Beiträge von JConly

    Der Autor Ralf Julke war auch nicht zimperlich und beschreibt die von Schlegel gemeinte Negativarchitektur, die in den 90er-Jahren noch wütete, als "Baukastenkrempel", "anheimelnd wie ein Stundenhotel" und so "beeindruckend wie ein Container-Stapelplatz", von "westdeutschen Architekturbüros" bis dato noch in Schubladen verstaut, weil sie in den 1980-Jahren dort als nicht mehr umsetzbar galten. Meiner Meinung nach ein bisschen übertrieben, --- aber im Kern hat Julke sicher recht.


    Die Linksgenossen mögen keine Farben, darunter auch pink nicht, sondern weiß-graue Schuhkartons, die in der DDR aus den Plattenbaufabriken kamen und heute wieder in Mode sind. Die meisten Menschen halten es genau umgekehrt. Besser ein Stundenhotel als ein Stallgebäude von einem Kolchos, wenn dieses Niveau hier zwingend notwendig ist.


    Ich kann mich auch auf die Ebene Julkes begeben und etwas über Entwürfe schwadronieren, die in der DDR als zu langweilig abgelehnt wurden, als Teil des Architektennachlasses im Altpapier gelandet sind, woher sie gefischt wurden. Die vorherrschende Architektensprache ist für einen Laien stark gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas Übung kriegt jeder den Dreh raus.


    Jetzt zum Negativpreis. Das Heizwerksgebäude an der Nationalbibliothek fügt sich in nichts ein, sondern betont mehr als notwendig, anders zu sein. In diesem bemühten Selbstbewusstsein würde ein Psychologe versteckte Unsicherheit vermuten.
    Auf dem kleinen Foto erkenne ich ein paar Flecken, die pink oder so ähnlich wirken. Vielleicht deswegen hat das Gebäude den Negativpreis bekommen.

    Herr Schinnenburg wollte wissen, wieviel Geld durch seine Aktion der Projektverhinderung in den Sand gesetzt wurde? Will er gemeinsam mit seinen Parteifreunden diese acht Mille der Stadt erstatten?


    Zu Mülheim und Oberhausen findet Google, dass die Mülheimer Straßenbahn 1996 nach Oberhausen erweitert wurde und 2004 noch einmal verlängert wurde. Weitere Verlängerungen sind geplant. Sind die Hamburger Experten dorthin gereist zu lernen, wie man in einer Stadt neue Strab-Strecken baut?


    Einmal las ich in einer Zeitschrift über Verkehrsthemen, dass es in Würzburg Stadtteile mit über 50% Anteil der ÖV-Nutzer gibt, wenn sie an das Strab-System angeschlossen sind. Vergleichbar vertaktete Buslinien bringen diesen Anteil nicht. Kein Wunder, dass das Netz trotz der schlechten Haushaltslage erweitert wird.

    Ich weiß nicht, was an weißer oder grauer Verputzung "hochwertig anmutend" sein soll. Hochwertig würde das Gebäude wirken, wenn es zumindest mit weißem Marmor belegt wäre. Hier ist nichts hochwertiger als in jedem Haus des sozialen Wohnungsbaus.

    Dass ein Altbau Magdeburg aufwertet, ist unbetritten. Aber grundsätzlich bin ich dagegen, einen kompletten Neubau als historisches Gebäude zu verkaufen.


    Wenn die Aufwertung unbestritten ist, spielt keine Rolle, wie sie "verkauft" wird. Für 100%-ge Detailtreue würde wahrscheinlich Geld fehlen. In einer Aula oder anderer den Bedürfnissen angepassten Nutzung wäre sie auch nicht möglich. Trotzdem würde ein unverwechselbares Gebäude zwischen belanglosen entstehen.


    Wenn in der Öffentlichkeit der Wiederaufbau mit einer "Rechristianisierung einer weitgehend entchristlichen Stadt" verstanden wurde, dann wurde gegen diese und nicht gegen historische Bauwerke gestimmt. Ich selbst bin aus einer der großen Kirchen ausgetreten, was nicht daran hindert, schöne Kirchenbauten zu bewundern.

    Was ist denn an diesen Häusern so schlecht ?


    Die meisten Häuser sind in derselben weißen Farbe verputzt, was angeblich neben Flachdächer zum Erkennungsmerkmal der Moderne gehören sollte. Mehr kann man sich nicht bemühen, möglichst langweilig und trist zu wirken. Auf den ersten Fotos gibt es hier und da ein paar Farbflecken, aber so unbeholfen aufgetragen, als ob der Architekt die Farblichkeit verspotten möchte. Jede Kiste einheitlich anders gestrichen würde besser wirken, wenn mehr Finesse jenseits des Könnens des Schöpfers liegt.


    Es handelt sich hier ganz einfach um ein Billiggebäude ohne besondere Ansprüche an die Architektur


    Es stimmt, dass sie billig wirken, was nicht unbedingt bedeutet, dass sie besonders preiswert sind.


    aber Nachkriegsmoderne muss irgendwann zu Ende sein, weil sie nur relativ selten positiven Affekt hervorrufen kann...


    Es begann nicht nach dem zweiten, sondern nach dem ersten Weltkrieg.


    Gemessen an der Wirkung der Vorkriegsarchitektur war das ein Abstieg wie von der Antike zur Romanik


    Ich denke eher an die Dunklen Jahrhunderte dazwischen, in den auf antiken Ruinen primitive Behelfshütten zusammengeschustert wurden. So wirken die Bauten hier im Vergleich zu den Nachbarn. Auch modern geht es feinfühliger (ein gutes Beispiel und die gleiche Langeweile wie hier daneben).

    Magdeburg braucht nicht nur diese Kirche, sondern wesentlich mehr von der verschwundenen Altstadt. Diese wurde vor der Wende geschunden; die Bauten nach der Wende sind so bedeutungslos, dass ich keine Beispielfotos zum Verlinken finden kann. Die einzige in dieser Zeit entstandene Sehenswürdigkeit ist die Grüne Zitadelle Hundertwassers, aber eine dieser bunten Art reicht ja.

    Aber nach dem Lesen dieses Stranges finde ich die Kritik an Kleist doch etwas hart und möchte an dieser Stelle - neben Hamburg (was Kleist schon erwähnt hat) - Wiesbaden als Beispiel nennen, wo Busse Strassenbahnen vorgezogen werden (was als Indiz gewertet werden könnte, dass Kleist vielleicht gar nicht mal völlig falsch liegen muss).


    Nein, vorgeworfen wurde das Denken in den Kategorien der 60-er Jahre, in den solche Fehler wie in Wiesbaden begangen wurden. Wiesbadener Straßenbahnen: wenn der Verkehrsverbund RMV sich deutlich für die Wiedereinführung der Straßenbahn ausspricht, will das etwas bedeuten. Die für 2005 fest geplante Wiedereinführung wurde mit den Stimmen der Republikaner gekappt, die bisher nicht den Ruf vorweisen können, effizient städtische Verkehrsprobleme zu lösen. Wenn viele Städte den Neuanfang planen oder auch durchziehen, dann ist das ein Kraftakt im Vergleich zum Behalten und Entwickeln des bereits vorhandenen Strab-Netzes.


    In Hamburg ist das Verzögern der Wiedereinführung der Straßenbahn eher politischer als verkehrstechnischer Natur. Die Stadt hat dennoch dichten schienengebundenen Verkehr (U-Bahn, S-Bahn) wie auch die am stärksten belastete Buslinie der Republik, auf der die Nutzung der Gelenkbusse mit zwei Gelenken überlegt wurde. Alleine auf die Buslinien angewiesen würde der Hamburger Verkehr zusammenbrechen.


    Häufig hat doch die Strassenbahn keine eigene Fahrspur,sondern fährt auf der Strasse mit.Dabei wird sie behindert und behindert andere.


    Ich sehe nicht den Vorteil der Buslinien, die äußerst selten eigene Fahrspuren haben und erst recht durch Staus behindert werden. In den letzten Jahren bin ich nie in einer Strab im Stau gestanden, aber häufig im Bus.

    Nicht nur in Berlin, im Ausland gibt es weit mehr Strab-Projekte. In der Elbflorenz sollte als Argument ziehen, dass dazu die echte Florenz gehört.


    Die Flexibilität der Buslinien ist nur auf den ersten Blick vorteilhaft. Immer wieder gibt es lokalpolitischen Druck auf Umwege, durch die eine einzige Buslinie zusätzliche Häuser erschließt. Ich kenne Linien, die dadurch halbe Stunde für 3-4 Km Luftlinie brauchen.

    Die Dimension (noch besser sichtbare auf den Bildern im ersten Posting) ist zu beeindruckend. Mit dieser Dimensionalität wirbt die Stadt selbst und so habe ich sie vor 15 Jahren erlebt. Das zweite Bild im ersten Beitrag zeigt deutlich den Unterschied der Dimensionen des Zentrums und der Nachbarn. Das erste zeigt den Versuch der Fassadengliederung, der nicht entschlossen genug unternommen wurde.

    Auch ich habe Paint, deswegen kann ich mir ein Urteil erlauben. Den siegreichen Entwurf finde ich interessant (muss es wirklich Sichtbeton sein?), aber er sollte mehr Bezug auf seine Nachbarn nehmen, zum Beispiel durch die gleiche Traufhöhe wie des Gebäudes rechts von ihm. Darüber könnte es eine zurückgesetzte Etage oder eine Dachschräge geben. Solche Versuche unternehmen das Architekturbüro Marggraf und auch die KARO Architekten, die ansonsten bemüht wirken. Dort wird aufwändig eine gründerzeitliche Fassade nachgezeichnet, die an völlig zufälligen Stellen durch moderne Fenster durchbrochen wird. Derart unbeholfene Kreativitätsversuche können sich Studenten erster Semester erlauben.


    Die Geländer von Dr. Düsterhöf finde ich interessant.


    Kister scheithauer gross bemühen sich um den angesprochenen Nachbarsbezug (zu beiden Nachbarn durch Rücksprünge), aber ansonsten ist die Fassade oberhalb des 1. OG misslungen. König Wanderer Architekten nutzen ebenfalls Rücksprünge (sind RKW die einzigen, denen die Nachbarschaft schnuppe ist?), doch das ist bereits alles Positive zu berichten. Fünf Minuten Konzeptionsüberlegungen halte ich in diesem Fall für realistisch.

    Das Wohnheim für Medizinstudenten und die Ecke Ferdinand-Rhode-Straße/Haydnstraße, besonders in der Version der königwanderer Architekten, eignen sich perfekt als Kulisse für ein Remake von Uhrwerk Orange oder auch Fahrenheit 451. Als angsterfüllte Vision der Zukunftswelt sind sie ideal. Als ein Zuhause völlig inakzeptabel.