Hallo Ing22,
es ist ja schon erstaunlich, wie beharrlich sich einige Menschen dem Blick auf die Realität verweigern.
Da gebe ich dir recht, sprichst du mir sogar aus der Seele. Allerdings bitte ich dich doch einen genaueren Blick auf die Realität zu werfen:
Auch der Rest Deiner "Argumentation" ist kaum zu ertragen. Wieso sprichst Du dem Schlichter das Recht zu einem Schlichterspruch ab. Jede Schlichtung in Deutschland endet mit einer entsprechenden Empfehlung, den Parteien steht es dann frei, ob sie dem Spruch folgen oder nicht. Rockenbauch und seine SÖS haben die Schlichtung nicht akzeptiert. Deine Behauptung, die Schlichtung sei eine Farce und das Ergebnis von vornherein ausgehandelt gewesen, klingt nach Verbitterung, ist aber vollkommen konstruiert.
Ich bezeichne die Schlichtung als Farce, weil sie nach der VA (als sie in der PR ausgedient hatte) für völlig unverbindlich erklärt wurde.
Ausgehandelt war das Verfahren, da es sich nicht um ein in "Deutschland übliches" Verfahren handelte.
Hier wirfst du mir eine Behauptung vor, die ich nicht gemacht habe.
Bei einem in Deutschland üblichen Verfahren gibt es in der Gewerkschaft eine Abstimmung über den ausgehandelten Kompromiss. Wird er von dem Mitgliedern abgelehnt, so geht es in eine 2. Runde, oder Arbeitskampf mit anschließend nächster Schlichtung.
Bei der S21 Schlichtung handelte es sich um eine Politikerveranstaltung unter Einbeziehung von Fachleuten.
Den Demonstranten wurde das als Faktencheck verkauft, indem es darum gehen soll, zu klären, wie die Fakten nun liegen, da von beiden Seiten völlig widersprechende Aussagen die Öffentlichkeit verwirrten.
Aus der von mit zitierten Stelle -Nachzulesen auf der offiziellen Seite von Herr Geisler- sagt er selbst, daß zu beginn kein Schlichterspruch vereinbart war (Pkt2).
Im Anbetracht der Forgebrachten Fakten, war Herr Geißer übrigens zu folgender Aussage gezwungen:
"10. Ich kann den Bau des Tiefbahnhofs nur befürworten, wenn entscheidende Verbesserungen an dem ursprünglichen Projekt vorgenommen werden, also aus Stuttgart 21 ein Stuttgart 21 PLUS wird."
Während der tieferliegende Grund für sein S21-Votum fachlich wenig überzeugt:
"Der Bau von Stuttgart 21 käme nur dann nicht, wenn die Bahn AG freiwillig darauf verzichten würde. Dazu ist die Bahn nicht bereit, das war zu erwarten. Herr Dr. Kefer hat für den Fall eines Projektausstiegs in den vorletzten Schlichtungsrunde am letzten Freitag bereits eine umfassende gerichtliche Klage angekündigt."
Keines Deiner Argumente ist auch nur in Ansätzen neu, sondern wurde hier schon zigtausende Male durchgekaut.
Übrigens: Erfurt wird ohne h geschrieben und immerhin eine Landeshauptstadt mit über 200 000 Einwohnern, somit mit Limburg, Montabaur o.ä. schwerlich vergleichbar. [...]
Jemand der mit der Konkurenzzituation Bahn-Flugzeug vertaut ist, sollte bei der Aufählung dieser Orte nicht nach Rechtschreibung oder Einwohnerzahl fragen. Es sind bekanntere Highlight aus der Liste der ICE-Halte und Umwege, die es nie geben dürfte, wenn der ICE in Deutschland erfolgreich mit dem Flugzeug konkurieren soll. Statt der heutigen knapp 130 ICE Halten düfte es dann 30-50 geben, so wie Deutschland nur gut 30 Flughäfen hat. Die Bahn müsste für die andern Stationen dann allerdings einen Attraktiven IC oder IRE anbieten. Jetzt spielt der ICE eben die Rolle eines IC+, aber keine eche Konkurenz zum Flugzeug wie der TGV.
Ich will jetzt nicht groß zu Deiner Flugzeugargumentation eingehen. Es ist für mich allerdings dann schon verwunderlich, warum beispielsweise zwischen Frankfurt und Köln, Düsseldorf heute kaum noch Flieger unterwegs sind.
Die von dir genannten Strecken sind Luftlinie 153 und 183km. Das sind Entfernungen wo ich bei Schönen Wetter sage, hey fahren wir doch mit dem Cabrio (das hat 85PS, und der 6-Zylinder bleibt in der Garage). Daß auf diesen Strecken überhaupt Flüge angeboten werden, zeigt wie schlecht die Bahn aufgestellt ist. Daß Ihr nichtmal über 152 km Distanz gelingt das Flugzeug zu verdrängen.
Zug oder Flug überlege ich erst ab gut 2 facher Entfernung, und da ich seltenst in`s Zentrum will spricht auch hier meist der 6-Zylinder das letzte Wort (Nicht daß ich das unbedingt gut finde- Aber Autoland Deutschland hat eben für Auto die beste Infrastruktur). Noch längere Strecken, da erübrigt sich dann die Frage meist.
Wie der Zug besser mit dem Flugzeug konkuriert zeigt Spanien. Direktzüge des Velaro-E schaffen einen Schnitt von 248 km über ~600km Distanz. Das geht, wenn 1x beschleunigt wird, und dann mit bis zu 350km/h durchgefahren, was die Strecke hergibt. Bei der Distanz und der Zeit hat dann das Flugzeug mit Abfertigungszeit usw. das nachsehen. Selbst die langsameren Züge halten nur alle 200km, während der ICE in Deutschland im mittel alle 70km hält. S21 mit 2 geplanten ICE-Halten auf 11km ist dann die komplette HGV-Persiflage. Der Flughafenhalt wurde nicht umsonnst auf Alibi-maß reduziert.
Dann Deine Argumentationskette mit den S - Bahnstörungen: Was ist eigentlich das Ziel Deiner Argumentation. Es ist doch heute schon so, dass im Störungsfall viele S - Bahnen in den Vororten enden. Ein Unterschied zwischen Kopfbahnhof und Durchgangsbahnhof ist hier überhaupt nicht vorhanden.
Es ging mir darum zu zeigen, daß größere, längerdauernde Bahnbetriebsstörungen - Es war ja auch der RE betroffen- deutlich öfter auftreten, um sie bei einer 100 Tage Stress-Simulation ausklammern zu können. Frage einmal Piloten, mit was für Szenarien sie in den Simulator-Flügen konfrontiert werden, und wie oft sie das erleben? - Wenn`s gut läuft im Pilotenleben nie.
Deine Kritik zum Raumordnungsverfahren: Ich wüsste jetzt nicht, was sich zwischen 97 und 12 großartig geändert haben sollte, und warum das Raumordnungsverfahren jetzt vollkommen überholt sein sollte.
In den 90`er Jahren konnte man hoffen, daß das ICE-Netz so aufgebaut wird, daß der ICE gegen das Flugzeug ähnlich erfolgreich wird wie der TGV. heute ist klar die förderale Politik hat das vermasselt. S21 diesbezüglich der ultimative Schildbürgerstreich (siehe oben).
1997 war noch nicht abzuschätzen was für ein Boom der Regionalverkehr durch die 1996 Eingeführte Mitfinanzierung durch die Mineralölsteuer erleben würde .
Dafür Boomt der Regionalverkehr seit dem durch die Bahnreform ermöglicht seit ca 2000 Attraktivere Verbindungen angeboten werden als zu DB-zeiten.
Daher passt der Durchrauschbahnhof nichtmehr nach Stuttgart, wenn die Bahn eh hauptsächlich Regionalverkehr betreibt. Eben so wie ich die Bahn auch nutze. Wenn ich in die nächste Großstadt will, ohne Parkplatzärger.
Nehmen wir Dein Beispiel mit der U - Bahn Köln: Die Ermittlungen zu diesem Unglück sind noch gar nicht abgeschlossen, schon jetzt ist aber nachgewiesen, dass beim Kölner U - Bahnbau massiv geschlampt worden ist. So sind erheblich größere Grundwassermengen abgepumpt worden, als je genehmigt.
Jedenfalls waren die Abgepumpten Mengen größer als der Untergrund verkraftete. Und dabei spielt es in der Physik keine Rolle, ob die Wassermenge nun genehmigt ist, oder nicht. Das entscheidet nur darüber, wer den schwarzen Peter hat, wenn´s schiefgeht. Jetzt wird bereits bevor es losgeht versucht die Genehmigung auszuweiten. Sowas ist nie ein gutes Zeichen.
Es gab offenbar auch Hinweise auf große Instabilitäten im Untergrund. Weder die geologische Situation in Köln noch die vermutlich kriminellen Machenschaften dort können aber in einen Kontext mit dem Bahnhofsbau in Stuttgart gestellt werden.
Der Mittlere Schlossgarten wurde nicht nur aus sentimentalen Gründen Jahrhundertelang von der Bebauung ausgespart, sie geologische Situation dort ist auch "spannend".
Und Ach ja, bei den Kontrollen, z.B. vom Zoll auf Schwarzarbeit, da sind die S21-"Baustellen" auch jedesmal vorbildlich abgeschnitten. Bei den Arbeiten wurden auch noch nie umliegende Gebäude beschädigt, der Zugbetrieb geeinträchtigt, oder Passanten wegen mangelnder Absicherung verletzt. Kostenoptimierungen a la Köln sind nun -leider- nicht allzuselten. In Zeiten von maximal gedrückten Einkaufspreisen eher die Norm, weil Notwendigkeit.
Es ist auch so, dass jeder Bau mit Risiken verbunden ist. Dies ist der Grund für die sogenannten Sicherheitsfaktoren und - analysen und gilt nicht nur für den Bahnhof, sondern für jede andere technische Konstruktion. Wenn Du diese grundsätzliche Tatsache nicht akzeptierst, verstehe ich nicht, warum Du Ingenieur geworden bist.
Weil für Projekt spannend ist Risiken und Nutzen/Chancen in einem positiven Verhältnis zu halten. Bei S21 sehe ich allerdings ein Hoch-Risikoprojekt mitten in der Stadt. Also nicht irgendwo auf dem Land wo eine Bauruine wenig stört, sondern dort wo in der Umgebung Schadenspotential vorliegt, das man nur bei Haftung des Steurerzahlers eingehen kann- oder eben so wie in Staufen, daß die Geschädigten auf Ihrem Schaden sitzen bleiben.
Und das nur um nachher weniger Bahnhof zu haben als heute. Das ist einfach absurd. Aber vielleicht geht es auch einfach nur darum, die Baumaschinerie beschäftigt zu halten.