Beiträge von Oranien

    Hi, das hier ist zwar nicht aus Berlin - es beschreibt aber weitere Aspekte ganz gut, die sich in Summe zu dem oben genannten zähen Schleim auftürmen, der den Wohnungsmangel auf Jahre festschreibt: Link FAZ. Das Bemerkenswerte: Sogar die gemeinnützigen Wohnbauunternehmen rebellieren inzwischen.

    Ich möchte keine Parteien-Diskussion daraus machen. Das bringt nicht weiter. Das gesamte Parteienspektrum bedient hier jeweils seine Kundschaft.


    Ich negiere auch nicht, wie politisch schwierig es ist, sich jeweils gegen die eignen NYMBYs durchzusetzen. Ich habe daher Respekt vor dem Versuch der jetzigen Regierung, den Verwaltungsverhau per Gesetzgebung ein wenig zu entschärfen ("Schneller Bauen Gesetz"). Dem Artikel nach gehen ja auch die Schäden durch ideologisch getriebenes politisch Personal zurück.


    Ansonsten ja: NIMBYS sind in vielen westlichen Ländern der grösste Einzelfaktor geworden, der Bauen behindert und Wohnungsnöte verursacht (siehe zB hier Link). Das Problem reicht vom San Francisco bis London. Eine Ausnahme ist Tokyo, übrigens. Keine nennenswerte Wohnungsnot obwohl es die grösste Stadt der Welt ist. Da hat man 1965 die lokale Ebene entmachtet - mit allen Folgen. Bauboom - aber jeder kann mir auf den Teller schauen etc etc. Wien ist auch positives ein Beispiel - aber ganz anders gelagert


    Der "Widerspruch zwischen dem Grundbedürfnis Wohnen und der Renditeerwartung des Immobilienmarkts" als zentrale Ursache ausmachen zu wollen, ist dagegen ein haltloses ideologisches Märchen aus dem 20 Jahrhundert. Oder: Erklär das mal...

    Man kann es ja mal konkret machen:

    1. Die Baulandpreise sind in Berlin mangels Angebot explodiert. Ein Fest für Spekulanten! Der mit Abstand grösste Spekulant in Berlin ist aber der Staat selbst. Niemand sitzt seit Jahren und Jahrzehnten auf soviel unbebautem, baureifem Land wie die Summe aus Bund, Land und Bezirken. Aus Unfähigkeit, aus Gleichgültigkeit, aus politischen Gründen. ("Baulandreserve" für Ministerien etc etc ). Ein winziges Beispiel dafür ist das Gebiet gegenüber dem Finanzministerium. Ich bin jetzt zu faul die aktuellen Zahlen zu recherchieren - aber in Berlin blockieren Bund, Land und Bezirke die Fläche einer Kleinstadt. Würde ein Teil davon für den Markt und die Bebauung freigegeben, wäre das ein Segen für die Baupreise und das Angebot. Passiert aber natürlich nicht.

    2. Flughafen Tempelhof: Allen Beteiligten (auch den auf höheren Ebenen agierenden Grünen und Linken) ist klar, dass eine Randbebauung sinnvoll und dringend nötig wäre. Das Gebiet ist zentral und voll erschlossen. Es geht um 10% der Fläche. Die Nutzung für Freizeit wäre nicht nennenswert beeinträchtigt. Aber man hat zuviel Angst vor den NIMBYS und ihrer politischen Macht - und wenn jemand wieder gewählt werden will, vielleicht nicht zu unrecht.

    Die Verfügbarkeit und die Preise für Bauland sind ein weiteres grosses Problem - neben all den anderen oben genannten. Die Summe daraus wirkt wie zäher Schleim auf die Dynamik in der Stadt. Aber solange man alles kleinredet, wird sich auch nichts ändern. Und den Preis zahlen die "kleinen Leute". Gerade deshalb wundert mich der Widerstand von Linken, Grünen und va SPD. Die sollten doch eigentlich vorneweg preschen und das ändern wollen.

    Die Antwort von Klarenbach steht für mich für einen Teil des Problems: Nicht sehen wollen & Kleinreden. Meines Erachtens sind die Zahlen aber viel zu eindeutig. Und die Folgen von Kleinreden und Wegducken sind gerade für die weniger wirtschaftlich Starken in Berlin dramatisch. Dieser Artikel fokussiert auf den politisch-administrativen Prozess. Natürlich ist das nur ein Teil der Misere. Ein paar andere Aspekte habe ich hinzugefügt.


    Wer nicht sehen will,

    - wie sich die Zahl der Fertigstellungen, Baugenehmigungen , Bebauungspläne entwickelt.

    - ebenso wie die Baupreise im Verhältnis zu den Einkommen

    - ebenso wie Bearbeitungszeiten und Bearbeitungsaufwand als Folge einer immer irrwitzigeren Regulierung

    - oder die Zahl & Kompetenz der Mitarbeiter in den Bauämtern.

    - oder die Zahl und der Umfang der für Bebauungspläne, Genehmigungen involvierten Ämter

    im Verhältnis zum Bedarf an Wohnungen, dem ist wirklich nicht zu helfen.

    Und der Bedarf steigt ja nicht nur dramatisch wegen Zuzügen und "Ankommenden". Er steigt auch, weil unsere Gesellschaft altert und in der Charlottenburger Altbauwohnung, in der mal 4 Leute wohnten (Eltern und 2 Kinder) jetzt nur noch 1 Person wohnt (die "Oma"). Der mathematische Effekt dessen ist beachtlich. Er steigt auch, weil der Anteil an Einpersonenhaushalten wächst.

    Was die Bezirksämter angeht und deren Blockadementalität: Hier hat sich meines Erachtens einiges in der letzten Jahren verändert. Die ideologisch getriebenen politischen Besetzungen und damit verbundene Blockade ist hinzugekommen. Ebenso gab es einen erheblichen Zuwachs der Stärke der NIMBYSs. Die Anzahl der Personen, die es sich in Berlin für wenig Geld bequem gemacht halt und jetzt gegen alles Neue klagt und protestiert, hat leider stark zugenommen. Um es klischeehaft zu sagen und eine Beispiel für beide Seiten des politischen Spektrums anzubringen: Das reicht von den "Schwaben", die im Prenzlauer Berg die letzten Clubs in Grund und Boden klagen - bis hin zu den Fundi-Grünen, die in Kreuzberg ihre 5-Euro-Altmiete zahlen und gegen jeden Neubau Sturm laufen. Die Bezirke waren noch vor 10, 20, 30 Jahren mit viel weniger politischem Widerstand konfrontiert als heute.

    Das hier: Link Tagesspiegel halte ich für einen sehr wichtigen, gut recherchierten Artikel, was die Zukunft von Bauen und Wohnen in in Berlin angeht.


    Klar ist: Berlin wird die Krise auf der Angebotsseite nicht bewältigen. Die Krise wird schlimmer werden - auf Jahre hinaus.


    In Kürze sagt der Artikel: Der Senat will im Prinzip zwar mehr Wohnungen - aber die Bezirke blockieren Neubau nach Kräften - denn sie wollen sich nicht mit starken NIMBYs anlegen. Der politische Wille, sich gegen diese Interessen und Widerstände durchzusetzen, fehlt. Folge ist, dass es viel zu wenige neue Bebauungspläne gibt. Die beste Zeit ist lange her (war unter Ingeborg Junge-Reyer). Seither geht es steil bergab (vereinfacht: von 600 auf 30 Bebauungspläne). Als Problem hinzu kämen ideologisch getriebene Baustadträte und, wie immer, die besonderen Abgründe der speziellen Berliner Verwaltung.

    Hinzu kommen ja noch andere Elemente - jenseits dessen, was der Artikel betrachtet:
    - Weiter wuchernde Regulierung verteuert das Bauen stark - ebenso wie

    - Zinspolitik und Inflation

    - Die Einkommen sind in Berlin nicht so, dass man sich daraus ergebende Kosten von 20 Euro/qm so einfach durchsetzen kann.
    - Politisch hat Berlin in der Szene einen schlechten Ruf (Klischee: "Man weiss nie, wann die Enteignen") - so dass gerade in schlechten Zeiten Entwickler, wenn sie es können. lieber einen Bogen um die Stadt machen.

    Man kann nur hoffen, dass der politische Druck durch Zuwanderung, Flüchtlinge (aka Ankommende) so gross wird, dass der politische Wille zum Kampf gegen NIMBYs, Ideologen und Verwaltungsverhau reift. Aber meines Erachtens nach muss es dazu leider erstmal noch viel schlechter werden. Das Leiden/ der Druck reicht noch bei Weitem nicht. So zynisch das ist.

    Ohne den Nachhaltigen politischen Widerstand - in dem Fall von Links (bei anderen Projekten von Rechts, nur um hier politisch korrekt die Balance zu wahren) - wäre das Ding seit mindestens 10 Jahren gebaut. Schon vor vielen Jahren hätte man mit einer Großspende von Hans Wall vollständig rekonstruieren können. In anderen Städten wäre man stolz auf ein engagiertes Grossbürgertum. In Berlin fand man sich durch das Spendenangebot gegängelt und lehnte es ab. Der Widerstand von Links läuft nach dem Motto: Lieber eine Brache als den Bürgerlichen nochmal eine Reko wie das Schloss zugestehen zu müssen. Das wird als massiver Betriebsunfall wahrgenommen, der sich direkt gegenüber auf keinen Fall wiederholen darf. Der entscheidende Schachzug war, dass es gelang für eine Board-Besetzung zu sorgen, die diesen ideologischen Kurs mitträgt. Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn man demokratisch legitimiert seine Ideologie vorantriebt - wie hier geschehen. Eine Mehrheit für diesen Kurs in der Gesamtbevölkerung dürfte es aber meine subjektiven Einschätzung nach nicht geben / nie gegeben haben.

    Klarenbach: Interessant ist, dass man den Campus-Städtebau im Silicon Valley dort inzwischen als klare Fehlentwicklung begreift: Benötigt zu viel Platz, erzeugt zu grosse Entfernungen und damit zu viel motorisierten Individual-Verkehr. Ist das genaue Gegenteil der "Walkable City". Dort gibt es inzwischen viele Initiativen diese Fehlentwicklungen zu korrigieren - oder zumindest nicht fortzuschreiben. Berlin kann vom Silicon Valley viel lernen (Risikobereitschaft, Kapitalbereitstellung etc etc) - aber gerade nicht Städtebau. Hier hätte Berlin (und viele andere europäische Städte) eigentlich eine grosse Stärke: Integration von innovativen Techfirmen mitten in hochverdichtete Kernstädte (wie zB der Amazon-Tower). Auch Google hat das ja mal in Kreuzberg versucht - ist aber an der Politik gescheitert. Diese Firmen nach möglichst weit draussen "verbannen" zu wollen ist mE genau das Falsche

    Ich gehe selbst gern in die Oper. Trotzdem muss man festhalten, dass die Subventionierung von Opern in Deutschland ein Problem ist. Deutschland leistet sich mehr Opern als der ganze Rest von Europa zusammen. Opernaufführungen setzen längst keine gesellschaftlichen Impulse mehr. Was auf diesen Bühnen vorgetragen wird hat weniger gesellschaftliche Relevanz als die Twitter-Memes eines drittklassigen Rappers aus Marzahn. Von der Kosten eines Operntickets zahlt 10% der Besucher und 90% der Staat - also zu 95% Leute, die ihr Leben lang nie eine Oper betreten werden. Touristen kommen nicht nach Berlin wegen seiner Opern. Sie kommen wegen seiner Bedeutung für Alternativkultur, Clubkultur, elektronische Musik - wegen seiner Rolle in der Gegenwartskunst - oder schlicht weil in der Uber-Arena ein Musiker auftritt, den es Zuhause nicht gibt. Was Hochkultur angeht, spielt die Philharmonie eine gewisse Rolle - aber nicht die Oper. Wenn man es als Wirtschaftsfaktor sehen will - und das sollte man - wären die Millionen an vielen anderen Orten besser ausgegeben als in der Oper. Angefangen damit, dass man Clubs Lärmschutzmassnahmen finanzieren könnte, damit sie von Zuzüglern nicht mehr in Grund und Boden geklagt werden können.

    Auch für die Strasse Unter den Linden ist die Oper schlecht. Anders als zB ein Restaurant ist sie 20 von 24 Stunden einfach geschlossen. Plus Sommerpause. Wenn man die Gegend beleben will, dann eher nicht mit einer Oper. Weil wir aber generell nicht wissen wohin mit dem Geld, sollte man das Ding ruhig bauen.

    Wurde hier schonmal erwähnt, allerdings ohne Visu:


    In der Bleibtreustrasse 48 (Google Maps) will der "Verein Berliner Kaufleute und Industrieller" einen Neubau errichten. Die Fläche ist schon seit längerem eine Brache - und liegt direkt am Bahndamm. Die Fensterfronten zeigen nach Norden. Südlich schliesst sich ein nach dem 2 WK nur halb wieder aufgebauter Gründerzeitler an. Der Entwurf stammt von Axthelm Rolvien.


    IMG-3729.jpg


    Danke. Vormalige Erwähnung verlinkt.

    Ich kann der horizontalen Gliederung auch nichts abgewinnen. Einer der negativen Aspekte der Architektur-Moderne post Bauhaus. Immer wieder ausprobiert, fast immer wieder unbefriedigend. Noch mehr Sorgen mache ich mir allerdings, wenn sich die Politik einbildet, die Darstellung von Geschmack diktieren zu müssen und zu können (Beitrag 243). Das deutsche Baurecht zählt eh schon zum komplexesten, was die Welt zu bieten hat. Es treibt die Kosten und Mieten - es verringert das Bauvolumen. Da sollte man es sich 2x überlegen, ob man da wirklich noch was draufsatteln muss.

    Was ist daran polemisch? Dass die Bauverwaltungen auf "Stein statt Gartenbeet" drängen (müssen), ist ein Berlin-weites Thema - und zwar seit vielen Jahren. Das steht auch nicht im Gegensatz dazu, dass es auch in anderen Städten Steinplätze gibt. Ideologisch ist eher die Verweigerung, das zur Kenntnis zu nehmen.


    Eine nüchterne Betrachtung kommt im Vergleich zu anderen Städten auch zum Schluss, dass Berlin ganz klar ein weit überdurchschnittliches Problem mit einem rücksichtslosen Umgang von Teilen der Bewohner mit öffentlichen Gütern hat - und zwar ein wachsendes. Widerum ideologisch ist es, das abzustreiten und nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Denn solange man es nicht mal zur Kenntnis nimmt, wird man es auch nicht verändern.


    Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn eine demokratisch legitimierte Senatsbaudirektorin etwas anderen will als einzelne Bewohner - oder gar ich. Immerhin hatte sie einen stark ausgeprägten Gestaltungswillen - und das ist ja schon mal was für Berliner Verhältnisse! Trotzdem muss ich deswegen noch lange nicht gut finden, wie sich das am Schlossumfeld ausgewirkt hat.

    Die Gestaltung des Schossumfeldes ist von zwei Kräften geprägt:
    1. Einer Bau-Verwaltung die darauf drängt, alle öffentlichen Räume im Unterhalt günstig zu gestalten, was Folgekosten angeht. Günstig gestalten heisst in diesem Fall: Sicher vor Zerstörung, Vandalismus, Missbrach und Abnutzung. Man kennt ja seine Berliner. Und es heisst andererseits: Möglichst günstig in der Pflege. Gärtnerisch gestaltete Flächen sind sehr teuer im Unterhalt - jedes Jahr aufs Neue und das auf Jahrzehnte. Stein ist auf Dauer billig. Einmal gelegt und gut ist. Also lieber Stein und Plastik, das 100 Jahre nicht verrottet.


    2. Einer für die Entscheidungen relevanten Senatsbaudirektion, der das ganze Projekt sowieso zuwider war - und die, wäre es nach ihr gegangen, den Palast der Republik gern erhalten hätte. Und die daher alles daran gesetzt hat, wenigstens moderne Akzente (oder das was sie dafür hielt) im Schlossumfeld zu setzen - wo die Senatsbaudirektion eben mehr Durchgriff hatte - wenn man schon das Schloss selbst nicht verhindern konnte.

    Heraus kam eine Steinwüste mit einer Steinwelle als Bank etc. Wundern kann das nicht.

    Mich stört an den Toiletten vielmehr, dass sie nach wenigen Jahren schon ziemlich verbraucht und benutzt aussehen. Vielleicht liegt das an der Material- oder Farbwahl. Vielleicht auch am Reinigungs-Regime. Es ist jedenfalls auffällig -- gerade im Vergleich zu den Standards auf vielen asiatischen Flughäfen. Unter dem Aspekt der "Visitenkarte" erscheint mir das ähnlich bedeutsam wie die Einzigartigkeit der Gestaltung.

    Auf meiner Wunschliste ähnlich weit oben stehen übrigens Steckdosen. Es ist verblüffend, wie wenige es davon gibt. Fest eingebaut in die Sitzreihen gibt es in den Wartebereichen der Gates fast gar keine. Dabei sind gut integrierte Steckdosen und andere Ladepunkte ist in fast allen Flughäfen längst Standard. Am BER sitzen die Leute wie vor 20 Jahren auf dem Boden und nutzen die Steckdosen, die für Reinigungsgeräte gedacht sind. Wie das an einem neu gebauten Flughafen passieren kann, ist mir ein Rätsel. Man hat das Problem auch irgendwann erkannt und mobile Stationen aufgestellt. Aber das ist etwas als dürftig im Vergleich.

    Das Prinzip der Fassade vor der eigentlichen Fassade dürfte nicht zuletzt Sicherheitsüberlegungen Rechnung tragen. Wie bei der amerikanischen Botschaft nebenan gehen diese nicht selten zulasten der gestalterischen Spielräume. Das muss man dem Endergebnis sicher zugute halten.

    Hinter dieser Doppelfassade dürfte es obendrein recht dunkel sein - und die Sicht auf die Strasse für die Mitarbeiter eingeschränkt.

    Besonders unbefriedigend empfinde ich jedoch den nicht vorhandenen Dachabschluss. Neben dem Nachbarn mit seinem angedeuteten Schrägdach sieht es so aus, als sei das Gebäude nicht fertig gebaut worden - oder das Dach abgebrannt. Hinzu kommt, dass man - schräg von der Seite betrachtet - eine Wand mit leeren Fensterhöhlen sieht. Ohne die Hochwertigkeit des Fassadenmaterials in Betracht zu ziehen könnte man es glatt für eine Bauruine halten.

    Wer sich über Benko aufregen möchte, hier ein paar wirklich substanzielle Argumente dafür: Link

    - Die Kreditvergaben an ihn waren gewagt - und erfolgten scheinbar nach anderen Regeln als für übrige und kleinere Kreditnehmer
    - Sein Geschäftsmodell mag anfangs sinnvoll gewesen sein - aber dann "falsch abgebogen".

    - Die Schieflage sei in den Konzernabschlüssen schon 2021 erkennbar gewesen.
    - Den Preis für die Pleite zahlen nicht zuletzt ganz normalen "Häuslebauer" - die jetzt noch schwerer Kredite bekommen - weil die Banken jetzt noch Risiko-scheuer werden müssen.

    - Am Ende werden die Gläubiger womöglich 90% ihrer Einlagen verlieren.

    - Die Politik hat Rahmenbedingungen gesetzt, die einen Benko überhaupt erst möglich gemacht haben.
    - Eine Korrektur dieser Rahmenbedingungen sei nicht zu erwarten - die Politik werde sich statt dessen auf "Benko-Bashing" beschränken.

    Richardson: Eine der Stärken Berlins ist, dass es ganz unterschiedliche geistige Traditionen architektonisch sichtbar machen kann.

    In diesem Fall eine unselige Tradition der Intoleranz, der Unterdrückung und der Presse-Manipulation in der Zeit der "Realsozialismus" - in Form eines Frieses an einem Cafe - und das auch noch an einem zentralen Ort.

    Und - zum Vergleich - dieselbe Übergriffigkeit in Form einer Inschrift an einer Schlosskuppel an einem anderen zentralen Ort... Wobei ich der Inschrift an der Schlosskuppel zugute halten würde, dass sie mehr als 100 Jahre früher angebracht wurde.

    Was jedoch total verwundert ist, dass die eine Inschrift wilde Debatten auslöst, mit teuren Kunstprojekten "kontextualisiert" und "relativiert" und "überdeckt" werden muss. Während die andere - die meines Erachtens mit denselben Maßstäben gemessen einen viel grösseren "Skandal" darstellt - ganz ohne Probleme von derselben Stadtgesellschaft sogar gefeiert wird.

    Meines Erachtens sollte eine Stadt wie Berlin beide Epochen - einschliesslich ihrer Probleme - sichtbar machen können. Die Sklandalisieutng des Einen und die Glorifizierung des Anderen durch dieselben Leute ist jedoch ein wenig verwunderlich.

    Wir sind uns nicht uneinig. Industriepolitik ist, nachdem sie jahrzehntelang verpönt war, wieder weltweit im Kommen. Es ist wie mit einem Subventionswettlauf. Gibt es ihn erstmal, kann man sich dem kaum noch entziehen. Sicher haben die Chinesen das Schwungrad in grossem Maßstab in Gang gebracht. Spätestens mit dem Inflation Reduction Act der USA ist das Kind im Brunnen.

    Den Preis werden - wie immer - die "Normalos" zahlen. Gerade wenn ich links wäre, würde ich auf die Barrikaden gehen. Statt dessen gibt es von da Applaus. Es ist wie mit Instrumenten wie Mietendeckel. Da ist die Datenlage genauso eindeutig. Aber man kann halt so herrlich damit Punkte sammeln - bei den "Normalos" - auch wenn man denen de facto damit ins Gesicht schlägt.

    Was Berlin angeht, man muss sich nur mal die Industriepolitik zum Thema Medien und Mode ansehen. Medien sollten mal das grosse Zukunftsthema sein, Kann sich noch jemand an "Mediaspree" erinnern? Wieviele Arbeitsplätze sind denn entstanden - mit welchem Aufwand - sowohl an Personal als auch Sachmitteleinsatz? Noch schlimmer ist bei Mode. Seit Jahren vom Senat gepampert - und jedes Jahr schrumpft die Bedeutung Berlins.


    Dort wo Berlin erfolgreich ist, wie zB bei Commerce-Plattformen, wurde es das ohne oder gegen die offizielle Politik. Das was Berlin ausmacht, ist die Verfügbarkeit von "Talent". Berlin hatte sogar im Weltmaßstab mal "Top-Talent". Das ist sicher vorbei - aber immer noch ganz gut.

    Empirisch ist die Sache abgehakt und eindeutig: Staatliche Industriepolitik funktioniert langfristig nicht. Sie zerstört Wachstumspotenzial und vernichtet Wert. Es gibt allerdings ein paar sehr grosse Ausnahmen - Airbus dürfte die beeindruckendste sein.

    Was der Staat jedoch exzellent kann, ist die Grundlagen für Wachstum zu schaffen. Ohne staatliche Investionen gäbe es kein Internet etc. etc. Wobei der Staat sich damals nicht anmasste zu sagen: "Jetzt erfinde mir mal das Internet" - sondern einfach nur Freiräume geschaffen hat.

    Schlauer wäre es mE daher, in Berlin in Bildung und Forschung zu investieren. 200 Mio für einen neuen Lehrstuhl in "Material Science" an der TU würde mehr bringen. Berlin hat hier eine grossartige Tradition, auf der man aufbauen könnte. Ist aber natürlich politisch extrem schwer durchzusetzen. Lieber streitet man sich über die Ausschilderung von Toiletten an der Uni.