Ich wusste nicht, dass es unter Denkmalschutz steht. Danke für die Aufklärung. Das macht es allerdings aus meiner Sicht eher schlimmer. Das Gebäude hat kein Erdgeschoss. Statt dessen ein blockbreites Parkplatz-Luftgeschoss. Es wendet sich von der Stadt und vom Platz ab. Diese Seite des Platzes ist nicht umsonst mausetot. Es negiert darüber hinaus den Blockrand und damit die Grundidee der europäischen Stadt. Wertvoll wäre es aus meiner Sicht nur als Beleg für eine Epoche, die im Rückblick in so mancher Hinsicht gescheitert ist. Bitter genug, dass man diese Fehler jetzt auch noch fortschreibt - auch wenn ich die innere Logik dessen natürlich erkennen kann.
Beiträge von Oranien
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Die Verweigerung, den Block zu schliessen steht in der Tat auf einem ganz anderen Blatt. Mich würde interessieren, was dabei die Logik des Architekten war. Einen Solitär schaffen? Kann wohl kaum sein - dafür ist die Fassade ebenso wie die Kubatur viel zu banal. Den Hinterhof belichten? Irgendwas wird sich irgendjemand ja hoffentlich dabei gedacht haben.
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In letzter Zeit werden wieder mehr horizontal gegliederte Gebäude erreichtet - meine ich zu erkennen. Aus meiner Sicht eine ungute Entwicklung. Selbst der Schiess-Scharten Trend der vergangenen Jahr war da noch besser.
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Fordern kann man viel. 50% wären natürlich noch besser, nicht wahr. Aber: Diese 50% müssen dann aber in der Regel von den anderen 50% subventioniert und mitfinanziert werden.
Wenn die Renditeerwartung bei den anderen 50% nicht ausreicht, um den Sozialwohnungsanteil mit zu tragen, baut halt niemand.
Wo dieser Punkt erreicht wird, hängt von den Renditeerwartungen ab (Mix aus Regulierungs-Aufwand, Baukosten, Einnahmen, Hebesätze, Enteignungsdrohungen... da spielt Vieles rein). Und dies sind halt von Stadt zu Stadt anders. In London geht vielleicht mehr. In Sofia vielleicht weniger.
Vielleicht haben sich einige Bezirke genausowenig an das neue Hochzinsumfeld - mit bescheideneren Regeln - angepasst wie Benko -
Als Vertreter der Linken zu fordern, dass Warenhäuser "kommunalisiert" werden entbehrt nicht einer gewissen Ironie. In der Zeit, als man mit Warenhäusern Gewinne machen konnte, waren sie privat. Jetzt, wo das zu gut wie unmöglich ist und fast alle Verluste machen, werden sie verstaatlicht. Gewinne privatisieren. Verluste verstaatlichen.
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AlexB2507 : Es wäre ja sehr schön, wenn die Energiepreise in Deutschland mittelfristig wieder wettbewerbsfähig werden würden. Sie müssten dann auf 1/5 fallen. Oder auf 1/10 - je nach Vergleich. Das glaubt man in Deutschland in gewissen kommunikativen Silos. Von Aussen betrachtet sehen das die meisten vollkommen anders. Genau wie bei der Atomkraft.
Camondo: Mercedes hat doch genau das getan, was Du forderst. Unter dem Berliner-Bürgermeister-Sohn Reuter hat Mercedes nach der Wiedervereinigung Milliarden auf Berlin gesetzt. Am Potsdamer Platz, am Salzufer. Und es bitter bereut. Es hat sich in Berlin weder imagemässig noch wirtschaftlich ausgezahlt. Da ein Konzern anders als grosse Teile der Politik rechnen muss und kann, wird denen das sicher nicht nochmal passieren. Wie oben schon erwähnt: Berlin macht nicht mal 1% des Umsatzes aus. Auch im politischen Berlin ist für Autokonzerne nicht mehr viel zu holen. Spätestens nach der politisch verkorksten Elektroauto-Förderung kann man nur hoffen, dass Mercedes rechtzeitig einen noch deutlicheren Rückzug aus Deutschland schafft. Die ganze Branche schaut sich obendrein das Tesla-Genehmigungs-, Nimby- und Produktivitäts-Desaster in Grünheide an. Das hilft alles nicht im Hinblick auf ein Engagement in Berlin....
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spandauer Leut Artikel muss sich der Gemeinderat trauen, sich in einem Wahljahr über die nicht bindende Abstimmung hinwegsetzen. So oder so schwierig - denn wenn sie das tun, wäre das demokratiepolitisch nicht schön.
Was Herrn Musk angeht: Die Produktivität in Grüneheide in niedriger als in China. Die Qualität nicht mehr höher. Die Bauzeit in Grünheide war 2,5 mal so lag wie in China - und wie es in Mexiko wohl auch werden wird. Die Lohnstückkosten sind die 2höchsten in Tesla-Verbund. Da muss die Liebe zu Deutschland (er mag ja angeblich Berlin sehr) schon sehr gross sein, um sich darüber hinwegzusetzen. Hinzu kommt, dass die Bundesregierung durch die verworrene Elektroauto-Förderung den Markt erstmal trocken gelegt hat. Die deutschen Ziele zum Wachstum des Elektoautoanteil sind vollkommen unrealistisch geworden. In Skandinavien und Benelux sieht es immerhin besser aus (die Fabrik bedient ja nicht nur DE).
Netto: Mehr Aufwand, mehr Kosten, mehr Ärger - weniger Nachfrage. Das ist keine gute Mischung (...ich fahre ein Elektroauto. Würde mir das gerne anders wünschen. Sehe ich aber nicht).
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Grünheide hat sich per Volksentscheid gegen einen weiteren Ausbau der Tesla Fabrik entschieden: Link.
Meine Prognose: In Deutschland baut nie mehr jemand ne Autofabrik - und auch Tesla würde es nicht nochmal tun.
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Das ist für mich der entscheidende Satz von Ziegel :
"Mir ist bekannt, dass das Archiv in einer unwirtlichen Umgebung steht. Ist das eine "schlüssige Erklärung" dafür, eine weitere unwirtlichen Fassade hinzuzufügen?"Das KMPG Gebäude ist ein privates Bürohaus. Es ist für Wenige da. Trotzdem schade genug, dass es sich nicht öffnet. Aber das Museum ist ein öffentlicher Ort. Es soll für Alle da sein. Ich hätte es gut gefunden, wenn man sich getraut hätte, diesen öffentlichen Ort - mit der für die Welt wichtigsten Sammlung Berlins (meines Erachtens) sichtbarer, einprägsamer und vor allem einladender zu machen. Einen Schritt hin zu Öffnung der Strasse - statt deren Abschottung zu zementieren.
Das Türmchen (wenn ich es mal so nennen darf - obwohl es gerade mal Traufhöhe erreicht) ist mir viel zu verzagt. Das Hauptbauvolumen unter die Erde zu verbannen?! Naja - no more comments.
Ich denke ein Grundproblem ist, dass der Gropius Bau nie als Museum gedacht war - sondern als Archiv. Dort sollten Archivare rumlaufen - nicht Besucher. Es sollte ja mal in Darmstadt stehen - aber die waren (sorry) zu blöd zu erkennen, welche Bedeutung es hat und wollten es nicht. Damit die Architektur an den neuen Ort passte, musste sie an noch mal ordentlich überarbeitet (verschlimmbessert) werden. Trotzdem hat das alte Archiv meines Erachtens mehr Gestaltungsansruch als das neue Museum. Siehe auch Link -
Ich stimme der Kritik an der Fassade hin zur Von-der-Heydt-Straße zu. Das Gebäude wendet sich von der Strasse ab. Das ist in vieler Hinsicht bedauerlich. Allein schon, weil es eine vertane Chance ist, hin zu den vielen Autofahrern, die dort täglich vorbei kommen, für das Museum zu werben. Oder auch im Hinblick auf die Verkehrswende-Ambitionen, mit einer attraktiven, nutzbaren Fassade Aufenthaltsqualität zu schaffen. Statt dessen nur eine Art Rückwand.
Auch den Blick auf die Westseite (Stirnseite) des Nebengebäudes finde ich gewöhnungsbedürftig. Die Westseite scheint mir ausgesprochen lieblos und unambitioniert gestaltet. Erinnert mich an die Stirnseiten von traditionellen Güterschuppen der Eisenbahnen. Zumal diese Seite doch wohl sehr prominent sein wird - gut sichtbar für alle, die auf der Klinghöferstrasse vorbeikommen. -
.....dann sind wir uns einig: Die Vorgaben waren sowohl bei Berlin Modern (so heisst es jetzt ja glaube ich) als auch beim Bauhaus Archiv: Bloss nix Extravagantes. Möglichst viel unter die Erde. Kann man so machen. Aber wenn man Städte im Wettbewerb miteinander sieht - und es als Aufgabe der Verwaltung betrachtet, die Stadt in diesem Wettbewerb voranzubringen - macht es schon Sinn, wenn man versucht solche Chancen zu nutzen.
Mich wundert es doppelt - gerade aus Sicht der Modernisten! Das "Stadtschloss" mit seiner "rückwärtsgewandten" Fassade sorgt für Sichtbarkeit - sogar international. Und die beiden Modernistenbauten gehen unter/sollen sich einfügen/machen sich klein. Beim Wichtigsten - dem Bauhausarchiv - am allermeisten. -
Stark vereinfacht ersetzte das Bauhaus Ornament mit Farbe. Ich habe grossen Respekt vor der Idee, gleichzeitig seriell und ornamentfrei bauen zu wollen - und so mehr Menschen beim identischen Geldeinsatz eine Dach über dem Kopf zu ermöglichen. Vielleicht ging man mit den Deckenhöhen etwas zu weit. Le Corbusier fand 2,26 genug. Ausser für sich selbst, natürlich. Aber der Ansatz war mehr als löblich und nötig - angesichts der Wohnverhältnisse für Arbeiter in den 20igern.
Das Museum/Archiv muss sich aber die Kritik von Ziegel finde ich schon gefallen lassen. Der Neubau arbeitet mit Ornament - und konterkariert die Idee seines Themas - zumindest ein Stück weit. Man würde erwarten, dass man - gerade wenn man beim Neubau alle Freiheiten diesbezüglich hat - das Thema des Inhaltes auch weithin nach aussen sichtbar macht. Auch ne Bauhaus-Idee schliesslich. Der Neubau macht es deslbalb niemand so richtig recht. Weder den Baushaus-Puristen - noch den Blockrand-Fetischisten (mich einbezogen)Bauhaus - der wichtigste Beitrag der Deutschen zur Weltkultur im 20igsten Jahrhundert (das sage ich sogar als jemand, der Bauhaus nicht mag...). Das macht dieses Museum wichtiger als jedes andere in Berlin - inklusive Museumsinsel. Meines Erachtens. Denn das meiste, was auf der Museums-Insel steht kann man auch ideengleich in London oder Paris angucken - oder ist von einmal um die Welt "geklaut". Bauhaus ist dagegen originär Berlin. Daher hätte der Anspruch an die Architektur dort viel viel höher sein müssen statt - genau wie nebenan bei der "Scheune" - das Ding wieder im Boden zu vergraben.
Warum man in der Lüscher-Ära soviel Sorge hatte, Museums-Leuchtürme zu bauen - versteh ich nicht. Geld aussen vor - was für eine verpasste Chance wenn man sich an Bilbao misst. Und das gleich 2x in wenigen Jahren.
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Backstein : Die Frage ist halt, ob es, wie Du sagst "bashing" ist - also ungerechtfertigtes Herabsetzen - oder ob es nicht doch Substanz hat. Bauen steht immer im Verhältnis zu den Kosten und Einnahmen. Sich dem zu verweigern ist kindisch. Es gehört meines Erachtens in eine Architektur-Diskussion.
Beispiele:
Schon das Bauhaus hatte als zentrale Triebfeder des seriellen Bauens und des Arbeitens mit Farbe statt Ornament die Idee der Kostensenkung. Und damit die Idee dass Wohnraum für mehr Menschen zugänglich wird.
Und wenn wir heute in Berlin oft einfachere Fassaden haben als bei vergleichbaren Bauten in London, liegt das nicht zuletzt am geringeren Einnahmepotenzial pro qm.Aufwand-Ergebnis ist eine entscheidende Überlegung im Städtebau und in der Architektur. Hätte man wie in Oslo für 15K pro QM gebaut statt für 30K, hätte man noch zusätzlich ein Museum für Gegenwartskunst in gleicher Grösse bekommen etc etc.
Etwas polemisch: Kostendiskussionen möglichst zu verbannen ist auch typisch Berlin. Auch hier im Blog. Wir haben es ja begründet. Solange es jemand anderes zahlt. Kein Problem. -
Einer der Gründe für hohen den Preis ist, dass man in die Tiefe statt in die Höhe baut. Das ist pro QM immer wesentlich aufwendiger als andersrum. Dass man in die Tiefe wollte, hängt an der Diskussion um Sichtbeziehungen zwischen Nationalgalerie, Philharmonie etc. Aus meiner persönlichen Sicht ein vollkommender Irrsinn - sowohl diese Diskussion an sich als auch die Tatsache, dass die Leute, die sowas entscheiden, die Kosten dieser Entscheidung ungefragt anderen aufbrummen (dh, dem Steuerzahler).
Trotzdem können selbst 30.000 EUR/qm eine gute Inventionen sein. Das Gehry Museum in Bilbao ist dafür ein Beispiel. Es ist ein globaler Leuchtturm geworden; es hat die Stadt sichtbar und attraktiv gemacht. Damit das funktioniert muss man sich allerdings auch trauen, eine besondere Architektur hinzustellen.
Ob das mit der "Scheune" in Berlin gelingt, muss man abwarten. Ich persönlich glaube es nicht. Insofern eine doppelt verpasste Chance. Viel Kohle ausgegeben - im Gegenzug keinen Leuchtturm bekommen - sondern nur einen der tiefsten Keller Berlins. Hoffentlich täusche ich mich. -
Natürlich hat die Stadt einen massiven Einfluss darauf, ob Investoren "Schlange stehen" oder nicht.
Die Berliner Verwaltung steht für Überforderung und Langsamkeit. Die Berliner Politik steht für intensive Regulierung. Das reicht von Forderungen zum Anteil von Sozialwohnungen bis hin zum Nachweis von gendergerechten Toiletten auf Baustellen. Die Zahl der ohne Zweifel gut gemeinten staatlichen Eingriffe ist lang - und länger als anderswo.
Hinzu kommen Diskussionen um Mietendeckel und Enteignungen - extrem schädlich, wenn es darum geht, international Geld anziehen zu wollen. Wenn ich Pensionsfonds aus Norwegen bin - und solche Sachen mitbekomme - dann investiere ich vielleicht doch lieber in London oder Dubai.
Die Berliner Melange senkt die Nachfrage - besonders bei vorsichtigen und rationalen Investoren. Denn wer weiss ob in diesem Berlin nicht jemand in 15 Jahren um die Ecke biegt und eine Sondersteuer erhebt etc. etc. Allein die Drohung mit Enteignung senkt die Preise. Übrig bleiben dann meist nur hoch-risiko-bereite "Spekulanten" wie Benko. Die lassen sich auf die Berliner Melange ein. Die anderen zögern. Den Einfluss dieser Gesamtwahnehmug sollte man nicht unterschätzen. Von "Berlin - arm aber sexy" zu "Berlin - umständlich und unberechenbar".
Am Alexanderplatz kam hinzu, dass die Politik hier ein Exempel setzen wollte - zum Wähler hin und zu den Investoren hin. Wir lassen und nix sagen. Wir bestimmen hier. So entsteht ein Teufelskreis der Stagnation. -
Ich sehe den Umbau des ZOB in einem grösseren Zusammenhang. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird in Berlin der Weiterbau und Umbau des Stadteingang West diskutiert. Dort gäbe viele Chancen:
1. Nachverdichtung und Hotelhochhaus am Hammarskjöldplatz - ähnlich wie an den Messe Zürich. Leider gescheitert. Dabei braucht die Messe dringend neue Impulse. Berlin hat in den letzten 20 Jahren als Messestandort massiv eingebüsst - va was Leitmessen angeht. Bestimmte Bereiche (ausgerechnet Kunst und Mode) sind auf viele Jahre verbrannt.2. Wiederbelebung des ICC als "Centre Pompidou". Der jetzige Senat hat sich immerhin auf die Fahnen geschrieben, bis zum Ende der Legislaturperiode ein neues Nutzungs-Konzept zu verabschieden. Allerdings muss man sehen: Selbst wenn das gelänge ist es von da zu einem Bebauungsplan noch ein weiter Weg. Oder gar bis zu einem Wiedereröffnung. Wir reden da über 10, 15 Jahre. Am Ende wird das ICC genauso lange leer gestanden haben wie im Betrieb gewesen sein ;-).
3. Nachverdichtung im Bereich des ZOB. Aus meiner Sicht gescheitert / Chance liegen gelassen.
4. Nutzung frei werdender Bauflächen im Zusammenhang mit dem Umbau des Autobahn-Dreiecks. Schaffung eines Büro- Hotel- Wohnungs- Gewerbeclusters an einem hocherschlossenen Verkehrsknotenpunkts - und somit sowohl ökologisch und auch wirtschaftlich sinnvoll. In Tokyo würde man das so machen ohne zu zögern ;-).
5. Umbau und Weiterbau des RBB. Öffnung zur Stadt und Anschluss ans 21JH. Leider an der Filzokratie im Umfeld von Frau Schlesinger gescheitert.
Leider wird es Berlin wie so oft schwer fallen, Entscheidungen zu fällen. Dabei wäre es eine Riesenchance, die in Europa ihresgleichen sucht und um die Berlin aus Sicht anderer Städte beneidet wird. Man müsste halt nur ein wenig mehr (politische) Ambition auf den Weg bringen.... Und sollte versuchen, provinzielle, überteuerte Halbherzigkeiten wie am ZOB zu vermeiden (mir ist aber klar: Das sehen Viele hier anders).
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Ich stimme Dir zu: "Blechdach" ist polemisch. Aber die Fakten sind aus meiner Sicht dermassen extrem, dass ich diese Polemik für angebracht halte. Für die 41 Mio bekommt man ehrlicherweise noch einen kleinen Flachbau mit 100 Sitzplätzen und ein paar Toiletten. Das macht es aber nicht besser - wenn man bedenkt was möglich gewesen wäre.
Hinzu kommt - und das ist vielleicht strukturell sogar das Problematischste daran: Die Bauverwaltungen haben in Berlin viel zu wenig qualifizierte Mitarbeiter. Statt diese einzusetzen, um die möglichst grösste Zahl von Wohnungen umgesetzt zu bekommen - oder von Verkehrswende-Projekten - verplempert man sie, indem man in Eigenregie - und daher mit viel mehr Aufwand im Verhältnis zum erzielbaren Bauvolumen - Blechdächer baut. Hauptsache man kann politisch punkten (in dem Fall der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf).
Klar - viel Gastro ist bei einem Busbahnhof nicht zwingend - auch wenn es der Rest der Welt anders sieht. Der "Reisebedarf" ist halt heutzutage weit mehr als ein Bahnhofskiosk. Auch Berlin war da schon mal weiter und hat einen grossartigen Hauptbahnhof gebaut, der das berücksichtigte. Woher dann dieser Rückfall in die 70iger des vorherigen Jahrhunderts kommt - keine Ahnung. -
Hier (Link) kann man sich im Detail den Grundriss des Empfangsgebäudes ansehen. Platz für viel Gastro ist da leider nicht - denn die Fläche ist recht klein und muss viele andere Funktionen erfüllen (zB Toiletten). Insofern das genaue Gegenteil des Hauptbahnhofs ("Shoppingcenter mit angehefteten Schienen").
Es ist ein totes Pferd. Trotzdem ist es einzigartig, wenn man es schafft, pro Blechdach 1,1 Mio auszugeben. (41 Mio, 35 Stellplätze). Das muss man erstmal hinkriegen. Und das angesichts leerer Kassen in Berlin - und angesichts dessen, dass es private Investoren gegeben hätte, die die Blechdächer umsonst gebaut hätten - im Gegenzug für Hochbaurechte. Ich finde, es ist eine verpasste Chance. Mit dem Ding muss Berlin jetzt erstmal wieder ein paar Jahrzehnte leben. -
Es ist nicht richtig, dass das Projekt günstig war. Es sollte mal günstig sein. De facto ist es aber eine Planungs- und Umsetzungskatastrophe, die mit dem BER vergleichbar ist (Bauzeit verdoppelt, Kosten verzwölffacht). Es ist nur von den absoluten Zahlen her kleiner - also hat es keiner so recht mitbekommen.
Gerechnet auf "Kosten-pro-gebauter-Bus-Bucht" ist es ein Goldene-Wasserhähne-Projekt - das aber trotzdem aus Blech besteht.
Ich finde es bedauerlich, dass man sich aus politischen Gründen nicht dazu durchdringen konnte, den Busparkplatz mit hoher und dichter Bebauung (daneben oder oben drauf) zu finanzieren. So macht man es von München bis London, von Tokyo bis Rio. Das wäre für den Steuerzahler billiger gewesen - oder gar profitabel. Diese Pläne gab es in den Nuller-Jahren auch für Berlin. Das Hotel wäre abgerissen worden - und ersetzt. Eine Randbebauung wäre entstanden. Statt dessen entschloss man sich nach jahrelanger politischer Diskussion im Jahr 2013, es selber "besser und billiger" zu machen.
Immerhin finde ich die Kunst am Bau (den Knoten) ganz gelungen - und recht kostengünstig - für das was da sonst manchmal ausgegeben wird (nur 200.000 Euro). -
Man darf nicht vergessen, dass es bei den 350 Mio nicht bleibt: Das Geschäftsmodell erzwingt Dauersubventionen. Die Künstlerinitiativen können keine Innenstadt-Marktpreise bezahlen - und werden stetige Transferleistungen brauchen. Das kann auch nicht überraschen. Hier ist es genau genau wie mit den Sozialwohnungen: Mit demselben Geld hätte man an andere Stelle viel mehr erreichen können. Aber das Projekt stammt halt aus einer Zeit, als man der politischen Symbolik willen bereit war, beim Thema "Aufwand vs Ergebnis" wegzugucken.