Beiträge von Cavendish

    ^Bevor sie geschlossen wurde, gab es auf der Hammersmith Bridge Sitzbänke mit dem Rücken zum Verkehr. Ich habe dort noch nie jemanden sitzen sehen, und das obwohl die Aussicht schön ist. Abgase in Kopfhöhe - nun ja, für die Aufwertung des Stadtraums muss man schon Opfer bringen.


    Sarkasmus aus, eine Sache, die ich nicht verstehe, ist die: Warum müssen die Fahrbahnen aufgewölbt werden, wenn das für die Gehwege nicht notwendig ist? Oder sind diese nur angehängt und rückbaubar, sollte man die Brücke dereinst verschmälern wollen?

    Wen es interessiert, es gibt eine interessante Buchneuerscheinung: Des Kaisers Nachmieter. Christian Walther thematisiert was im Schloss zwischen Abdankung und Zerstörung los war. Nämlich auch jenseits der Nutzung als Kunstgewerbemuseum (vorher im Martin-Gropius-Bau, heute Schloss Köpenick) reichlich - vielfältig und demokratisch. Den hohen Anteil an von Frauen initiierten und beförderten Projekten hatte ich so noch nicht wahrgenommen. Es gab sogar eine Datsche auf dem Dach. Jedenfalls wert der Reflexion, dass zum Zeitpunkt des Abrisses die Monarchie bereits 32 Jahre perdu war und das Schloss seit 1918 quasi Volkseigentum.

    Den Verkehr am Lustgarten haben wir auch als störend empfunden. Das läßt sich so aber für wirklich alle Schneisen in der Berliner Innenstadt sagen, KLS, Spandauer und Mühlendamm / Gertraudenstraße / Leipziger. Eine Einladung für Raser (unlängst 107km/h in der Spitze), und es ist schade, dass die Berliner Landespolitik aus Rücksichtnahmen (auf wen auch immer) diese Unorte festschreibt. Wenn sich das Publikum im Begas/Schloss/Neptunbrunnen wäscht, trinkt, bettelt, vorbeirast, könnte man schon meinen, dass sich die Verwahrlosung des Stadtraums irgendwie in Verhaltensauffälligkeiten widerspiegeln muss.


    Klarenbach gibt sich mMn mit einem Minimum zufrieden - was hätte man aber stattdessen erreichen können. Aber gut Ding will Weile haben, und man muss das Unbefriedigende erfahren, um es ändern zu wollen. Vielleicht braucht es auch länger als eine Legislatur.

    Ich finde, dass man gerade durch diese Diskussion die Exponate würdigt bzw. die Kulturen, denen sie entstammen.

    Dem kann ich nur zustimmen. Die Diskussion an sich fördert ja bereits die Wahrnehmung des kulturellen Wertes in einer breiteren Öffentlichkeit. Zum anderen wird man sehen, wie sich andere Sammlungen verhalten, z.B. hinsichtlich der Benin-Bronzen.


    In Großbritannien, hat die Johnson-Regierung grade Camerons ehemaligen Schatzkanzler als Chair des Boards of Trustees des British Museums installiert. Ausdrücklich gewünscht ist eine britische Perspektive, auch auf das koloniale Erbe, die Positionen außerhalb der Filterblasen städtischer Eliten vertritt. Ich zitiere nur.


    Osborne ist wie Grütters nicht vom Fach, als Politiker aber qualifizierter und wohl besser vernetzt.

    ElleDeBE Danke für das Töpferzitat: “a rather undefined public space” -was für ein Unsinn. Im weiteren Spreeverlauf am Pergamonmuseum wohnt ja eine andere ehemalige Umweltministerin, und wohnte ein ehemaliger Bundespräsident, es scheint also auch hier unterschiedliche Meinungen zu geben.


    Mamato Das macht die Sache eigentlich doch noch schlimmer: Offenbart die Ereignissequenz den ursächlichen Zusammenhang? Edler war ja beim Einheitswettbewerb unterlegen. Jetzt gibt’s den Trostpreis vom Land.


    Sorry, da ist nichts komisch dran, und die Unterstützung über Parteigrenzen hinweg bleibt ein handfester Skandal.

    ^Mit Fakten und Belegen haben wir‘s hier nicht so. Wir besprechen hier ja Architektur und machen keine, da verhält‘s sich wie zwischen Sportler und Sportreporter, gemütlich und deftig.


    Jeder hier hat so seine heiligen Stecken; ich erinnere mich, was los war als für die andere Spreeseite mal eine weitere Spreequerung angeregt war. Dieselben Leute, naja, kannste ja nachlesen.


    In deinem verlinkten Beitrag fand ich die Details zum Düker interessant; bei der Menge Beton kein Wunder, dass LafargeHolcim Gold und Bronze verleiht. Und ein ehemaliger deutscher Umweltminister im Preisgericht schadet sicher auch nicht.


    Ich missgönne den Initiatoren ihren Erfolg nicht; es ist ein nicht originelles, aber bewährtes Geschäftsmodell, sich möglichst nah an den Steuertrog zu robben und etwaige Kritik wegzumobben, wenn man sich nicht wegducken kann. Dank eleganter Medienstrategie erledigen das sogar andere für einen. Macht‘s aber nicht besser, denn gerade weil es um öffentliche Gelder geht, lieber Camondo, muss Konkurrenz doch zulässig sein.


    Zudem handelt es sich um öffentlich Raum an einer zentralen Stelle Berlins und des Landes. Die Verortung ist integraler Bestandteil des Projekts, es geht weder um Baden, Schwimmen, Gesundheit, Flussbad, Wasserqualität oder Umwelt. Es geht um den Bruch, den Reiz des Gegensätzlichen, darum einen hedonistischen und banalen weil menschlichen Kontrapunkt zur Bildung und Sitte einer verkopften Kulturlandschaft zu setzen. Die einen wollen ihre coolen Körper zeigen und die andern mögen sie aber gar nicht sehen und lesen lieber ein Buch. Letztlich geht es darum, wem dieser öffentliche Raum gehört.


    Und da stecken die Kardashians gerade ihren Claim ab.

    Zu den Kosten, der Bund der Steuerzahler. Der immaterielle Schaden dieser als Spaßprojekt getarnten Kulturbarbarei bleibt für mich allerdings das größte Übel. Mir gehts nicht um ein Badeverbot oder Strandbars, schließlich gibt's ja auch ein Cafe auf dem Schlossdach, sondern um die mit den Projekt verbundenen baulichen und wasserbaulichen Eingriffe an diesem Spreearm.

    Selbst wenn ohnehin Wasserschutzmaßnahmen in diesem Bereich umgesetzt werden müssen, halte ich diese Kirsche-auf-der-Sahne-Idee, zumindest derzeit, für völlig abgehoben und beinahe schon arrogant und alles andere als sozial.

    Gut gebrüllt, Löwe. Bin d‘accord. Und wenn London grad Kirsche auf der Sahne macht, muß man ja nicht immer alles gleich nachmachen.


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    Dann kann man in Köpenick, Treptow oder am Tiergarten für deutlich weniger Geld Flussbäder errichten, die idealerweise gut an den ÖPNV angebunden sind.

    Köpenick hat derer bereits einige, man muss nicht 'errichten': Gartenstr./Krokodil, Wendenschloss, Grünau, Bammelecke und die Wildbadestelle gegenüber an der Dahme. An der Spree fallen mir spontan Kamerun und Teppich ein. Das sind schon mal sieben...

    Heute Flussbad an der Themse in Putney. Geht außer den Schwänen auch keiner rein: zu kalt und das gleiche Problem wie in Berlin. Hier geht man das mit dem Bau des Tideway Tunnels, eines Super sewers, auf der Länge des Flusses an.


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    (Im Hintergrund rechts die Baustelle des Fulham FC Stadiums.)

    ^Das ist ja schön. Dann kläre uns doch mal auf.


    Was ganz besonders in den Planungen berücksichtigt ist, ist wie man Steuerzahler und Allgemeinheit rankriegt.


    Jan Edler zu den rechtlichen Herausforderungen des Projekts:


    “Zum einen gibt es da wie gesagt die Frage der Eigentümerschaft. Der Spreekanal gehört, wie fast alle Flüsse, dem Bund. Er wird, obwohl hier seit fast 100 Jahren kaum Schiffe fahren (falsch) offiziell noch immer als Bundeswasserstraße verwaltet. Obwohl er also dem Bund gehört, wird er heute primär vom Land Berlin genutzt (falsch), und zwar zur Abfuhr ungeklärter Abwässer bei Starkregen. Die Uferbefestigungen hingegen teilen sich Bund, Land und Bezirk (falsch). Das ist also eine hochkomplexe Gemengela- ge, die einer entsprechenden rechtlichen Übereinkunft aller beteiligten Partner bedarf. Dabei geht es am Ende um Verantwortlichkeiten zum Erhalt bzw. Unterhalt, also – wie so oft – ums Geld. Fakt ist, dass der Unterhalt des Kanals bereits heute sehr viel Geld kostet, ohne das – abgesehen von den privatwirtschaftlichen Erlösen der wenigen im Kanal noch verkehrenden Ausflugsboote

    – daraus ein Nutzen für die Allgemeinheit entsteht (falsch). Diese ökonomische Schieflage ist schon allein ein gutes Argument für ein Flussbad im Sinne des Allgemeinwohls.


    Wer soll das Flussbad eigentlich betreiben? Und wer haftet, wenn etwas passiert?


    Wir beobachten regelmäßig, dass die Idee eines Flussbades im Zentrum einer Stadt reflexhaft mit der Vorstellung eines geordneten Badebetriebs mit entsprechenden Betriebs- und Sicherheitseinrichtungen einhergeht. Die Frage ist hier, ob die Schaffung von Zugang zu sauberem Wasser für die Allgemeinheit in einer Stadt automatisch auch bedeuten muss, dass die öffentliche Hand einen Bademeister und Rettungsschwimmer bereitstellen muss. Schließlich ist es ja so, dass wir als Gesellschaft durchaus akzeptieren, dass ich in natürlichen Gewässern außerhalb von Städten schwimmen und mich auch in Gefahr begeben kann, ohne dass der Staat mich da- vor bewahren könnte oder müsste. Hier gilt es also, eine geeignete gesellschaftliche Übereinkunft zu treffen. Dabei kann der Blick ins Ausland helfen: Auch wenn zum Beispiel die Stadt Basel am Rhein infrastrukturelle Einrichtungen errichtet und unterhält, die es der Bevölkerung erlauben, dort zu schwimmen, tut sie dies selbstverständlich auf eigene Verantwortung.


    Heißt das, dass es keinen institutionellen Träger geben muss?


    Natürlicherweise wäre die öffentliche Hand der Träger des Projektes, genau wie bei jeder öffentlichen Grünfläche oder öffentlichen Plätzen. Wenn sie jedoch, was ich nicht glaube, eine Trägerschaft ablehnen würde, kann ich mir auch vorstellen, dass das Flussbad von einem gemeinnützigen Verein oder einer Stiftung getragen wird.”

    (c) Flussbad Berlin, Jahresheft 3, 2018.


    Und hier mal wie die andere Seite das sieht: unverantwortlich.

    Touché - da hätte ich sauberer formulieren sollen.


    Ich will noch etwas anderes zu denken geben und das ist die Berliner Mischkanalisation, die in der Innenstadt Haushaltsab- und Regenwasser nicht trennt. Wenn’s im Sommer gewittert und Starkregen gibt, kann die Kanalisation in die Spree überfließen, wenn die Rückhaltebecken voll sind.


    Mit dem Regen kommt die Partikelschwemme: Spurenstoffe wie Öl, Gummipartikel von Autoreifen und Hundekot von den Straßen fließen dann ohne Filterung direkt in die Kanäle und Gewässer.


    Solche Auslässe befinden sich überall an der Stadtspree und ein Sumpf an der Jungfernbrücke bringt da nicht viel. Die Berliner Wasserbetriebe investieren ordentlich, sieht bloß keiner. Glückshäufchen sammeln hilft allerdings auch, sonst badet man im Überfluss.