Beiträge von Oranien

    Denkmalschutzauflagen sind ein oft empfindlicher Eingriff in Eigentumsrechte. In einer prosperierenden Gesellschaft ist das in der Regel auch kein Problem. Trotzdem finden sich Investoren. Trotzdem finden sich Nutzungen. Zum Wohle von Stadtbildern. Zum Wohle des historischen Bewusstseins. Ob in Deutschland diese Balance noch gegeben ist, muss jedoch in Frage gestellt werden. Beim Tegeler Terminal wird sich das ebenso zeigen müssen wie beim ICC. Ich persönlich bin skeptisch. Wenn es für die Hochschule im xxx Mio teurer wird, ins Terminal einzuziehen statt irgendwo einen Würfelhusten hinzustellen, wird es eng. Jemand muss die xxx Mio zahlen. Dafür wird der Spielraum in Deutschland - und erst Recht in Berlin - in den kommenden Jahren weiter schrumpfen.

    M-aus-Gohlis: Das ist eine sehr deutsche Sicht. Beziehungsweise eine neudeutsche Sicht. Die Rückzug von Ryanair, Easyjet etc aus Deutschland - getrieben durch Bürokratiewahnsinn und einzigartig gestiegene Kosten - führt zu höheren Flugpreisen in Deutschland. Darunter leiden die Chancen der deutschen Durchschnittsverdiener zu vertretbaren Kosten zu reisen. Den Privilegierten wird es nix ausmachen. Dem Weltklima nützt das dagegen mit Sicherheit gar nichts - ausser in den Köpfen von Ideologen. Mathe spricht dagegen.

    Im alten Deutschland wären innovative Unternehmer an vorderster Front von Technologie-Entwicklungen gestanden (sagen wir mal von CarbonCapture bis Elektroantriebe), die wirklich - auf einen Weltmaßstab skaliert - das Klima hätten beeinflussen können. Heute hängt man einer Verzichtsideologie nach, die im Weltmaßstab das Problem sicher nicht lösen wird. Wer aus Asien oder Afrika blickt, wird über diese neudeutsche Mentalität nur müde lächeln. Eine grosse Tragik - den gerade Sachsen war mal sehr, sehr unternehmerisch und innovativ.

    Mir geht es wie Camondo : Dass sich Graft das leisten kann? Dafür werden die doch in der Zunft geteert und gevierteilt.


    Trotzdem ist das Projekt für den städte-baulichen Wandel interessant. Berlin hat über 60 Einkaufszentren. Ein grosser Teil wird in seiner jetzigen Form nicht überleben. Insofern ist der Umbau sicher nicht ästhetisch wegweisend - aber vielleicht mit seinem Mixed-Use-Ansatz. Mehr als 20% Verkaufsfläche dürfen da nicht übrig sein.

    Die Debatte wer in Berlin mehr schaden anrichtet - die bösen Investoren oder die böse Politik - kann man endlos führen. Meine These ist: Die Investoren sind überall gleich. Gleich böse, gleich rendite-orientiert. gleich engagiert, gleich innovativ, gleich ambitioniert. Trotzdem bauen die in Leipzig andere Fassaden als in Berlin etc. Den entscheidenden Unterschied macht die Politik. Und das ist ja letztlich auch gut so - denn die soll ja Gestaltungsspielraum haben. Ich teile vollkommen die Überzeugung von Architektur-Fan dass in den letzten 20 Jahren ein entscheidendes Fenster vertan wurde.

    Naja, kann durchaus so sein. Kann aber auch sein, dass die erzielbaren Einnahmen im Verhältnis zu den gestiegenen Kosten heute anders sind. Einnahmen drastisch runter. Kosten drastisch hoch. Wie gesagt: Berlin hat sein für die jetzige Generation historisch einmaliges Fenster verpasst. Das wird sich noch bei vielen Projekten bemerkbar machen. Das "trostlose" WBM-Haus an der Fischerinsel wird sich als wegweisend erweisen. Das meine ich ganz ohne Zynismus.

    Für das, was im Fall von Berlin bei Bürobauten an "Extravaganz" finanzierbar ist, halte ich das Gebäude für einigermassen gelungen. Wie überhaupt die ganze Uferzeile eine gewisse Gestaltungs-Ambition zeigt. Deutlich mehr als zum Beispiel - in Summe - das Europaviertel. An dieser Stelle sollte ja mal eine Gegenstück zum ehemaligen Allianz-Tower am anderen Ufer entstehen - das aber im Rahmen der Mediaspree-versenken-Nachwehen versenkt wurde.

    Architektur-Fan: Man kann nur hoffen, dass der Investor etwas daran verdient hat. Die grosse Bonanza in Berlin ist vorbei. Es wird eher ein Thema werden noch Leute zu finden, die das Risiko des Bauens in Berlin noch eingehen. Die Zahl der Baugenehmigungen fällt ja nicht umsonst seit vielen Jahren.

    Ein wichtiger Beitrag. Man kann jeden Satz nur dick unterstreichen. Ich würde sogar einen Schritt weitergehen: "Isch over" - was Berlin angeht. Und zwar auf Jahrzehnte. Berlin hat seine Chance, wieder die global relevante Metropole zu werden, die es mal war, verschossen. Der BER wird dieses "Isch Over" ausbaden - genau wie oben beschrieben. Der Abstand des Flughafens zu anderen Metropolen wird weiter wachsen - global betrachtet.

    Und die grosse Tragik: Zu einem guten Teil ist das hausgemacht. Man denke nur an den Bankrott von Air Berlin. Der hing nicht zuletzt daran, dass der BER ein halbes Jahrzehnt später kam. Und damit die Pläne von Air Berlin in Berlin einen Hub zu bauen, nicht umgesetzt werden konnten. Und damit viel Wertschöpfung verloren ging. Usw usw. Bitte nicht als Berlin-bashing missverstehen. Aber Teil des Niedergangs der Stadt - der schon vor 10 Jahren begann - ist die Weigerung so vieler Akteure, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Berlin steht nämlich nicht im Wettbewerb (um "Talent" - und damit Flug-Passagiere) mit Stuttgart - sondern mit Singapur, Mumbai, Houston oder Lissabon. Oder wenigstens Dublin.

    Aufwand vs Ergebnis ist aus meiner Sicht ganz schön schlecht. Der Platz ist in erster Linie anders. Aber nicht zwingend besser. Das viele, viele Geld... Wow. Versteht jemand, welche politischen Kräfte es waren, die das durchgesetzt haben? Mit welchem Ziel? (wobei mich es ja freut, wenn an in Berlin überhaupt etwas durchgesetzt werden kann. Besser als komplette Erstarrung)

    Man muss meiner Erachtens im Auge behalten, dass es ausserordentlich schwer geworden ist, in modernen Stadträumen neue und dauerhaft funktionierende Attraktionen zu schaffen. Der Wettberwerb ist riesig. Die gebräuchlichste und erfolg-versprechendste Lösung ist, sich in Extreme zu begeben (siehe mittlerer Osten mit dem höchsten Hochhaus, die grössten künstlichen Skipiste, der grössten Ablegern internationaler Museen etc. Siehe aber auch Hamburg mit der grössten Modeleisenbahn der Welt). Das Sony-Center lebt letztlich immer noch von der Mauer, die da mal stand. Es ist schwer vorstellbar, dass neue Pflastersteine und ein paar Bänke das Problem lösen - im Gegenteil. Durch die gesamten Umbauten der letzten Jahre bewegt sich das Potsdamer Platz Areal zunehmend weg vom Versuch eines Entertainment-Centers hin zu einem ganz normalen Bürokomplex - wie er vom ästetischen und funktionalen Anpsruch her in vielen asiatischen und amerikanischen Großstädten dutzendfach zu finden ist. Wenn ich aus Tokyo oder Singapur komme, sehe ich dort Stangenware - ausser den Überresten der Mauer. Das muss aber nicht schlecht sein.

    Meines Erachtens muss die Wippe betrieben werden wie eine Achterbahn auf einem Rummelplatz. Es muss ständig Personal geben, das den Zugang regelt und die Besucher im Zaum hält. Betrunkene, Bekiffte und Randalierer fern hält. Dafür sorgt, dass sich niemand über den Zaun lehnt und vielleicht runterfällt. Dafür sorgt, dass Kinder unter 6/7/8 Jahren nicht ohne Begleitung von Eltern reinkommen. Dafür sorgt, das niemand unter die Wippe kriecht und vielleicht zerquetscht wird. Dafür sorgt, dass die Wippe nicht überfüllt wird - und jederzeit eine feuerpolizeilich genehmigte Evakuierung möglich ist. Sicherstellt, dass die Wippe im Winter eisfrei ist und niemand ausrutscht. Das und viele weitere Vorschriften wird sich ein deutscher TÜV garantiert ausdenken. Dazu wird es Öffnungszeiten geben - um das Ganze bezahlbar zu halten. Die ganzen Vorschriften werden die Ästhetik der Wippe vollends ruinieren: Zäune, Barrieren, Kontrolleinrichtungen... Das Projekt war mal gut gemeint - aber halt komplett naiv.

    Paris hat zwei Opern. Berlin drei. Der Grossraum Paris hat jedoch 15 Mio Einwohner. Der Grossraum Berlin 4,5 Mio. Trotzdem:


    Eine Schliessung der Oper steht auf Sicht nicht zur Debatte. Dem würde ein jahrelanger Diskussions-Prozess vorausgehen - ähnlich wie bei der Bauakademie. Ein denkbares Szenario bei knappen Kassen ist meines Erachtens am ehesten, das der jetzige Zustand einfach nochmal 10 oder 15 Jahre unverändert bleibt - mit kontinuierlicher Erosion der Substanz.

    Eine - im Prinzip - interessante Alternative wäre meines Erachtens das Gebiet sehr viel stärker als Büro/Retail/Gastro-Fläche zu entwickeln. Man könnte einen privaten Entwickler beauftragen - der sich dann im Gegenzug verpflichten müsste, bestimmte Flächen und Funktionen für die Oper mitzubauen. Ähnlich wie man anderswo private Entwickler verpflichtet, 30% Sozialwohnungen zu bauen.

    Das hätte mE folgende Vorteile:

    - Das Gebiet könnte wesentlich stärker belebt werden. Die Oper ist gerade mal 4 von 24 Stunden offen - und das auch nur an 200 von 360 Tagen.
    - Die Kosten für das Land wären wesentlich niedriger - vielleicht so niedrig, dass das Projekt auch in Zeiten knapper Kassen politisch durchsetzbar wäre.

    Der Nachteil wäre sicher, dass die Oper nicht so viel zusätzliche neue Quadratmeter hinzugewinnen würde, wie erwünscht. Aber immerhin mehr als jetzt.

    Hi, das hier ist zwar nicht aus Berlin - es beschreibt aber weitere Aspekte ganz gut, die sich in Summe zu dem oben genannten zähen Schleim auftürmen, der den Wohnungsmangel auf Jahre festschreibt: Link FAZ. Das Bemerkenswerte: Sogar die gemeinnützigen Wohnbauunternehmen rebellieren inzwischen.

    Ich möchte keine Parteien-Diskussion daraus machen. Das bringt nicht weiter. Das gesamte Parteienspektrum bedient hier jeweils seine Kundschaft.


    Ich negiere auch nicht, wie politisch schwierig es ist, sich jeweils gegen die eignen NYMBYs durchzusetzen. Ich habe daher Respekt vor dem Versuch der jetzigen Regierung, den Verwaltungsverhau per Gesetzgebung ein wenig zu entschärfen ("Schneller Bauen Gesetz"). Dem Artikel nach gehen ja auch die Schäden durch ideologisch getriebenes politisch Personal zurück.


    Ansonsten ja: NIMBYS sind in vielen westlichen Ländern der grösste Einzelfaktor geworden, der Bauen behindert und Wohnungsnöte verursacht (siehe zB hier Link). Das Problem reicht vom San Francisco bis London. Eine Ausnahme ist Tokyo, übrigens. Keine nennenswerte Wohnungsnot obwohl es die grösste Stadt der Welt ist. Da hat man 1965 die lokale Ebene entmachtet - mit allen Folgen. Bauboom - aber jeder kann mir auf den Teller schauen etc etc. Wien ist auch positives ein Beispiel - aber ganz anders gelagert


    Der "Widerspruch zwischen dem Grundbedürfnis Wohnen und der Renditeerwartung des Immobilienmarkts" als zentrale Ursache ausmachen zu wollen, ist dagegen ein haltloses ideologisches Märchen aus dem 20 Jahrhundert. Oder: Erklär das mal...

    Man kann es ja mal konkret machen:

    1. Die Baulandpreise sind in Berlin mangels Angebot explodiert. Ein Fest für Spekulanten! Der mit Abstand grösste Spekulant in Berlin ist aber der Staat selbst. Niemand sitzt seit Jahren und Jahrzehnten auf soviel unbebautem, baureifem Land wie die Summe aus Bund, Land und Bezirken. Aus Unfähigkeit, aus Gleichgültigkeit, aus politischen Gründen. ("Baulandreserve" für Ministerien etc etc ). Ein winziges Beispiel dafür ist das Gebiet gegenüber dem Finanzministerium. Ich bin jetzt zu faul die aktuellen Zahlen zu recherchieren - aber in Berlin blockieren Bund, Land und Bezirke die Fläche einer Kleinstadt. Würde ein Teil davon für den Markt und die Bebauung freigegeben, wäre das ein Segen für die Baupreise und das Angebot. Passiert aber natürlich nicht.

    2. Flughafen Tempelhof: Allen Beteiligten (auch den auf höheren Ebenen agierenden Grünen und Linken) ist klar, dass eine Randbebauung sinnvoll und dringend nötig wäre. Das Gebiet ist zentral und voll erschlossen. Es geht um 10% der Fläche. Die Nutzung für Freizeit wäre nicht nennenswert beeinträchtigt. Aber man hat zuviel Angst vor den NIMBYS und ihrer politischen Macht - und wenn jemand wieder gewählt werden will, vielleicht nicht zu unrecht.

    Die Verfügbarkeit und die Preise für Bauland sind ein weiteres grosses Problem - neben all den anderen oben genannten. Die Summe daraus wirkt wie zäher Schleim auf die Dynamik in der Stadt. Aber solange man alles kleinredet, wird sich auch nichts ändern. Und den Preis zahlen die "kleinen Leute". Gerade deshalb wundert mich der Widerstand von Linken, Grünen und va SPD. Die sollten doch eigentlich vorneweg preschen und das ändern wollen.

    Die Antwort von Klarenbach steht für mich für einen Teil des Problems: Nicht sehen wollen & Kleinreden. Meines Erachtens sind die Zahlen aber viel zu eindeutig. Und die Folgen von Kleinreden und Wegducken sind gerade für die weniger wirtschaftlich Starken in Berlin dramatisch. Dieser Artikel fokussiert auf den politisch-administrativen Prozess. Natürlich ist das nur ein Teil der Misere. Ein paar andere Aspekte habe ich hinzugefügt.


    Wer nicht sehen will,

    - wie sich die Zahl der Fertigstellungen, Baugenehmigungen , Bebauungspläne entwickelt.

    - ebenso wie die Baupreise im Verhältnis zu den Einkommen

    - ebenso wie Bearbeitungszeiten und Bearbeitungsaufwand als Folge einer immer irrwitzigeren Regulierung

    - oder die Zahl & Kompetenz der Mitarbeiter in den Bauämtern.

    - oder die Zahl und der Umfang der für Bebauungspläne, Genehmigungen involvierten Ämter

    im Verhältnis zum Bedarf an Wohnungen, dem ist wirklich nicht zu helfen.

    Und der Bedarf steigt ja nicht nur dramatisch wegen Zuzügen und "Ankommenden". Er steigt auch, weil unsere Gesellschaft altert und in der Charlottenburger Altbauwohnung, in der mal 4 Leute wohnten (Eltern und 2 Kinder) jetzt nur noch 1 Person wohnt (die "Oma"). Der mathematische Effekt dessen ist beachtlich. Er steigt auch, weil der Anteil an Einpersonenhaushalten wächst.

    Was die Bezirksämter angeht und deren Blockadementalität: Hier hat sich meines Erachtens einiges in der letzten Jahren verändert. Die ideologisch getriebenen politischen Besetzungen und damit verbundene Blockade ist hinzugekommen. Ebenso gab es einen erheblichen Zuwachs der Stärke der NIMBYSs. Die Anzahl der Personen, die es sich in Berlin für wenig Geld bequem gemacht halt und jetzt gegen alles Neue klagt und protestiert, hat leider stark zugenommen. Um es klischeehaft zu sagen und eine Beispiel für beide Seiten des politischen Spektrums anzubringen: Das reicht von den "Schwaben", die im Prenzlauer Berg die letzten Clubs in Grund und Boden klagen - bis hin zu den Fundi-Grünen, die in Kreuzberg ihre 5-Euro-Altmiete zahlen und gegen jeden Neubau Sturm laufen. Die Bezirke waren noch vor 10, 20, 30 Jahren mit viel weniger politischem Widerstand konfrontiert als heute.

    Das hier: Link Tagesspiegel halte ich für einen sehr wichtigen, gut recherchierten Artikel, was die Zukunft von Bauen und Wohnen in in Berlin angeht.


    Klar ist: Berlin wird die Krise auf der Angebotsseite nicht bewältigen. Die Krise wird schlimmer werden - auf Jahre hinaus.


    In Kürze sagt der Artikel: Der Senat will im Prinzip zwar mehr Wohnungen - aber die Bezirke blockieren Neubau nach Kräften - denn sie wollen sich nicht mit starken NIMBYs anlegen. Der politische Wille, sich gegen diese Interessen und Widerstände durchzusetzen, fehlt. Folge ist, dass es viel zu wenige neue Bebauungspläne gibt. Die beste Zeit ist lange her (war unter Ingeborg Junge-Reyer). Seither geht es steil bergab (vereinfacht: von 600 auf 30 Bebauungspläne). Als Problem hinzu kämen ideologisch getriebene Baustadträte und, wie immer, die besonderen Abgründe der speziellen Berliner Verwaltung.

    Hinzu kommen ja noch andere Elemente - jenseits dessen, was der Artikel betrachtet:
    - Weiter wuchernde Regulierung verteuert das Bauen stark - ebenso wie

    - Zinspolitik und Inflation

    - Die Einkommen sind in Berlin nicht so, dass man sich daraus ergebende Kosten von 20 Euro/qm so einfach durchsetzen kann.
    - Politisch hat Berlin in der Szene einen schlechten Ruf (Klischee: "Man weiss nie, wann die Enteignen") - so dass gerade in schlechten Zeiten Entwickler, wenn sie es können. lieber einen Bogen um die Stadt machen.

    Man kann nur hoffen, dass der politische Druck durch Zuwanderung, Flüchtlinge (aka Ankommende) so gross wird, dass der politische Wille zum Kampf gegen NIMBYs, Ideologen und Verwaltungsverhau reift. Aber meines Erachtens nach muss es dazu leider erstmal noch viel schlechter werden. Das Leiden/ der Druck reicht noch bei Weitem nicht. So zynisch das ist.

    Ohne den Nachhaltigen politischen Widerstand - in dem Fall von Links (bei anderen Projekten von Rechts, nur um hier politisch korrekt die Balance zu wahren) - wäre das Ding seit mindestens 10 Jahren gebaut. Schon vor vielen Jahren hätte man mit einer Großspende von Hans Wall vollständig rekonstruieren können. In anderen Städten wäre man stolz auf ein engagiertes Grossbürgertum. In Berlin fand man sich durch das Spendenangebot gegängelt und lehnte es ab. Der Widerstand von Links läuft nach dem Motto: Lieber eine Brache als den Bürgerlichen nochmal eine Reko wie das Schloss zugestehen zu müssen. Das wird als massiver Betriebsunfall wahrgenommen, der sich direkt gegenüber auf keinen Fall wiederholen darf. Der entscheidende Schachzug war, dass es gelang für eine Board-Besetzung zu sorgen, die diesen ideologischen Kurs mitträgt. Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn man demokratisch legitimiert seine Ideologie vorantriebt - wie hier geschehen. Eine Mehrheit für diesen Kurs in der Gesamtbevölkerung dürfte es aber meine subjektiven Einschätzung nach nicht geben / nie gegeben haben.

    Klarenbach: Interessant ist, dass man den Campus-Städtebau im Silicon Valley dort inzwischen als klare Fehlentwicklung begreift: Benötigt zu viel Platz, erzeugt zu grosse Entfernungen und damit zu viel motorisierten Individual-Verkehr. Ist das genaue Gegenteil der "Walkable City". Dort gibt es inzwischen viele Initiativen diese Fehlentwicklungen zu korrigieren - oder zumindest nicht fortzuschreiben. Berlin kann vom Silicon Valley viel lernen (Risikobereitschaft, Kapitalbereitstellung etc etc) - aber gerade nicht Städtebau. Hier hätte Berlin (und viele andere europäische Städte) eigentlich eine grosse Stärke: Integration von innovativen Techfirmen mitten in hochverdichtete Kernstädte (wie zB der Amazon-Tower). Auch Google hat das ja mal in Kreuzberg versucht - ist aber an der Politik gescheitert. Diese Firmen nach möglichst weit draussen "verbannen" zu wollen ist mE genau das Falsche