Beiträge von infoarchitect

    Mehr Urbanität braucht es vor allem außerhalb des Zentrums

    Urbane Gebiete braucht es in München allerdings vor allem außerhalb der direkten Innenstadt, in den mittleren und in den Randbezirken. Dort tritt allerdings bei den zeitgemäßen Neubaugebieten der Sorte "Parkstadt" oder "Gartenstadt" ein Flächenverbrauch zu Tage, dass einem die Haare zu Berge stehen können.

    Ich glaube, das ist ein spezifisches Münchner Problem. Da Wohnungen in München Mangelgut sind und man sowieso alles losbekommt bevor es überhaupt gebaut ist, muss man auf die Bedürfnisse der künftigen Bewohner wenig Rücksicht nehmen. Die meisten sind froh wenn sie überhaupt etwas bekommen.


    Seit einigen Jahren wird im Münchner Raum deshalb auch extrem billig gebaut (Viel Betonguss mit Dämmplatten statt massiver Ziegelbauweise, kleine Fenster und Balkone, sichtbare Klimaanlagen auf dem Dach, brutale Integration von Regenrohren etc.) und allenfalls auf energetische Optimierung geachtet. In Berlin sah das bisher bei Wohnarchitektur ganz anders aus, da entstanden viele interessante, nicht auf Kosteneffizienz optimierte Sachen, da man um die Käufer werben musste.

    Gegenbeispiele

    Allerdings sollte auch nicht vergessen werden, dass das was wir heute als mondäne, urbane Blockrandquartiere kennen, damals keineswegs Wohnraum für alle gewesen ist. Hinter den reich verzierten Fassaden wohnte das gut betuchte Bürgertum, nicht der Tagelöhner mit seiner sechs köpfigen Familie. [...] Solche Orte entstehen nicht einfach über Nacht, sondern durch Geschichte und damit Identifikation.


    Prenzlauer Berg und Friedrichshain beispielsweise wären aber wohl Gegenbeispiele zu dieser These. Sind das nicht Arbeiterviertel der Gründerzeit, die zudem auch noch über Nacht entstanden sind? Teilweise ganze urbane Kieze im selben Jahr hochgezogen? Die Bauzeit für ein Gründstück wie am Helmholtzplatz (fünfgeschossig, Vorderhaus, Seitenflügel, Hinterhaus) war im übrigen ein halbes Jahr.

    Schneller als der BER

    Weiß jemand was mit diesem Rohbau passieren soll? Dort wurde nun das Gerüst abgebaut und das Gebäude steht schon mindestens 1 Jahr in dem jetzigen Zustand.


    Es wurden anfänglich nur ein ein paar Fenster eingebaut, die restlichen Öffnungen wurden mit Folie verschlossen.



    Dieses Wohngebäude des städtischen Wohnungsbauprogramms mit 19 geförderten Mietwohnungen und Kindertagesstätte in der Ottobrunner Straße 52, dessen Fertigstellung ursprünglich für Sommer 2008 geplant war, ist nun fertig:



    Quelle: Upload von mir auf http://www.fotos-hochladen.net/


    http://www.hallo-muenchen.de/muenche...t-2420554.html
    http://www.hallo-muenchen.de/muenche...t-2423259.html
    http://www.wochenanzeiger.de/article/105749.html
    http://www.wochenanzeiger.de/article/111657.html

    Ausser eben in Altstädten wie in München. Das wäre dort unpassend.


    Aber in Leipzig oder Frankfurt oder Jena funktioniert das doch prima mit Hochhäusern in der alten Stadtmitte?


    Und niemand sagt ja, dass man mitten in der Altstadt Hochhäuser bauen muss. Die Altstadt nimmt in München ja heutzutage nur einen kleinen Teil des Innenstadtgebietes ein, die Münchner Freiheit beispielsweise ist 3 km entfernt und bereits ein Subzentrum. Aber auch in der nahen Maxvorstadt (z.B. Heizkraftwerk Theresienstrasse) oder am Hauptbahnhof (NH München) stören doch Hochhäuser nicht. Wenn diese Gebäude nochmal 50 Meter höher wären, wem würde das überhaupt auffallen?

    Highrise One

    Noch ein Schnappschuss vom Highrise One. Während ich erst kritisch war wegen der gemusterten Fassade, muss ich sagen dass das live wirklich gut aussieht und weniger massiv wirkt als eine einfarbige weisse oder schwarze Fassade. Das Highrise macht aus der Entfernung einen lichtdurchfluteten und grazilen Eindruck und integriert sich sehr behutsam in die Umgebung.



    Quelle: https://commons.wikimedia.org/…am-Laim-High-Rise-One.jpg von Rio65trio


    Mod.: Bitte noch kurz die Bildquelle ergänzen. Danke.

    Hochhäuser brauchen ein vorhandenes urbanes Zentrum

    Wieso soll es nicht im Bahnhofsviertel gebaut werden können oder in Schwabing beispielsweise an der Münchner Freiheit? Hochhäuser machen viel mehr Sinn dort, wo sie ein bereits bestehendes urbanes, lebhaftes Zentrum oder Subzentrum markieren, siehe beispielsweise Frankfurt oder Leipzig.


    Dort wo Hochhäuser außerhalb von Zentren an peripheren Achsen, Autobahnringen oder Parks gebaut werden und die Leute nur zum Arbeiten hingehen zieht sofort die Ödnis ein und nach 18 Uhr ist tote Hose und der Wind zieht durch die Häuserschluchten. Siehe als abschreckendes Beispiel Paris La Defense oder in München in kleinem Maßstab Arabellapark oder Uptown Munich oder die Highlight Towers oder der Arnulfpark an der Bahnachse (da würden auch weitere Hochhäuser drum herum nichts dran ändern).

    "Kosten von über einer halben Milliarde Euro" bei denen es nicht bleiben wird. 137 Millionen Euro davon allein für einen nicht zwingend notwendigen "Umbau der Philharmonie". Alle schreiben doch, dass der Gasteig so wie er ist als Kulturort super funktioniert und angenommen wird. Man sollte das Geld besser für die andere Seite der Rosenheimer Straße verwenden, eines der architektonisch übelsten Gebiete in ganz München.

    Und um mal realistisch zu bleibe, ist das Heizkraftwerk auch absolut gar nicht erhaltenswert (siehe hier ).


    In der Natur solcher Heizkraftwerke liegt, dass sie meist von innen architektonisch interessanter sind als von aussen bzw. interessante und sonst kaum finanzierbare Umnutzungen ermöglichen. Man stelle sich mal vor, man könnte die Kindererlebniswelt mit den ganzen integrierten Fabrikelementen (welche zudem fast wie ein Museum an die Geschichte des Ortes erinnern) für das neue Werksviertel erhalten, und im grossen Silo mit der silbernen Fassade würden weiterhin kleine Handwerksbetriebe und Ateliers untergerbracht.


    Das würde Kultur im Berg am Laim erhalten (im Kunstpark Ost waren 58% von insgesamt 165 Nutzungen Ateliers oder kleine Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Eine interessante Studie zur kulturellen Nutzung des Areals zu KPO-Zeiten findet sich hier: Martina Baum: Urbane Orte Teil II, Universitätsverlag Karlsruhe, 2008, ISBN 978-3-86644-286-3). Insbesondere wird der neue Konzertsaal für die meisten Leute vor Ort (junge Familien und Digital Worker) wenig Relevanz haben, da diese nicht zur Zielgruppe klassischer Konzerte gehören.


    Zudem kommt mir der (erhaltenswerte) hohe Schornstein als geplanter Solitär mitten in einem Park aus architektonischer Sicht sehr gewöhnungsbedürftig vor. Die Fassade des Heizkraftwerks könnte zudem ähnlich wie beim Werk 4 Silo modern gestaltet werden, die Bestandsarchitektur liefert dafür sicher interessante Möglichkeiten.


    Ergänzung: Auf der Seite zum Zentralpark, der dann immer noch gross genug wäre, hat das Heizkraftwerk grosse und attraktive Fensterflächen, siehe hier und hier. Auch ein Restaurant mit Biergarten hin zum sonst nur von Wohnbebebauung umgebenen Park würde sich vielleicht anbieten.

    Werksviertel und die Integration des historischen Bestands

    Zwar gibt man an, beim Werksviertel historische Strukturen des ehemaligen Fabrikgeländes/Pfanni-Werkes in das Werksviertel integrieren zu wollen, meiner Meinung nach geht man dabei aber nicht weit genug. Die künftige Wohnbebauung erstreckt sich ja weit über das ehemalige Fabrikgelände hinaus, und trotz einzelner übernommener Strukturen wie Werk 1, Werk 3 und die Werk 4 Silos für gewerbliche Nutzung wird das Viertel künftig insgesamt dennoch überwiegend durch zum gleichen Zeitpunkt entstandene Architektur mit weitgehend einheitlicher Nutzung (Wohnen/Gewerbe/Hotels) geprägt sein.


    Trotz des künftigen Konzertsaals wird wohl von der einstigen kulturellen Bedeutung des Areals im Sinne einer Kulturfabrik kaum etwas übrig bleiben. Hätte man nicht beispielsweise auch den Gebäudekomplex des Heizkraftwerks, welches künftig bis auf den Schornstein einem Teil des Zentralparks weichen soll und in dem sich jetzt die Kindererlebniswelt Kulti-Kids befindet, für eine kulturelle oder soziale Nutzung in das Konzept integrieren können, um mehr Abwechslung in der Architektur und in der Nutzung sowie ein höheres kulturelles Angebot im Viertel zu schaffen? Es könnte sein dass von der versprochenen Urbanität und Vielfalt des künftigen Viertels im Endergebnis nicht so viel übrig bleiben wird wie proklamiert wird.

    DAF-Team: Komisch, heute morgen habe ich Kommentar 316 noch als infoarchitect verfasst, und Stunden später bin ich schon ein Feindbild ;)
    Hier wurde wohl einmal zu oft gemergt...


    Dagegen ist alles andere interessanter, auch das Singer Building.


    Ich finde das Singer Building auch interessant, aber: Warum soll ein Gebäude der Beaux-Arts-Epoche welches 1968 in New York abgerissen wurde im Berlin des Jahres 2016 wiederentstehen?


    Übrigens werden auf den Bildern von Feindbild gut die unterschiedlichen Dimensionen New Yorks und Berlins ersichtlich: ein Gebäude welches für New York 1968 bereits zu klein war, wirkt im Vergleich zu den geplanten Berliner Hochhäusli geradezu gigantisch. Ein New York an der Spree wird es also in dieser Form sowieso nie geben.

    Sehr schöne Bilder, man erkennt sehr gut wie die detailreiche Natursteinfassade des Gehry Turms weder mit der übrigen Umgebung harmoniert, noch einen ordentlichen Kontrast dazu herstellt - sie wirkt insbesondere wegen der Farbe vollkommen deplatziert an diesem Ort ebenso wie schon die rote Farbe des Alexa.


    Beim Hochhaus am Alexa scheint man sich dagegen richtig Gedanken gemacht zu haben, es stellt vielfache Bezüge zu den anderen Hochhäusern und auch zur Grobform des Gehry Towers her.


    Deine "Intepretation" sieht aus wie der häßliche Turm in Mekka.


    Er sieht 1:1 aus wie das Singer Building, weshalb ich auch sagen würde dass er eher an die Südspitze Manhattans passen würde.

    Motel-One-typische Fassade

    Aber zurück zum Upper West, hier gibt es 2 Punkte. Ein abschließendes Urteil über die Fassade mache ich mir natürlich noch nicht, aber hier hätte auch eine leicht beige Steinfassade wie beim Zoofenster gut gepasst - beim Zoofenster stattdessen eine weiße "Plastikfassade" wie beim Upper West.


    Die weissen Rasterfassaden finden sich an vielen neuerbauten Filialen der einziehenden Hotelkette Motel-One wieder, beispielsweise auch in München oder Köln. Das dürfte kein Zufall und Teil des Corporate Hoteldesign sein. Die Farben dürften neben dem hohen Wiedererkennungswert den Zweck haben die Übernachtungsmöglichkeit gemäß der Low-Budget-Markenstrategie der Hotelkette "günstig aber modern" erscheinen zu lassen.


    Als weiterer Corporate Colour von Motel-One findet sich oft das Türkis in den Fenstern wieder, so offenbar auch beim Upper West, manche Hotels nutzen zusätzlich noch die dritte Farbe Khakibraun. Meiner Meinung nach hätte die Rasterfassade des Upper West in schwarz oder Edelstahl wesentlich wertiger ausgesehen - würde dann aber nicht zum CD und zur Markenstrategie von Motel-One passen.