Den Part ignoriere ich mal, weil er wieder nur Vorwürfe und personenbezogene Kram beinhaltet. Auf irgendeine Zitatfledderei steh ich auch nicht sehr, so sehr Du den (präventiv erwähnten) Vorwurf ("Tram-Gegner") auch bestätigst haben willst und nun überlegst, wie Du aus der Nummer wieder rauskommst. Da bist Du, wie gesagt, an den falschen geraten, da ich diese Masche schon ganz gut kenne.
Na nee
Ist klar.... Ich versuche zumindest ein paar Sachargumente zu bringen und ein paar grobe Kennzahlen als Orientierung zu liefern. Du bringst in dieser Hinsicht bislang rein gar nichts fuer Deine Seite. Und jetzt 'muss' ausgerechnet ich erstmal 'Zahlen' liefern um 'Deinen Anspruechen' an Wissenschaflichkeit zu genuegen?
Ja, ich war neugierig, wo Du Deine Zahlen ("Hamburger Parameter") her hattest. Wenn die Zahlen nur erfunden waren und Du Dich nun nur noch darüber aufregen willst, dass jemand neugierig nachfragt, dann weiß ich, was ich davon zu halten habe.
Ich kann mich nicht erinnern, von Dir auch nur ansatzweise irgendetwas zu den von Dir verlangten Parametern (...) Energiebedarf, Reisezeit, Sitzkilometer, Einschränkung anderer Verkehrsträger, Stoeranfälligkeit, Laerm- & Feinstaubemissionen, Unfallrisiken, (...) etwas gehoert zu haben.
Hättest Du ja nachfragen können. Die U-Bahn schlägt in allen Bereichen eine Tram bei Weitem, wenn es um Leistung geht. Nehmen wir den DT5 als Beispiel, auch wenn am DT6 bereits gewerkelt wird und dieser eher wahrscheinlich für eine U5 sein dürfte. Der kommt auf mindestens 224 Plätze (selbst auf der U3, die bekanntlich nur eingeschränkt bzw. verkürzt befahren werden kann; der DT4 auf der U2 hat für über 400 (!) Gäste pro Fahrzeug Platz), kann alle 2,5 Minuten fahren, schafft 80kmh, erzeugt unterirdisch null Lärmemissionen für Anwohner, ist unabhängig von anderen Verkehrsmitteln und kommt auf eine Stundenleistung von 810 kW. Welche Tram-Wagen möchtest Du als Beispiel nehmen? Vielleicht die neuesten Wagen aus Leipzig? Der Leoliner (NGTW6-H) mit 105 Plätzen auf knapp die Hälfte, kann theoretisch 70kmh fahren (was er aber im Straßenverkehr nicht tut, sondern sich an Tempo 30 bzw. 50 hält und ich bezweifel, dass eine Stadtbahn mit 70kmh durch die Hamburger City fahren würde), erzeugt regelmäßig Unfälle, ist bei externen Unfällen unflexibel (oder nimm Demos oder andere Massenveranstaltungen), aber hat nur eine Stundenleistung von 260 kW, was für ihn spricht. Tja, wie wollen wir das nun monetarisieren? Oder siehst Du selbst, daß Deine Zahlen etwas ... unglücklich waren?
Keine Tram der Welt schafft es 60% der Kapazitaet einer modernen Super-U-Bahn zu erreichen. Eine brandneu geplante Stadtbahn schafft es aber locker rund 60% der (im globalen Vergleich eher mickrigen) Leistungsfähigkeit einer U-Bahn mit Hamburger Parametern zu ereichen.
Superlative sind immer gut. Aber: Es geht um eine neue U-Bahn und nicht darum, wie schnell man oberirdisch auf der U3 fährt. Deshalb: Eine U-Bahn hat Pi mal Daumen doppelt so viel Platz wie eine Straßenbahn und ist deutlich schneller, da sie auf Lärm und den oberirdischen Verkehr keine Rücksicht zu nehmen hat.
Bei einem Drittel der Streckenkosten ergibt sich damit doppelte Gesamtleistung und Kapazitaet zugunsten der Tram. Nicht pro Kilometer, aber eben pro eingesetzten Euro. Mit anderen Worten: Weniger Geld fuer die selbe Leistung oder mehr Leistung fuer das selbe Geld.
Das wäre die schlüssige Konklusion, aber Deine Prämissen sind ja schon falsch, indem Du als Referenz ein 100 Jahre altes Teil-System nimmst und (angeblich) dann auf 60% kommst, inkl. aller Faktoren wie Bahnsteiglängen, Gradienten, aktuell eingesetzten Fahrzeugen etc., um dann irgendein modernes System, das so ggf. gar nicht in Hamburgs Straßen einsetzbar ist (da wären wir wieder bei der Topographie), entgegenzustellen. Das ist nicht sonderlich seriös, sondern da ist offenbar der Wunsch der Vater des Gedankens.
Nebenbei - und das ist das Wichtige - den entscheidenden Parameter, aufgrund dessen ich eben leider nicht an die gross angelegten Hamburger U-Bahn Planungen glaube, hast Du elegant unter den Tisch fallen lassen:
Es sind die Kosten.
Die habe ich nicht unter den Tisch fallen gelassen. Von den Scholzschen Plänen bis Osdorf und Bramfeld halte ich, wie ich Dir schon sagte, selbst nicht viel, da Kosten und Nutzen für mich dort in keinem Verhältnis stehen. Das heißt aber nicht, dass eine U-Bahn auf den südlichen Teilen der Metrobuslinien 5 und 6 nicht sinnvoller wären als eine Tram. Das wäre etwa die halbe Strecke von den jetzigen Plänen, die ca. 3,0 bis 3,5 Mrd. EUR über 20 Jahre vorsehen. Weißt Du, was die vorgeschlagenen Netze von Schwarz-Grün kosten sollen? Es ist in der identischen Größenordnung.
Es bringt eben rein gar nichts, zu streiten: 'Was ist besser: Eine Tram oder eine U-Bahn'. Diesen 'Wettkampf' gewinnt abslout betrachtet immer die U-Bahn. Nur in der Realitaet (bei gegebenen begrenzten finanziellen Mitteln) heisst die Frage irgendwann leider anders. Sie wird lauten: Was ist besser: eine Tram oder keine U-Bahn? Beziehungsweise: Was bringt mehr nutzen fuer das gleiche Geld: Fuenf Kilometer neue U-Bahn oder 15 bis 20 Kilometer neue Tram.
Ob man pro Jahr 150-200 Mio. (ohne Bundeszuschüsse, die bis zu 50% sein können und die Ausgaben somit auf 75 bzw. 100 Mio. "schrumpfen") für eine Stadt- oder U-Bahn-Netz ausgibt, ist dem Haushalt erstmal egal. Es sind und bleiben derzeit knapp 1% der verfügbaren Mittel. Genauso könnte man argumentieren "U-Bahn oder keine Tram?", so wie seit anderthalb Jahrzehnten immer wieder eine Stadtbahn auf der Tagesordnung stand und nun bekannt sein dürfte, was aus ihr passiert ist.
Die "Finanzkeule" zieht daher übrigens nicht. Seit Gründung der Bundesrepublik wird jedes größeres Vorhaben mit "Dafür haben wir kein Geld, sondern müssen sparen" torpediert. Das war in den 70ern nicht anders. Gleichzeitig ist Hamburg heute in einer wirtschaftlichen Verfassung, wie es das noch nie war. Von den 60ern bis 80ern nahm die Bevölkerung ab und die Arbeitslosigkeit zu, was immer gerne vergessen wird, wenn die U5 mit einem "Das hat die SPD doch vor 40 Jahren schon mal nicht umgesetzt ..." angegriffen wird. Zur Zeit hat Hamburg eher Bauchschmerzen durch sein Bevölkerungswachstum, die Steuereinnahmen sprudeln und die Kaufkraft ist weiterhin die höchste in Deutschland und steigt überdurchschnittlich. Wer da meint, 0,5-1,0% für einen notwendigen SPNV-Ausbau seien nicht vorhanden (obwohl die reale, jährliche Einnahmesteigerung bereits inflationsbereinigt höher liegt), der hat entweder radikal andere Prioritäten für die anderen 99%, die er auf 100% "aufblähen" möchte, oder lehnt das Vorhaben aus anderen Gründen ab und sucht nur ein weiteres Argument.
Und einen Punkt gibt es in der Tat, wo ich den Genossen um Scholz und Elster zustimme: Die Proteste wären bei einer Stadtbahn einfach zu groß, ob durch Anwohner oder wütende MIV-Nutzer, die zu viel in den ADAC-Blättern stöbern. Du kennst den Affenzirkus rund um das Busbeschleunigungsprogramm doch selbst. Beispiel: Wer sich etwas mit dem Verkehrswesen beschäftigt, wird eine Leistungssteigerung auf der Linie 5 (bzw. die bearbeitete Teilstrecke ab Niendorf Markt) von 39 auf 33 Minuten für "nur" 25 Mio. EUR für ausgesprochen sinnvoll halten, selbst ohne Berücksichtigung, dass diverse Straßensanierungen sowieso fällig geworden wären, der Radverkehr verbessert wird und auch die MIV-Nutzer profitieren. Trotzdem gehen Leute auf die Barrikaden, gründen Bürgerinitiativen und halten Straßenbauarbeiten per se für eine Schikanierung. Was meinst Du denn, was im Kopf einen Autofahrers vorgeht, wenn an einer Kreuzung "schon wieder" über Monate gearbeitet wird und es dort regelmäßig zum Stau kommt? Mit einer Stadtbahn in Hamburg würde sich jede Partei ins Abseits schießen. Das mag man doof finden, weil man technisch ihre Vorteile sieht, aber darf verkehrspolitisch nicht ignoriert werden. Und natürlich wäre ein U-Bahn-Bau auch mit Eingriffen verbunden. Bloß geht's nicht allein um die Frage "Gibt es Einschränkungen, Ja/Nein?", sondern ums Ausmaß. Und da sind, ob nun 15 oder 30km, U-Bahnen per Schildvortrieb eben ein anderer Schnack als 200km Stadtbahn, teilweise auf den Hauptverkehrsachsen.
Ich hab mir jetzt nochmal die aktuellen Stadtbahnpläne der CDU angeschaut: http://hamburg-braucht-mehr.de…tadtbahn_fuer_Hamburg.pdf (S. 3)
Da ist vielerorts gar nicht klar, ob eine Stadtbahn mit ihrer Größe dort (z.B. rund um die Elbgaustraße) dort überhaupt fahren kann, ob eine separate Spur für den ÖSPV "geopfert" werden soll und woher die Fahrgastzahlen kommen sollen, die manch eine Strecke dort rechtfertigt. Natürlich mag es im Wahlkampf bequem sein, wenn man möglichst vielen Menschen mit bunten Plänen eine Verbesserung verspricht. Da ist es sowohl von CDU als auch SPD ja lustig, dass sie für 17 Spieltage unbedingt die Arenen anschließen will, wo die restliche Zeit niemand ein- oder aussteigt. Und ich selbst würde sogar persönlich davon profitieren, wenn von Eidelstedt über Schnelsen und Niendorf Nord eine flotte, komfortable Stadtbahn nach Langenhorn und Poppenbüttel fährt. Aber dort gibt es einfach kein Aufkommen und wird es nach der These des induzierten Verkehrs auch kaum geben. Vielleicht, wenn Fuhlsbüttel verlegt wird und man dort zusätzlich einen neuen Stadtteil mit 30-40k Einwohnern hochzieht und gezielt mit stadtplanerischen Maßnahmen diverse Berufsverkehre dort begünstigt, aber wie wahrscheinlich das in der nahen Zukunft ist, naja, darüber brauchen wir wohl nicht zu streiten.
Wer angesichts der Haushaltslage den gross angelegten Ausbau eines Verkehrsmittels (z.B. U5 Planungen) fordert, das die eingesetzten Mittel nur halb so gut in Mehrwerrt umsetzt die eine machbare Alternative, der (z.B. Olaf Scholz) muss sich zumindest die Frage gefallen lassen nach welchen Massstaben er denn misst-
Wie gesagt, die U5-Pläne halte ich für überzogen bzw. zu groß, aber da kann man persönlich auch mal abwägen statt nur auf "100% meiner Überlegung oder gar nichts" zu plädieren. Aber auf Teilen kommt man an einer U-Bahn dauerhaft nicht drum herum, wenn man das Wachstum sowie die jetzige Situation berücksichtigt. Daher lieber eine U5 als Stillstand. Und man darf ja nicht vergessen, dass die U5 schrittweise gebaut und in Betrieb genommen wird. Wenn in der nächsten Legislatur die Planungen abgeschlossen sein sollten und die Bagger und Bohrer für den ersten Abschnitt erfolgen, wird ein zukünftiger Senat (welche Farben er auch immer hat) kaum das Vorhaben noch abbrechen. Und ich bezweifel, dass wir im Februar einen schwarz-grünen Senat bekommen, der ähnlich mit einer Stadtbahn loslegt. Aber jeder von uns weiß doch, dass es nichts bringt, auf 2020 zu hoffen und irgendwelche Planungen, die dann 2025-2030 erst abgeschlossen sind. Der ÖPNV wächst in Hamburg jährlich um 2% und die U5 führt durch einige Entwicklungsschwerpunkte des Wohnungsbaus, weshalb davon auszugehen ist, dass es dort einen überproportionalen Zuwachs gibt. Und ein XXL-Bus, in den sich bis zu 180 Personen quetschen können, reicht dort nun wirklich nicht für die nächsten Jahrzehnte. Und ja, es wäre weiterhin provinziell, wenn man sich zurücklehnt und meint, eine Tram würde alle Probleme lösen können. Solltest Du übrigens wirklich anderswo den SPNV-Ausbau befürwortet haben, möchte ich meine Anschuldigung, Du seist gegen jeden Ausbau, natürlich zurücknehmen. Aber dies war mein Eindruck auf Deiner hier getätigten Aussagen und polemischen Vorwürfe (u.a. gegen das Busbeschleunigungsprogramm) und der Glorifizierung der Stadtbahn mit all den schönen Floskeln, rund um das "Verkehrssystem der Zukunft".
Und sicherlich ist auch, um aufs Thema zurückzukommen, ein Ausbau der U4 gen Süden sinnvoll, den ich sehr befürworten würde. Und da finde ich es persönlich sehr schade von der SPD, dass sie stets argumentiert, Wilhelmsburg müsse erst noch weiter entwickelt werden, um eine solche Strecke zu rechtfertigen. Stattdessen verweist man auf die Olympiade, deren Zuschlag ziemlich ungewiss ist und die aus Sicherheitsgründen während der Spiele nicht einmal dort verkehren dürfte. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass eine Weiterführung, z.B. vom Spreehafen einmal durch das Reiherstiegviertel bis zum igs-Gelände, für die gewünschte Entwicklung mehr leisten würde als manch IBA-Projekt. Denn schließlich wird dieses Argument ("Steigerung des Bodenwertes", "nützlich für die Entwicklung der Quartiere, ...") herangeführt, um die U4-Verlängerung durch den Osten der Hafencity zu rechtfertigen. Und das ist dort natürlich auch richtig. Dass das Argument bei einem dicht bebauten, innenstadtnahen Quartier mit viel Potential (wie das Reiherstiegviertel eben) nun nicht zählt, bleibt wohl das Geheimnis von Scholz und seinen Genossen.