Danke für die Erläuterungen.

    Aber das verstärkt meinen Eindruck noch, dass vor lauter Berücksichtigung von Details und Faktoren das Ganze aus dem Blick gerät. Ich habe noch nie gehört, dass ein engmaschiges ÖPNV-System weniger attraktiv sei als eines mit größeren Abständen zwischen den Haltepunkten. Eine 30-jährige Projektion halte ich auch für gewagt, das würde ja bedeuten dass man inklusive Planungs- und Bauphase von rd. 10 Jahren heute versucht zu berechnen, ob sich ein Projekt von 2060 aus gesehen gelohnt hat. Oder, wenn man heute rechnen würde, ein Projekt, das man 1980 geplant hat. Was in dieser Zeit alles passieren kann ist doch unmöglich sinnvoll berechenbar.

    Gleichwohl erkenne ich an, dass man versucht die Kosten darzustellen, stimmt. Aber wenn diese Berechnungen regelmäßig zu Empfehlungen führen, einfach nichts zu machen, dann bekomme ich meine Zweifel.

    Ja, das finde ich auch etwas erschütternd.

    Auch die Begründung, weswegen es keinen U-Bahnhof "Universität" an der Brunecker Straße geben muss, nämlich weil dadurch die Fahrzeit aller übrigen Fahrgäste verlängert würde, halte ich für einen schlechten Scherz. Kurioserweise gilt dieses Argument nicht bei dem U-Bahnhalt "Marienbergpark". So richtig logisch und im Ganzen gedacht scheinen mir diese prognostischen Verkehrsbetrachtungsverfahren nicht zu sein.


    Aber wie eine Stadt nie zu Ende gebaut ist, dürfte das auch für das ÖPNV-System zutreffen.


    Übrigens, vor ein paar Tagen stand ebenfalls in der NZ, dass es einen neuen Vorstoß geben würde die Straßenbahn durch die Pirckheimerstraße wieder zu reaktivieren. Sinngemäß habe ich das nicht mehr ganz auf dem Schirm, aber es soll wohl geprüft werden inwieweit sich das das realisieren ließe ohne in eine Rückzahlungspflicht für die Fördergelder zu kommen. An sich nichts neues, aber die Protagonisten waren wohl neu gewählte CSU-Stadträte, wenn ich mich richtig erinnere.

    Neubau: Gartenstraße Ecke Leonhardstraße


    Schon länger beobachte ich diese Ecke, und seit ca. einem Jahr wird dort gebaut. Die stadtbildprägende Ecke war bislang unbebaut und nur zeitweise von einem Imbiß belegt (Google Streetview). Mittlerweile ist der Neubau fast fertig und man kann gut erkennen, wie die Ecke einen neuen Charakter bekommt:



    Den Neubau finde ich jetzt gar nicht so schlecht, aber es wurde nicht alles aus dem Entwurf heraus geholt. Die Dachgaube ist leider etwas verschoben und beeinträchtigt das Gesamtbild sehr. Auch die Farbgebung ist nicht sehr geschickt gewählt. Etwas farbenfroher, mit abgesetzten Fenstereinrahmungen hätte der Neubau wesentlich gefälliger zwischen die beiden schmucken Altbauten links und rechts gepasst. Schade, dass bei so einfachen Dingen wie dem Farbkonzept so oft gepatzt wird.

    Es wird sicherlich nicht alle Segmente gleichermaßen treffen. Gute Lagen weniger als schlechte, kleine Wohnungen wohl weniger als große. Ich vermute auch dass der Neubau etwas eingebremst wird, weil bislang ja viel Buchgeld da hinein geflossen ist. Bisher hat sich ja oft der Wert einer Immobilie noch während der Bauphase erhöht, sie war bei Schlüsselübergabe mehr wert als bei Vertragsunterzeichnung. Ich denke das dürfte weitgehend vorbei sein, jetzt heisst es die Bonität der Investoren und Verkäufer genau zu prüfen und sie fest zu binden.


    Wie die Krise damals 2008 entstanden ist habe ich ganz genau mitbekommen, aber im Alltag hier in Nürnberg habe ich davon nichts bemerkt. Ich hab damals aber auch keine Wohnungen gesucht oder überhaupt den Immo-markt beobachtet.

    Stagnierende und teils sinkende Preise kann auch ich beobachten. Bekannte von mir haben jetzt auch Blut geleckt und schauen sich um nach einer großen, günstigeren Wohnung. Dass es Anzeigen für Eigentumswohnungen mit durchgestrichenen Preisen gibt, die nach unten korrigiert wurden, wäre auch vor drei Monaten noch undenkbar gewesen.


    Wie das aber damals vor 10 Jahren war, das kann ich nicht sagen. Habe ich tatsächlich nicht mitbekommen.

    Im Artikel steht geschrieben, dass durch das Auftauchen der Pläne die denkmalschutzrechtlichen Anforderungen nun wesentlich höher lägen. Das kann nur bedeuten, dass man eben genau eine Rekonstruktion der Fassade anhand der Pläne fordern wird. Ich finde das klingt recht eindeutig. Klar könnte irgendwo jemand daher kommen und versuchen, das wieder auf den Stand ohne die Pläne zu drücken. Aber das halte ich für unwahrscheinlich, wer sich selbst "Experte" nennt dürfte soetwas kaum bringen.

    Neuigkeiten!!!


    Wie die NZ heute berichtet sind die aufgetauchten Pläne der Fassade des "Haus zum Savoyischen Kreuz" auch im Denkmalamt angekommen. Die Pläne stammen aus dem Jahr 1943 und wurden genauso wie die des Pellerhauses und -hofes von Jean Rorich angefertigt. Die Qualität ist wohl jeweils gleich und auf sehr hohem Niveau, vermutlich war von Anfang an der Plan die Häuser rekonstruktionsfähig zu dokumentieren. Ich jedenfalls vermute, dass die Pläne vom städtischen Denkmalschutz nun begutachtet wurden und ihn nun zu einer geänderten Haltung gebracht haben. Vom Bauherrn kann nun gefordert werden dass die Fassade komplett rekonstruiert werden soll. Das treibt zwar die Kosten hoch, aber verspricht auch das bessere Ergebnis.


    Unterm Strich hoch erfreuliche Nachrichten! Ich freu mich!

    Tatsache ist leider, dass durch die Pandemie der Autoverkehr derzeit eher zunimmt. Die Leute fahren lieber Auto anstatt mit ner Maske die U-Bahn zu benutzen. Zusammen mit den sensationell niedrigen Spritpreisen stellt sich hier etwas ein, was man verkehrsplanerisch als Rolle Rückwärts bezeichnen könnte. Ich sehe das mit Sorge.

    Dummerweise sind Radwege genau dort viel zu schmal und einfach zu schlecht geführt, wo der Verkehr stadtweit am dichtesten ist. Man vergleiche mal den seit jeher ruhigen und überbreiten Rennweg, der pressewirksam zu einer "Fahrradstraße" umgepinselt wurde. Geändert hat sich da nichts, als Radfahrer fühle ich mich genau so wohl und genau so selten, aber immer wieder vorkommend bedrängt. Und dort, wo sich viele dieser Wege treffen, rund um den Hbf. am Plärrer oder am Aufseßplatz gibt es Garnichts. Alles an Fläche gehört dem Autoverkehr. Die Radwege laufen auf dem Fußweg, mittendrin stehen oft Betonmasten oder eben verwirrte Fußgänger. Diese Abschnitte sind sehr gefährlich, v.a. wenn dann noch etwas rabiate Radfahrer überholen oder entgegen kommen. Ja, die gibt es leider auch recht häufig.

    Danke für die Pläne.

    Einen See am Platz einzurichten halte ich zwar für reizvoll, aber auch etwas übertrieben. Ich bin zwar kein Stadtökologe, aber ich würde wetten dass ein Platz mit Sitzgelegenheiten und reichlich stattlichen Bäumen für das Stadtklima wertvoller wäre als ein Betonbecken voller Wasser, in dem sich das Licht spiegelt, das keinen Schatten gibt und das zudem aufwändig zu unterhalten ist. Haben wir nicht grade Probleme mit Abdichtungen eines Wasserbeckens am Plärrer?

    Ein kleiner Trinkwasserbrunnen dort inmitten von Bäumen tut es m.M. nach auch.

    Finde ich gut! Das denke ich mir auch, die Verkehrsflächen und -Funktionen sollten in der Platzmitte stärker gebündelt werden um Wege zu verkürzen und den Platz letztlich besser zu nutzen.


    Aber um eine Wendeschleife für Bahnen und Busse wird man nicht herum kommen, die wird regelmäßig benötigt, wenn mal wieder ein Trottel beim abbiegen eine 40t-Straßenbahn "übersieht".

    Sehe ich auch so, die in Nürnberg verbreitete Schwärmerei für Eibach kann ich nicht nachvollziehen. Ich kenne aber eben auch den historischen Ortskern nicht, sofern es dort einen gibt. Eibach ist für mich Nürnberger Speckgürtel, bewohnt von PKW-Pendlern. Entsprechend unattraktiv ist das Ortsbild, keine U-Bahn, keine Straßenbahn, nur lange, zum schnell fahren einladende Straßen.


    Aber der geplante Neubau schaut nett aus, was stand denn dort vorher?

    Ich glaube da gibt es eine Ambivalenz zwischen dem Privatmann Daniel Ulrich, der sich als Architekt gerne zu Ästhetik usw. äußert, und dem Baureferenten Ulrich, der in Sachzwänge und Partikularinteressen eingespannt ist.