Beiträge von Bernd Schlüter

    Aufwind beim Scheich durch Schlaich

    Hallo, Max!
    Ich bin Physiker und kein Architekt. So bleiben meine Basteleien auch nur theoretische. Ein Freund ist Architekt, der wollte einmal 1000 Meter hohe, an Stahlseilen von außen aufgehängte Wohn- und Geschäftstürme bauen, dem redete ich diese aus, wegen der Feuergefährlichkeit, und genau dem, was mit den WTC-Türmen dann geschah. Statisch war das sonst durchaus möglich.
    Ob Du es glaubst, oder nicht, der Film, der am 11.9. beim Einsturz lief, den hatte ich exakt so für den geplanten Turm in Dubai vorausgesagt und aufskizziert, wenn der mit einer äußeren tragenden Struktur ausgerüstet würde und ein Flugzeug, und darum ging es, hineinstürzte.
    Denen ich das 1999 erzählte und auf Zeichnungen ausführlich erklärte, war die Umgebung jener Helden, Essabar, al Nahdi, Said Bahaji, Ziad Jarrah und einige, deren Namen ich nicht kenne. Es waren Komilitonen von mir, nette Leute, wie jeder empfand.


    Jetzt aber zu meinem Schlaich'schen Aufwindturm, den ich auch dem al Shehhi, oder wer es damals gerade war, andienen wollte:


    Da darf niemand in der Nähe wohnen. Ob das Ding auch nur eine Woche stehen würde, ist mir noch völlig schleierhaft. Einsturzgründe gibt es viele: Erstens, wenn Schwindrisse auftreten, dann Bodensetzungen, Erdbeben, Wärmespannungen und Sturm. Andererseits kann man das Ding breit bauen: 500 Meter Durchmesser, 3000 Meter Höhe. Trotzdem würde die möglichst dünne Hülle gerne vom Wind eingedrückt mit häufigem Totalverlust, deshalb die Zementwerke außerhalb des Fallkreises.
    Gleich um das Glasdach von bis zu 50 km Durchmesser, wenn nämlich auch Meerwasser destilliert werden soll, Glaswerke, denn auch die werden ganz schön viel zu tun haben...


    So, jetzt aber erst einmal eine ganz grundliegende Frage: Kann man solch ein Monstrum rissfrei aus einem Guss errichten und könnte das, auf Fels gebaut, stehen?
    Gerade habe ich gefunden, dass es 115er Beton gibt, also, mit einer Druckfestigkeit von 115 N/mm². Das würde bedeuten, dass eine 5000 Meter hohe Betonsäule theoretisch sich selbst tragen könnte: 115N/mm² * 1.000.000 mm²/m² > 2200kg/m³ * 9,81 m/s² * 5000m


    Nur habe ich doch erhebliches Misstrauen, insbesondere in die Elastizitätseigenschaften vom Beton. Das schwere Zeug benötige ich aber wohl, um die Windlast bändigen zu können. Obendrauf noch eine stählerne Verlängerung.


    Beim Einsturz passiert nicht viel: die Fabriken nehmen sofort wieder die Produktion auf, der Rohstoff liegt ja herum. In der Mitte hält sich niemand auf: in den inneren 29 km um den Turm herrschen Temperaturen von 70 Grad bei fast 100% Luftfeuchtigkeit.
    Die Bauarbeiter tragen alle einen automatisch sich öffnenden Gleitschirm mit sich. Ich will schon während des freien Falls die leichteren Bauarbeiter von den geringwertigeren Massen trennen.
    Die haben übrigens viel Übung. Die sind bei den vielen Türmen pausenlos im Einsatz.
    So ganz nebenbei, neben den Unlösbarkeiten des Projekts: Energie, Bewässerungs- und Ernährungsprobleme hätte die Welt dann nicht mehr: diese Wärmekraftwerke arbeiten mit einem sehr hohen solaren Wirkungsgrad von ca. 15%., die Energie ist wochenlang zu 100% speicherbar (Wasserfläche unter dem Glasdach).


    Bilder von meinem einstürzenden Turm habe ich keine, aber ich habe da ein paar Bekannte, die uns dabei helfen könnten... :D
    Bernd

    Zitat von Aquafreund

    Ich hab mal gehört das Stahlseile bei einer Länge von 700 Metern reißen würden. Wie kann man denn da nen Aufzug hochbauen oder muss man da umsteigen???


    Stahl hat eine Reißfestigkeit von über 10 Tonnen pro cm².
    10 km Stahldraht wiegen 7,6 Tonnen. So sieht es aus.
    Das hieße, 13 km, ehe das Stahlseil in die Gegend seiner Grenzfestigkeit käme. Für Druckkräfte gilt ähnliches. Es gibt Stahl mit deutlich höherer Festigkeit.
    Bei Beton liegt die Einsturzgrenze bei etwa 2 km Höhe. Genauer, Beton der B55 Norm hat ein spezifisches Gewicht von ca 2,3 t/m³, ergibt 2,4 km. Wenn man, wie bei einer Mehrstufenmondrakete, nach oben hin exponentiell verjüngt, geht's auch mit Beton deutlich höher.
    Vorsicht aber, wenn sich da oben irgendetwas löst. Wenn dann etwas einstürzt, reißt es alles mit sich.


    Die Organisatoren um die Helden des 11. September herum habe ich persönlich wegen jenes 800 Meter-Turmes in Dubai beraten. Es ging um die Widerstandsfäkigkeit gegenüber Flugzeugabstürzen. Ich malte genau auf, was passiert, wenn einige Etagen einbrechen und plädierte für einen harten, herkömmlichen Betonkern.
    Offensichtlich hatten Sie die Lektion gut gelernt und kehrten nach 14 Tagen mit zwei Listen von passenden Gebäuden zurück, die ich aber überwiegend nicht kannte, es waren weit mehr als hundert, schön geordnet nach meiner Anweisung, mit Betonkern und mit tragender Hülle.
    Eigentlich hätte ich mir denken können, dass es gar nicht um das Burj Dubai ging. Das WTC war längst genannt worden. Diese Spinner, dachte ich und sah meine Skizzen ziemlich genau zwei Jahre später in einer guten Verfilmung. Die Natur hielt sich genau an mein Drehbuch. :nono:


    Übrigens, ich bastele an den Schlaich'schen Aufwindtürmen herum, die sollen bei mir mindestens drei km hoch werden, aus Beton, darüber noch eine Verlängerung aus Stahl, damit die Luftfeuchtigkeit aus dem Aufwind "ausgewrungen" werden kann. Risse und Unhomogenitäten im Beton würden das Ding sofort einstürzen lassen, was bei jedem Jahrhundertsturm und bei jedem Erdbeben ebenso geschieht und gleich vorgesehen ist. Es würde sich trotzdem rechnen. Drumherum befinden sich Zement- und Stahlwerke, die den Schutt gleich wieder aufarbeiten. Weiß jemand, wie ich mich da klug machen kann?
    Die Dinger sollen in die Wüste, z.B. für Scheich Osama sein.
    :Nieder: