Beiträge von Fettucine

    Wäre es nicht mal schön, wenn Architektur wieder lokal oder zumindest regional gedacht würde? Ein Turm, der etwas Frankfurterisches, Hessisches oder sogar etwas Europäisches ausstrahlt. Das Traurige an der modernistischen Architektur ist doch, dass sie überall gleich aussieht. Ob in Hongkong, New York oder Frankfurt – es sind immer dieselben Projekte, dieselben Trends, dieselben Fassaden. Keine Unterschiede, nur noch Austauschbarkeit.


    OllaPeta: Ja, alles hier haben wir doch schon irgendwo auf der Welt gesehen. Zeit umzudenken – oder einfach wieder zurück zu den klassischen Prinzipien. Architektur sollte wieder versuchen, sich an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen – sich wirklich im Bestehenden zu verankern. Durch Formen, Materialien, Symbole oder Details, die auf das Lokale verweisen, entsteht eine ganz andere Nähe zur Umgebung. Eine Architektur, die nicht austauschbar ist, sondern ein Gefühl von Zugehörigkeit schafft. Etwas, mit dem sich Menschen identifizieren können, weil es nach Zuhause aussieht.


    Ich könnte mir für Frankfurt zum Beispiel ein Hochhaus mit roten Sandsteinelementen vorstellen – ein Material, das stark mit der Stadtgeschichte verbunden ist. Auch Klinkerfassaden im Stil der 20er Jahre, Kupferdetails mit Patina oder ornamentale Muster, die lokale Motive aufnehmen, würden dem Stadtbild gut stehen. So könnte man moderne Architektur wieder mit Charakter füllen – und mit echtem Bezug zum Ort.


    Stärke entwickelt sich aus eigenem Denken. Schwäche kopiert nur, was andere vorgeben.

    Durchschnitt statt Schön – Grünhoch2 am Ben-Gurion-Ring


    Als ich die ersten Renderings zu Grünhoch2 gesehen habe, war ich wirklich positiv überrascht. Endlich mal ein Projekt, das in einem bisher wirren Viertel – geprägt von alten Hochhäusern ohne klare Struktur – etwas Neues, Durchdachtes und eher im klassischen Stil schaffen wollte. Die Entwürfe zeigten ein geschlossenes Quartier mit städtischem Charakter und einer Fassade, die auf den ersten Blick klassisch, ruhig und elegant wirkte. Die Planung war klar: weiße, einheitliche Fassaden, Stockwerke sauber gegliedert durch horizontale Gesimse, ganz oben ein stilvoller Abschluss – einfach stimmig. Selbst die Balkone und Fenster waren perfekt proportioniert und passten sich in das Gesamtbild ein.


    Dann die Überraschung. Als ich mir das fertige Gebäude auf Street View angesehen habe, war die Enttäuschung groß. Die Grundstruktur des Viertels ist geblieben (zum Glück), aber das Gebäude selbst hat viele seiner Qualitäten verloren. Die schönen Fassadenelemente (vor allem der Kranz- und die Gurtgesimse) wurden gestrichen, stattdessen gibt’s nun grüne Farbstreifen und teilweise grün gestrichene Flächen. Auch die Fenster und Balkone wurden verändert – teilweise deutlich einfacher, klobiger, weniger stimmig als ursprünglich geplant. Und das alles vermutlich ohne nennenswerte finanzielle Einsparung. Im Gegenteil: Das Gebäude wirkt jetzt deutlich billiger. Unglaublich wie man mit ein paar scheinbar kleinen Änderungen ein ursprünglich hochwertigeres, klassisch inspiriertes Projekt „modernisiert“ – und dafür beim Erscheinungsbild ordentlich zahlt.


    Hier hätte man wirklich ein sehr schönes Stück Stadt schaffen können, das den Stadtteil spürbar aufgewertet hätte. Stattdessen haben wir jetzt ein weiteres Stück Durchschnitt – kaum unterscheidbar von vielen anderen Projekten, wie sie in solchen Stadtteilen leider viel zu oft entstehen.


    Wer will, kann sich das Ergebnis selbst in Streetview mal hier anschauen.


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    Bild: Arctec GmbH


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    Bild: Google Street View



    ...weitere Beispiele


    PLANUNG


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    Bild: Arctec GmbH



    ENDERGEBNIS


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    Bild: Google Street View


    Besonders auffällig ist, wie sehr die Fassadengliederung leidet. Kein Rhythmus mehr, keine Gliederung durch Gesimse, auch die Fenster sind nicht mehr in symmetrischen Gruppen geordnet – stattdessen Fenster an Fenster an Fenster, ohne jegliche Unterbrechung, mehrere unpassende Farbkombinationen. Das ist Kitsch bzw. Modernismus in seiner besten Form. Es wirkt vor allem unruhig und nicht harmonisch. Man könnte fast sagen: Die Fassade tut beim Hinsehen weh.

    Fünf Minuten primitive Arbeit in Windows Paint zur Veranschaulichung der Aufstockung des Bethmannhofs ergeben folgendes Ergebnis.


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    Es zeigt, wie man mit einfachen Mitteln ein ansehnliches Ergebnis für die Frankfurter Altstadt erzielen kann – indem man 1) ein historisches Merkmal einigermaßen originalgetreu bewahrt und 2) gleichzeitig durch erweiterte Dimensionen zusätzlichen Raum schafft.

    Das klingt vielversprechend – dicht bebaut und hoffentlich mit echtem urbanem Charakter, statt beliebiger Vorstadtarchitektur. Bei Speer kann ich mir das zwar schwer vorstellen. Die Architektur müsste allerdings eine starke klassische Ausrichtung haben, falls es gelingen soll. Die ursprünglichen Pläne waren nicht schlecht und jetzt ist die Chance da es noch besser zu machen. Es ist jedenfalls erfreulich, dass die Hochhausskelette verschwinden, denn ihre Platzierung auf dem Gelände war alles andere als ideal.

    zu #1.741, Friedberger Landstraße 30-32


    Leute, es ist mal wieder Zeit zum Meckern! 😄


    Dieses Projekt gehört für mich zweifellos zu den top misslungensten Bauvorhaben Frankfurts der letzten Jahre. Der Architekt schien hier überhaupt keinerlei Vision zu haben: Mal ein Turm mit Flachdach, mal ein modernistisches Walmdach – als hätte er sich nicht entscheiden können. Dazu kommt das Chaos der unregelmässig platzierten Fenster, das ausdruckslose, monotone Erdgeschoss, das dann plötzlich in Weiß gehalten ist – ein seltsamer Kontrast zur ansonsten fast schwarzen Fassade. Man könnte fast meinen, die Stadt habe interveniert und gesagt: „Oben kannst du alles dunkel machen, aber unten muss es zumindest hell sein, sonst wird es zu düster.“


    Besonders befremdlich ist das Gebäude am Ende des Ensembles, das – soweit ich mich erinnere – ebenfalls dazugehört. Es wirkt, als hätte der Architekt seine düstere Dystopie mit einer farbenfrohen Explosion entschuldigen wollen – oder vielleicht wurde er dazu gezwungen? Doch anstatt einen gelungenen Kontrast zu setzen, wirkt die Farbgebung so kitschig, dass das Gebäude billig erscheint. Die Materialauswahl verstärkt diesen Eindruck: Alles wirkt, als wäre es aus Plastik bzw. Lego gefertigt.


    Hier sind wirklich so viele schlechte Merkmale der modernistischen Architektur vertreten. Ich sehe nur Chaos. Es fehlen einem fast die Worte. Ein bedauerlicher Verlust für die Stadt – gerade an dieser prominenten Stelle, direkt am Übergang von der Innenstadt ins Nordend. Links im Bild erkennt man eine harmonische, einladende meschenfreundliche Architektur, von der man sich mehr wünschen würde (hell, natürliche Materialien, sanfte Farben etc.). Rechts hingegen breitet sich eine höchst fragwürdige dystere Komposition aus. Aber keine Sorge, modernistische Architektur ist nicht nachhaltig (+ war nie und wird nie). Spätestens in fünf Jahren wird fast jeder verstanden haben, wie schlecht sie tatsächlich ist, und spätestens in 15 Jahren wird der nächste Investor kommen müssen, um die Bauten zu korrigieren (hoffentlich dann nach den prinzipien der klassischen Architektur!).

    Ein klassisches, modernistisches Bauwerk im Stil eines massiven Klotzes, bei dem die Fenster in einer langen Reihe angeordnet sind – ein Prinzip, das heute keine Begeisterung mehr weckt. Um jedoch die Monotonie dieses Entwurfs zu kaschieren, wurde die Fassade mit Platten versehen, die in wenigen Farbvariationen chaotisch gemischt sind. Das Ergebnis ist ein Anblick, der beinahe schmerzhaft für die Augen ist. Studien, wie die von Russell L. McCulloch und Stephen J. Kaplan (1983), haben gezeigt, dass solche chaotischen Fassaden, die unruhige, unstrukturierte Muster aufweisen – typisch für die modernistische Architektur – bei Menschen Stress auslösen können, weil sie das visuelle System überfordern und das Wohlbefinden beeinträchtigen. Wer will denn noch heute solche Gebäude sehen? Auf jeden Fall nicht das breite Publikum. Solche Entwürfe sollten heute eigentlich nicht mehr gebaut werden. Sie finden nur bei Fachleuten Anklang, während das breite Publikum keine Begeisterung dafür zeigt.

    Gar nicht übel. Das höhere und architektonisch ansprechendere Gebäude auf der linken Seite verkörpert viele klassische Gestaltungsmerkmale. Einzig das Erdgeschoss fällt etwas ab – durch die geringe Höhe wirkt es etwas flach und weniger ausdrucksstark im Gesamtbild. Das rechte Gebäude hingegen erscheint weniger klassisch, vor allem weil seine Fassade kaum Abwechslung bietet – alle Fenster sind in gleichmäßigen Reihen angeordnet, jeweils mit identischen Balkonen, was dem Bau eine monotone und wenig inspirierende Erscheinung verleiht. Zudem wirkt das Dach mit seinen ungewöhnlich breiten Fenstern, die nicht recht zu den sonst schmalen Fenstern passen, und der merkwürdigen Begrünung wenig gelungen. Übrigens ist es in klassischer Architektur typisch, dass die Fenster mit zunehmender Höhe kleiner werden – ein Prinzip, das dem Gebäude mehr Harmonie und Struktur verleiht. Das rechte Gebäude versucht sich, als klassisch zu tarnen, erreicht aber diese Eleganz nicht. Dennoch fügen sich beide Gebäude harmonisch in das Straßenbild ein und respektieren die Blockrandbebauung – ein wesentliches Element klassischer Stadtplanung. Der übergeordnete Trend ist eindeutig: Modernistische Architektur entwickelt sich zunehmend in eine klassischere Richtung. Und je klassischer, desto schöner.

    Adama, erstmal vielen Dank für die wunderschönen alten Fotos :thumbup: Jede klassische Variante wäre besser und würdevoller gewesen als das aktuelle Dach oder das neu geplante. Ich finde das neue Dach nicht völlig misslungen, aber es ist modernistisch und passt nicht – oder degradiert sogar – dieses wunderschöne alte Gebäude. Lass Altes alt sein und Neues neu.

    Ich finde, dass historische Bausubstanz so weit wie möglich im Originalzustand erhalten bleibt und moderne Gebäude harmonisch in das bestehende Stadtbild integriert oder behutsam an die alte Substanz angegliedert werden. Alte Gebäude jedoch in eine unharmonische Mischung aus Alt und Neu zu verwandeln, wirkt oft billig und beliebig. Mit diesem modernen Dach wurde das Gebäude in seinem Flair deutlich degradiert – als würde die Kultur von innen heraus ausgehöhlt. Auf den Renderings mag es jetzt frisch und beeindruckend wirken, doch ebenso faszinierend erschien sicherlich auch das einst moderne Dach seinerzeit :rolleyes:


    Man hätte einfach ein klassisches Dach bauen sollen, das zum Gebäude passt – das wäre viel stimmiger und deutlich besser gewesen.

    Beggi Genau, die vertikale Ausrichtung passt deutlich besser zu Hochhäusern als eine horizontale Betonung. Ein Hochhaus lebt von seiner Höhe und sollte diese auch architektonisch unterstreichen, anstatt dagegen zu arbeiten. Besonders gelungen finde ich das elegante Finish mit den tulpenartigen Formen an der Spitze – fast ein Hauch von Art Deco. Die vertikale Betonung der Fassade und die Tulpenformen greifen klassische Architekturprinzipien auf, was eine erfreuliche Entwicklung ist.


    Zwar bin ich kein großer Fan der Bleistift-Form, aber in diesem Fall stört sie mich nicht allzu sehr. Schön wäre es, wenn die neuen Gebäude an der Neuen Mainzer Straße im Erdgeschoss mehr Leben und Kommerz bekämen. Mehr Shoppingmöglichkeiten würden in diesem neuen urbanen Milieu hervorragend dazu passen. Dadurch könnte sich langsam ein Gegenpol zur tristen Umgebung der Zeil entwickeln. Ein Highlight wäre beispielsweise, wenn eines dieser Gebäude einen Galeries Lafayette, ein KaDeWe oder ein ähnliches hochwertiges Kaufhaus beherbergen würde.

    Leicht gesagt, wenn man in Madrid lebt! 😄 Wie wir alle wissen, zeigt sich die Sonne hier wahrscheinlich weniger als die Hälfte des Jahres. Genau deshalb wäre es umso wichtiger, eine freundlichere Architektur zu gestalten, die besser an unsere wetterbedingten Gegebenheiten angepasst ist. Warme Materialien und abwechslungsreiche Farben könnten dazu beitragen, die Stadt trotz grauem Himmel einladender und lebendiger wirken zu lassen :thumbup:


    Das ist für mich das Maß einer schönen Stadt: Eine Architektur, die selbst bei schlechtem Wetter ihren Charme bewahrt. Wenn eine Stadt auch an grauen Tagen einladend und lebendig wirkt, dann wurde sie wirklich gut gestaltet.

    Wenn man die Frankfurter Skyline aus dieser Perspektive betrachtet, fällt besonders jetzt mit dem Four auf, dass sie zunehmend grau und kalt wirkt. Die Gebäude ähneln sich stark, sodass die Skyline in einer monotonen, farblosen Masse unterzugehen scheint. Es wäre wünschenswert, mehr Vielfalt in Materialien und Farben zu sehen, um der Stadt ein lebendigeres und charaktervolleres Erscheinungsbild zu verleihen.

    Der neue, deutlich dunklere Entwurf verschlimmert meiner Meinung nach die Situation erheblich. Ein massiver Baukörper wird durch die dunkle Farbgebung noch erdrückender, und die Vielzahl an Fenstern überall wirkt geradezu überwältigend – eine wahre Zumutung für das Auge. Es fehlt an feiner Gliederung und harmonischen Symmetrien, was den Entwurf noch plumper und unausgeglichener erscheinen lässt. Die Gestaltung wirkt willkürlich und ohne Rücksicht auf ästhetische Proportionen. Ein einziges Gebäude dominiert das gesamte Viertel – ich dachte, solche Zeiten hätten wir längst hinter uns.

    An der Schillerstraße präsentiert sich die Fassade als ein Stück klassischer Architektur, das modern interpretiert wurde. Zeitlos und harmonisch überzeugt sie mit einer ansprechenden Fassadengliederung, feiner Detailstruktur und menschenfreundlichen Materialien. Der Eingang mit dem harmonisch gestalteten Bogen ist ein besonderes Highlight, das dem Gebäude eine Prise Stil und Eleganz verleiht. Diese Eigenschaften treffen nicht nur den Geschmack der Mehrheit, sondern tragen auch dazu bei, den Wert der Immobilie über Jahrzehnte zu erhalten oder sogar zu steigern. Bravo Mäckler! Mehr von solchen Ansätzen, bitte!

    sweet_meat Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass keine Unternehmen nachträglich unter den Konsequenzen leiden sollten – ganz im Gegenteil. Die eigentliche Frage jedoch ist, warum diese Immobilie nicht durch die Stadt so reguliert wird, dass ein Erhalt in historischer Form oder eine Rekonstruktion zwingend erforderlich ist. Ich kenne weder die Verträge noch die rechtlichen Rahmenbedingungen, und das ist auch nicht entscheidend. Es ist in erster Linie Aufgabe der Stadt, sicherzustellen, dass solche historischen Gebäude auf jeden Fall bewahrt werden. Wie genau dies umgesetzt wird, ist aus der Perspektive der Öffentlichkeit weniger von Bedeutung, solange es rechtlich festgelegt und für die Investoren fair geregelt ist. Es wäre jedoch zu begrüßen, wenn die Investoren ein gewisses Gespür dafür entwickeln, was an diesen Standorten architektonisch sinnvoll wäre und bei der Bevölkerung auf Zustimmung stößt.


    Aber die Investoren werden hier kaum etwas anderes entwickeln als das, was die Architekten ihnen vorschlagen. Daher wiederhole ich das altbekannte Mantra: Die heutigen Architekten tragen maßgeblich dazu bei, dass nur solche modernistischen Entwürfe entstehen, wie wir sie in diesem Beispiel sehen – ohne jeglichen klassischen Beitrag. Die Architekten sind so tief in ihrem Modernismus verhaftet, dass sie weder an solche Themen denken noch zu denken in der Lage sind. Es geht nur darum, ein Gebäude zu schaffen, das Aufmerksamkeit erregt, um die eigene Profilierung voranzutreiben. Der eine pflanzt einen Baum an die Fassade, der nächste entwirft ein Gebäude, das aussieht, als würde es auf dem Kopf stehen. Niemand denkt daran, dass die Stadt schöner und harmonischer wirken sollte. Schönheit ist laut den Modernisten subjektiv – jeder hat seinen eigenen Geschmack und daher kann/darf man nichts kritisieren. Aber sie übersehen dabei, dass es trotzdem bestimmte Formen und Prinzipien gibt, die eine breite Mehrheit bevorzugt und als schön empfindet. Modernistische Architektur blickt nicht zurück in die Vergangenheit, um daraus zu lernen, sondern ist stets auf der Suche nach dem Neuen, dem Außergewöhnlichen, dem Modernen – etwas, das beeindruckt. Es gibt keine Prinzipien. Schönheit existiert nicht im Funktionalismus. Es geht nur um Funktion – die Funktion des Wohnens, Arbeitens, Produzierens. Daher fehlt es auch an einem Gespür dafür, ob ein Gebäude in das bestehende Stadtbild passt. Deshalb führen wir diese Diskussionen hier im DAF ständig. Schönheit, Konformität, Anpassung – alles ist irrelevant. Das ist der Kern des Modernismus, und so leben wir seit etwa dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Kein Wunder, dass heute keine schönen Städte mehr entstehen und kaum noch schöne Gebäude gebaut werden.

    Das Problem mit Städten wie Frankfurt, die im Zweiten Weltkrieg schwer bombardiert wurden und in denen nach dem Krieg oft wenig sorgsam mit der verbliebenen Architektur umgegangen wurde (wie bis heute in Frankfurt), ist, dass viele der erhaltenen historischen Gebäude – wie etwa der Bethmannhof – heute optisch nicht ganz an ihr ursprüngliches Erscheinungsbild erinnern. Zahlreiche Bauten wurden stark verändert oder unvorteilhaft modernisiert. Ein Beispiel ist gerade der Bethmannhof: Ein Vergleich zwischen historischen Fotografien und seinem heutigen Zustand zeigt, dass das Gebäude heute eher eine modernistische Interpretation seines einstigen Erscheinungsbildes ist (siehe Foto unten von Beggi, ich konnte im Netz keine weiteren Fotos finden). Leider haben Modernisten bekanntlich oft wenig Sinn für Ästhetik. Dies macht es schwer, diese Gebäude in ihrem heutigen Zustand zu schätzen. Viele wirken weniger ansprechend, was dazu verleitet, sie gewissermaßen "unter den Teppich zu kehren". Sie haben schlicht den einstigen Glanz verloren.


    Wie man am Beispiel des Bethmannhofs hier deutlich sehen kann, haben die Modernisten – wie so oft – einfach mehr Fenster hinzugefügt und die strukturierte Aufteilung der Fassade entfernt. Dies hat dazu geführt, dass das Gebäude heute nicht mehr das ist, was es einst war. Es fehlt nicht nur der historische Charakter, sondern auch die einstige Eleganz, die das Bauwerk ausmachte.


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    Bild links vor 1910: gemeinfrei (urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen), Bild rechts von 2024: Beggi


    Meiner Meinung nach wäre die beste Lösung, den Bethmannhof in seinen ursprünglichen Zustand zu rekonstruieren. Sollte zusätzlicher Raum unbedingt benötigt werden, könnte man das historische Design respektieren und das Gebäude um ein oder zwei Stockwerke aufstocken, ohne den Charakter zu verfälschen. Warum gab es keine historisch treuen Wettbewerbsbeiträge oder Beiträge nach den Prinzipien der klassischen Architektur? Mittlerweile kennen wir die Antwort: Unsere heutigen Architekten meistern die alte Baukunst nicht mehr. Sie wird nicht mehr gelehrt, und der Modernismus mit seiner Prinzipienlosigkeit regiert völlig.


    Ein zentraler Punkt, um historische Bauten zu bewahren und Rekonstruktionen zu fördern, liegt darin, die breite Öffentlichkeit effektiver über das ursprüngliche Erscheinungsbild der Stadt zu informieren. Einige Städte verfügen über Webseiten, die den Zustand von heute und vor dem Krieg nebeneinander zeigen, sodass die Unterschiede und Verluste deutlich werden. Leider fehlt dieses Wissen oft den meisten Bürgern. Man hat sich an die heutigen Gegebenheiten gewöhnt, und viele können sich kaum vorstellen, wie schön die Stadt einst war oder wie sie wieder aussehen könnte.


    Ein zentraler Punkt, um historische Bauten zu bewahren und Rekonstruktionen zu fördern, liegt darin, die breite Öffentlichkeit besser über das ursprüngliche Erscheinungsbild der Stadt zu informieren. In den sozialen Medien werden solche Inhalte zunehmend geteilt, was wichtig ist. Doch es ist klar, dass hier noch deutlich mehr Potenzial besteht. Viele Menschen wissen inzwischen beispielsweise, wie die Zeil in Frankfurt vor dem Krieg aussah, aber solche Inhalte könnten noch breiter gestreut werden, um ein größeres Bewusstsein für die einstige Schönheit der Stadt und ihre architektonischen Schätze zu schaffen.


    Ich habe eben das im Netz gefunden. Hier kommt die einstige Schönheit besser zur Geltung.:


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    Gemeinfrei (urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen)

    *Gerald Ich denke nicht, dass Gründerzeitviertel urban und belebt sind nur, weil sie zentrumsnah und entlang wesentlicher Verkehrsachsen liegen. Es gibt viele modernistische Stadtteile, die auch sehr zentral liegen wie beispielsweise die Berger Straße in Frankfurt, aber dennoch wirken sie oft leer und leblos – etwa das Frankfurter Hafenviertel, Repstock- oder auch Ernst-May-Viertel. Ich würde behaupten, dass klassische Architektur in ihrer Gestaltung grundsätzlich urbaner und menschenfreundlicher ist. Modernistische Architektur hingegen ist eher nicht-urban und basiert auf der Idee, in einem "Schuhkarton" zu wohnen und für alltägliche Erledigungen in geschlossene Einkaufszentren fahren zu müssen. Solche Formate können nie wirklich urban werden. Das ist das genaue Gegenteil von Urbanität, und dann wundern sich viele, warum modernistische Stadtteile scheitern – sie sind im Grunde "designed to fail."


    Das Europaviertel ist meiner Meinung nach ein eigenes Kapitel mit anderen Problemen. Boulevards an sich sind keine schlechte Idee, aber es kommt entscheidend auf die Gestaltung drumherum an. Man kann keine schlafende Vorstadtarchitektur um einen Boulevard bauen und erwarten, dass dieser lebendig und attraktiv wird. Ein Boulevard braucht Menschen, Vielfalt und kleinteilige, ansprechende Architektur. Auf der Europaallee läuft man heute oft 200-300 Meter an monotonen Bürogebäuden vorbei, ohne Einzelhandel oder irgendein Element, das die Langeweile durchbricht. So etwas funktioniert nicht. Niemand möchte eine "3-km-Autobahn" zu Fuß entlanggehen. Auf der Berger Straße hingegen läuft man problemlos drei Kilometer von unten nach oben und merkt es nicht einmal, weil die Gestaltung lebendig und abwechslungsreich ist. Das ist der Unterschied.

    OlympiaFlo Kapitalismus gab es hierzulande schon immer, und genau in den "schlimmsten Zeiten des Kapitalismus" entstanden die beeindruckendsten Baustile, wie die Gründerzeit. Die unermüdliche Konkurrenz führte dazu, dass jeder Bauherr schöner und besser gestalten wollte – das ist der Kern des Kapitalismus: Wettbewerb und Kreativität. Heute dagegen scheint die fehlende Konkurrenz ein Hauptgrund dafür zu sein, dass weniger attraktive Projekte entstehen. Viele haben sich dem Modernismus verschrieben, und der Innovationsdruck ist gesunken. Es ist dabei nicht einmal eine Frage der Kosten: Eine klassische Fassade muss nicht überladen sein. Es geht um die richtige Anordnung der Fenster in harmonischen Symmetrien, um langweilige, eintönige Wiederholungen zu vermeiden, und um den Einsatz natürlicher, angenehmer Farben etc. Das kostet keinen Cent mehr. Wer dann noch zusätzlichen Schmuck oder Verzierungen möchte, kann dies natürlich ins Unendliche treiben. Doch es geht auch ganz ohne oder mit minimalem Aufwand. Selbst lange Fassaden lassen sich durch gezielte Unterteilungen kleinteiliger und ansprechender gestalten – und auch das muss keineswegs mehr kosten. Es ist also keine Frage des Geldes, sondern vielmehr eine des gestalterischen Anspruchs.