Der Autor Ralf Julke war auch nicht zimperlich und beschreibt die von Schlegel gemeinte Negativarchitektur, die in den 90er-Jahren noch wütete, als "Baukastenkrempel", "anheimelnd wie ein Stundenhotel" und so "beeindruckend wie ein Container-Stapelplatz", von "westdeutschen Architekturbüros" bis dato noch in Schubladen verstaut, weil sie in den 1980-Jahren dort als nicht mehr umsetzbar galten. Meiner Meinung nach ein bisschen übertrieben, --- aber im Kern hat Julke sicher recht.
Die Linksgenossen mögen keine Farben, darunter auch pink nicht, sondern weiß-graue Schuhkartons, die in der DDR aus den Plattenbaufabriken kamen und heute wieder in Mode sind. Die meisten Menschen halten es genau umgekehrt. Besser ein Stundenhotel als ein Stallgebäude von einem Kolchos, wenn dieses Niveau hier zwingend notwendig ist.
Ich kann mich auch auf die Ebene Julkes begeben und etwas über Entwürfe schwadronieren, die in der DDR als zu langweilig abgelehnt wurden, als Teil des Architektennachlasses im Altpapier gelandet sind, woher sie gefischt wurden. Die vorherrschende Architektensprache ist für einen Laien stark gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas Übung kriegt jeder den Dreh raus.
Jetzt zum Negativpreis. Das Heizwerksgebäude an der Nationalbibliothek fügt sich in nichts ein, sondern betont mehr als notwendig, anders zu sein. In diesem bemühten Selbstbewusstsein würde ein Psychologe versteckte Unsicherheit vermuten.
Auf dem kleinen Foto erkenne ich ein paar Flecken, die pink oder so ähnlich wirken. Vielleicht deswegen hat das Gebäude den Negativpreis bekommen.