Beiträge von Cavendish

    ^Vom Molkenmarkt führt der Mühlendamm südwestlich über die Gertraudenstraße zum Spittelmarkt. Das Nikolaiviertel liegt nördlich des Mühlendamms, der Mühlendamm deshalb an der Südseite des Nikolaiviertels. Konstatin hat sich wohl einfach nur vertan und meinte die nördliche Bordsteinkannte des Mühlendamms, die zum Nikolaiviertel hin liegt. Nördlich des Nikolaiviertels liegt die Rathausstraße. Die Disziplin heisst Topographie. Alles gut.

    Theseus532


    Sorry sehe ich anders. Ich wollte dich nicht persönlich angreifen, nur der Nimbyismus, den du vorträgst, geht mir gehörig gegen den Strich. Ich wollte dir nicht zu nahe treten, und es tut mir leid, dass es so angekommen ist. Ich habe nur ein einziges Argument vorgetragen. Sachbezogen argumentiert man, indem man die Meinung eines anderen nicht mit Adjektiven belegt; du kennst mich doch gar nicht.


    Übrigens hat man den Leuten dort, wo ich großgeworden bin, empfohlen, nicht nach drüben zu gehen, und damit das auch keiner vergisst, hat man eine Mauer gebaut und die Dringlichkeit des Hinweises mit einem Schießbefehl unterstrichen. Dank dem lieben Gott auf Knien, dass du heute eine Wahl hast, dem Elend zu entkommen. Und nur darauf wollte ich dich noch hinweisen.

    ^Du missverstehst mich: Es ging mir nicht um die Technologie der Fortbewegung. Du bist doch dort hingezogen (und hast dabei wohl nicht übersehen, dass durch die Invalidenstraße eine Straßenbahn fährt) und kannst auch wieder wegziehen (um dem Elend zu entkommen). Es gibt für dein Elend also eine Lösung; warum meinst du, dass jenes durch eine Anpassung in deiner Umgebung gelöst werden sollte, auf Kosten der Allgemeinheit und nicht durch dich selbst? Not in my backyard?

    Ich wohne um die Ecke und muss dieses Elend jeden Tag ertragen.

    Nochmal eine Anmerkung zur Straßenbahn in der Invalidenstraße. Die fährt da seit mehr als 100 Jahren und hat, nehme ich daher an, die älteren Rechte? Die Straßenbahn in der Invalidenstraße, die "wie die Kuh vorm Neuen Tor" steht, ist sogar sprichwörtlich geworden (gemeint war wohl die Line Q vom Stettiner Bhf nach Charlottenburg, die an einer eingleisigen Stelle vorm Neuen Tor oft warten musste).

    ^ Ich verstehe, was Du meinst, aber der Vergleich mit Speer hinkt und stinkt. Sorry, das sind wirklich böse Zungen.


    Wenn ich mir die Ostfassade anschaue, sehe ich sogar einen Bezug zum Schlüterhof (nicht lachen), und das ist die gescheiterte Sehnsucht nach Sommer, der architektonische Versuch, das milde Klima Italiens auf die Alpennordseite zu translozieren. Die ursprünglich offenen schlüterschen Treppenhäuser mußten hier genauso vor den rauhen Wintern der Norddeutschen Tiefebene kapitulieren wie Stellas Loggien.

    Also wenn gebildete Berliner sich nicht für das Areal mit Mueusminsel, Dom, Universität, Oper, DHM, Musikhochschule usw. interessieren, dann stimmt da was Bei denen nicht.

    Nun das schöne am Austausch zwischen Menschen ist ja, dass man gegenseitige Bildungslücken erkennen und ausgleichen kann. Das sorgt nicht nur für angeregte Gespräche, sondern man lernt auch was dabei. Ich gehe (fast) immer sehr dankbar daraus hervor, weil man auch die Grenzen der eigenen Wahrnehmung und Fehlbarkeit aufgezeigt bekommt, ohne dabei resignieren zu müssen, dass bei einem deshalb "was nicht stimmt". Bildungsferne kann auch daraus resultieren, dass man es scheut, die eigene Filterblase zu verlassen. ;)

    Backstein Auch der Schlossbrunnen käme ja an seinen angestammten Platz zurück :)


    Und ich bewundere deinen Glauben an die Berliner. Wir werden sehen, in meinem (nicht eben ungebildeten Umfeld) hatte bis vor einem Jahr eine gefühlte Mehrheit noch nicht wahrgenommen, dass das Schloss wieder aufgebaut wird. Das lag vor allem daran, dass der Bereich zwischen Dom und Alex nicht zu ihrem Aktionsbereich gehört. Alkoholismus und Messerstechereien hebt für diesen Personenkreis nicht eben die Aufenthaltsqualität. Das Shoppingprogramm ist am Alex auch besser. Ich weiß, das ist OT, aber die Brücke zum Rathausforum wird ja immer wieder geschlagen. Auch das ist politischer Opportunität geschuldet, da der Neptunbrunnen ja so auch zum Verhinderungsbrunnen wird. Aber dass es

    stadtweit ein Thema ist oder wird, wo der Brunnen steht, sehe ich nicht.

    ^Ich weiß nicht, ob ihr euch noch an die Sanierung der Quadriga erinnern könnt? Die war irgendwann runter vom Brandenburger Tor, war 'ne ganze Zeit weg und kam mit Eisernem Kreuz und Adler wieder zurück. Mit der Information von ElleDeBE in #711 könnte es hier ähnlich laufen: Der Neptunbrunnen wird irgendwann zur Sanierung abgebaut, Figurenprogramm und Schale. Er ist dann erstmal weg und sein jetziger Ort leer. 95% der Berliner fällt es entweder nicht auf oder es ist ihnen egal. Die Begleitmusik kann ob der folgenden Leere und gefühlten Verwahrlosung eine Sicherheits- und / oder Bebauungsdiskussion sein, vielleicht gibt es irgendwann dann die Nachricht, dass die vergrößerte Schale nicht mehr saniert werden kann und man eine neue braucht. Zwischenzeitlich wird das Humboldtforum im Schloß eröffnet, und es wird wie zu erwarten, ein Erfolg. Die meisten kommen zwar nur, um von außen zu schauen, aber es sind genug Besucher auf dem leeren Schloßplatz, um fliegende Händler anzuziehen. Irgendwann entsteht die Einsicht, dass der Platz bespielt werden muss, denn nicht jeder will aufs Dach oder sonst auf eine kulinarische Entdeckungsreise. Zwischenzeitlich wird die Breite Straße als Standort interessant, denn auch ambulanter Handel hat seine Grenzen. Da ist die Sanierung dann zu Ende, und Berlin bekommt den Schlossbrunnen zurück, und es ist dann bereits völlig wurscht, ob mit altem oder neuem Becken, denn der Platz muss dann eh verkehrsberuhigt werden, und wo man sonst einen Blumenkübel oder Poller aufstellen würde, da tut's auch ein Brunnenbecken. Alle politisch Beteiligten kämen aus dieser Nummer ohne Gesichtsverlust raus. Voila, magic!

    Raum ist die eine, das Gewicht die andere Komponente. Das Substrat hat schon einiges an Last, wenn es durchfeuchtet ist. Ich habe eine Dachterrasse vor meinem Büro, da wachsen Birken, die im März, als ich das letzte Mal da war, so ungefähr knapp übermannshoch waren. Wind ist ein Problem, aber nicht für die Pflanzen, die stecken ganz schön was weg.

    Hast du den Artikel richtig gelesen?

    Sweet. Gelesen und verstanden. Alles was auf die zwei einleitenden Sätze folgt, ist als indirekte Rede in den Konjunktiv I transponiert, der lässt es so schön offen, ob man der gleichen Meinung ist oder nicht. Dass die Verfasserin hier gleich absatzweise zitiert wird, mag auffallen, wenn man richtig liest. Auch, dass ich beim letzten Satz gemogelt und seine Position verschoben habe. Das mit dem Konjunktiv habe ich übrigens an einer Schule in der DDR gelernt, man mag's kaum glauben!

    In einem op-ed in der taz setzt sich Hedwig Richter mit den Thesen-Cliches gegen die barocke Fassadengestaltung des Humboldtforums auseinander. Ich finde den Beitrag lesenswert, auch in bezug auf die hier in anderen Strängen geführten Diskussionen.


    Richter verweist auf den historischen Kontext der kritisierten Architektursprache. Hier hätten die Planer ihre Rechnung ohne die deutsche Empörungskompetenz gemacht. Der ganze Grimm 'des Manns von Geschmack' gegen das Schloss sei mehr als verständlich, lebten wir eben doch im 21. Jahrhundert. Warum neu errichten, was so offensichtlich der Vergangenheit angehöre? Sie verweist dann darauf, dass so sehr ein Großteil der Denkerinnen und Dichter dieses Landes die Re­kon­struk­tion verabscheue, sie bei vielen Menschen beliebt sei. Wahrscheinlich würden die Scharen auch mit großer Unbefangenheit die außereuropäischen Sammlungen bestaunen. Und wie bisher schon würde die neue Aufmerksamkeit auch die Aufarbeitung befördern: Viele würden die furchtbare Geschichte des Luf-Bootes zum ersten Mal hören, das von einem deutschen Überfall gegen eine Inselbevölkerung erzählt und vom tragischen Widerstand der indigenen Männer und Frauen.


    Richter fragt, ob es ein schöneres Symbol der bundesrepublikanischen Demokratie geben könne? Denn im HF kulminiere all das rührend Streberhafte der Deutschen. Alles wollten sie richtig machen: die Fremden umarmen, den Kolonialismus verurteilen, die Bildung fördern, die Tradition befragen und bewahren, oben Kreuz und unten Wippe – und alles würde ein bisschen schief.


    Am schönsten aber sei vermutlich, dass wir alle oder doch zumindest unsere Mütter die Kuppel und das Kreuz mit Bestellungen bei Otto bezahlt haben, mit halbseidenen Träumen vom Konsum. Der Kapitalismus, das sei eine der vielen nüchternen Lehren, sei nun mal eine Grundlage moderner Demokratien, weil er nicht nur ausbeute, sondern eben auch Kultur für alle finanziere, weil er in einem Rechtsstaat die Massen ermächtige und sie zu zahlungsfähigen Konsumenten und potenten Steuerzahlerinnen mache. Vieles spräche dafür: Die Menschen werden wieder zum Schloss ziehen, und sie werden es lieben.