Was ist denn für Sie "klassische Qualität"?
Nun ja, blicken wir dazu einige Jahre (knapp 15 –20 Jahre) zurück. Seinerzeit hat sich ein Reihenhaus im EG durch einen geschlossenen Windfang, ein Gäste-WC, eine geschlossene Küche mit Essecke, ein geschlossenes Treppenhaus sowie last not least durch ein geschlossenes Wohnzimmer mit offenem Esszimmer ausgezeichnet. Alle Räume getrennt durch massive Mauern. A propo Mauer. Jedes Reihenhaus hatte sowohl rechts als auch links eine eigene Mauer. Dies war sowohl für die Schall-, Brand- und das Energieverhalten nicht schädlich. Und heute ? Da zeichnet sich ein Reihenhaus z.B. im EG durch ein kombiniertes Windfang-Küche-Wohnzimmer-Esszimmer-Treppenhaus-Zimmer aus. Natürlich ohne „störende“ Mauerwerke, nicht weil das für die Bauträger günstiger ist, sondern weil man den Käufern suggeriert, dass er das so will. Genauso wie er gerne auf ein wertbeständiges Satteldach mit massiven Dachziegeln zugunsten eine Flachdaches verzichtet und natürlich i.d.R. auch gerne auf einen Keller verzichtet – sofern man den Bauträgern glaubt. Verkaufsargument, wer wohnt schon gerne im Keller. Oder der Verzicht auf ein massiv verzahntes Mauerwerk zugunsten von Segmentwänden; vor 20 Jahren noch als Plattenbau in den NBL verpönt. Und die typischen pflegeleichten Grundstücke wurden natürlich weiter verdichtet. Damit dann die Proportionen wieder passen, hat die Hausbreite zwischenzeitlich knapp die Länge eines Mittelklasse-PKW´s erreicht; mit zuweilen Haustüren von nur 80 cm breite.
Dazu könnte man anmerken, soweit so gut, wenn denn a) die Preise mit dieser Bauweise korrespondieren würden und b) wir über einen hinreichenden – auch lokalen – Wettbewerb verfügen würden.
Zu a) verweise ich auf den Baukostenindex einerseits und andererseits auf die Verkaufspreise der Bauträger und zu b) empfehle ich einmal mehr die letzten Projekte zu vergleichen.
Kommen wir zu den pseudo Bauhaus Eigentumswohnungen. Das oben gesagte lässt sich der Grunde nach eins zu eins übertragen. So werden 3-Raumkonzepte mit rd. 160 qm am Markt angeboten bei denen das Küchen-Ess-Wohn-Zimmer nicht selten 120 qm vereinnahmen. Steigt man in erste Gespräche ein, erfährt man das dies keineswegs dem Kundengeschmack entspricht, sondern es sich eher um sog. veredelten Rohbau handelt. Also eine klassische Aufteilung mit echten Räumen natürlich gegen Aufpreis kein Problem darstellt, was entweder den Kaufpreis weiter nach oben katapultiert oder man(n)/Frau sich mit dem Großraumbüro zum Wohnen anfreundet.
Übrigens zeichnet sich schon ein neuer Trend ab, nachdem das System in den letzten Jahren so erfolgreich war, wünschen die Kunden nunmehr keine lästige Trennwand mehr zwischen Schlafzimmer und Bad.
Nun könnte man auch hier antworten, das ist halt Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage. Wenn´s denn so einfach wäre. Wir haben doch in Essen längst ein enges Oligopol. Wir erleben also statt dessen wir uniforme verdichtete Wohngettos hochgezogen werden. Individualität bleibt schicht auf der Strecke.
Wie ich finde spricht das nicht gerade für die Weitsichtigkeit einer Kommune.
Können Sie die Aussage hinsichtlich der angeblich günstigen Bauausführungen in Herten einmal anhand eines Beispiels belegen?
Gerne. Darf ich auf den untenstehenden Link exemplarisch verweisen. Ansonsten möchte ich Sie bitte einmal selbst im Internet zu surfen. Es ist interessant, besonders wenn man nicht mehr lang an Essen gebunden ist.
http://www.immobilienscout24.d…teredFrom=ONE_STEP_SEARCH
Nur zum Vergleich, in Essen werden Eigentumswohnungen mit 3.100 Euro und höher angesetzt.