Irgendwie habe ich in meinem tiefsten Innersten ja noch geträumt oder gehofft, dass dieser Kelch an uns vorbeigehen würde. Leider hat sich der Traum nicht erfüllt. Der noch zumindest einigermaßen historisch anmutende Block direkt neben dem Rathaus wird abgerissen und durch eine Art Kaufhaus-/Büroprotzarchitekur ersetzt. Der Siegerentwurf ist für sich genommen sicher nicht schlecht und wirkt durchaus großstädtisch und imposant. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er an dieser Stelle nicht ziemlich deplaziert sein wird. Die Fassaden sind zu glatt und der ganze Bau zu massiv. Ich weiß, das Ergebnis folgt dem klassischen Frankfurter Weg, maximale Ausnutzung des Grundstücks und der Vorgaben. Wenig sensibel wird mit der nachbarschaftlichen Bebauung vorgegangen. Aber das ist natürlich auch der Ausschreibung geschuldet, die die Misere vorgegeben hatte.
Ich bin mir nicht sicher, ob in anderen, sich mehr der Historie zuneigenden Städte, eine solch radikale Abkehr vom alten Bestand möglich gewesen wäre. Und natürlich wünscht man sich in derartigen Fällen auch eine Gestaltungsvorgabe der Stadt, wobei ich mir als Laie nicht sicher bin, ob das überhaupt möglich wäre. Es zeigt sich immer wieder, dass Frankfurt mit seinem historischen Erbe nachlässig umgeht. Dem Langen Franz, der jetzt durch eine private Initiative endlich wiederhergestellt wird, wird ein solcher profaner Klotz zur Seite gestellt. Es ist traurig.