Beiträge von Stutzen
-
-
Ich erlaube mir heute mal ein paar Photographien des Erfurter Südwestens zum Besten zu geben. Da Löber- und Brühlervorstadt sowie Hochheim recht weitläufig sind kann das nur ein Querschnitt sein und das ein oder andere Highlight ist sicher unter den Tisch gefallen. Los gehts im Bereich Cyriakstraße/Alfred-Hess-Straße:
Cyriakstraße 39, über den Erbauer Eduard Kayser spuckt Google die Berufsbeschreibung "Hofphotograph und Spekulant" aus. Er bewegte sich in der feinen Erfurter Industriellengesellschaft und die Geschäfte liefen wohl ganz gut:
Nachbargebäude:
-
Interessant ist ja, dass der Anger als Platz eher ein Zufallsprodukt ist. Die Straße Anger wurde erst durch Bombentreffer an der Kreuzung zur Schlösserstraße platzartig aufgeweitet. Es gab keine gerade Durchfahrt von der Bahnhofsstraße über Anger Richtung Schlössertraße. Das Angereck so 20 bis 30 Meter nach Nordost verschoben und man hätte die alten Relationen.
-
Nix da mit DDR-Gebäude. Das "alte" Angereck (stand nur gut 20 Jahre) wurde 1999 komplett abgerissen. Der Neubau ist tatsächlich recht aufdringlich und nach Aufmerksamkeit heischend. Ich persönlich kann damit leben, ist ein schönes Mahnmal für besseren Städtebau. Das Haus am Benediktsplatz damit zu vergleichen ist natürlich weit hergeholt.
-
-
-
-
Zur Rechten des neuen Theaters steht das ehemalige Heizkraftwerk Brühl, es wurde im Jahr 2010 einer Grundsanierung unterzogen. Das einstige Kohlekraftwerk für die umliegenden Fabriken wird heute für Veranstaltungen aller Art genutzt, in unregelmäßigen Abständen finden Ausstellungen, Konzerte etc. statt.
Auf dem Facebookauftritt der Thüringer Bachwochen kann man den beeindruckenden Kesselsaal mit den Kohleschütten sehen: Klick
Im letzten Jahr errichtete Seniorenresidenz, eine der besser gestalteten wie ich denke:
-
-
Westlich des Dombergs liegt das Erfurter Brühl. Bis 1990 innerstädtisches Industriegebiet, danach wurde das Areal neu gestaltet. Heute gibt es hier eine größtenteils gelungene Mischung aus Alt und Neu. Auf Bing Maps kann man den Stand von vor einigen Jahren sehen, derzeit steht schon einiges mehr.
Bedeutendster Neubau ist das zentral liegende neue Theater:
-
-
-
-
-
Ein gewisser, postmoderner Einschlag wäre vielleicht nicht verkehrt, wenn man bedenkt was bei ähnlichen Projekten für Ergebnisse abgeliefert werden. Konkrete Planungen sind jedoch noch nicht in Sicht.
Hier mal ein paar Eindrücke vom Status quo des Gebietes, beginnend am Hauptbahnhof:
Erstes Bahnhofsgebäude von 1847, später Reichsbahndirektion, heute Verwaltungsstandort der Bahn AG und Sitz der Bundespolizei in Erfurt:
Diese Flachbauten sind laut Bebauungsplan zum Abriss vorgesehen. Von hier aus soll das neue Quartier zum Willi-Brandt-Platz hin geöffnet werden:
Das klassizistische Hotel Silber profitiert hoffentlich von den Planungen:
-
Erfurt: ICE-City
"Räumlicher Exzellenzcluster für bahnaffine Nutzungen"
So blumig heißt es im neu gefassten Bebaubungsplan ALT 408 "Bahnhofsquartier West". Für das Vorhaben, das seit einiger Zeit auch als ICE-City durch die Medien geistert wurden nun planungsrechtliche Eckpunkte festgezurrt. Das Areal zwischen Löberstraße, Juri-Gagarin-Ring, Bahnhofsstraße und Bahngleisen ist ein toter Fleck in der Innenstadt und soll im großen Stil entwickelt werden.
Übersicht Bahnhofsquartier West - Bing Maps
Für das Jahr 2017 ist die Fertigstellung des ICE-Knotenpunktes Erfurt avisiert, dann wird hier der einzige ICE-Halt in Thüringen auf der Strecke nach Leipzig liegen. Für diesen Zeitpunkt hat man sich auch die Fertigstellung des Bahnhofquartier-West vorgenommen, ein kühnes Unterfangen wie ich finde. Entsehen sollen:
- citynahe Arbeitsstätten im Bereich zentraler Büro-, Verwaltungs- und Forschungs- und Medieneinrichtungen
- Tagungshotel mit einem Kongressbereich
- Firmenrepräsentanzen, überregionale Dienstleistungsangebote
- hochwertiger Einzelhandel, Wohnen
- gefordert ist eine "sehr hohe städtebauliche Qualität" und "energetisch innovative Gebäude"
Im Sinn hat die Stadt hier also ein bestens erreichbares Geschäftszentrum und spekuliert auf Unternehmensansiedlungen.
Der Löwenanteil des 6,5 Hektar großen Geländes besteht aus den ehemaligen Bahnpostanlagen wie Bahnpostamt, Packhallen, Lagergebäuden etc. Laut Bebauungsplan und Leitbild für die Entwicklung des Gebiets soll geprüft werden ob eine "teilweise Erhaltung und Einbindung der Zeitzeugen aus früheren Nutzungsphasen" möglich ist. Insbesondere steht die Umnutzung der früheren Packhallen als Markthallen im Fokus der CDU-Fraktion im Stadtrat.Wie ich der hiesigen Presse entnehmen durfte, soll eine "Schneise" in die, in den 80ern auf Kosten der Gründerzeitbebauung entstandenen, "altstadtgerechten" Platten zwischen Thomasstraße und Juri-Gagarin-Ring geschlagen werden. Die Abrisse sollen dazu dienen das Quartier optisch zur Innenstadt zu öffnen. Damit wird der Bestand der KOWO dezimiert aber es soll wohl auch private Eigentümer treffen. Laut OTZ-Artikel soll nur das Gebiet zwischen Breite Gasse und Löberstraße bestehen bleiben, träfe dies zu, müsste wohl auch der prägende Gründerzeitler an der Ecke Breite Gasse - Juri-Gagarin-Ring dran glauben, keine wünschenswerte Entwicklung wie ich meine.
Weitere Baumaßnahmen betreffen den Bereich am Willi-Brandt-Platz (Bahnhofsplatz), von hier aus soll das neue Quartier ebenfalls zugänglich sein, dafür sollen die bisherigen Flachbauten an der ehemaligen Reichsbahndirektion beseitigt werden. Hier befindet sich derzeit Subway, kleinere Geschäfte, die Bahn-Kantine.
Dubios sind anscheinend die Eigentumsverhältnisse, die Krieger-Gruppe (u.a. Möbel Höffner) hat das Bahnpost-Gelände Ende 2009 von der Bahn erworben. Kooperation mit der Stadt soll es aber nur als Gegenleistung für die massive Erweiterung des Thüringenparks geben, das größte Einkaufscenter Thüringens befindet sich ebenfalls in Krieger-Besitz. Der Stadtrat lehnt diese Erweiterung ab, da dies auf Kosten der Innenstadt gehen würde. Wollen wir hoffen, das diesem Druck nicht nachgegeben wird, Stadtrat Warnecke (CDU) wird in der Thüringer-Allgemeinen so zitiert: "Wenn der Investor die Flächen im Bahnhofsviertel gekauft hat wegen des Thüringenparks, hat er Pech gehabt".Artikel:
Plan B zum Erfurter Bahnhofsviertel wird konkretisiert
Erfurter Kowo-Gebäude sollen für "ICE-City" weichen
Zukunft der Brache am alten Erfurter Bahnpostamt unklar
ICE-City soll neue Formen annehmen
ICE-City Erfurt: Stadtrat will über Leitbild abstimmenBilder folgen bei Gelegenheit.
-
-
-
-