Beiträge von Carina Wager

    Feinstaub im Reich der Mitte

    Horizonterweiterung schadet ja selten, doch leider stößt sie bisweilen an rasche Grenzen, die nicht allein der Intellekt definiert. Würde ich beispielsweise die Han-Schrift beherrschen, hätte ich mich in den wunderbaren Weiten des Internets aus persönlichem Interesse längst schon einmal auf die Suche danach gemacht, ob wohl analog zu unserer trauten Informations- und Meinungs-Tauschbörse hier ein "Chinesisches Architektur-Forum" existiert, das dann höchstwahrscheinlich auch eine Untersektion "Beijing" hätte. In einem Land mit so autoritärem System wäre es vermutlich ziemlich wahrscheinlich, dass jener Regionalsektion ein präpotenter, zur Besserwissererei neigender Administrator vorstünde, der im Glauben an seine vermeintliche Ideologiefreiheit und Fortschrittlichkeit sämtliche von der eigenen Sichtweise abweichenden Meinungen wahlweise als rückwärtsgewandte Verirrung oder aber weltanschauliche Verbohrtheit rubrifizieren würde und sie entsprechend vorzugsweise mit Häme, Verächtlichkeit, Rabulistik und teils sogar persönlichen Beleidigungen quittierte.


    Leicht vorstellbar, dass ein solcherart gesinnter Zeitgenosse (oder wahlweise natürlich auch eine -genossin) etwa die in Beijing hochakute Luftverschmutzungs-Problematik vehement relativieren und kleinschreiben würde und folglich alle Versuche, die Situation zu verbessern, als überflüssig, dumm, bürger- und zukunftsfeindlich abkanzelte. Warnende Einwürfe von Fachärzten oder Studien zöge er/sie womöglich ebenfalls in Zweifel und würde stattdessen souverän darauf hinweisen, dass die ganze Sache ohne statisches Zahlenmaterial, wer nun ganz konkret aufgrund des Smogs und nicht vielleicht doch aus irgendwelchen anderen Gründen verstorben ist, völlig haltlos sei. Und überhaupt: So schlimm könne die Situation ja wohl nicht sein, da die Zeitung erst jüngst gemeldet habe, dass die Lebenserwartung in der chinesischen Hauptstadt neue Rekordhöhen erreiche...


    http://german.china.org.cn/chi…6/30/content_35946443.htm


    Tja, nun ist mir im Eifer des Gefechts der Faden verloren gegangen, und ich weiß gar nicht mehr recht, wie ich auf dieses fiktive Gedankenspiel überhaupt gekommen bin; vermutlich war der verlinkte Artikel schuld. Mir fällt ausgerechnet in diesem Kontext allerdings noch ein Ausspruch von Hermann Josef Abs ein, der einmal meinte: "Für manchen ist Statistik wie die Laterne dem betrunkenen Seemann im Hafen: Sie dient ihm mehr zum Halt als zur Erleuchtung." Nun denn: Wer sehen mag, der sehe.


    http://www.spiegel.de/wissensc…fuenf-jahre-a-910138.html

    Sorry, mit dieser einen Aktion und den unsäglichen Aufrufen im SWR kann man dieses Jahr getrost das ganze Geld für Stadtmarketing, CIS usw. sparen.


    I.a.W. es wäre sehr schwer gewesen auf die Schnelle mehr Volkswirtschaftlichen Schaden für die Stadt anzurichten.


    Ich wette das ich wieder überall ausserhalb von Stuttgart die höhnischen Kommentare beantworten muss...


    ippolit
    Das PR-Desaster ist natürlich perfekt. Den Titel der dreckigsten Stadt Deutschlands wird Stuggi nun endgültig nicht mehr los. Ein historischer Bärendienst des Feinstaub-OB, wie er Stuggi nach außen verkauft, ist schlicht eine Katastrophe.


    Es erscheint mir nachgerade grotesk, wie Ihr hier geflissentlich ausblendet, dass Stuttgart - wie andere deutsche Städte auch - nun mal seine notorischen Grenzwert-Überschreitungen in Sachen Feinstaub eindämmen muss, um rechtliche Schritte der EU zu vermeiden.


    http://www.zeit.de/wissen/umwe…tung-deutschland-eu-ruege


    Wenn Wagahai und andere das Ganze für völlig überzogen halten, wacker oder auch verbissen dagegen anpolemisieren und die Angelegenheit nun auf ein reines Kommunikationsversagen der Rathausführung reduzieren wollen, ist das ihr (gutes?) Recht, bringt uns einer Lösung aber keinen einzigen Schritt näher. Wie dieser Artikel vom März 2005 zeigt, sind die Probleme seit mehr als zehn Jahren bekannt; schon damals, lange vor einer grünen Landes- und Rathausregierung, galt Stuttgart als unrühmlicher Spitzenreiter in Sachen abgasgeschwängerte Luft:


    http://www.faz.net/aktuell/pol…rohen-klagen-1213173.html


    Dass ein Feinstaubalarm mit freiwilligem Autoverzicht zum Flop gerät, war von vorneherein absehbar, und entsprechend sind mir als Ex-Stuttgarterin heute in München weniger höhnische als mitleidige Kommentare darüber begegnet, dass selbst ein grüner Oberbürgermeister in der deutschen Hauptstadt automobiler Bewegung eben nach dem Motto "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" agieren muss, statt entschlossenere Maßnahmen anzugehen. Anderswo scheint man da - auch mit entsprechenden Erfolgen für die Luftqualität, wie der nächste Artikel darlegt - weiter zu sein; gleichwohl habe ich bisher nirgends Quellen gefunden, dass Paris, Rom oder Mailand aufgrund von zeitweilig ausgesprochenen Fahrverboten nun unter Touristenschwund litten. Eher wird wohl anerkannt, dass dort Bemühungen für die Gesundheit von Einwohnern und Gästen unternommen werden.


    http://www.stuttgarter-zeitung…60-84c7-ba62f2c2a9f5.html


    Wer meint, der Feinstaub lasse sich quasi unter den Teppich kehren (Wagahai forderte ja allen Ernstes einen Tunnel als Problemlöser) oder durch strategisch geschickteres Plazieren der Messstellen (vielleicht irgendwo im Degerlocher Wald?) aus der Welt schaffen, verkennt meiner Ansicht nach die Dramatik der Sachlage.
    Lange bevor die aktuelle Feinstaub-Diskussion geführt wurde, sprachen mich zwei Kollegen, die jeweils über einen gewissen Zeitraum in Stuttgart zu tun hatten, darauf an, dass ihnen die Luft im Talkessel auffallend schlecht erschienen sei; derartiges, und nicht etwa ein Feinstaubalarm - wie sinnvoll und auf kurze Sicht zielführend er auch immer sein mag - ist beschämend und rufschädigend.


    Und noch ein Letztes: Ich bin in dieser Sache womöglich auch deshalb so emotional involviert, weil eine Tante - Zeit ihres Lebens Nichtraucherin und auch sonst sehr gesund lebend, aber über viele Jahrzehnte an einer stark befahrenen Straße wohnhaft - momentan mit Lungenkrebs in der Fachklinik Schillerhöhe liegt. Natürlich vermag niemand den oder die Auslöser für diese Erkrankung eindeutig dingfest zu machen. Für den behandelnden Arzt liegt es aber offenbar nahe, dass die Luftbelastung am Wohnort tumorbegünstigend gewirkt haben könnte. Entsprechend muss man denn wohl auch sein persönliches Statement in Sachen Luftreinhaltung in der Landeshauptstadt einordnen: Es sei, so meinte er, ein "Armutszeugnis", dass man seitens des Rathauses da nicht entschlossener vorgehe. Mehr gibt's dazu eigentlich nicht zu sagen, doch angesichts dessen scheint mir leider mancher verharmlosende, ins Lächerliche ziehen wollende oder rabulistische Kommentar hier - Verzeihung -geradezu infam und widerwärtig.

    Ach herrjeh - nun traut sich die Stadt grade mal, zaghaft mit dem Feinstaub-Fähnchen zu winken und setzt dabei auch noch auf Freiwilligkeit, um die werten Automobilisten nicht gar so sehr zu verstören und zu gängeln, und gleichwohl fühlt sich mancher bereits jetzt zum mehrfachen Griff in billigste Polemik-Kisten (Fußweg von Waiblingen nach Sindelfingen, "Radl"-Zwang etc.) bemüßigt - da scheint wirklich ein äußerst tief sitzendes Trauma vorzuliegen.


    Klar: Die ganze Feinstaub-Sache ist sowieso nur eine willkürliche Schikane eines linksgrün-versifften Dofgemeinderats; entsprechende Studien von unfähigen, mutmaßlich auch noch gekauften Wissenschaftlern darf man daher getrost in den Bereich der Ammenmärchen verweisen; oder kann hier irgendeiner konkret und wasserdicht nachweisen, wieviele "Stuggi"-Bewohner von diesem Phantom bereits dahingerafft wurden? Na also! Und überhaupt: In Beijing, Kairo und Mexico City ist die Luft doch viel schlechter. Selbst schuld außerdem, wenn sich Provinzkäffer wie Mailand, Neapel und Rom so schnell von den Ökodiktatoren einschüchtern lassen und völlig nutzlose Fahrverbote verhängen...


    https://www.uni-ulm.de/home/pr…ema/feinstaub-studie.html


    http://www.zeit.de/wissen/gesu…g-feinstaub-tote-weltweit


    Für alle, die eher an nüchternen Fakten interessiert sind: Der Blick in die Fahrplanauskunft verrät, dass man vom Bahnhof Waiblingen in knapp einer Stunde zum Sindelfinger Bahnhof gelangen kann; für die weitere Feinverteilung ins Daimler-Werk gibt's dann, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, etliche in- und externe Busse. Ob das zur morgendlichen Rushhour im PKW so wesentlich schneller zu schaffen ist, müsste sich erst mal zeigen.

    Freilich kein Artikel mit Stuttgarter Politikern ohne geistigen Dünnpfiff mehr. Diesmal von der CDU: Am Brunnen darf keine Rennstrecke verlaufen. (...)


    Doch halt, kann man sich doch einfach was Neues ausdenken. Grundlos. Braucht das Stuttgarter Bürgersensibelchen inzwischen - wird offenbar geglaubt. Vielleicht werden die innovativen Bedenken sogar eines Tages nach der PionierIn benannt. Noch besser. Man möchte gar nicht wissen, wieviele Anlieger bereits um ihren Schlaf gebracht sind. Nicht weil es eine Rennstrecke wäre oder würde, sondern nur aus kreativ geschürter Angst.


    Da wagt eine Politikerin, die qua Amt dem Wohl und der Unversehrtheit der Bürger ihres Stadtteils verpflichtet ist, anlässlich einer Brunneneröffnung den Hinweis, dass die vorbeiführende Wohnstraße, die bekanntermaßen vielfach als Schleichweg aus Richtung Pragsattel-Killesberg-Birkenwaldstraße zur Innenstadt benutzt wird, keine „Rennstrecke“ sein solle und dürfe – schon mit Rücksicht auf die dort lebenden und womöglich zukünftig auch am Brunnen spielenden Kinder.


    https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/13655


    https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/4831


    Wenn allein diese völlig banale und eigentlich selbstverständliche Aussage die verbale Verunglimpfung („geistiger Dünnpfiff“) jener Dame zur Folge hat, frage ich mich, auf welcher Seite der Gesinnungsterror eigentlich zu Hause ist und wen man hier als "Bürgersensibelchen" betrachten muss. Offenbar bedeutet für Menschen, die ihre persönliche Freiheit z.B. dadurch definieren, ob sie mit dem Auto innerorts 40 oder 50 Sachen fahren dürfen, bereits jegliche Ankündigung einer möglichen Beschränkung oder Verkehrsberuhigung eine Provokation ungeheuren Ausmaßes.


    Was diesen zukünftigen "Baubürgermeister" angeht: Einen größeren Vollpfosten ließ sich wohl für diesen Job nicht finden:nono: Angesichts so viel Dummgeschwalles ahne ich schlimmstes für die stadtgestalterische Zukunft Stuttgarts, wenn der Typ wirklich ans Ruder kommt!:runaway:


    Bitte auf Sprache achten. Dass ein Anderer nicht Deine Sichtweisen teilt, macht ihn noch lange nicht zum Vollpfosten. Kritik ist zu begründen.


    Sei doch nicht so streng mit dem armen creolius, Wagahai! Schließlich schlägt er nur etwas tiefer und drastischer genau in jene Kerbe, die du ihm schon perfekt und mehrfach vormarkiert hast. Wir halten fest: Bei „Vollpfosten“ gibt’s ein „du du du!“ vom Moderator; wenn derselbige den designierten Baubürgermeister aber als personifizierte Katastrophe bezeichnet, was von Pajula dann auch prompt bekräftigt wird, ist das natürlich etwas völlig anderes.


    Einmal mehr die Fragwürdigkeit solcher Pauschal-Rundumschläge anzuprangern, bei denen halt permanent ein gewisses Feindbild vom ewiggestrigen, fortschrittsverhindernden S21-Gegner und A1-Areal-Kritiker zwischen den Zeilen hervorschwappt, wäre hier vergebliche Liebesmühe, soviel habe sogar ich mittlerweile verstanden. Den Kollegen sei also die ins Deckmäntelchen der Sorge um eine gedeihliche Fortentwicklung Stuttgarts gehüllte Freude am anonymen Argwöhnen und Vorverurteilen gegönnt.
    Stattdessen möchte ich den Blick nochmals darauf richten, was denn der angebliche Gechmacksdiktator jenseits der von Wagahai in gewohnter Weise gefilterten Zuspitzungen und (mutmaßlich absichtsvollen) Ungenauigkeiten in dem weiter oben verlinkten STN-Interview eigentlich wirklich so äußert:


    Planung und Entwicklung sei, so meint Pätzold, eine verbindende Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft – also von Bauherr/Investor ebenso wie von Architekten und dem letztlich die Bebauungspläne absegnenden Gemeinderat. Dabei hält er es für wünschenswert, ein gemeinsames Verständnis von guter Stadtplanung zu erzielen. Nun: Dass in dieser Frage ein völliger Konsens nahezu unmöglich ist, zeigt schon unser Forum. Gleichwohl: Ist gegen dieses Ansinnen grundsätzlich etwas zu sagen?
    Da viele Bürger emotional stark in ihrem jeweiligen Wohnviertel verankert seien, sollte nach Pätzolds Ansicht bei einem Neubauprojekt stets geklärt werden, in welcher Weise dieses auf das Quartier einwirke. Weitergehend fordert er, man müsse mit Architekten, Städtebauern und Landschaftsplanern in einen grundsätzlichen Qualitätsdiskurs eintreten, was sicher ein längerfristiges Unterfangen sei.
    Diese Aussage verstehe ich persönlich durchaus auch im Bezug auf den angedachten Gestaltungsbeirat. Jedenfalls ist, anders als du, Wagahai, behauptest, an keiner Stelle des Interviews davon die Rede, die Stadt solle zukünftig „…bei jedem Projekt (…) ganz lang über Qualität diskutier(en)“.


    Zum Thema herausragende Bauten als Touristenmagnet und Aufwertungsmotor äußert Pätzold, dass ihm eine „gestalterisch qualitätvolle Alltagsarchitektur“ wichtiger sei. Eine Stadt könne nicht nur aus lauter Leuchtturmprojekten bestehen, es bedürfe vielmehr einer guten architektonischen Alltagskultur. Vor der Schaffung neuer Solitäre sei überdies eigentlich erstmal das Sanierungsproblem zahlreicher Kulturbauten zu stemmen.


    Der Baubürgermeister in spe scheint, wenig überraschend, kein Fan vom A1-Quartier zu sein, wobei die ihm von dir, Wagahai, unterstellte Aussage, das Milaneo ebenso wie das Gerber seien „schrecklich“, eben genau so nicht getroffen wird.
    Mag sein, dass ich ansonsten den offenbar so unheilvoll-lähmenden Subtext im Interview nicht durchschaut habe und es sich mir entsprechend auch nicht erschließen konnte, wo sich da nun die "grüne Geschmacksdiktatur" Bahn bricht – vielleicht, weil ich die falsche ideologische Brille aufhabe. Mir scheinen die Äußerungen jedenfalls in der Summe recht vernünftig, wobei sich nun (gegebenenfalls) zeigen muss, welche Taten diesen vorläufig noch sehr allgemeinen Worten dann wirklich folgen werden.


    Wer allerdings, so wie Wagahai, im Interview gleich eine geballte Ladung Visions-, Lust- und Humorlosigkeit ausmacht – der Spaßanteil war tatsächlich eher mäßig - und den noch nicht einmal gewählten „BB“ vorsorglich gleich die Generalverantwortung für „Jahrzehnte städtebaulicher Vollausbremsung Stuggis“ aufhalst, sollte vielleicht mal konkret benennen, welche Aussagen er denn gerne vom zukünftigen Haupt-Bauverantwortlichen im Rathaus hören und welche Handlungen er (quasi im Sinne ungebremsten Fortschritts) erwarten würde: Vielleicht die Verteilung planungsrechtlicher Blankoschecks an potentielle Investoren? Oder die Rückwidmung der gar schröcklichen „Radl“-Spuren in PKW-Fahrstreifen samt dem Gelöbnis, dem Automobil in seiner Geburtstadt ewige Treue sowie allzeit maximal ungehinderte Fahrt zu gewähren?
    Was darf’s sonst noch sein? Eventuell hier und da im Talkessel ein paar möglichst weit über das Tagblattturm-Maß hinausreichende Hochhäuser nach dem Muster von Cloud 7 und ansonsten noch einige repräsentative Ankerbauten (wahlweise im Stil vom Gerber oder von Z-UP und Icade)?
    Angesichts dessen, was mich z.B. an München, Zürich, Salzburg oder Barcelona (alles Städte, in denen ich mehr oder weniger lag gelebt habe), jeweils so angezogen hat, stellt sich mir ernsthaft die Frage, ob ausgerechnet die oben genannten Maßnahmen Stuttgart attraktiver werden ließen. Ich bin da eigentlich schon eher bei Herrn Pätzold, der Nachholbedarf bei der oft scheinbar unauffälligen, im Sinne eines harmonischen und/oder spannungsvoll-abwechslungsreichen Gesamt-Stadtbildes aber unschätzbar wichtigen Alltags-Architektur sieht. "Stimmt" das bauliche Umfeld, stellt sich nach meiner unmittelbaren Erfahrung auch ein positiv verändertes Lebensgefühl ein.


    Da wir uns hier im Europaviertel-thread befinden, möchte ich die Thematik am konkreten Beispiel abschließen: Abgesehen von den älteren, ungeschlachten Bankenbauten, die einem die Laune auf weitere Erkundungen des Viertels schon erheblich verhageln können, ist das Quartier gestalterisch sicher bei weitem nicht so unwirtlich, wie es manche gerne darstellen wollen, wobei ich der Stadtbibliothek (außen pfui, innen hui) eine gehörige betongraue Kafkaeskheit nicht absprechen möchte. Es wird dich vielleicht erstaunen, Wagahai, dass ich mit deiner Einschätzung und Einordnung der verschiedenen Neubauten größtenteils übereinstimme – abgesehen vielleicht von deinen nach meinem Dafürhalten insgesamt zu hoch angesetzten Schulnoten.


    Aber: Das Ganze nun zum Muster geglückter Stadt-Gestaltung zu verklären und in ihm einen Hort neu gewonnener Urbanität zu sehen, scheint mir doch an den tatsächlichen Gegebenheiten etwas vorbeizuzielen –jede aus mehr als drei Menschen bestehende Passantenansammlung eifrig zu dokumentieren und hier in einem neuen Beitrag zu posten, hilft da nach meinem Verständnis genauso wenig weiter wie der Verweis auf die doch so stattlichen Besucherzahlen im Milaneo. Dieses macht innen gewiss was her, doch gewisse Shoppingangebote „ziehen“ sowieso völlig oder doch weitgehend unabhängig vom architektonischen Gehäuse (siehe z.B. die Überseecontainer-Architektur einer beliebten schwedischen Möbelhauskette), sodass man den Ansturm allenfalls zu einem Teil als Ausweis ästhetischer Geglücktheit betrachten sollte.


    Als touristischen Fixpunkt für nicht speziell architekturinteressierte Gäste, denen ich Stuttgart zeigen möchte, würde ich das Europaviertel jedenfalls gewiss nicht ansteuern, zumal ich bei ersten gemeinsamen Visiten mit Freunden überwiegend negative Rückmeldungen erhielt. Insofern wünschte ich mir eher, dass sich die Ära des neuen Baubürgermeisters - ob er nun Pätzold oder doch noch anders heißen wird - in einer Art und Weise niederschlägt, die insbesondere auch der Außenwahrnehmung Stuttgarts gut tut. Das (Vor-)Urteil einer ingesamt "hässlichen Stadt" begegnet mir persönlich jedenfalls bis heute auf Schritt und Tritt, so bald ich erwähne, dort einmal gelebt zu haben - das sollte zu denken geben.

    Insgesamt schon schlimm wie die wohl führende Architekturjournalistin der Stadt quasi alles an neu entstandener Architektur in Bausch und Bogen abkanzelt. Viel wahrscheinlicher ist daher, daß nicht Rommel oder Schuster, sondern der Geist Amber Sayahs gerade für die von ihr benannten Defizite hauptverantwortlich ist.


    Verzeihung für die neuerliche "Störung" ((c) MaxBGF:D), aber in erster Linie ist es mal Frau Sayah, die in Bausch und Bogen abgekanzelt wird, was im Forum ja bekanntlich Methode hat; es bleibt hier halt nicht ungestraft, kritisch gegenüber S21, allzuviel neuer Shopping-Herrlichkeit oder maximaler Baumassierung im Talkessel eingestellt zu sein. Und wenn dann noch die falschen Gebäude als gelungen erachtet werden (IHK-Neubau, Innenministerium oder - pfui! - der Bonatzbau inklusive Seitenflügeln), hört der Spaß gleich ganz auf. Doch bei allem Wissen um die foreneigenen Mechanismen und Reflexe: Die These, Sayah sei für die Mängel, die sie in der städtebaulichen Entwicklung Stuttgarts konstatiert, letztlich sogar "hauptverantwortlich", ist schon reichlich steil. Mag freilich sein, dass dies einer tatsächlich so sieht, wenn er die grundsätzliche Meinung vertritt, vieles sei in der Landeshauptstadt schon "gebongt", so bald man nur hier und da etwas bzw. deutlich höher bauen lasse, potentiellen Investoren noch ein paar Meter roten Teppich mehr auslege, ansonsten bei den Plänen nicht kleinkariert dazwischenquatsche und schließlich möglichst viele Radwege in Autofahrspuren zurückbaue.


    Abweichende Betrachtungsweisen sind da nicht gerne gesehen: Wagahai, der beim IHK-thread fadenscheinig dementierte, als ich ihm seine Pauschalverurteilung Amber Sayahs vorhielt ("Habe ich das? Nein, ich bezog mich nur auf den hier diskutierten Artikel"), hatte zuvor schon an anderer Stelle geschrieben: "Ich warte ja bei ihr etwa seit 10 Jahren insgeheim auf 'einen Satz, der Sinn macht'. Die Hoffnung stirbt zuletzt" (28.09.2014).


    Halten wir einfach fest - und da wiederhole ich mich wieder mal: Es gibt Menschen in und um Stuttgart, die in Sachen Stadtentwicklung andere ästhetische Überzeugungen vertreten und sich anderen Leitbildern verpflichtet fühlen als die (mutmaßliche) Forenmehrheit hier; dies muss man persönlich nicht gut finden, sollte es aber zumindest akzeptieren, sich selbstverständlich jederzeit kritisch mit den abweichenden Ansichten und Meinungen auseinandersetzen, dabei aber nach Möglichkeit auf jegliche offene oder subtile Hetze verzichten; dies ist zumindest meine Meinung, wobei mir klar ist, das es wohl beim frommen Wunsch bleiben wird.


    Im übrigen - ich hab's eben bereits angedeutet - verbreitest Du einfach unsinnige Vorwürfe, werter MaxBGF. Wie der nachfolgend verlinkte Bericht vom letzten "Architekturquartett" zeigt, äußerte sich Amber Sayah z.B. geradezu enthusiastisch bezüglich des neuen Hospitalhofes - eine Begeisterung, die ich persönlich nur in Teilen nachvollziehen kann - und fand auch das Gerber-Quartier "interessant", abgesehen vom in ihren Augen unproportionierten Eingangsbereich - eine Kritik, mit der sie laut Zeitung innerhalb des Quartetts nicht alleine stand.


    http://www.swp.de/bietigheim/l…Center;art1188801,2900302


    Was bitte soll also die Behauptung, Frau Sayah agitiere generell gegen neue Architektur? Genauso könnte man dies - ebenso pauschal wie schwachsinnig - vielen besonders aktiven Foristen hier unterstellen, denn sind wir mal ehrlich: Arg gut kam das Stuttgarter Baugeschehen im DAF-Regionalzweig doch seit längerer Zeit nicht weg: Das Innenministerium: Ein "optisches Desaster"; Carlyle Citygate: Völlig verunglückt; Dorotheenquartier: Vom Gemeinderat verhunzt; IHK-Zentrale: Ein Totalausfall; die noch nicht mal begonnene Cranko-Schule: Ebenfalls eine vorhersehbare Katastrophe. Kollege regent wagte am 11.3.2014 schließlich angesichts einer Fassadenerneuerung in der Kronprinzstraße den finalen Rundumschlag: „Die Politik von BB Hahn trägt endlich Früchte – es wird nur noch Sc***** gebaut". Sogar hans.maulwurf sekundierte jüngst und bemerkte bezüglich des eventuellen Abrisses eines Altbaus am Bürgerhospital: "da die Chancen gering erscheinen, das wenigstens gleichwertiger Ersatz entsteht, definitiv Erhaltung".
    Allenfalls das Gerber-Quartier findet mit seiner klassizistischen Formensprache nahezu ungeteilte Zustimmung; bei Milaneo&Co. ist zumindest das generelle Bemühen einer positiven Sichtweise spürbar, wobei ich mich da zuweilen des Gefühls nicht ganz erwehren kann, der eine oder andere müsse das A1-Viertel schon aus Prinzip gelungen, belebt und urban finden, um die unflätigen Kafka-Äußerungen eines Herrn Kuhn Lügen zu strafen.


    Prinzipiell sind die "Foren-Granden" und die STZ-Architekturjournalistin in ihrer kritischen Bewertung der Stuttgarter Situation doch eigentlich gar nicht so weit auseinander; lediglich über die Art und Weise der Defizite sowie die Frage, wie Besserung zu erzielen wäre, gehen die Ansichten (teils massiv) auseinander. Frau Sayah wird das weitere städtebauliche Wohl oder Wehe Stuttgarts wohl genauso wenig lenken und beeinflussen können wie wir Foristen hier. Was vom neuen Baubürgermeister (oder der -bürgermeisterin?) diesbezüglich zu erwarten ist, muss sich weisen. Während eine gewisse Skepsis durchaus angebracht ist, gilt dies für Häme, Hetze und ideologische Vorverurteilung nach meinem Verständnis weniger.

    Nach der gleich zweifachen Reaktion auf meinen kurzen Einwurf von neulich wollte ich mich doch nochmals kurz zu Wort melden:


    ...welche Störung ist das, wenn man in etwa jedem Beitrag eine Foristen-Analyse loswerden zu müssen glaubt?


    An anderer Stelle hatte ich schon mal erwähnt, dass Beiträge unter dem Motto "Es ist eigentlich schon alles gesagt, aber noch nicht von allen" weniger meins sind. Insofern schalte ich mich meist nur ein, so bald mir die Äußerungen eines Mitforisten wirklich quer im Magen liegen; und das geschieht eben nicht zuletzt, wenn ich das subjektive Empfinden habe, dass Menschen ungerecht beurteilt oder gar abqualifiziert werden, weil einem deren abweichende Meinungen und Überzeugungen grundsätzlich nicht passen. Solche Äußerungen dann nicht ganz losgelöst von der Person zu betrachten, die sie schreibt, scheint mir eigentlich selbstverständlich. Wenn du, MaxBGF, und möglicherweise noch weitere Leser dies jedoch als pathologisch bewerten, muss ich es wohl so hinnehmen und kann mich nur damit trösten, dass andere sich ja offenkundig auch ganz gern an ihren Forenkollegen bzw. -kolleginnen abarbeiten:



    Ein weiterer politisch überkorrekter Dünnschiss! Dafür werde ich dich für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen. Und sammeln werde ich für eine Reise nach Jerusalem, man wird dich dort lieben für deine absolut linientreue Geschichtsauslegung.


    Was im Falle der NS-Zeit als "linientreue Geschichtsauslegung" zu verstehen ist, wäre durchaus nochmals eine eigene Betrachtung wert - bei allen politischen Einsprengseln, die Wagahai ja grade ausdrücklich begrüßt hat, würde das hier aber doch entschieden zu weit führen und womöglich noch Unschönes zutage fördern.
    Eigentlich hatte ich, ausgehend von creolius' Aussage, der Erhalt des Hotels Silber beruhe nur auf einer "immer funktionierenden Nazikeule" - (was im konkreten Fall sogar ein Körnchen Wahrheit enthält) -, mit meinem "Dünnschiss" lediglich verdeutlichen wollen, dass der Vorwurf, jemand schwinge diese Nazikeule, zuweilen seinerseits zum ebenso pauschalen wie bequemen Knüppel werden kann, mit dem sich eine weitere argumentative Auseinandersetzung trefflich abwürgen lässt. Entsprechend mein dezenter Verweis auf Wagahai, der mir gelegentlich ebenfalls mit dem unbegründeten Nazikeulen-Totschläger gekommen war, als ich ihm - zugegebenermaßen wenig galant, aber zumindest politisch völlig wertneutral - Demagogie unterstellt hatte.


    Doch lassen wir das - wer weiß, welche behandlungsbedürftigen Störungen Kollege Max sonst noch bei mir diagnostiziert. Stattdessen nur dies, um wieder zum Thema des threads zurückzukehren:
    marty-ffm's beide letzten Beiträge zur Entwicklung des da Vinci-/Dorotheenquartiers kann ich vollumfänglich unterschreiben; in diesem Sinne war ja auch mein Beitrag gemeint gewesen. Anders als Silesia unterstellt, hat jemand, der die Bauvolumenreduzierung der Breuninger-Bauten begrüßt, jedenfalls nicht automatisch kein Interesse für Architektur und städtebauliche Zusammenhänge.
    Ob der neue Breuninger in der realisierten Form ein gestalterisches Meisterwerk wird, sei einmal dahingestellt. Behnischs Ursprungsplanung umfasste aber zwei nach meinen Begriffen recht maßstabssprengende Großblöcke, die zwar zur Markthalle hin spektakulär-nofretetehaft aufragende Glasdachaufbauten aufwiesen, ansonsten aber aus einem(!) durchgehenden, reichlich banalen Rasterfassadentypus bestanden. Der wohlfeilen Story eines genialischen Wurfs, den notorisch kleingeistige "Dorfgemeinderäte" dann Zug um Zug vernichtet haben, vermag ich insofern nicht ganz zu folgen.
    Dass im Zuge des politischen Wetterwechsels am Ende auch der Erhalt des Hotels Silber beschlossen wurde, begrüße ich ausdrücklich aus städtebaulichen, nicht aus ideologischen Gründen. Fraglos ist der Bau keine architektonische Ikone; entstünde er aber heute irgendwo in der Innenstadt als historisierender Neubau genau so, würden manche hier im Forum fast so jubeln wie beim klassizistisch angehauchten Gerber-Quartier...

    Bauwerke, die (mehr oder weniger) ausschließlich in der Nachtansicht „funktionieren“, gibt’s für mein Empfinden in Stuttgart schon genug; ein – je nach Gemütslage – trotziges oder tröstendes „Aber zumindest im Dunkeln sieht’s doch eigentlich ganz gut aus“ habe ich sowohl im Bezug auf den „Kunstwürfel“ als auch die Stadtbibliothek dutzende Male gehört.
    Wie „transparent“ gläserne Dachlandschaften bei Tag wirken, lässt sich im übrigen dank Wagahais interessanter Halbhöhenperspektive prima an der massigen „Dachwalze“ der Königsbaupassagen überprüfen. Angesichts jener wie auch mit Blick auf das hier via Bautafel dokumentierte aktuelle Rendering wage ich mal eine kühne Behauptung: Die Zahl derer, die dereinst beim Betrachten des fertigen Dorotheen-Quartiers aus höherer Warte (etwa von der Wieland-Wagner-Aussichtsplatte aus) unterdimensionierte Baumassen und mickrige Dachlandschaften beklagen, dürfte sich deutlich in Grenzen halten.


    Mehr noch: Eigentlich mag ich ja kaum dem unnachahmlich subtil und stringent argumentierenden Kollegen „creolius“ widersprechen, der zur Diskreditierung des Hotel-Silber-Erhalts eigens den "Nazi-Keulen"-Vorwurfsknüppel aus dem Sack holt (wobei damit selbst führende Foristen – Stichwort: Meine gemeine „Demagogie“-Unterstellung vor einiger Zeit - gelegentlich operieren;)). Gleichwohl prognostiziere ich einfach mal so ins Blaue, dass das selbst in seiner reduzierten Form für viele Menschen Altbaucharme vermittelnde Gebäude später als willkommener Kontrapunkt zum großflächig Neuen wahrgenommen werden wird.

    Erstaunlich: Ob London, Paris oder New York – all diese provinziellen Metropolen haben in den zurückliegenden Jahren innerstädtische Tempolimits von 30 bzw. 40km/h eingeführt bzw. sind grade dabei, dies zu tun. Werden sie also ebenfalls von so kleingeistigen Gemeinderäten und gängelungsfreudigen Rathauschefs beherrscht, wie man sie hier im Forum bezüglich Stuttgarts immer so lebhaft beklagt?


    http://www.spiegel.de/reise/ak…ometer-ein-a-1001876.html


    http://www.heise.de/tp/news/Pa…Zonen-machen-2000656.html


    Seltsam aber auch: Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats des Bundesverkehrsministeriums zielten 2010 (mithin unter VM Peter Ramsauer) genau in die selbe Richtung, sie fanden seither in mehreren Studien (u.a. 2011 Uni Duisburg/Essen) Bestätigung. Der Zeitverlust betrage bei Tempo 30 zehn bis 20 Sekunden pro Kilometer, die Unfallzahlen würden aber um ca. 40 Prozent sinken, was mit kürzeren Bremswegen und besserer Wahrnehmung der Umgebungssituation sowie von Verkehrszeichen begründet wurde; die zählebige Behauptung eines zäher fließenden Verkehrs sei hingegen lediglich eine Mär. Fragt sich also, wo die enormen volkswirtschaftlichen Schäden herkommen sollen? Eher ist wohl im Hinblick auf Umweltschonung und Schadensvermeidung mit überwiegend positiven ökonomischen Effekten zu rechnen.


    [I] (...) 1.000 Parkplätze weniger genehmigen statt beantragt, damit der Parkplatzsuchverkehr auch schön explodiert, 30/40er-Zonen an Hauptverkehrsachsen mit u.a. 300.000 EUR Zusatzkosten nur für eine Buslinie jährlich (...)


    Falls die 1000 angeblich verhinderten Parkplätze auf das Milaneo bezogen sind, würde mich interessieren, auf welche Quelle sich diese Zahl stützt. Alle mir zugänglichen Artikel sprechen davon, dass ECE ursprünglich 2200 Stellplätze forderte, Gemeinderat und Baubürgermeister Hahn aber nur 1300 genehmigen wollten. Dabei war diese Zahl nicht etwa willkürlich-schikanös aus dem Hut gezogen worden; vielmehr gab sie der Bebauungsplan für dieses Gebiet eben so vor – um exakt zu sein, waren da sogar nur 1200 Plätze festgeschrieben. Man korrigiere mich, wenn ich mich falsch erinnere, aber ich meine, dass OB Schuster die Sache kurzerhand im Alleingang löste, indem er die entsprechende Bauanfrage positiv beschied, in der das Tiefgaragen-Volumen auf 1680 PKWs festgeschrieben war. Bleibt also das Rätsel, wie es nun zu den 1000 Plätzen weniger „statt beantragt“ kommt. (Ich mit meinem moderatorenseits konstatierten sprachlichen Unvermögen dachte ja immer, nach den Komperativ gehöre ein „als“…)


    In der hier wieder aufgeflammten Diskussion wird übrigens auch völlig unterschlagen, dass die Zahl der laut Bebauungsplan zulässigen Stellplätze natürlich mit der ÖPNV-Erschließung und vor allem auch deren Förderung im Falle von Strecken-Neubauten korreliert. Die SSB fürchtete bereits bei der Aufstockung auf 1680 um die Zuschüsse von Bund (60%) und Land (20%) für den Bau des Europaviertelabschnitts der U12; bei einer weiteren Erhöhung wäre eine Kürzung vermutlich unausweichlich geworden.


    Es scheint mir übrigens etwas schizophren (um nicht zu sagen heuchlerisch), einerseits die Mehrkosten zu beklagen, die auf die SSB wegen eines offenbar durch die 40er-Zonen zusätzlich nötigen Busses samt Fahrer zukommen, es aber andererseits jederzeit billigend in Kauf zu nehmen, dass dem Unternehmen durch das Bereitstellen zusätzlicher PKW-Stellflächen erhebliche Fahrgeldeinnahmen entgehen würden. Doch wer etwa das Junktim zwischen dem Bau des Kappelbergtunnels und dem Teilrückbau der Nürnberger-/Waiblingerstraße trotz hfriks kundiger Erläuterung nicht akzeptieren will, dem sind wohl auch andere Kausalzusammenhänge schnurz, sofern sie eben dem eigenen Weltbild entgegenstehen – cheers!


    http://www.cannstatter-zeitung…nnstatt/Artikel424807.cfm

    Zunächst zum Thema: Ich bin mit dem IHK-Neubau, den ich leider noch nicht in Augenschein nehmen konnte, keinesfalls schon „fertig“ in dem Sinne, dass ich mir ein abschließendes pauschales Urteil erlauben möchte. Nur so viel: Von den Bildern her wirkt das Gebäude auf mich keinesfalls „hässlich“ oder „abscheulich“. Dass es einen deutlichen 1960er-Jahre-Touch hat, der vielen hier sicher nicht so zusagt, räume ich gerne ein, und auch ich würde diesen Stil gewiss nicht an jeder Stelle passend finden. Ingesamt erscheint mir der Bau in seiner Plastizität und nach dem, was ich inzwischen auch von der Innengestaltung gesehen habe, wesentlich spannender und unkonventioneller als manch anderer aktueller Entwurf in Stuttgart.


    Nun denn: Die Geschmäcker (und zuweilen auch die persönliche Erfahrungswelt, aus der heraus man ja stets auch urteilt) sind halt verschieden. Mit dem hier ebenso vielgescholtenen Innenministerium geht mir’s übrigens ähnlich: Auch da mag ich nicht in die Verrisse einstimmen und wundere mich stattdessen, wenn man z.B. das im Entstehen begriffene, in meinen Augen banale Porsche-Ausbildungszentrum in Zuffenhausen „recht gefällig“ findet oder den 2012 fertiggestellten Breuninger-Erweiterungsbau, der auf mich nur als betongewordenene mausgraue Nichtigkeit an leider recht prominenter Stelle wirkt, überwiegend freundlich-milde bewertet.


    * * * *


    Ausgelöst durch Wagahais (ziemlich vorhersehbare) Reaktion auf Amber Sayas Rezension des IHK-Baus erlaube ich mir noch ein paar weitergehende Bemerkungen:
    Die eigene Meinung zu artikulieren ist – banale Feststellung – fraglos Sinn und Zweck dieser Plattform hier, und auch die Zeitungskritik tut ja im Prinzip nichts anderes. Wenn das Ganze dann aber im Gewand einer apodiktisch-besserwisserischen Suada daherkommt, die keinen Zweifel daran aufkommen lassen möchte, wer hier vermeintlich die korrekten Bewertungsmaßstäbe gepachtet hat und wer sich völlig auf dem ästhetisch-stadtplanerischen Holzweg befindet, wird es aus meiner ganz subjektiv gefärbten Sicht äußerst grenzwertig.


    Im Sinne einer gedeihlichen Forenkultur wäre womöglich schon viel gewonnen, wenn mancher den bei Gestaltungsfragen wohl generell fehlplatzierten Pseudo-Absolutheitsanspruch gelegentlich gegen die Erkenntnis tauschen würde, dass es etwa in Stuttgart einen möglicherweise überschaubaren, aber in Zahl und gesellschaftlicher Streuung dennoch weit über die Gruppe notorischer Montagsdemonstranten hinausreichenden Kreis von Menschen gibt, die andere Ansprüche und Wünsche an „ihre“ Stadt und an deren Entwicklung haben, als sie die „opinion leader“ in unserem netten Forum vertreten. Nicht jeder mag beispielsweise angesichts Stuttgarts einmaliger Kessellage dem von manchen hier fast schon – Verzeihung – etwas fetischhaft verfochtenen „big and tall is beautiful“-Dogma anhängen. Solche andersdenkenden Zeitgenossen dann als kleingeistig-rückwärtsgewandte Verirrte zu diffamieren, mag grade unter einigen der aktivsten Foristen begeisterte Zustimmung finden, zeugt aber für meine Begriffe zuweilen auch nur von einer – eben anders gearteten – Form der ideologisch-intoleranten Borniertheit, der man sich ja eigentlich genau haushoch (sic!) überlegen glaubt.


    Mag sein, dass solche Sichtweisen grade demjenigen besonders fremd sind, der zuweilen herzig schlicht gestrickten Feindbildern zugeneigt scheint und schon alleine deshalb die Stuttgart21-Kritischseherin und Bonatzbau-Gutfinderin Amber Sayah – ebenso wie natürlich auch den ähnlich veranlagten Herrn Ostertag – als höchst suspekt betrachten muss. Ob man dies dann freilich dadurch dokumentieren sollte, dass man der Betreffenden generell das Urteilsvermögen abspricht, ihre journalistische Arbeit als „riesiges Nichts“ bzw. „Geschreibsel“ abtut und mit Pauschalbehauptungen um sich wirft (neue Bauten seien für sie „der Anfang vom Ende des Untergangs des Abendlandes“ – interessante Formulierung übrigens!), mag jeder mit seinem persönlichen Stilempfinden abmachen.


    Angesichts derartiger Ausfälle - (ich zumindest empfinde sie als solche) - drängt sich einem aber manchmal schon der Verdacht auf, da habe jemand Schopenhauers eritristische Dialektik etwas zu genau studiert – oder vielleicht auch grade nicht; es soll auf dem Felde der Demagogie bemerkenswerte Naturtalente geben…

    Ganz genau. Die destruktive Radikalopposition gegen das Projekt hat bessere gemeinsame Lösungen vor allem am Tiefbahnhof und Filderbahnhof verhindert. Insgeheim wollen viele und leider die wichtigen Gegner doch, daß das Projekt möglichst teuer wird und S21 möglichst viele der prophezeiten Schwächen erfüllt. Es geht nämlich längst nicht mehr pragmatisch um vernünftige Bahninfrastruktur für alle, sondern darum, daß einige Recht behalten und politisch Kapital schlagen.


    Um ausschließen zu können, dass es sich hier einfach nur um eine unreflektiert dahergeplapperte Pauschalaussage handelt, hätte ich schon gerne einen Beleg dafür, dass im konkreten Fall, auf den tyset ja abhebt, eine „destruktive Radikalopposition“ Erweiterungsoptionen des zukünftigen Hauptbahnhofes torpediert oder hintertrieben hat.


    Gemäß meinen Informationen stellt sich die Sachlage etwas anders dar:
    Zunächst einmal bildete die Forderung nach zwei Extragleisen einen integralen Bestandteil des Geißlerschen Schlichterspruchs, was bei der Bahn AG für gehöriges Haareraufen gesorgt haben dürfte. Kurz zuvor schon war nämlich dem Vorstandsvorsitzenden von „DB Station & Service“, André Zeug, bei einer Pressekonferenz die etwas tollpatschige und zweifellos unabgesprochene Äußerung herausgerutscht, eine Erweiterung der Untergrundstation böte sich „in den nächsten 50 bis 80 Jahren“ nicht an und sei im übrigen sowieso planerisch gar nicht realisierbar.


    http://www.stuttgarter-zeitung…ef-a66f-a3495920d4e5.html


    Statt von schierer Unmachbarkeit zu sprechen, hätte Zeug vielleicht besser einfach klargestellt, dass in Sachen zusätzlicher Gleise zwar theoretisch irgendwie alles möglich, jedoch in der Praxis mit immensem Aufwand verbunden wäre, der den von der Bahn AG ja selbst definierten Rentabilitätsrahmen restlos sprengen würde. Zusätzlichen, neben Gleis 1 und 8 angeordneten Extra-Schienensträngen stünden nun mal das unterirdische Technikgebäude am Nordausgang sowie das Kellergeschoss der Landesbank im Wege. Angesichts der momentan bezüglich der IHK geübten Praxis, ein Gebäude lieber gleich aufzukaufen und abzureißen, statt dessen vielfach teurere und riskante Unterfahrung zu wagen, mag sich jeder selbst ausmalen, wie wahrscheinlich es ist, unter der LBBW jemals ein Gleis 10 zu finden – wobei hier im Forum seltene Einmütigkeit darüber herrschen dürfte, dass ein alternativer Abriss des Baus keinen architektonischen Verlust darstellte.


    Bahnvorstand Volker Kefer bemühte sich nach der unbedachten Äußerung von Herrn Zeug noch um Schadensbegrenzung, da man im Planfeststellungsbeschluss wie auch in verschiedenen Publikationen als Trumpf stets die Erweiterungsoption angeführt hatte. Auf der hauseigenen „direktzu“-Frage-Antwortspiel-Seite betonte er eilfertig, dass acht Gleise für den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof selbstverständlich „absolut ausreichend“ seien und zudem auch noch genügend Reserven bereithielten.


    http://direktzu.bahnprojekt-st…ption-auf-10-gleise-28333


    Mancher Bahnplaner schien diesbezüglich allerdings doch Zweifel zu haben, und so entstand in der Folge die Idee, das Nadelöhr zwischen Technikgebäude und LBBW-Keller durch Kurzgleise zu umgehen, die von Gleis 1 und 8 ausfädeln sollten. Die Vision, von der die Presse im März 2011 berichtete, muss jedoch alsbald wieder in der Schublade verschwunden sein – vermutlich, weil auch sie den grade im Vorfeld der Volksabstimmung außerordentlich heikel diskutierten Kostenrahmen zusätzlich ins Wanken gebracht hätte. Stattdessen galt nun ab sofort einfach die eiserne Devise: Acht Gleise – erstaunlicherweise also zufällig genau so viele, wie im Trog zwischen Bonatzbau und Bank eben Platz finden – sind optimal, mehr braucht kein Mensch!


    Entsprechend deutet vieles darauf hin, dass das Schweizer Ingenieurbüro SMA den Stresstest, der ja ebenfalls eine Forderung der Schlichtung war, von vorneherein unter der Prämisse anging, um jeden Preis eine genügende Leistungsfähigkeit mit nicht mehr als acht Gleisen nachzuweisen. Und siehe da: Dank eines ausgetüftelten Fahrplans – dessen Sinnhaftigkeit und bahnpraktischen Realitätsbezug freilich manche Kritiker anzweifelten – sowie mehrerer Doppelbelegungen gelang es, die geforderten 49 Züge in der Spitzenstunde durchzuschleusen. Na also: Alles gut!?



    An anderer Stelle habe ich hier im Forum schon einmal bemerkt, dass wir alle wohl erst einige Zeit nach der Eröffnung wissen werden, wie leistungsfähig der neue Tiefbahnhof in der Praxis wirklich ist, und ob sich die Bahnsteige auch im Bereich der Treppen tatsächlich als ausreichend dimensioniert zeigen. Der Nachweis, was ein noch zu erarbeitendes Brandschutzkonzept im Ernstfall wert ist, muss hoffentlich niemals erbracht werden.
    Falls schließlich in fernerer Zukunft aus heute noch nicht absehbaren Gründen das Verkehrsaufkommen bei der Bahn (wieder) drastisch steigen sollte – ein unter Umweltgesichtspunkten eigentlich wünschenswertes Szenario, das manche Stuttgart 21-Apologeten aber mit fast schon panischem Abwehrreflex als völlig realitätsfernen Nonsens geißeln – kann man sich nur wünschen, dass eine zukünftige Planergeneration dann nicht entgeistert darüber rätseln wird, warum frühere Generationen seinerzeit auf die seltsame Idee kamen, einen vorhersehbaren Engpass in den Schlossgarten zu zementieren.


    Bliebe zuletzt noch der ungelöste Punkt, inwiefern nun also die „destruktive Radikalopposition“ (wer auch immer das im Einzelnen ist) Schuld an der mangelnden Erweiterungsfähigkeit des zukünftigen Bahnhofs – die ja einzelne hier offenbar doch bedauern – trägt. Etwa, weil sie immer wieder kritisch die Frage nach Kosten und Rentabilität gestellt hat, statt dem Projekt jubelpersernd jeden greifbaren Roten Teppich auszubreiten? Oder weil die schlimmen, unnützen Demonstrationen genau jene Finanzen verschlungen haben, mit denen sich die Stadt Stuttgart und das Land ansonsten nun spielend leicht zwei zusätzliche Gleise kaufen könnten?
    Vielleicht lohnt es sich einfach, nochmals jene Äußerung nachzulesen, die Rüdiger Grube, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Bahn AG, im Vorfeld der S21-Volksabstimmung einem FAZ-Journalisten in den Block diktiert hat: „Ich habe dazu immer gesagt, eine Sollbruchstelle in den Verträgen wäre erreicht, wenn die Kosten 4,526 Milliarden Euro übersteigen. Aber da haben wir noch einen Puffer von mehreren hundert Millionen Euro…“


    http://www.faz.net/aktuell/wir…fort-weiter-11533998.html

    Herr Specht ist in Mannheim zwar nicht Oberbürgermeister, sondern - angesichts solcher Äußerungen glücklicherweise - nur Erster Bürgermeister. Es bestürzt einen aber gleichwohl, solch fanatische Autoverteufelung und ideologisch motivierte Steuerverschwendung selbst bei einem Vertreter einer eigentlich so rechtschaffenen Partei anzutreffen. Mein sprachliches Unvermögen und meine Unbeholfenheit lassen mich um Worte ringen: ÖPNV-Jobtickets für Angehörige eines namhaften Automobilherstellers – geht’s noch?


    Das ganze kann natürlich – wie Wagahai uns bereits am Beispiel von Tübingen und Stuttgart eindrucksvoll und schlüssig aufgezeigt hat – nur zu einem Mega-Flop werden.:D

    Einspruch! In meinen Augen ist’s auch von außen leider gar nicht gefällig, wenn’s denn wirklich so kommt wie auf den Visualisierungen zu sehen, was zu befürchten ist: Hier scheint ein Architekt mal wieder nicht verstanden zu haben oder aber im Hinblick auf gewollte ästhetische „Brüche“ bewusst ignorieren zu wollen, welchen Einfluss Fensterteilungen für den architektonischen Gesamteindruck eines Bauwerkes spielen. Durch die offenbar weiterhin großflächig einteilig vorgesehene Verglasung konserviert das eigentlich so markante Wilhelmspalais seinen latent ruinenhaften Charakter, den es einst beim Wiederaufbau erhalten hatte – und das bei einem der wenigen verbliebenen historischen Bauten in der Innenstadt.:nono: Welche Fenster nun im Hinblick auf historische Authentizität tatsächlich die richtigen wären, sei einmal dahingestellt: Alte Fotografien zeigen nämlich keine kleinteilige Sprossung, sondern eine hälftige Gliederung.


    „Fenster sind die Augen des Hauses“ sagt man gemeinhin. Wer’s nicht glaubt, dass sie grade auch bei zeitgenössischer Architektur ganz entscheidenden Anteil an einer gelungenen Gestaltung haben können, sollte mal etwas genauer analysieren, woher in diesem Forum recht einhellig gelobte Gebäude wie der Phönix-Bau oder die Rosenberghöfe einen beträchtlichen Teil ihrer Wirkung beziehen.

    Stadtbildprägend sind die Conradi-Hochhäuser tatsächlich. LEIDER.
    Der von den bekannten Architekten m.E. mit Abstand schlechteste. Kein bekanntes beliebtes Gebäude, keine auch nur interessante Architektur. (...)
    Fehlt noch der Nachruf. Hoffentlich werden spätestens dann seine Architektursünden schonungslos gezeigt.


    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Haben anscheinend beide keine positiven Spuren in der Stadt hinterlassen.


    Tja – alleine der Vorwurf, von Vater und Sohn Conradi existierten keinerlei herausragende Bauten, stattdessen aber „schonungslos“ offenzulegende Architektursünden, ist für sich gesehen schon unsinnig, denn beide scheinen nie den Rang eines Stararchitekten angestrebt zu haben, werden nicht als solche gehandelt und können folglich auch nicht der "mit Abstand schlechteste" ihrer Zunft sein:


    Helmuth Conradi war in der Bundesbahndirektion als Architekt tätig, verantwortete als Schüler von Paul Bonatz nach dem Krieg u.a. den Wiederaufbau von dessen Stuttgarter Bahnhof und schuf dann – es wurde hier bereits erwähnt - u.a. die heute denkmalgeschützten Hauptbahnhöfe von Heidelberg und Pforzheim. Von letzterem heißt es, er sei einer der markantesten und elegantesten Vertreter der Verkehrsarchitektur der Nachkriegszeit. Auch bei den zum Gegenstand dieses threads gewordenen Bundesbahn-Hochhäusern kann man durchaus eine interessante plastische Ausformung der Baumassen und eine außerordentlich durchdachte Gestaltung erkennen. hans.maulwurf verweist aber auch zu Recht darauf, wie sehr die Wirkung grade dieser Art von Architektur bei mangelnder Pflege leidet. Ich möchte noch ergänzen, dass überdies Gedankenlosigkeit und mangelnde Sensibilität beim Umbau und Austausch von Details (seien es Ladeneinbauten, Fenster, Lampen, Farbgestaltung etc.) zu empfindlichen Verletzungen der ursprünglichen Ästhetik geführt haben.


    Was wiederum Peter Conradi angeht, so scheint er in der Tat nie durch die Planung bemerkenswerter Einzelbauten aufgefallen zu sein – er hat dies freilich auch nie behauptet, sondern sah sein Tätigkeitsfeld, so verrät mir das Internet, offenbar eher im administrativen Bereich und war u.a. als Leiter des Hochbauamtes in Stuttgart und an der Universität beschäftigt, bevor er 1972 ganz in die Politik wechselte. Immerhin wurde er dann 1999 noch zum Präsidenten der Bundesarchitektenkammer gewählt, was durchaus keine ungewöhnliche Entscheidung war, weil auch die Nachfolger in dieser Position (etwa der frühere Bonner Stadtbaudirektor Sigurd Trommer) jeweils eher Verwaltungshintergrund sowie Vernetzung mit der Politik aufwiesen.



    Generell würde es wohl – auch dieses Beispiel zeigt es wieder – weiterhelfen, sich zunächst etwas weitergehend zu informieren, bevor man (siehe die Zitate oben) kurz mal mit lässiger Geste (und aus dem Schutz der Anonymität heraus - ich betone das immer wieder) die Lebensleistung zweier Menschen in den Schmutz tritt. Ich lasse mich ggfs. gerne eines anderen belehren, aber irgendwie drängt sich mir der Eindruck auf, dass hier die bloße Gehässigkeit gegenüber einem Andersdenkenden, der sich aus persönlicher Überzeugung in Sachen Stuttgart 21 gegen die Linie seiner Partei exponiert, die Finger über die Tasten geführt hat.

    Der erste Entwurf gefiel besser, wirkte leichter.


    Ob der Ursprungsentwurf nun wirlich um so vieles filigraner daher kam, scheint mir persönlich zweifelhaft: Letztlich bestand er lediglich aus drei quadratischen, (im Winkel etwas gegeneinander versetzten und mit "Maschendrahtzaun" umwickelten) Betonhülsen, denen nur die im oberen Drittel eingefügte Aussichtskanzel etwas klassische TV-Turmästhetik (Trennung Schaft/Turmkorb) gab.


    http://www.baunetz.de/meldunge…uer_Rottweil_3226821.html


    Wer ernsthaft darauf hofft, das Ding würde auch nur näherungsweise die Eleganz etwa des schwäbischen Vaters aller Fernsehtürme erreichen, macht sich in meinen Augen sowieso etwas vor: In den Stuttgarter Turmschaft mit seiner von Fritz Leonhardt sorgfältig geplanten parabolischen Verjüngung passen mit Ach und Krach zwei Aufzüge und ein (wie wir jetzt wissen eigentlich viel zu kleines) Nottreppenhaus: In Rottweil hingegen sind neun Schächte geplant!

    Verschoben wg. sprachlichen Unvermögens sich klar und ohne sinnfreie Umschweife auf unbeholfene Modbeleidigung auszudrücken.


    Jobticket von King Boris in Tübingen floppt voll. Wieder im Namen der Autoverteufelung sinnlos wertvolle Steuern verprasst und die Grünen werden uns wieder einmal trotzig erklären, dass die verantwortungslosen Bürger die Doofen sind.


    In Stuggi wird das gleiche passieren.


    Quelle: StZ-Online
    http://m.stuttgarter-zeitung.d…58-b795-4c189a4ebb06.html


    Dass es zu den vornehmlichsten Aufgaben jedes souveränen Forenmoderators gehören sollte, im Schutze der Anonymität persönliche Animositäten und die forengängigen Klischees zu pflegen, wird niemand ernsthaft in Zweifel ziehen wollen. Insofern ist’s nur konsequent, auf einen gesetzten Schlüsselreiz – hier die Artikelüberschrift: „Jobticket verfehlt seine Wirkung“ – stets die alsbaldige, reflexhaft-vorhersehbare Reaktion folgen zu lassen. Wenngleich ich im Rahmen dieses Forums mittlerweile meist davon absehe, störend in diesen stimulus-response-Zyklus einzugreifen, stellen sich mir im konkreten Fall doch ein paar Fragen, die überwiegend dem eigenen Verständnis dienen sollen:


    1.) Ist es generell als autoverteufelndes Sakrileg zu werten, wenn man mittels steuerlicher Anreize (im konkreten Fall 1,05 Millionen Euro pro Jahr) versucht, Menschen zum Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen, statt dieses Geld einfach naheliegenderweise in ein paar zusätzliche Parkflächen (überflüssige Grünbereiche dafür sind ja grade im Umfeld größerer Städte meist üppig vorhanden) zu investieren?


    2.) Rechtfertigt entsprechend die Tatsache, dass seit Einführung diesen Februar 500 Neunutzer hinzugekommen sind und 44 (eine andere Quelle nennt sogar 70!) davon einen Parkplatz zurückgegeben haben, den Schluss, das Jobticket sei ein völliger Flopp? Warum’s bisher nicht mehr geworden sind, erklärt Wagahais verlinkter Artikel ja recht naheliegend mit in Randzeiten (in denen Klinikpersonal nun mal häufig arbeiten muss) teils nicht so günstigen Verkehrsverbindungen. Nur nebenbei: An anderer Stelle ist zu lesen, das Uniklinik-Jobticket sei insbesondere vom (mutmaßlich durch radikal autofeindliche Zellen unterwanderten) Personalrat vorangetrieben worden.


    http://www.reutlinger-wochenbl…1a-8321-936375462559.html


    http://www.zak.de/artikel/details/214574


    Vernachlässigen wir, dem Beispiel unseres geschätzten Forenkaters folgend, einfach mal die Tatsache, dass sich das Jobticket anscheinend auch bei den Mitarbeitern von Tübinger Uni und Stadtverwaltung großer Beliebtheit erfreut und blicken stattdessen kurz in die Landeshauptstadt, wo sich – Wagahai muss es ja wissen – zum Verdruss aller rechtschaffenen Automobilisten ein vergleichbares Fiasko anbahnt:
    Dürftige 7100 Jobticketnutzer bislang, die besser unsere schönen Ein- und Ausfallstraßen beleben würden und lächerliche 110 Firmen, die sich für eine Teilnahme am Projekt interessieren – tja, das trägt in der Tat wieder mal alle Züge einer von den Rathauslosern aus Schikanegründen ausgeheckten, vorhersehbar zum Scheitern verurteilten dirigistischen Zwangsmaßnahme…


    http://www.stuttgart.de/item/show/273273/1/9/532957?

    Verspätete linientreue Wortmeldung

    Du machst hier gern auf ausgewogen und unparteiisch, bist aber letztlich wohl die Linientreuste von allen. Deine jüngsten Beiträge lesen sich wie von Winnes Pressestelle. Ein negatives Wort zu den inzwischen wohl über (fast) alle Parteigrenzen hinweg erkannten Fehlern Hermanns kommt Dir nicht über die Lippen. Du gehst darüber hinweg mit so einleitenden Halb- wie Trivialsätzen ala "Natürlich muß man beide Seiten betrachten, aber ..." oder "Es fällt schwer hier eine eindeutige Position zu beziehen, ...". Die Kaschierung ist Dir am Ende nicht gelungen, es tritt zu tage, wes Geistes Kind Du bist.


    Man verzeihe mir, wenn ich mit erheblicher Verspätung noch auf den Beitrag von Mitforist Max BGF reagieren möchte: Interessant, wie man bereits durch das Ergänzen bzw. möglicherweise auch Zurechtrücken von Fakten - im konkreten Fall: Die sachlich völlig korrekte Feststellung, dass bereits ein CDU-geführtes Landesverkehrsministerium ein Fernradwegenetz geplant hatte und dass es durchaus Kooperationen zwischen der Firma Tesla und der heimischen Automobilindustre gibt - in den Ruf der "Linientreue" (gemeint ist wohl die Linie der Partei der "Grünen"?) geraten kann. Mit aufklärerischem Gestus, als habest du jemand eine Maske vom Gesicht gerissen, attestierst du, Max BGF, mir, die "Kaschierung" sei mir missglückt, und es werde offenbar, "wes Geistes Kind" ich sei - ah ja.


    So wie jeder und jede hier im Forum habe ich gewisse persönliche Grundüberzeugungen - etwa, dass es eher zu viele als zu wenige Autos gibt, dass mir der verkehrliche Nutzen von Stuttgart 21 zumindest fragwürdig erscheint usw. usw. Dies zu verbergen liegt mir nun wirklich fern, was sich wohl auch aus meinen bisherigen Beträgen herauslesen lässt.
    Möglicherweise habe ich das Wesen eines Internet-Forums ja seither missverstanden, denn eigentlich war ich immer der Ansicht gewesen, es diene genau dem Zwecke, seine subjektiven Ansichten zu artikulieren und sie gegebenenfalls jenen anderer Teilnehmer entgegenzustellen. Dass es sich jeweils um Meinungen ohne unfehlbaren Absolutheitsanspruch handelt, habe ich (mehr als manche anderen hier) immer wieder zum Ausdruck zu bringen versucht - u.a. mit dem, was du als "Halb- wie Trivialsätze" zu bezeichnen beliebst und als "auf ausgewogen und unparteiisch machen" zu diskreditieren versuchst.


    Gleichwohl hoffe ich geradezu, dass man aus meinen Wortmeldungen erkennen mag, "wes Geistes Kind ich bin" - so wie man das bei dir, werter Max BGF, bei Wagahai, bei Ohlsen und vielen anderen ebenso deutlich merkt. Da aus meiner Sicht aber auch offenkundig ist, dass es hier im Stuttgart-Forum grade bei politisch aufgeladenen Themen eine eindeutige "Meinungsführerschaft" gibt, reizt mich dies eben gelegentlich zum Widerspruch, wobei ich freilich längst dazu übergegangen bin, manches mit schmunzelnder Gelassenheit zur Kenntnis zu nehmen oder schlicht zu ignorieren.


    So lange selbst jener, der sich hier in unserem Rayon laut seiner Funktionsbezeichnung (moderare=mäßigen) womöglich zu einer gewissen Ausgeglichenheit verpflichtet fühlen könnte, so offensiv seine politischen Abneigungen zu Markte trägt, sehe ich mich nicht dazu aufgerufen, die Rolle der Pseudo-Ausgewogenheitsbeauftragten zu spielen. Insofern zielt auch der Vorwurf, ich hätte mich nicht zu tatsächlichen oder vermeintlichen Verfehlungen des Verkehrsministers Hermann geäußert, nach meinem Verständnis völlig ins Leere.


    Wo viele schon ins gleiche Horn stoßen, besteht zumindest für mich wenig Anlass, dies auch noch zu tun; interessanter ist da eher die begründete Gegenposition, wenn irgendwo eine Forenmehrheit die Deutungshohheit über ein gewisses Thema gepachtet zu haben meint. Dass ich da parteipolitisch (bei allen persönlichen Sympathien) recht undogmatisch bin, lässt sich allein aus der Tatsache herauslesen, dass ich an ganz anderer Stelle (nicht hier im Forum) mehrfach Ex-OB Wolfgang Schuster gegen den reichlich pauschalen und schlicht unsachlichen Vorwurf verteidigt habe, seine Ära im Rathaus sei nur eine Abfolge von Pleiten, Pech, Pannen und insgesamt ein Unglück für die Landeshauptstadt gewesen. Und Kanzlerin Merkel als "Mutti" zu bezeichnen finde ich mindestens ebenso dämlich wie die ermüdenden Kretsche-, Fritzle- etc.-Titulierungen. Dies nur zur Erläuterung meiner Position und Haltung.

    Der lacht sich doch eins. Von der richtigen Farbe kann sich Politiker noch so viele Skandale und Fettnäpfchen leisten, siehe Wowereit.
    Besonders Spaß macht den Grünen bekanntlich schon immer, das Einheimische schlecht zu machen. Paradehaßobjekt im Ländle natürlich das Auto. Nicht nur bzgl. Infrastrukturplanung, sondern auch hinsichtlich des Produkts selbst, siehe Palmer und jetzt Hermann.


    Wieviel Steuern zahlt Tesla eigentlich? Und wieviele in Baden-Württemberg?


    Ach, und auch dieser jüngste "Aufreger" der gewohnheitsmäßigen "Winne", "Fritzle" & Co.-Echauffeure bedürfte noch einer genaueren Betrachtung: Da man's im Ländle (sicher aufgrund böswilliger Sabotagen aus dem fanatisch-ökofaschistischen Lager) nämlich offensichtlich mit dem Elektroantrieb selbst noch nicht so richtig gebacken kriegt, verlässt man sich bei der neu präsentierten Daimler-Elektro-B-Klasse lieber auf ein "Herz" von - TESLA; selbst auf die Gefahr hin, dass halt mal die Batterie abfackelt.


    http://www.spiegel.de/auto/fah…lgungsfahrt-a-941505.html

    Ich hatte mich gestern schon den ganzen Tag gefragt, wann Wagahai hier endlich seine sarkastisch-pikierte Anmerkung zur aktuellen Meldung aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium platzieren würde – schön, dass in unserer komplexen Welt doch noch manches berechenbar bleibt.


    Da ich etwas Zeit hatte, konnte ich zur vorhersehbaren Reaktion bereits vorab einen weiteren passenden Link finden:


    http://www.badische-zeitung.de…uer-radler--37595897.html


    Radel-Highways, täglich 15 Kilometer zur Arbeit strampeln, Steigerung des Radverkehrs erst auf 16 und bis 2020 dann auf 20 Prozent – meine Güte: Zu was für bizarren, weltfremden Gedanken ideologische Verblendung im Verein mit fanatischem Autohass führen kann…


    Seltsamerweise findet sich zu dieser Meldung keinerlei galliger Kommentar von unserem Regionalforen-Häuptling; ob’s daran liegt, dass es zum damaligen Zeitpunkt (Datum findet sich oben rechts) mit dem Feindbild nicht so recht gepasst hätte? Auf dem Stuhl des Verkehrsministers saß da nämlich noch eine Frau mit dem schönen Namen Tanja…


    Fritzle kontert gar, er habe keine Zweifel, dass man auch in USA und Israel wisse, wer Manfred Rommel war. Vielleicht sollte er zuerst eine Umfrage in Ludwigsburg machen, bevor er wieder so einen xxxx erzählt.


    Wenn man mal die Pauschalität des Wortes "man" beiseite lässt - ("man" hätte in den USA möglicherweise schon Schwierigkeiten, den Namen der aktuellen deutschen Regierungschefin zu benennen) - zeigen die internationalen Pressereaktionen auf den Tod von Manfred Rommel, dass er eben nicht nur als Oberbürgermeister einer deutschen Provinz-Kapitale betrachtet wurde:


    http://www.nytimes.com/2013/11…shal-dies-at-84.html?_r=0


    http://www.washingtonpost.com/…6-3544a03c2351_story.html


    http://www.theguardian.com/world/2013/nov/07/manfred-rommel


    http://www.timesofisrael.com/r…field-marshal-dies-at-84/


    http://sheldonkirshner.com/?p=2174


    Fraglos sind die Artikel zunächst jeweils am Umstand aufgehängt, dass Manfred Rommel eben der Sohn des teils berühmten, teils berüchtigten "Wüstenfuchses" war. Das Medienecho erklärt sich aber nicht daraus, sondern vielmehr aus der Tatsache, wie er es geschafft hat, sich aus dessen Schatten zu befreien.
    Daher also die freundlich gemeinte Empfehlung, nicht immer vom eigenen Erfahrungshorizont auszugehen, sondern sich vielleicht zunächst zu informieren, bevor man "wieder so einen xxxx" schreibt.


    Vermutlich verbindet die Mehrheit der internationalen (und auch nationalen) Flugreisenden U40 sowieso weder mit Erwin noch mit Manfred Rommel irgendwelche negativen oder positiven Assoziationen. Sofern in der täglichen Praxis überhaupt eine Konfrontation mit dem neuen Namenszusatz des Flughäfeles stattfindet, wird dieser vielen höchstwahrscheinlich so abstrakt und fern scheinen wie für den Las Vegas-Besucher jener von Senator Pat McCarran.