Beiträge von Cavendish

    ^Wenn das Rechenzentrum abgerissen wird, wird dann das denkmalgeschützte Wandmosaik an der gleichen Stelle eingelagert wie das vom Sockel des ehem. Nationaldenkmals? Oder vielleicht hat ja ein Anti-Kriegsmuseum dafür Verwendung? Die inszenierte Aussage ist wirklich scheußlich und die Dialektik mit der Garnisonkirche unschlagbar (und ich meine hier nicht das Dienerchen von Adolf Nazi vor der greisen Pickelhaube).

    ^Vielleicht sollte man einfach wieder einen Geisterbahnhof draus machen? Dann gibt's auch einen historischen Bezug; ein paar Grenzer in Bronze rein mit Kalaschnikow, Notbeleuchtung...

    ^Von Köpenick aus muß das erste Mal am Mühlendamm (Spree), Neue Mühle (Dahme/KW) und in Kleinmachnow (Teltowkanal) geschleust werden. Das charmante am FlussBus ist, dass für die Infastruktur nicht großartig gebaut werden muß, ein paar Stege, aber der Fahrweg, Fluß und Kanal sind schon da.


    Für Köpenicker stellen Dahme und Spree sowie die Bahndämme der Frankfurter und der Görlitzer Bahn reale Querungshindernisse dar. Selbst wenn sich der FlussBus mit nur 10km/h bewegt, bedeutet das für viele einen Zeitgewinn. Denn MIV und ÖPNV stehen hier im selben Stau, und es gibt keinen U- oder S-Bahnhof jenseits von Spree und Dahme.


    Geschwindigkeitsbeschränkungen bestehen auf der Grundlage von Landesgesetzgebung; Hauptgrund dürften Lärmemission und Sog/Wellenschlag sein. Das läßt sich aber durch entsprechende Schiffskonstruktion minimieren. Die Initiatoren wollen hier Ausnahmeregelungen. Haltestellen Richtung Berlin z.B. braucht man nur zwei (Treptower Park > Ringbahn und Jannowitzbrücke > Stadtbahn). Weiter muß nicht gefahren werden.

    Endlich: Die Köpenicker SPD hat laut Morgenpost vorgeschlagen zu prüfen, ob ein Linienverkehr mit Schiffen von Köpenick nach Berlin und Steglitz über Dahme/Spree bzw. Teltowkanal Entlastung für den Südostraum bringen könnte. Der Vorschlag bezieht sich ausdrücklich auf Erfahrungen aus Hamburg. In London gibt es den RiverBus als Angebot im TfL-Tarifverbund seit c.10 Jahren (check it out). Aus eigener Erfahrung, Leute bleibt da dran, es hat mein Leben verändert. Bei 30km/h Reisegeschwindingkeit ist man vom Luisenhain in 15min am Treptower Park und in 25min an der Jannowitzbrücke, in 25min in Tempelhof und in 35min in Steglitz. Unschlagbar.

    ^Der Investor als Eigentümer wär doch mal 'ne charmante Idee. Aber mal im Ernst, das Baukollegium ist im Prinzip als beratendes Gremium eine tolle Sache. Die Frage ist doch nur die rechtliche und politische Legitimation der Satzungsbefugnis. Ersteres ist gegeben und letzteres kann man leisten, durch parlamentarische Kontrolle des Gremiums als Teil der Exekutive.

    ^Der ursächliche Zusammenhang zwischen akkommodierender Geldpolitik, Immobilienpreisen und Mieten ist kaum zu bestreiten. Billiges Geld befeuert die Immobilienblase. Ich glaube, dass das gemeint war. Ein abrupter Politikwechsel würde zu Preisverwerfungen führen, weshalb Berlinier ihn für nicht gewollt und daher unwahrscheinlich hält. Daraus scheint er bei weiter steigenden Immobilienpreisen auf wachsenden Verwertungsdruck auf innerstädtische Grundstücke zu schließen, der dann zu einem Abriss des HdR im Zuge eines Ersatzneubaus führen könnte. Den Link zu den TLG-Hochhäusern krieg ich, außer dass sie dem gleichen Straßenzug anliegen, aber auch nicht hin.

    Es ist zwar im Molkenmarktstrang wohl besser aufgehoben, passt aber zu der Diskussion hier besser:


    Die letzte vor den Weltkriegen 1894 gefertigte Mühlendammbrücke hatte einen Querschnitt von 26,5m – inklusive Straßenbahn und 5,57m breiten Bürgersteigen. Der Nachfolgebau (Spannbeton, achtspurig, 45,2m breit und 116m lang), weist irreparable Schäden auf. 73.000 Fahrzeuge queren die Spree hier, täglich. Der Ersatzneubau soll 2023 beginnen, und man durfte auf menschliche Dimensionen hoffen. Laut Mopo, findet die Verkehrssenatorin sich der Macht des faktischen erlegen, und erwägt die Brücke für eine Kapazität von 60.000 Fahrzeugen auszuschreiben. Dafür reiche ein Mindestprofil von 39,8m und maximal 42m. Zwar soll es nur noch zwei MIV-Spuren geben, aber Busspur und Straßenbahnmittelstreifen brauchen auch Platz. Die marginale Profilverkleinerung gelingt übrigens nur, weil man die Gehwegbreite von 6,75m auf 4m zurücknimmt.


    Chance vertan! Es ist schon ein Knaller, dass das unter einer grünen Verkehrssenatorin passiert. Überspitzt gesagt, die A100-Verhinderer haben kein Problem, einen menschenfeindlichen Autobahn-nahen Ausbauzustand mitten durch die Innenstadt auf eine weitere Generation festzuschreiben.

    Llewelyn Wow. Hab ich so hier noch nicht erlebt, und ich bin hier seid 20 Jahren unterwegs. Als Radfahrer und Fußgänger finde ich die Autofahrer in London ausgesprochen rücksichtsvoll, aber du hast recht, man sollte nicht verallgemeinern. Und es gibt auch unter den Radfahrern echte Flegel, hier nennt man sie MAMILs (middle aged men in Lycra) oder einfach lycra louts. Aber das ist dann schon wieder so eine Verallgemeinerung.

    Ich denke, dass viele Städter ihren eigenen persönlichen Modalsplit gefunden haben oder entwickeln, und sie Strecken in der Art zurücklegen, wie es zu Zweck, Entfernung, Wetter, Begleitung und eigenen Vorlieben passt. Ich finde das so in Ordnung, finde aber auch, dass Straßenraum erstmal für alle Modi da ist. Da ist, was den Platzanspruch des Autoverkehrs angeht, gehörig was schiefgelaufen.


    Wenn ich in Berlin fußgehe, rad- oder autofahre, fällt mir oft die latente passive Aggressivität der Verkehrsteilnehmer untereinander auf, das rechthaberische, das Unvermögen, einander den Vortritt zu lassen, das Unentspannte. Ich frage mich dann, ob das reflektiert, wie die Einwohner die politische Debatte führen (oder nicht führen, einiges spricht für letzteres.) Eigentlich immer, wenn ich in Berlin bin, werde ich Zeuge von Verbalinjurien zwischen Verkehrsteilnehmern oder einfach nur kleinen gegenseitigen Gemeinheiten, inter- und intra-Modus.


    Das erlebe ich hier in London so nicht, auch wenn die politische Auseinandersetzung über Umweltschutz und Luftreinhaltung auch einiges an Schärfe bietet. Hier wird vieles einfach über den Geldbeutel geregelt: Die congestion charge für die Innenstadt beträgt £15 pro Tag zzgl. £12.50, wenn Fahrzeuge die neuesten Euronormen nicht einhalten (£100 für Lkw). Wohlgemerkt, es gibt kein Fahrverbot für Gelb- und Rotpunktler, nur eine Gebühr. £27.50 (mehr als €30 pro Tag) sind ne Ansage an Verschmutzer und es wird flächendeckend mit Nummernschilderkennung überwacht. Nun ja. Ansonsten sind viele Themen hier nicht unähnlich, z.B. sind viele Themsebrücken hoffnungslos in die Jahre gekommen; Hammersmith Bridge ist seit einigen Wochen sogar für Fußgänger gesperrt. Als Köpenicker haut mich das nicht um, ich kenne das Leid (Allendebrücke).


    Um auf das Unentspannte im Berliner Verkehr zurückzukommen - ich frage mich, ob die Diskussion um Modalsplit und Straßenraum nicht einfach oft zu eindimensional geführt wird, weil mit Emissionsreduzierung begründet, und dadurch ideologisiert und notwendig konfliktgeladen wird. Im Vergleich mit anderen großen Städten bleibt Berlin -überspitzt gesagt- ein Luftkurort:


    Charts showing how emissions in cities around the world have rebounded from their lockdown lows

    Quelle: FT (Modhinweis: Als Teil des Coronaprojekts gemeinfrei)


    Ihr habt meine ablehnende Haltung zu überdimensionierten Straßenverkehrsflächen ja zwischenzeitlich bemerkt. Es wundert mich in der Diskussion - gerade in einem Architekturforum - dass der stadtplanerische Aspekt so kurz kommt. Es geht doch darum, wie die Stadt aussehen soll, in der die Berliner die nächsten 50 Jahre leben. Dazu gehört mMn, dass man Alternativen entwickelt, die die Stadtgesellschaft ein- und mitnehmen, mehrheitsfähig sind oder werden, und nicht nur irgendjemand die eigenen Ansichten aufdrücken, weil man es gerade kann. Gerade Architektur und Städtebau können hier eine Menge leisten, auch durch Schönheit, Anspruch und Stil die Allgemeinheit zu bilden, zu überzeugen und zum Lebensgefühl, -glück und Akzeptanz vieler beizutragen. Dazu gehört auch, dass man sich an Recht und Gesetz hält - es ist der Grundpfosten unserer Demokratie. Auch ich wünsche mir mehr Platz für Radfahrer im Straßenraum, und RRG haben ein demokratisches Mandat - im Rahmen, des gesetzlich möglichen und zulässigen - zu gestalten.

    Die Dokumentation zur Bürgerbeteiligung "Molkenmarkt machen" ist veröffentlicht worden. Der digitale Pop-Up war der Auftakt des Mitte 2020 beginnenden städtebaulichen Qualifizierungsverfahrens, das die Anforderungen an das neue Quartier definieren soll.


    Einige Nuggets des Berichts:


    - Man zählte 4.500 website-Zugriffe; es beteiligten sich aber nur 92 Personen, bei knapp 4 Mio Berlinern. Man hat entweder niemanden erreicht oder es interessiert wirklich niemanden. Ich hoffe, dass es ersteres ist, befürchte aber das beides stimmt und letzteres überwiegt.


    - Repräsentativität einmal dahingestellt (Aufstand der Rekowillis?), wird der Vorschlag "Rekonstruktion quartierprägender Leitbauten", der mit 82 vs 18 doch einiges an Zustimmung erhielt, im Abschlussbericht nicht mal erwähnt. Dort liest sich das so: "Während sich jedoch ein Teil der Diskutierenden eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion der im Krieg verloren gegangenen Gründerzeitbebauung wünscht, fürchten Andere, dass solch eine Rekonstruktion wie eine Filmkulisse aussieht und niemals so wirken wird wie das Original. Daher wird angeregt durch die Errichtung zeitgenössischer Architektur eine neue Geschichte am Molkenmarkt zu schreiben. Diese kann nach Ansicht Vieler gerne auch in Kombination mit kritisch rekonstruierten Gebäuden entstehen, um einen Bezug zur Vergangenheit des Ortes herzustellen." Man muss nach der aufgegriffenen Deflektion "Filmkulisse" allerdings in den Kommentaren suchen; sie findet sich in einer Antwort zum Thema "Einbindung von Genossenschaften für bezahlbaren Wohnraum mit attraktiver Gestaltung (Positivbeispiel: Block II der neuen Potsdamer Mitte)" mit 12 pro vs 6 contra. Von den spezifischen Rekowünschen wurde der Gr. Jüdenhof aufgegriffen, das Klosterkapitel (63 vs 9) aber ignoriert. (Ich bin kein Kunsthistoriker, aber dass die verloren Bebauung das Viertels als 'Gründerzeitbebauung' bezeichnet wird, fällt selbst mir als Laien als bemerkenswert ignorant auf.)


    Der Beteiligungsprozess hat einige mMn gute Anregungen aufgegriffen (kleinteilige Bebauung, Verringerung der Verkehrsflächen etc), unterschlägt jedoch andere oder sinnentstellt sie (Schrägdächer werden zwar gewünscht, lassen sich aber nicht begrünen, daher Flachdach). Ich finde, dass man darüber reden sollte (und ja ich weiss, dass auch mein Beitrag hier verdichtet und daher ebenso nur meine Meinung reflektiert.)

    < Eine vergleichbare Großplastik, Pferde mit Bändigern findet sich in Frankreich.

    Der Vollständigkeit halber sollte man auch anmerken, dass es die Rossebändiger Clodt von Jürgensburgs selbst ja nicht nur einmal gibt.


    File:Wilkinus Pferdebändiger in St. Petersburg.jpg

    St Petersburg: Anitschkoffbrücke


    File:Cavalli di Bronzo.jpg

    Neapel: Königliches Schloss


    Die Rossebändiger waren Teil der Beglückungsdiplomatie der Zaren.Letztlich ist die Rückkehr der Rossebändiger daher auch ein Politikum. Kleistpark sendet eine Botschaft nach Russland, Rückkehr auch eine. Mal schauen, für welche sich die deutsche Politik erwärmt?

    ^Ich kann Camondo verstehen. Mir geht es noch heute so mit dem Spindlerbrunnen - jedesmal wenn ich ihn wiedersehe, ist es 'hey, alter Freund', und es versetzt mir dann doch auch einen Stich ins Herz, wie er jetzt so auf einen Hinterhof religiert, vor sich hin plätschert.


    Der Grund ist schnell erzählt: Der Spindlerbrunnen wurde der Stadt Berlin from Köpenicker Wäschereibesitzer Spindler für den Spittelmarkt gestiftet, wo er dann irgendwann dem Verkehr im Weg stand. In guter alter Berliner Tradition gab man das Geschenk zurück, ausgerechnet 1920, also dem Jahr in dem das viel ältere Cöpenick Teil Groß-Berlins wurde. Just to add insult to injury. Seit dem ist das Verhältnis zerrüttet. ;)


    Der Spindlerbrunnen stand dann am Eingang zum Volkspark vor dem Köpenicker Krankenhaus, und mit dieser Zeit verbinden sich meine Kindheitserinnerungen. Ende der 70er Jahre war der Brunnen dann erst ohne Wasser, dann sackte er ab, und plötzlich war er spurlos verschwunden. Berlin wollte ihn zurück, für eine Rabatte auf einer der verhunzten Freiflächen am Spittelmarkt, da hatte man gerade viel Platz gemacht. 1981 tauchte er dann wieder auf - und der Volkspark bekam statt dessen einen neuen Brunnen, eine Sandsteinschale. Nun ja.


    Trotz aller Sentimentalität und noch heute köchelnden Lokalpatriortismus', bin ich aber der Meinung, dass Neptunbrunnen und Rossebändiger an ihre alten Standorte zurückkehren sollten.

    Camondo Gibt es für diese Friedrich II zugeschriebene Äußerung eigentlich eine Quelle? Du hast sie z.B. auch im Wiederaufbauthread #2.363, #3.633 verwendet, und ich lese und höre es auch anderswo kolportiert, sehe es aber nie belegt. Mich interessiert vor allem der Kontext der Äußerung, daher die Frage nach der Quelle. Kannst Du oder ein anderes Forumsmitglied weiterhelfen?

    QuelleIn jedem anderen sozialistischen Land hat man Wert auf repräsentative Fassaden gelegt. Nur in der DDR nicht! Warum?


    Weil die DDR notorisch pleite war

    So vereinfacht, kann man das nicht stehen lassen. Im Bereich der ehemaligen Großen Frankfurter Straße, wie dieser Abschnitt der Karl-Marx-Allee hieß, überlagern sich in dem heutigen Zustand doch einige Schichten, nennen wir sie Kompromisse des Normativen mit dem Realen: Wiederaufbau, Verdrängung, Kalter Krieg, sozialistische Umgestaltung und Repräsentation. Layer cake also.


    Aber der Reihe nach. Vor dem Krieg lebte man hier so:


    5-format1007.jpg

    Quelle


    Das Flugzeug, aus dem dieses Foto aufgenommen ist, befindet sich hier ungefähr über dem heutigen Standort des Kino International. Am Bildrand rechts oben ist der Strausberger Platz, und die Weberstraße verläuft diagonal durchs Bild. Die Kirche mit dem Campanile ist die Markuskirche. Ein dicht bebautes Arbeiterviertel; neben Wilhelmstraße, Schloss, Zeitungsviertel gab es hier in der Novemberrevolution Kämpfe und 'Barrikaden' - heute fast vergessen. Man beachte auch das damals schmale Profil der Straße: Man sieht am oben Bildrand wie sich die Gr. Frankfurter am Strausberger Platz verjüngte.


    Man sollte sich nun auch vergegenwärtigen, dass die Gr. Frankfurter ursprünglich weit vor dem Alex an der Ecke Kaiserstr./Kl. Frankfurter Str. endete - ungefähr in Höhe Kino International; sie wurde erst in den späten Zwanzigern zur Landsberger Str. durchgebrochen, in die man dann links abbiegen musste, um zum Alex zu gelangen. Vergleiche Straube 1910 vs Silva 1930.


    Lange rede, kurzer Sinn: Mit dem U-Bahn-Bau kam der Straßendurchbruch. Der ist wichtig, da mit ihm an dieser Stelle 30er-Jahre sozialer Wohnungsbau entsteht.


    Die Georgenkirche am Alexanderplatz in den Germany Europe, East Germany, Berlin Germany, Berlin Alexanderplatz, Aerial Photography, Travel Abroad, Historical Photos, Old Photos, Europe

    Quelle: Die Frankfurter Str. zweigt nach rechts von der Landsberger Str. ab.


    Fast forward: 2. WK, Befreiung, Enttrümmerung. Man ist im Kalten Krieg, die DDR baut die Stalinallee, die bekannten Fassaden bis an den Strausberger Platz. Diese sind durchaus repräsentativ. Das Alte dient grade noch als Kulisse: Hier verschwindet 1952 die Markuskirche gerade hinter den Neubauten, bevor sie 1957 gesprengt wird.


    2-formatOriginal.jpg


    Dazu gehört nun zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Enteignung von Grund und Boden in der DDR, sondern auch Überbauung von Flurgrenzen und Abrisse. Diese Katasterauszüge zeigen, wie radikal man vorging.


    2-format1012.png2-format1005.jpg

    Quelle: Nr. 33 ist das Kino International


    Mehr Info hierzu in diesem Tagesspiegel-Artikel.


    Bei soviel eingezogenem Grundbesitz würde wohl niemand per se auf den Gedanken kommen, ein Staat sei damit notorisch pleite, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Die Flurbereinigung ist aber nicht nur eine Geschichte des Wiederaufbaus, sondern auch der Widersprüche in der noch jungen DDR, die am 17.6.53 zum Volksaufstand führten. Es ist aber auch eine Geschichte der Verdrängung und Vertreibung, denn die unübersichtlichen und eng bebauten Viertel um den Alex waren als roter Osten selbst den SED-Oberen suspekt. Hier mußte Ordnung in den Laden. Das ganze ging man mit dem 2. Bauabschnitt der KMA an, der mit der Umgestaltung des Alex und des übrigen Ostberliner Zentrums einherging. Die folgenden Fotos von ca.1964/5 machen eindringlich deutlich, wie hier an den Nordseite der KMA bestehende Wohnbebauung abgerissen wurde.


    cinepostcards: Kino International in Berlin/Germany-

    Quelle: Hier ungefähr die Ecke ehem. Kaiserstr. und Kl. Frankfurter, die Straßenbahn querte hier einspurig die KMA von der Alexanderstr. kommend auf dem Weg zur Landsberger Str.


    Berlin-Mitte 1965:Blick stadteinwärts entlang der Karl-Marx-Allee in  Richtung Bahnhof Alexanderplatz (mit Bildern) | Berlin geschichte, Berlin  stadt, Berlin heute

    Quelle: Warten auf den Abriß: Georgenkirche und Minolhochhaus sind schon weg.


    Die Neubauten wurden hinter die Blockrandbebauung gesetzt, diese dann leer gezogen und abgerissen. Damit einher ging ein Reduzierung der Bebauungs- und Bevölkerungsdichte. Letztlich landete 'der letzte renitente Rest' in bauartgleichen Blocks an der Aßmannstr. in Friedrichshagen, erzählt man sich in Köpenick - kein schlechter Deal, wenn's denn stimmt.


    Ein Aspekt wäre noch der Kalte Krieg - Berlin war Frontstadt, nicht nur ideologisch, sondern auch tatsächlich. Militärische Bedürfnisse, die Verteidigung Ostberlins als Festungsstadt, spielten eine Rolle: Die Schneise zwischen Memi und Strausberger Pl. ist jedenfalls, was Breite und Länge angeht, groß genug, um Versorgungsflugzeuge landen zu lassen. Und Platz für Radwege ist auch noch da ;)