Beiträge von infoarchitect


    Abseits der TGV Strecken ist das französische Schienennetz in einem dermaßen desolaten Zustand, da erscheint dem nörgelnden Deutschen die hiesige Bahnwelt in ganz neuem Licht. Frankreich ist viel größer als Deutschland und hat viel weniger Einwohner. Das Land besteht großteils wirklich nur aus "Provinz", ganz im Gegensatz zu Deutschland was extrem polyzentrisch ist und nicht nur dicht sondern recht gleichmäßig besiedelt ist. Hochgeschwindigkeitsverkehr ergibt keinen Sinn, da unterwegs zuviele Halte notwendig sind - es ist weder sinnvoll noch vermittelbar nur eine Bahnstrecke zwischen Berlin und München mit vielleicht einem Halt in Nürnberg (so in etwa wäre das nach französischem Vorgehen!) zu bauen.


    Hallo Augsburger, aber in Japan das wesentlich dichter besiedelt ist als Deutschland (D ist quasi Savanne dagegen) funktioniert ja der Hochgeschwindigkeitsverkehr auch hervorragend. Und hier gibt es in den Ballungsräumen oft mehrere Stopps auf kurzer Distanz hintereinander (hier eine Map des Shinkansen-Netzes, wobei die Stationen oft nur um die 20 km auseinanderliegen).


    Trotzdem verbraucht das fast überhaupt keine Zeit da die Shinkansen Züge sehr schnell beschleunigen und bremsen und auch nur für Sekunden halten. Ich glaube das mit der Polyzentrik ist nur so ein vorgeschobenes Scheinargument der Deutschen Bahn um ihre börsenbedingte Einsparstrategie und jahrzehntelange Versäumnisse beim Schienennetz rechtfertigen zu können.

    Im Grunde ist nationaler Flugverkehr in Mitteleuropa echt schwachsinnig; leider haben wir die schärfsten ICEs (im Vergleich zu den Plastikeskapaden französischen Designs), die aber auf Gleisrouten des 19. Jahrhunderts fahren.


    Meine Zustimmung, dass wir in Deutschland auf den Bahnstrecken aus Kaisers Zeiten unterwegs sind. Auf ein Hochgeschwindigkeitsnetz à la Frankreich werden wir jedoch in diesem Jahrhundert wohl kaum hoffen können, bei der Investitionsfreudigkeit (siehe Stuttgart 21)?


    Mal ganz persönlich gesprochen: Sch*** auf die Billigflieger - Flip-Flop-Ziele bringen keine Weltläufigkeit in diesen schönen Flughafen, wie es etwa Transatlantik- oder Asienflüge auf der Abflugtafel tun.


    Ich freue mich als Berliner sehr auf BBI. Dennoch frage ich mich, ob oder welche Stellung sich Berlin als internationaler Hub erkämpfen kann. Zumindest nach Westen (Nordamerika) und Süden (Asien über Dubai) sind die Flugzeiten von den bisherigen beiden deutschen Hubs ja jeweils eine Stunde kürzer, und auch der grösste Teil der Bevölkerung liegt im Einzugsgebiet dieser Flughäfen. Welche Zubringer kommen dann in Frage für BBI ausser Hamburg, Leipzig, Dresden? Und man kann wohl kaum davon ausgehen dass der Berlintourismus allein einen "Transatlantik-Hub" hervorbringen wird?

    ^ Ich kann bei aller berechtigten Kritik am Alexa nicht nachvollziehen, wo die Fassade da "billig, billig, billig" schreit. Eher will man doch einen edlen Eindruck vermitteln.


    Hallo DaseBLN, was ich meine ist dass die aufmerksamkeitsstarke rote Farbe zu den beliebten Farben im Billigmarketing gehört. Stellen Sie sich z.B. mal den Mediamarkt im Galeria Kaufhof am Alex vor, mit dem prägnanten Logo an der Fassade. Die helle Sandstein und Glasfassade macht hier einen edleren, schlichteren, teureren Eindruck, wie ich finde, und das würde nicht so gut zum Discountimage passen.


    Vielleicht ging es bei der roten Farbe des Alexas auch nur darum, dass es ein bisschen mehr ins Auge fällt, sich unterscheidbar macht, bei dem doch etwas abgelegeneren Standort im Vergleich zu Kaufhof und Saturn.


    Da scheint mir eher der Wunsch Vater des Gedankens gewesen zu sein. Zwei Fragen noch dazu: warum fügen sich Bogenelemente gegenüber den S-Bahn-Bögen "nicht ins Stadtbild ein" und welches "Einkaufszentrum" in Berlin fügt sich besser ein?


    Ok, die Bögen stellen einen Bezug zu den S-Bahnbögen her. Aber sonst passt doch der ganze Stil des Bauwerks eher nach Las Vegas oder Baghdad? Wie gesagt finde ich dass sich der Kaufhof am Alex besser integriert, oder z.B. "Das Schloss" in Steglitz neben dem Rathaus im gotischen Stil. Die Fassade orientiert sich hier auch an alten Berliner Kaufhäusern (vgl. z.B. Tacheles), innen findet sich leider der selbe Kitsch wie im Alexa.

    Gerade das wäre doch "piefig" (welch ominöser Begriff, gibt es den auch auf Hochdeutsch?). Was Berlin interessant macht sind Brüche und Disharmonie. Am Alexanderplatz sieht man dies wohl so gut wie an kaum einem anderen Ort Berlins. Und in der Hinsicht gefällt er mir dann auch, "der Alex".


    Lieber Augsburger, in Ihrem Punkt "Disharmonie am Alex" möchte ich Ihnen gerne widersprechen. Beim Alexanderplatz trifft man auf recht viel Harmonie. Hier geht die identische Architektur von Alexanderhaus und Berolinahaus eine harmonische Beziehung mit der neuen Fassade des umgebauten Kaufhofs ein. Auch das neue Geschäftshaus "die mitte" passt sich mit den Fensterproportionen und der Sandsteinfassade in diese Architektur des Platzes ein. Die meisten weiteren umliegenden Bauwerke entstammen der "Idee eines sozialistischen Platzes" aus den 60er Jahren und weisen deshalb einen zusammenhängenden Architekturstil dieser Zeit auf.


    Disharmonie finden Sie in Berlin z.B. am Potsdamer Platz, in den Fassaden am Leipziger Platz, neuerdings am Bahnhof Friedrichstrasse und an vielen Orten in West-Berlin. Was Kollhoff als piefig kritisiert hat war wohl übrigens nicht "der Alex", sondern das Alexa Einkaufszentrum ("Pharaonengrab") das sich im Süden an den Alex anschließt. Das Problem an dieser roten Fassade mit kitschigen "Art Déco" Elementen ist, dass sie sich auffallend überhaupt nicht ins Stadtbild eingliedert, der davon vermittelte Eindruck "billig, billig, billig" und "hier bin ich" aber genau ins Konzept der Betreiber passen dürfte.

    Roter Wüstenpalast

    Kollhoff kritisiert in einem Interview das Alexa als "piefig":


    http://www.tagesspiegel.de/ber…icht-leisten/1899882.html


    Da hat er recht. Das Alexa sieht so aus als wären den Bauherren bei der Kostenplanung die Entwürfe eines nicht realisierten Wüstenpalastes Saddams in die Hände gefallen.


    Den Gesamteindruck zusammen mit den vom Büro plan|werk vorgeschlagen hellen Sandsteinfassaden der Blöcke E2 und E3 stelle ich mir dann ein bisschen vor wie am Potsdamer Platz, wo keine Fassade in irgendeinem Bezug zur anderen steht. Was zumindest bei folgendem Modell wie ich finde durch die Bogenelemente in Ansätzen der Fall wäre.

    Muss sagen, das Flechtwerk gefällt mir gut, langweilig ist es jedenfalls nicht - finds auch gar nicht so 70er mäßig, zumindest kenne ich auf Anhieb kein Beispiel aus den 70ern. Hat jemand von Euch eins parat?


    Es erinnert mich mit seiner weissen Farbe, dem Flechtwerk und weiteren Fassadendetails ein bisschen an das Haus des Reisens am Alexanderplatz, sowie an das Haus der Statistik.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_des_Reisens
    http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_der_Statistik