Beiträge von So_Ge

    Nur um das Meinungsbild etwas zu ergänzen, da doch im Moment überdurchschnittlich viele Kritiker zu Wort gekommen sind:
    - Ich bin heilfroh, dass die von betterboy gezeigten Gebäude aus den Niederlanden so schnell nicht in Köln entstehen werden. Dass man sowas wirklich schön finden kann, habe ich gar nicht gewusst ;)
    - Erst kürzlich war ich mal wieder in Frankfurt. Diese hier so häufig als positives Beispiel genannte Stadt ist die einzige ihrer Art in Deutschland. Daraus folgt: Nicht nur Köln verzichtet gerne auf gesichtslose Hochhäuser, sondern Hochhäuser sind in Deutschland insgesamt eher unerwünscht (so viel ich weiß, hat München noch ein viel strikteres Höhenkonzept). Zurecht, wie ich bei meinem Besuch feststellen konnte.
    - Es überrascht mich ein wenig, dass niemand vom Rheinauhafen spricht, wenn es um neuere Bauten in Köln geht. Diese insgesamt gelungene Architektur ist mind. ein "Jahrzehnt"- Projekt, will heißen: Damit hat Köln für das erste Jahrzehnt der 2000er bereits durchaus seine Pflicht erfüllt. "On top" kommen dann noch andere ansprechende Gebäude, von denen schon ein paar genannt wurden. Ergänzen könnte man noch zwei Gebäude am Konrad- Adenauer- Ufer (das DIW ist für mich eines der schönsten), in der Gereonstraße, die Moschee, den Lentpark, die im Bau befindlichen Gebäude an der Uni...
    - weite Teile Kölns sind wie kaum eine andere Stadt "am Reißbrett" entworfen und gebaut worden. Neustadt und Grünsystem seien hier vor allem genannt. Das ist allerdings schon ein paar Jahrzehnte her und lässt sich nunmal nicht beliebig oft wiederholen. Zu behaupten also, dass es in Köln keine einheitliche Vision gebe, halte ich für ziemlich unwissend. Köln ist vielmehr bereits eine realisierte Vision, die es nur halt aufzupolieren gilt! Dazu gibt es bereits viele Ansätze und die von RainerCGN angeführten weiteren Pläne

    Das Staatenhaus liegt keineswegs jwd. Die Altstadt ist fussläufig prima zu erreichen, mit herrlichem Weg über die Hohenzollernbrücke.


    Trotzdem bin ich etwas skeptisch. Erstens wäre ein Neubau eine Gelegenheit zu einem weiteren architektonischen Highlight gewesen (wenn es denn als solches genutzt worden wäre). Und zweitens kann ich noch nicht ganz nachvollziehen, wie denn parallel der Tanzbrunnen betrieben werden soll? Stören sich hier nicht Konzerte am Tanzbrunnen und Musical akustisch, wenn sie parallel stattfinden? Oder ist dann die Konsequenz, dass der Tanzbrunnen unbenutzt bleibt, sobald es ein Musical gibt? Dann fände ich die Lösung allerdings ziemlich schlecht.

    Meine persönliche Meinung dazu:
    Mit der archäologischen Zone, dem Prätorium, den Resten unter dem Dom und Kolumba haben wir schon allerhand "Trümmer", die wir besichtigen können. Ich finde die Vorschläge zur Integration der Funde am Rheinboulevard, wie sie von der Stadt präsentiert werden, daher ausreichend. Und ich hätte mich auch nicht beschwert, wenn sie die Funde einfach nach Untersuchung wieder überbaut hätten. Auf mich üben archäologische Funde an sich jedenfalls keine große Faszination aus.

    Ich finde es ausgezeichnet, was die GAG für Köln tut. Die vielgeschmähte Stadt Köln zeigt sich hier von ihrer besten Seite. Wenn es wirklich dazu kommen sollte, dass die GAG die 1200 zur Zwangsversteigerung anstehenden Wohnungen in Chorweiler erwirbt, so wird es auch dort sicher einen erheblichen Entwicklungsschub geben.


    Zur Feststellung bezüglich der fehlenden Geschäfte: An den Siedlungen der 20er und 30er Jahre kann man sehen, dass dies auch mal anders war. In denen sind nämlich an den Ecken oft kleine Tante- Emma Läden integriert. Nur leider werden die heute oft nicht mehr als Geschäfte genutzt.


    Aber beim Grünen Weg wird die GAG ja genau das wieder aufnehmen, und ein gemischtes Viertel mit Geschäften und Büros auf die Beine stellen. Dein Wunsch, citysurfer, ist also schon erhört.

    Interessanter finde ich, dass selbst im direkt betroffenen Rodenkirchen die Wahlbeteiligung gerade mal bei 23% liegt. So wichtig scheint denen das Thema also gar nicht zu sein. Schade um die 1,2 Millionen €

    Rainer:
    Das war ein sehr schöner Beitrag. Genauso geht es mir auch, wenn ich durch die Stadt fahre.


    Übrigens ist es auch nicht wahr, dass Politiker nichts tun würden und sich immer nur alles zum Schlechteren entwickelt. Es gibt eine ganze Menge Projekte der letzten 15 bis 20 Jahre, die man als Gegenbeispiele aufzählen kann: Rheinauhafen; fünf oder sechs Museumsneubauten (!); Kölnarena; Stadionumbau; diverse größere Straßensanierungen usw.
    Und dieses Jahrzehnt wird mit vielen großen Projekten weitergehen: MesseCity, Neubau Fachhochschule (wo auch immer), Rheinboulevard, Lentpark, Moschee, Historisches Archiv, Vervollständigung Innerer Grüngürtel, Ausbau Godorfer Hafen (oder auch nicht) usw.. Selbst Kalk und Chorweiler (für mich die herausragenden Leistungen der Stadtverwaltung, da nicht im Blickwinkel der Mehrheit) werden aller Wahrscheinlichkeit nach erhebliche Verbesserungen erfahren.


    Ich bin überzeugt davon, dass im Jahr 2020 ein großer Teil der "Nachkriegsschäden" ausgeglichen ist und wir auf ein noch schöneres Köln blicken können.


    Nur eines stört mich wirklich: Wieso ist es nicht möglich, vernünftige Kalkulationen zu erstellen? Derjenige, der bspw. beim Rheinboulevard vergessen hat, archäologische Funde und Blindgänger mit einzukalkulieren, wäre in der freien Wirtschaft in hohem Bogen rausgeworfen worden. Das ist aber wahrscheinlich gar nicht so kölsch, wie es sich anfühlt, sondern eher ein allgemeines Phänomen der Städte.

    Häufig wird auch vergessen, dass die Verwaltung ja verpflichtet ist, der Politik mehrere Alternativen zu bieten. Eine dieser Alternativen ist halt der Abriss. Aber entscheiden wird das letztendlich die Politik.


    Es fragt sich allerdings schon, wer in der Verwaltung die Berechnungen anstellt...

    Tatsächlich glaube ich, dass das Problem nicht in der Attraktivität der Gründerzeit, sondern in der Unattraktivität der Moderne liegt. Es entwickelt sich zwar allmählich wieder ein konkurrenzfähiger Baustil. Aber während im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ein flächendeckendes Verständnis für Ästhetik existierte und vielleicht an 9 von 10 Häusern (selbst Arbeiterhäuser inbegriffen!) attraktivierende Elemente integriert wurden, ist dagegen heute nach wie vor der reine Zweckbau (oder noch schlimmer: der Investment- Bau) vorherrschend. Vielleicht bei einem von 10 Häusern setzt sich dagegen eine Moderne mit ästhetischem Anspruch durch. Wenn diese ästhetische Moderne endlich wieder Stadtteile prägt (wie vielleicht bald im Grünen Weg in Ehrenfeld), dann wird auch keiner mehr nach Gründerzeit schreien.


    Ansonsten ist das Nachahmen von bewährten vergangenen Stilen an sich noch nicht schlecht. Es wird auch im obigen Verlauf der Diskussion nicht ganz deutlich, was konkret schlecht daran ist (abgesehen davon, dass es möglicherweise teuer wird).
    So würde ich es insbesondere dort begrüßen, wo Straßenzüge bereits gründerzeitliche Bauten enthalten oder sogar davon dominiert sind, aber von einzelnen oder mehreren, meistens minderwertigen Bauten durchsetzt sind. Beispiele für solche Straßen gibt es in Köln zuhauf: Im Agnesviertel die noch recht homogene Weißenburgstraße (insbesondere westlich der Neusser Straße ergänzungsbedürftig) und die Ewaldtstraße. Oder auch die Severinstraße, die mit wunderschönen Häusern am Chlodwigplatz startet und dann immer häßlicher wird. Als Straßen mit größerer Bedeutung wären auch noch der Beginn des Hansarings (angrenzend an Kaiser- Wilhelm- Ring) und der Karolngerring zu nennen. Diese Straßen schlicht in demselben Stil zu vervollständigen, wäre schon ein großer Gewinn. Andere Straßenzüge kann man dann ja gerne modern (aber anspruchsvoll) gestalten.

    @RainerCGN
    Wenn ich mir das so auf der Karte ansehe, dann habe ich eher den Eindruck, dass nicht der Deutzer Ring, sondern die "Östliche Zubringerstraße" das trennende Element ist - zumindest nach Deutz hin. Der Deutzer Ring verläuft ja teilweise entlang einer Bahnlinie und zwischen der FH und Gremberg, während die "ÖZS" wirklich einen unüberwindbaren Schnitt zwischen Deutz und der FH macht. Ich würde sagen, wenn man die "ÖZS" einstampfen würde und dafür den Deutzer Ring in seiner jetzigen Form belässt, hätte man mehr gewonnen.
    Wie auch immer: Dieses dichte Netz an großen Straßen macht angesichts des Verlustes der Industrie wirklich keinen Sinn mehr, und ich kann nur hoffen, dass die Politik mutig genug ist, eine der Straßen deutlich einzuschränken.

    Ich fände diese dritte Lösung am Reizvollsten. Damit kann Deutz nochmal enorm aufgewertet werden, was zur derzeitigen Entwicklung gut passt. Der Kölner Süden dagegen hat bereits seine Qualitäten. Zudem würde die Verlagerung in den Süden die Wohnungssituation dort nochmal verschlimmern.

    Ich kann da nur zustimmen. Bodenfrost als Grund für ständige Verzögerungen (wie beim Lentpark) kann man ja noch so gerade noch akzeptieren (obwohl Winter ja auch nicht gerade letztes Jahr erfunden wurden), aber ausgerechnet archäologische Funde und Bomben an dieser exponierten Lage vorher nicht einkalkuliert zu haben, ist wirklich eine bodenlose Frechheit. Dass das in der freien Wirtschaft anders geht, zeigt sich am Waidmarkt: Dort wurden archäologische Funde in großem Ausmaß gefunden. Aber von einer Verzögerung aufgrund dieser Funde wurde nie gesprochen. Im Gerling- Viertel findet man Asbest in allen Räumen, und trotzdem geht man nicht von einer Verzögerung aus.
    Es gibt im Grunde nur zwei Erklärungen für so eine unglaubliche Fehlplanung bei der Stadt: Entweder Unfähigkeit, oder aber bewusst klein- und kurzgerechnete Planungen, um sie durchzubringen. Beides ist wenig erbaulich.

    hardy
    Vielen Dank für die Links. Sehr interessant!


    Citysurfer:
    Zum einen ist doch meine Aussagen, Fahrradfahrer seien sauberer, sicherer usw. richtig, oder? Ich denke, das kann niemand leugnen. Und insofern ist die autofreundliche, und fahrradfeindliche Situation in den meisten Städten so absurd. Es müsste eigentlich genau anders herum gehen. Die Forderung bspw., dass die Luxemburger Str. für Fahrradfahrer gesperrt werden sollte, zielt meines Erachtens nach genau in die falsche Richtung. Ich benutze Fahrräder nicht nur als Freizeitmittel, sondern auch als Verkehrsmittel. Ich möchte mich also nicht auf irgendwelchen Nebenstraßen herumschlängeln müssen, sondern die Hauptverkehrsstraßen zügig benutzen dürfen.


    Zum zweiten: Viele Autofahrer behaupten wie Du, sie würden desöfteren von Fahrradfahrern behindert werden. Nun, "desöfteren" ist ein relativer Begriff, und ich denke mal, wenn Du ernsthaft über die Häufigkeit dieses "desöfteren" nachdenkst, wirst Du feststellen, dass es vielleicht von 10 Fahrten max. ein Mal passiert. Umgekehrt kann ich Dir versichern, dass ich als Fahrradfahrer auf 10km (!) mind. ein Mal (und meistens häufiger) durch Autos rechtswidrig behindert werde, sei es durch parkende, abbiegende oder wie auch immer sich an ihrer Allmacht erfreuende Autofahrer (und um mich nicht auf meine Gefühle beschränken zu müssen, zähle ich soetwas wirklich häufiger mal nach). Autofahrer merken das aber oft gar nicht, oder meinen, "doch nur eine Minute" auf dem Fahrradweg zu stehen (was mich in dem Moment wenig interessiert, wenn ich dadurch behindert werde).


    Trotz meiner etwas polemischen Aussage von den sich an ihrer Allmacht erfreuenden Autofahrern muss ich allerdings einschränken, dass ich das Problem nicht so sehr bei den Autofahrern selbst, sondern beim Verkehrsmittel Auto sehe. Ich fahre selbst - sehr selten mal - Auto, und stelle dann auch fest, dass man bspw. bei Abbiegevorgängen sehr schnell mal einen Winkel übersehen kann. Autos an sich sind ein ungünstiges Verkehrsmittel für die Stadt, egal wie gut und vorsichtig derjenige ist, der sie bedient.

    Tilou
    Es kann ja sein, dass ich irgendetwas an Deiner Argumentation übersehe, aber die Behauptung, Fahrradfahrer seien zu schnell, halte ich angesichts der unmittelbar daneben mind. 20km/h schnelleren und durch ihr Gewicht, ihre Größe und ihre schlechtere Manövrierfähigkeit deutlich gefährlicheren Autos für völlig aus der Luft gegriffen.
    Als Fahrradfahrer bin ich sauberer, leiser, weniger gefährlich und für die Stadt deutlich billiger als ein Auto. Ich forderer also mind. dieselben, eigentlich aber sogar mehr Rechte als Autofahrer. Also möchte ich auch entsprechend schnell fahren dürfen.


    Wie steht es eigentlich um die aktuelle Gesetzeslage? Darf ich als Fahrradfahrer auch bei bestehendem Radweg die Straße benutzen?


    Nachtrag: Deine Behauptung, dass durch die schnellen Vielfahrer die meisten Unfälle passieren, ist glaube ich falsch. Soviel ich weiß, sind zu einem sehr großen Anteil ältere Fahrradfahrer (>60) Opfer oder Verursacher von Unfällen. Die gehören sicher nicht zu den schnellen Vielfahrern. Und die Fahrradkuriere bspw., die ja so gerne als Rüpel und Gefahrenquellen angesehen werden, fallen trotz ihrer Extrem- Viel- und Schnellfahrerei gar nicht groß auf in der Unfallstatistik.

    Mich würde ein Beleg Deiner Aussage interessieren, dass man laut Gerichtsurteilen in Sichtweite von Fussgängern nur Schritttempo fahren darf.
    Sollte das stimmen, so wäre das schon eine ungeheuerliche zusätzliche Benachteiligung der Fahrradfahrer, und man stände ja quasi permanent mit einem Bein im Gefängnis.


    Für mich ist im Übrigen die beste Lösung, wenn sich Fahrradfahrer aussuchen könnten, wo sie fahren. Denn als ehemaliger Fahrradkurier fahre ich gerne mal einen "heissen" Reifen, bin aber auch oft einfach nur gemütlich trödelnd unterwegs. Und dann fühle ich mich auf der Fahrbahn doch etwas gehetzt.