Beiträge von Roland

    Nein, dass Wappen, was ihr mit dem Königreich Sachsen bzw. Land/Freistaat Sachsen aszoziert, ist das Wappen der preußischen Provinz Sachsen: https://de.wikipedia.org/wiki/Provinz_Sachsen


    Halle war nie Sachsen, sondern immer Preußen!

    Da ich bei einigen Architekten und Planern nah dran bin, weiß ich, dass Papenburg momentan den Platz eins (KSP Engel) für den Hotelneubau nicht favourisiert, da diese Fassadelösung wohl extrem teuer wäre, so dass momentan ein anderer Wettbewerbsbeitrag für Papenburg zum Favourit geworden ist:


    Platz 1 nach Wettbewerb: https://www.iz.de/projekte/new…r-den-riebeckplatz-155581 (vorgeblendete Fassade aus sehr edlenen Materialien)


    Momentan realistische Lösung: https://www.grossmann-architektur.de/projekte/hoch-hinaus (Betonfassade als Teil einer gerasterten Stahlbetonlochfassade). Auch die zweite Lösung kann gut ausshen, wenn die bauliche Ausführung hochwertig erfolgt.

    Nach Google Maps oder Bing zu urteilen, gibt es kein Gebäude mit dieser Formgebung dort. Es ist unklar, worauf es sich bezieht. Es hat in der Tat Ähnlichkeiten mit Gestaltungsformen aus den 20er und 30er Jahren, aber es schließt sich nicht seiner Umgebung an. Es wirkt dann eher wie ein weiterer Neubau.

    Stahlbauer Deine wiederholt vorgetragene Einschätzung ist Unsinn. Halle hat zweifellos ein extremes Maß einer ernorm geschlossenen historischen Bebauung im Altstadtbereich und den angrenzenden Gründerzeiterweiterungsgebieten und damit einen nahzu fast unveränderten Stadtgrundriss. Natürlich gibt es auch mal eine Lücke bzw. einen Neubau, die entstanden sind, aber die sind defenitiv sehr überschaubar. Kein Vergleich im Übrigen zu Leipzig... das im Vergleich zu Halle extrem perforiert, verkehrsplanerisch überformt und durch Neubauten durchsetzt wirkt. Es gibt auch Plattenbauten im Innenstadtbereich von Halle, vor allem im südlichen Bereich der Altstadt. Sie sind aber kaum wahrnembar, da sie generell in die bestehende Bauflucht gebaut worden und nicht wie etwa in Leipzig, wo die meisten Plattenbauten in Zeilenbauweise und damit ohne Anschluss an die übrige Bebauung erfolgt sind. Wie historisch überkommen Halle ist, erkennt man schon bereits als Autofahrer. Die geringe Verkehrsleistungsfähigkeit der unveränderten historischen Stadt ist bereter Ausdruck der alten Stadt Halle.

    Spenden werden gesammelt

    kann man dafür spenden. Ich möchte nicht, dass solchr schönen Bauten abgerissen werden. Ihre Stadt soll doch an Kultur sprudeln.


    Ja, das ist möglich. Der Arbeitskreis Innenstadt e.V. sammelt Spenden, um das Gebäude dem jetzigen Eigentümer abzukaufen, um es sichern und sanieren zu können. Ich persönlich werde mich ebenfalls finanziell beteiligen und spenden.


    Email an an den Vorsitzenden Henryk Löhr: mail@aki-halle.dehttp://www.aki-halle.de

    Schön, dass das Grundstück bebaut wird, aber hier werden keine städtebaulichen Proportionen gewahrt. Die Kreuzung ist enorm groß, entsprechend müsste das Gebäude in der Höhe dominieren - so wie es gegenüber zu DDR-Zeiten gemacht worden ist. Die Geschosshöhe ist viel zu gering. Es wirkt, als fahre man in Los Angelos: große, breite Straßen und flache Gebäude.

    Man kann über das Entstandene trefflich streiten. Ich habe es schon mal gesagt, aber die jetzige Realisierung ist mir zu futuristisch und ist mit einer über 600 Jahre alten Universitätstradition nicht vereinbar. Der Augustusplatz ist der erste Gedanke, der sich mit der Universität Leipzig verbindet und der ist einfach nicht stimmig. Eine Rekonstruktion wäre hier passender gewesen und auch durchsetzbar, weil die Zerstörung der Paulinerkirche eine klares SED-Verbrechen war. Es gibt in der Leipziger Innenstadt schon zu viele Neubauten, hier wäre eine neohistoristische Kontrastierung eindeutig gerechtfertigt gewesen. Durch die ganzen Neubauten in der unmittelbaren Innenstadt wirkt heute Leipzig weniger historisch als vor 20 Jahren, als noch die durch Kriegswunden geschlagenen Baulücken und die damit verbliebenen herrlichen Altbauten nicht so stark kontrastiert wurden.

    Es wird das innerstädtische Einzelhandelspotenzial von Leipzig stärken und die grüne Wiese beschränken. Man sollte aber das Schönreden nicht übertrieben. Es ist und bleibt ein Shoppingcenter (im Altstadtbereich)... mit allem, was dazu gehört...:o Allerdings sollte man abwarten, wie es in der Realität wirkt. Man sollte sich nichts vormachen, denn das Bauvolumen und die Kubatur sind schon ganz schön ordentlich und werden auch als solches auch wahrgenommen werden – trotz kleiner Unregelmäßigkeiten. Zu viele Bereiche sind jetzt schon fensterlos oder haben nur irgendwelche Sehschlitze. Aus städtebaulicher Sich bin ich mir nicht sicher, ob man wirklich von einem Gewinn reden kann. Eine kleinteilige und maßstäbliche Architektur wäre vorzuziehen gewesen, aber das allein konnte nicht den Ausschlag für eine solche Investition darstellen. Städt. Einzelhandel vs. Grüne Wiese. Investrorenwirtschaftlichkeit vs. Kleinteiligkeit usw.

    Ich habe ja geschrieben, dass es ein Kompromiss ist. Aber ein Kompromiss kann man vielleicht bei einem Gesetz finden, das man dann auch jederzeit ändern kann, aber Kompromissdenken eignet sich nicht im Städtebau. Zweifellos gebe ich denjenigen Recht, die darauf hinweisen, dass der Augustplatz ohnehin nach dem Krieg eine weitgehende architektonisch-städtebauliche Überformung erlebt hat und man deshalb auf eine moderne Ensemblewirkung achten durfte. Ich aber persönlich bin Anhänger einer Rekonstruktion überall, wo es nur denkbar ist, weil Deutschlands (Groß-)Städte zu viele Verluste in ihrem Stadtbild durch Krieg, Wiederaufbau oder ideologischen Abrissen einstecken mussten.


    Im Übrigen sind die größten Fördermöglichkeiten bei Altbausanierungen in Ostdeutschland nicht klassische Fördermittel wie Städtebauförderung, oder Denkmalschutz (städtebaulicher oder Stiftung) oder Stadtumbau Ost (Bereich Aufwertung), sondern nach wie vor die Denkmal-AfA. Und dafür muss ein Altbau noch nicht mal ein Denkmal sein, sondern es reicht aus, dass das Gebäude in einem förmlichen steuerlichen Sanierungsgebiet liegt, und dies betrifft fast ausnahmenlos alle Altbauquartiere in den ostdeutschen Städten. Hier sind bei Eigennutzung fast vollständig alle Erhaltungsaufwendungen anrechenbar. Einzeldenkmäler dagegen werden steuerlich grundsätzlich immer gesondert behandelt. Das nur mal zum wirtschaftlich-steuerlichen Hintergrund von Altbausanierungen im Osten. Da brauche gerade ich keine Belehrungen.;)

    Zur Klarstellung: Ich habe ja nicht gesagt, dass der jetzt umgesetzte Entwurf nicht hochwertig wäre und nicht hübsch genug. Das war und ist nicht mein Ansatz. Mich stört dieser (politische) Kompromiss. Entweder man macht eine vollständige Rekonstruktion oder aber etwas vollkommen neues. Ein Mix aus beiden überzeugt mich nicht. Das ist nicht Fisch oder Fleisch. Das man das alte Augusteum nicht - nur unter Einbeziehung eines Hochhausabrisses möglich - wieder aufbauen wollte, kann ich mir noch erklären. Das aber ein vollständiger rekonstruierender Wiederaufbau der Paulinerkirche nicht den Vorzug gegeben worden ist, mag mich nicht wirklich überzeugen. Das, was jetzt umgesetzt wurde, ist mir zu modern in den Materialien.


    Im Übrigen werden die von einigen aufgeführten Rekonstruktionen von Gründerzeitwohnhäusern nicht Rekonstruktionen genannt, sondern dies ist eine denkmalpflegerische (nicht zu verwechseln mit denkmalgerechte (nicht alle sind Denkmäler)!) Sanierung. Die Gebäudesubstanz ist ja in der Regel weitgehend erhalten, nur wurde der Stuck irgendwann mal entfernt. Dieser wird nun wieder erfreulicherweise angebracht.


    Rekonstruktion ist ein klar definierter städtebaulicher Fachbegriff. Beispiel dafür ist der Neumarkt in Dresden, das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim oder das Stadtschloss in Berlin oder der Römer in Frankfurt


    Es gab ja in Leipzig eine nennenswerte Rekobewegung zur Wiederherstellung der Paulinerkirche, die hat sich aber leider nicht durchgesetzt.

    Hm...

    Ich weiß nicht, so wirklich überzeugt mich dieser modernisierte Reko nicht. Ich hätte es besser gefunden, die Paulinerkirche originalgetreu zu rekonstruieren, oder aber ein gänzlich neues und hochwertiges städtebauliches Ensemble zu erschaffen. Dieser Kompromiss erzeugt bei mir eher das Gefühl eines faulen Kompromisses. Offensichtlich sind die Leipziger nicht ganz so versessen auf Rekonstruktion wie die Dresdner.

    Angesichts deiner wiederholt einseitigen Postings, muss man sich fragen, was du damit bezwecken willst? Wenn du wirklich über dieses Thema informieren willst, wundere ich mich, weshalb du ausschließlich Negativnachrichten kolportierst, die in keinster Weise das Bild in Halle wiedergeben. Zumal das von dir ausgewiesene Pressemedium einen Tag zuvor einen Artikel abgedruckt hat, dass das Problem von einer anderen Seite beleuchtete. Du hast anscheinend eine sehr selektive Wahrnehmung von diesem Problem, wo man sich fragt, was das für dieses Forum bringen soll?! Oder ist es etwa gar deine Absicht?!


    http://www.mz-web.de/servlet/C…0466&listid=1276667090521


    Ich kann die Forenverantwortlichen nur auffordern, deine Aktivitäten hier im Forum besser zu kontrollieren, ansonsten dient es ausschließlich irgendwelcher Propagandazwecke, die hier nichts zu suchen haben und die das DAF beschädigen.

    Zitat gelöscht. Bitte gemäß den Richtlinien keine ganzen Beiträge zitieren. Gruß, Cowboy.


    Klarenbach


    Ich gebe dir Recht, wenn du feststellst, dass in Halle noch auffällig viele Häuser - vor allem im Altstadtbereich - nicht saniert worden sind. Bitte vergleiche aber nicht Städte mit einander, die man nicht vergleichen kann. Gerade das von dir genannte Potsdam hat schwere Zerstörungen kurz vor Kriegsende erlitten, sodass die nach der Wende zu sanierende historische Bausubstanz beherrschbar war und wie lguenth1 schon festgestellt hat, fungiert Potsdam als Wurmfortsatz von gut Verdienenden aus Berlin.


    Ich widerspreche dir energisch, wenn du schreibst, in Halle wird mit Abrissen geantwortet. Das ist definitiv falsch. Von Seiten der Stadt und Landes werden reichlich Fördermittel bereitgestellt, um gerade schwierige vorgründerzeitliche Baudenkmäler in Ordnung zu bringen. Nur ist dieser Prozess sehr mühselig. Die Investitionssumme für die DENKMALGERECHTE Sanierung eines Barock-, Rokko- oder Renaissancehauses in Fachwerkausführung ist enorm; unvergleichlich zu einer Gründerzeithaussanierung. Die Renditeaussichten sind sehr marginal, aber nur Private können so was überhaupt stemmen. Deshalb ist notwendig, ein fördermittelrechtliches und steuerrechtliches Finanzierungskonstrukt aufzubauen, was in seiner Kompliziertheit der Genehmigung der mittleren Denkmalbehörde, also des Regierungspräsidiums, benötigt. Ihr dürfte nicht unterschätzen, wie umständlich dieser Weg ist.


    Ein Beispiel:
    Brüderstraße / Ecke Kl. Steinstraße ist ein aus Haus von 1600, bekannt unter "Alte Marktwirtschaft", wird ab Frühjahr angefasst; die Prüfung dauerte aber zwei Jahre!


    Im letzten Jahr wurde die Rannische Straße 9 (verputzter Renaissance-Fachwerkbau aus der 2. H. 16 Jh.). Auch hier war die Vorarbeit enorm.


    Seit letztem Jahr wird ein Ensemble angefasst, welches die meisten schon aufgegeben haben: Mittelstraße 17-19 http://www.mz-web.de/servlet/C…Artikel&aid=1286541155318.


    Auch die Talamtstraße 9 (16. Jh.) wird angefasst.


    Gegegenwärtig gibt es in Halle laut Stadtverwaltung im Altstadtbereich insgesamt 22 Objekte (incl. die aufgezählten Sanierungsobjekte), die aufgrund ihres Bauzustands als gefährdet eingestuft sind. Wer Interesse an der Liste, kann sich ja melden.


    Deine Glaucha-Position kann ich nicht unkommentiert so stehen lassen: Zwar hat es in Glaucha in den 80er so genannte DDR-Sanierungen gegeben, aber die 30 Sanierungsobjekte, die es betrifft, sind ausschließlich teils extrem baufällige Häuser und waren wohl seit 100 Jahren nicht mehr angefasst worden. Gründerzeithäuser wie die Torstraße 18 und 30 und Lerchenfeldstraße Ecke Hirtenstraßen waren allesamt totale Ruinen: durchgebrochene Zwischendecken, eingestürztes Treppenhaus etc. In der Regel fasst man so was nicht mehr an, sondern baut neu. http://www.kuhnimmobilien-halle.de/maklerplus/


    Mir geht das auch nicht schnell genug, aber erzwingen kann man es in einem Rechtsstaat nicht. In Halle ist aus meiner Sicht sehr wichtig, dass es eine stärke Aufwertung des öffentlichen Straßenraumes gibt. Halle ist die Stadt der Pflastersteinstraße, die ist nicht gerade einladend, hier ist Konservierung der Stadt aus der Jahrhundertwende alltäglich.


    @ lguenth1
    "Die GGG in Chemnitz hatte dummerweise riesige Gründerzeitbestände in ihrem Besitz, die - aus meiner Sicht - nach der Wende konsequent für Verwahrlosung und Abriß freigegeben wurden, um die wirtschaftlich wichtigeren Plattenbauviertel zu erhalten. Auf dem inzwischen fast durchsanierten Kaßberg war das nicht der Fall. In Halle hat die HWG aufgrund der früheren kommunalen Trennung offensichtlich überhaupt keine Bestände in Ha-Neu (dort ist hauptsächlich die GWG tätig, oder?)."


    Das ist ein entscheidender Punkt. In Halle gibt es zwei städtische Wohnungsgesellschaften, die aufgrund ihrer Bestände unterschiedliche Interessen haben, und da kommt es der HWG zu gute, dass ihr wesentlicher Bestand Altbauten sind. Die GWG hat ausschlielich Plattenbauten in Ha-Neu. Übrigens der größte wirtschaftliche Ertrag für eine kommunale Wohnungsgesellschaft ist nicht der Abriss ihrer Bestände, sondern immer noch der Verkauf. Mit dem Stadtumbau Ost bekommt man für jeden abgerissen m² rund 60 Euro + Altschuldentilgung. Beim Verkauf würde man deutlich mehr erzielen. Also sogesehen tun die Städte und die kommunalen Gesellschaften zu Lasten ihres Vermögens viel für die Normalisierung des Wohnungsmarktes, das darf man nicht unterschätzen. Wenn aber wie von lguenth1 aus Chemnitz geschildert, die dortige städtische GGG entschieden hat, statt der Platte die unsanierten oder teilsanierten Altbaubestände abzureißen, weil man die Plattenbestände in den 90er großflächig saniert hat, ist das natürlich verherend. Nach meiner Einschätzung hat man in Halle stadtplanerisch entschieden und darüber gibt es einen großen politischen Konsens, dass man sich von den Plattenbaubeständen trennt. Die Hochhäuser, wie angesprochen, im Innenstadtbereich werden komplett verschwinden. Wie gesagt, dass funktioniert auch stadtplanerisch relativ gut. Also von meiner Warte aus beurteilt gebe ich dir recht: Wenn die GGG gewollt hätte, wäre der Stadtumbau in C anders zu machen. Vermutlich spielen hier auch in Chemnitz haushaltspolitische Erwägungen einen Grund? Sprich die GGG sollte viele Mittel über Abbrüche und Entschuldungen reinholen, damit die Gewinnausschüttung an die Stadt hoch bleibt?


    Die von Klarenbach vorgetragene Position, dass Halle eine perforierte Stadt werde, könnte höchstens nur für die Großwohnsiedlungen gelten. Stadtumbau ist ein Prozess, naturgemäß verläuft er nicht wie am Reißbrett und nicht immer geradlinig, denn die Vielzahl von Akteuren am Stadtumbau ist groß. Vollkommen klar ist aber auch, dass die Wohnugsabbrüche an der städtischen Peripherie stattfinden, in Halle also in den Plattenbaugebieten geschehen und nicht innerhalb der kompakten Stadt. Die angebrachten Sanierungen von Beständen in der Silberhöhe fanden im "wahrscheinlichen" Restkern der Silberöhe statt. Es darf zum jetzgen Zeitpunkt davon ausgegangen werden, dass es kaum eine ostdeutsche Großstadt geben wird, die restlos eine Großwohnsiedlung tilgen kann. Es wird also darauf ankommen, dass dieser Rückbau auf den "urbanen Kern" einer Großwohnsiedlung ausgerichtet wird. Damit hat man fast alles erreicht, was man braucht, da die Einwohnerentwicklung in den ostdeutschen Großstädten, wie sich gegenwärtig abzeichnet, tendenziell positiv verlaufen dürfte.


    lguenth1 sprach aber von einem Umstand, ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden, dass die GGG in Chemnitz kaum oder gar keine Abbrüche in den Großwohnsiedlungen vorgenommen hat, sondern ihre Altbaubestände zum Stadtumbau (miss-)gebraucht?

    Hallo lguenth1,
    ich gebe dir insorfern recht, dass man Chemnitz und Halle dahingehend vergleichen kann, dass beide Städte etwa gleich groß sind und in den 90er in vergleichbarer Größenordnung Bevölkerung verloren haben. Es gibt aber einen grundlegenden Unterschied zwischen beiden Städten, der erhebliche stadtplanerische und städtebauliche Folgen mit sich bringt. Im Gegensatz zu Chemnitz oder etwa auch Magdeburg ist Halle eine Stadt, die kaum Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erlitten hat. Dies führte dazu, dass alle Großwohnsiedlungen (Südstadt, Silberhöhe, Heide-Nord und Halle-Neustadt (städtebaulich hat Ha-Neu eine Sonderstellung)) am Stadtrand entstanden sind. Weder die Altstadt noch die Gründerzeitquartiere sind großflächig mit Plattenbauten oder 50er/60er-Bauten überformt worden. Deshalb lässt sich das stadtplanerische Ideal vom "Rückbau von außen nach innen - und Aufwertung von innen nach außen" relativ problemlos in Halle verwirklichen. Auch aus der Perspektive das die Menschen älter werden ist das ein Vorteil im Argumentieren für den Rückbau vom Stadtrand her.


    Die Wege der Bewohner aus allen halleschen Plattenbaugebieten ins Zentrum sind deutlich länger als für die Bewohner der Gründerzeitquartiere. Ein gewaltiger stadtplanerischer Vorteil zum Retten der Altbaubestände.


    In Städten wie Chemnitz oder Magdeburg ist das leider leider nicht so einfach möglich, denn der Innenstädte sind nach dem Krieg planerisch vollkommen überformt worden mit der Folge, dass der Wohnungsbestand im Zentrum beider Städte "relativ" neu (40-50 Jahre) ist und die Menschen, die darin seit Jahrzehnten leben, dass auch weiterhin wollen. Man bekommt sie nur schwer dort raus, man wohnt ja zentrumsnah und dann noch ein Parkplatz dazu. Es gibt aus heutiger Sicht nichts Besseres. Mit sowas können die dann etwas weiter weg vom Zentrum liegenden Gründerzeitquartiere wie Chemnitz-Sonnenberg nur schwer konkurrieren. Dies hat dann aber schwerwiegende stadtplanerische Konsequenzen und das führt uns zum so genannten „Glaucha-Effekt“, den ich zu erklären versuche:


    Glaucha war historisch gesehen eine mittelalterliche Vorstadt der Stadt Halle – also sehr zentrumsnah. Um die Jahrhundertwende vollständig gründerzeitlich überformt, hat es nach der Wende 1989/90 nicht annähernd mit den übrigen größeren Gründerzeitquartieren Schritt gehalten. Der Sanierungsstand im Jahr 2007 lag nur bei etwa 50 Prozent, 30 Prozent Leerstand und ein hohes Maß sozialer Segregation kennzeichneten diesen Stadtteil. Also sehr vergleichbar mit Chemnitz-Sonnenberg oder dem Leipziger Osten. Diese Ausgangslange führte 2007 zu einem Pilotprojekt im Rahmen der IBA 2010. Mit Fördermitteln wurde ein unabhängiger Eigentümermoderator beauftragt, unabhängig von den Interessen der Stadt und allen Wohnungsgesellschaften, die in Halle am Markt aktiv sind, um den Kontakt mit den Eigentümer in Glaucha aufzunehmen und Konzepte zur Sanierung, Sicherung und Aufwertung ihrer Bestände zu unterbreiten. Dabei wird jedem Eigentümer im Rahmen der „Städtebauförderung“ oder „Aufwertungsprogramm Stadtumbau Ost“ Fördermittel bereitgestellt. Für ein Gründerzeithaus im Straßenzug bis zu 100.000 Euro und für ein Eckgründerzeithaus in schwieriger Verkehrslage bis zu 150.000 Euro. Im Durchschnitt wurden bisher pro Objekt sogar nur 60.000 Euro ausgegeben, weil die Eigentümer in der Regel nie die volle Summe wollten, um aktiv zu werden. Auf der anderen Seiten führt die völlige Unabhängigkeit des Eigentümermoderator dazu, dass von Anfang an Dialogbereitschaft der Eigentümer besteht, weil sie wissen, dass der „Eigentümermoderator“ nicht Handlager anderer Wohnungsgesellschaften ist. Dieser Umstand ist sehr sehr wichtig, denn in fast allen ostdeutschen Großstädten mit solchen Problemen ist nicht die Bevölkerungsentwicklung Ursache für das Nichtsanieren von Gründerzeitquartieren, sondern weil das Vertrauensverhältnis von Privaten auf der einen und Stadtverwaltung/Wohnungsgesellschaften auf der anderen massiv gestört ist. Die Gründe auszuarbeiten, führt an dieser Stelle zu weit.


    Dem Eigentümermoderator Gernot Lindemann ist es etwa bei 30 unsanierten Gebäuden in Glaucha gelungen, dass die Eigentümer sanieren oder an sanierungswillige Investoren verkauft haben, der Rest sichert seine baufälligen Häuser. Zusätzlich mit Hilfe der Stadt wurde eine Standortgemeinschaft gegründet, die alle sozialen Akteure des Viertels zusammenbringen will, um die Kommunikation und Interaktion zu stärken – dies entfaltet wirklich Kräfte im Viertel; ich war selbst sehr positiv überrascht, dass heutzutage so was noch funktioniert.


    Zugegebenmaßen muss man sagen, dass die halleschen Gründerzeitquartiere noch einen weiteren nicht unwesentlichen städteplanerischen Vorteil haben. Wiederum der Nichtzerstörung im Krieg geschuldet, hat es in Halle keine Neuordnung des Verkehrsraumes gegeben. Außer der extremen Weitung des Riebeckplatzes sind fast ausnahmslos alle Hautverkehrsstraßen in Halle zweispurig – Halle ist so gesehen im Verhältnis seiner Größe eine vollkommen autounfreundliche Stadt. Dies hat aber der den Vorteil, dass fasst alle Gründerzeitquartiere weder durch überbreite Straßen zerschnitten werden noch das vier- oder gar sechsspurige Trassen die Innenstadt von den angrenzenden Wohnquartieren abschneiden. Sondersituation ist die Hochstraße, die aber nicht mit der Zerstörung des ursprünglichen Verkehrsraums entstanden ist, sonder mitten durch den breitesten Bereich zwischen Alstadt und Glaucha geführt wird. Ihre Existenz wird zunehmend infrage gestellt mit der Erosion von Ha-Neu. In Halle ist der Übergang zwischen Altstadt und Gründerzeitquartier ausgesprochen fließend. Dies führt dazu, dass vor allem die Randkanten der Gründerzeitquartiere „gehalten werden können“, weil die Emissionsbelastungen verhältnismäßig gering sind. Dadurch wirkt Halle – wie viele Besuche immer wieder bestätigen - als relativ stark verdichtet und kompakt. Der Nachteil ist, Halle kann nur schwerlich den heutigen Ansprüchen eines auf motorisierter Basis getragen wirtschaftlichen Wachstum mithalten. Ökonomisch gesehen, kann Halle bei den wirtschaftlichen Wachstumszahlen mit den autofreundlicheren Städten wie Chemnitz, Dresden, Magdeburg oder Leipzig nicht mithalten. Ähnlich ergeht es auch Erfurt. Hat also alles seine Vor- und Nachteile. Hinzukommt allerdings noch, dass es im Vergleich zu den kreisfreien Städte Sachsens und Thüringens für Halle und Magdeburg überhaupt keine Eingemeindungen nach 1989 gegeben hat, sodass die Besserverdienenden und großen Unternehmen nicht in der Stadtstatistik auftauchen.

    "Abrisswelle in Halle/Saale"

    Hallo Klarenbach, vielen Dank für deinen Beitrag, aber ich muss dich korrigieren. In der Tat sind die von dir aufgelisteten Abrisse geschehen, aber die Begründung, dass dies die Stadtverwaltung betreibt um hohe Abrisszahlen zu erreichen, ist Unsinn. Richtig ist, dass es in Halle 2010 verstärkt Zwangsabrisse bez. Abrissverfügungen durch die Stadtverwaltung gegeben hat. Dies hängt damit zusammen, dass Halle wie keine andere vergleichbar große Stadt in Deutschland ist, die einen Reichtum aus geschlossener Dichte von historischer Bausubstanz besitzt. Bedauerlicherweise ist aber auch 20 Jahre nach der Deutschen Einheit nicht alles saniert worden, mit der Folge, dass die verbliebenen unsanierten Häuser (meist Gründerzeit) mittlerweile in einem so katastrophalen Zustand sind, dass sie sich zu einer Gefahr entwickelt haben.


    Begonnen hat alles mit dem stark beschädigten Haus Kl. Steinstraße 3, das mit dem Beginn des Frühjahres in sich zusammenbrach und fasst eine Frau getötet hätte. Seit diesem Zeitpunkt ist durch ein lokales Pressemedium Druck aufgebaut worden, diese Ruinen zu beseitigen, was ich persönlich als vollkommen überzogen ansehe. Infolgedessen hat in der Tat die Verwaltung verstärkt Zwangsabrissverfügungen erlassen. Mit der Folge, dass die Häuser Gothaer Straße 1, Delitzscher Straße 32, Franz-Andres-Straße 1 und LuWu Nr. 70 per Abrissanordnung abgebrochen werden mussten. Allesamt waren diese Häuser Ruinen. Bei der Franz-Andres-Straße 1 und LuWu Nr. 70 folgen aber Neubauten und schließen die Lücken wieder. Bei der LuWu Nr. 5 und 7 gab es keine Abrissverfügung, sondern der Eigentümer hat einen Antrag auf Denkmalsabbruch gestellt und genehmigt bekommen, weil diese Häuser - ebenfalls Ruinen - aus wirtschaftlicher Sicht unzumutbar geworden war zu sanieren; es erfolgen ebenfalls Neubauten, die die Lücke wieder im Straßenzug schließen werden. Berliner Ecke Volkmannstraße ist kein Gründerzeithaus gewesen, sondern ein Haus aus den 20er, das im Stil der Gründerzeit gebaut wurde, aber zwischen 3 Straßen eng eingekreist wurde; eine Verwertung ist selbst für Liebhaber unserer Altbausubstanz als absolut aussichtslos eingestuft worden. An besagter Stelle erfolgt eine gewerbliche Neubebauung.
    Die Schulstraße 11 ist ein sehr schwieriger Fall gewesen: Das Haus wurde 2000 an die jüdischen Alteigentümer restituiert, aber leider erfolgte keine Sanierung, noch nicht einmal eine Sicherung. Der Zwangsabbriss durch die Verwaltung halte ich nach wie vor für falsch, aber wenn ein Eigentümer nichts unternimmt und sein Haus verfallen lässt, stößt man an Grenzen.
    In deiner Aufzählung fehlt der Abriss eines Eckgebäudes am Böllberger Weg, welches ich für einen großen Fehler halte, weil dahinter sämtliche Objekte saniert wurden.


    Bedauerlicherweise erwähnst du in deinem Beitrag nicht, dass allein im Jahr 2010 in Halle rund 50 - 70 Gründerzeithäuser saniert bez. gesichert werden. Allein auf Glaucha - einem gründerzeitlichem Arbeiterviertel - entfällt darauf etwa zwei Drittel dieses unglaublichen Sanierungsschubes, der durch die Stadt geht. Dieser „Glaucha-Effekt“ ist ein enormer Erfolg, der mittlerweile viele Interessenten aus anderen Stadtplanungsämter ostdeutscher Städte zur Nachahmung angeregt hat.


    Halles Abrisszahlen für den Stadtumbau werden eindeutig durch massiven Abriss von Plattenbauwohnung erreicht, was auch richtig ist. Allein in Halle-Neustadt, Heide-Nord etc. werden in 2010/11 etwa 1.300 bis 1.500 Plattenwohneinheiten "vom Markt genommen", was eindeutig die Verwertungschancen der halleschen Altbausubstanz erhöht. Darüber gibt es in Halle auch politischen Konsens.