Beiträge von Hans Dampf

    ^ Keine Sorge, Oberflächlichkeit liegt bei mir nicht unbedingt vor, auch nicht beim Lesen. Wie du aus meiner kritischen Fragestellung entnehmen kannst, habe ich Probleme mit deiner fehlerhaften Subsumtion. Das Gutachten (die Frage nach dessen Richtigkeit mal außen vor gelassen) beantwortet nur die Frage der "Originalität" nicht die Frage, was ist "historisch". Und aus diesem Grunde mein berechtigter Einwand, dass diese Eigenschaft einfach vorliegt und zwar ganz unabhängig von der Denkmalwürde.


    Nichts für ungut, aber wie wäre es, wenn die Modernistenschaft mal ein wenig Kompromissbereitschaft zeigen würde? Ich verurteile auch nicht jedes moderne Gebäude per se, weil es durchaus gelungene Beispiele gibt. Es gibt genug Flächen, auf denen sich die Architektenschaft ausleben kann, mit S21 kommt jetzt noch eine weitere gigantische Spielwiese hinzu. Dann sollte man doch in der Lage zu einer großzügigen Geste sein... Ich weiß, viel zu viel verlangt.


    Selbstverständlich kann ich nur für mich sprechen, aber ich bin kaum allein mit dieser Meinung. Enteignen wird schwierig (wobei das bei S21 auch ein probates Mittel war), kaufen wäre die bessere Option oder sich mit den Eigentümern zusammen zu setzen und die baurechtlichen Rahmenbedingungen (Bebauungsplan) schaffen. Und sind wir ein reiches Bundesland oder sind wir keines? Vorschreiben kann man übrigens vieles in Architektenwettbewerben; auch Fachwerkfassaden.

    madmind: Wie kommst du darauf, dass in einem historischen Gebäude nicht mehr viel Historisches vorhanden ist? Oder anders gefragt, wann beginnt denn die Historie? Und super, du willst das ohnehin schon in vielen Ecken hässliche Stuttgart also noch hässlicher machen, indem du dort mal wieder einen modern-belanglosen Komplex hinstellst. Wie lange dauert es denn noch, bis die Stadt völlig verunstaltet ist?


    Ich könnte mich dann mit einer Versetzung des Gebäudes zufrieden geben, wenn man sich wenigstens dazu durchringen würde, zwischen Marktplatz und Stiftskirche bedeutende historische Häuser zu rekonstruieren. Aber zu dieser großzügigen Geste zu Gunsten der Bürger dieser Stadt wird selbige wohl kaum fähig sein...


    Die Unzulänglichkeiten des baden-württ. Denkmalschutzes im Hinblick auf die Stadtbildpflege wurden hier ja bereits angesprochen. Ein Fall für den Gesetzgeber. Aber der ist ja gerade mit der Renovierung seiner grässlichen braunen Hütte im Schlossgarten beschäftigt...

    Saxonia:
    Ganz genau, so ist es. Und hätten sich unsere Nachkriegspolitiker, allen voran der gute Herr Klett, in allen Belangen durchgesetzt, dann würde es heute noch weitaus schlimmer aussehen. Nur den Bürgern ist es zu verdanken, dass bspw. Neues Schloss oder die Markthalle nicht den Sprengkommandos zum Opfer fielen oder direkt zwischen Altem und Neuem Schloss eine Autobahn hindurchführt. Ohlsen hat Recht, wenn er sagt, dass sich ein Abriss historischer Bausubstanz umso leichter begründen lässt, je weniger noch davon vorhanden ist. Genauso argumtieren doch einige hier in Bezug auf das Wengerterhaus. Komisch, dass viele deutsche Städte aber den umgekehrten Weg gegangen sind oder sogar momentan wieder gehen. Stuttgart aber sucht sein Glück nur in der Moderne und das ist das Problem!


    In diesem Zusammenhang madmind: Du suchst Dir ein paar gelungene Solitäre der Moderne heraus und bastelst Dir daraus eine Universalfeststellung. Es kommt aber nicht auf ein paar Leuchtturmprojekte an, denn diese allein machen noch keine funktionierende und ästhetisch wertvolle Stadt. In einem gebe ich Dir aber Recht, es gibt in Stuttgart kein Gesamtkonzept.


    Schwabenpfeil: Dass man etwas nicht wieder herstellen will heißt nicht, dass man es nicht wieder herstellen kann.

    Vielen Dank für die Bilder, Rotes Rathaus. Mit Sicherheit eines der interessantesten Projekte in den nächsten Jahren. Wer weiß, vielleicht hat sich Chipperfield auch vom Palazzo della Civiltà Italiana inspirieren lassen... Politisch nicht korrekt, aber er ist ja Brite.
    Edit: Sehe gerade, wurde von Konstantin bereits angesprochen.


    Was mir beim letzten Bild mal wieder aufgefallen ist, ist die völlige Überdimensioniertheit der Platte an der Spandauer, die aus dieser Perspektive den Blick auf Fernsehturm und Marienkirche verdeckt/ruiniert. Im Forum wird ja oft davon gesprochen, dass eine mögliche Bebauung des MEF, bzw. Marienviertels mit halber Höhe die unmittelbare Höhenwirkung des Fernsehturms negativ beeinträchtigen würde. M.M.n. leidet die wichtigere mittlere Fernwirkung wesentlich stärker.

    Bitte diese dumpfe Polemik weglassen, die eines Moderatorenamtes gänzlich unwürdig ist. Ich picke nichts heraus, mir ist lediglich die etwas seltsame Gewichtung deiner Beiträge aufgefallen. Flyns - zugegebenermaßen auch nicht ganz passende, aber im Angesicht des Ereignisses verständliche - Verbalinjurie erhält eine umfassende 'Würdigung', während diese unsere freiheitlich demokratische Grundordnung negierenden Methoden, die immerhin eine ganze Stadt betreffen, doch sehr stark relativiert und verharmlost werden, anstatt sie entschieden zu verurteilen. Und dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, ob physische Gewalt bereits angewandt oder lediglich in Aussicht gestellt wurde. Nichtsdestotrotz lag psychische Gewalt bereits in jedem Falle vor. Ach ja, den Moralapostel lasse ich mir gerne gefallen. Aber eigentlich wäre das deine Aufgabe.

    Schade, dass ich gerade kaum Zeit habe hier mitzudiskutieren. Ich möchte an Bato trotzdem kurz den Appell richten, die vermutlich frühlingsbedingt frei werdende Energie nicht an Flyn auszulassen, sondern, anstatt dieses 'Vorkommnis' derart zu relativieren, eindeutig Stellung gegen diese nazihaften Methoden der selbsternannten Antifaschisten zu beziehen. Denn das, was da passiert ist, ist eigentlich skandalös und einer auf Meinungsfreiheit basierenden Gesellschaft absolut unwürdig.

    Vielen Dank für den Artikel-Link, Saxonia. Es ist wirklich eine Schande wie die Stadt mit ihrem (bau-)historischen Erbe umgeht; was der Krieg nicht erledigt hat, das erledigt man selbst. Es ist absolut pervers. Es liegt aber am Gesetzgeber das Erfordernis des "stadtbildprägens" im Denkmalschutz zu verankern. Solange die Bürger keinen Druck ausüben wird - so fürchte ich - in dieser Hinsicht jedoch überhaupt nichts geschehen.

    Bereits einige Tage vor dem Tagesspiegel hat die Immobilien Zeitung berichtet. Der Informationswert ist der gleiche, weshalb man auf eine Zusammenfassung verzichten kann. Neu war mir allerdings die darin enthaltene Visualisierung.
    Ich schätze, dass die im Tagesspiegel veröffentlichte Dachgestaltung umgesetzt wird. Auf der Projektseite ist ebenfalls diese zu sehen. Bemerkenswert ist ja, dass der Altbau um ein komplettes Geschoss aufgestockt wird und damit wieder seine ursprünglichen Dimensionen zurückerhält.



    Quelle: Immobilien Zeitung/Frankonia

    @Dase


    Ich kann verstehen, dass (euch) der Vergleich wenig bringt. Es ist auch offensichtlich, dass in Berlin die Mieten und dadurch die Lebenshaltungskosten steigen. Trotzdem mag der Einwand erlaubt sein, dass der ostdeutsche Student im Allgemeinen und der Berliner Student im Besonderen sehr sehr akzeptable Studienbedingungen vorfindet, von denen man im Süden nur träumen kann. Wer jammert soll bitte hierher kommen und einem abgewohnten Wohnheim aus den 1970ern in einer Kammer mal ein Semester für das gleiche Geld verbringen.


    Und zum Thema Jobs: In Bayern und BW herrscht fast Vollbeschäftigung. Falls ein Student überhaupt etwas ergattert, darf er für 6,50 EUR/h Nachhilfe geben oder beim Penny an der Kasse arbeiten. Jedenfalls in mittelgroßen Städten ist der Jobmarkt völlig überlaufen, Lohndumping ist die Folge. Bspw. hat Heidelberg 145 Tsd. Einwohner und knapp 29 Tsd. Studenten, Tübingen 88 Tsd. Einwohner und 25 Tsd. Studenten. Natürlich wohnen diese nicht alle in den Unistädten - dennoch zeigt die Gegenüberstellung wie schwer es ist, sich auf derart kleinen Jobmärkten durchzusetzen. Rosige Zustände sehen anders aus.

    ^ Kann er wohl schlecht, da ich erst darauffolgend geschrieben habe.


    Eine interessanter Vergleich. Diesen Test kann man allerdings auch umgekehrt durchführen und da wäre ich auf die Reaktionen mal gespannt. Miteinzubeziehen in die Betrachtung wären natürlich auch die länderspezifischen Studien- und Finanzierungssysteme, die dann auch die hohen Lebenserhaltungskosten berücksichtigen. Deshalb wird für uns nur ein deutschlandweiter Vergleich möglich sein.


    M. W. n. sind die BAföG-Sätze deutschlandweit pauschaliert, d.h. von dem derzeitigen Höchstsatz i. H. 670 EUR ausgehend, bliebe einem Berliner Studenten wesentlich mehr im Geldbeutel zum Leben, bzw. der süddeutsche Student müsste sich mit einem weitaus eingeschränkteren Lebensstandard zufrieden geben. Und das ist auch der große Trumpf ostdeutscher Hochschulen im bundesweiten Standortwettbewerb.

    Nicht schlecht, 20 qm in einem frisch sanierten Gebäude für 300 EUR warm... das würde ich mir für die Studenten in süddeutschen Universitätsstädten auch wünschen. Mal abgesehen von der teilweise recht krassen Unterkunftsnot für Studenten, bekommt man hier für diesen Preis höchstens ein 11 qm WG-Zimmer in einem meist unsanierten Wohnheim. Damit bleibt zwar der zu zahlende Preis gleich, der Wohnkomfort ist aber höchst unterschiedlich. Falls man nicht das Glück hat ein WG-Zimmer zu ergattern oder die Höchstmietdauer abgelaufen ist, bleibt nur noch der private Wohnungsmarkt. Für eine vergleichbare Wohnung sind da locker 450-500 EUR drin...

    Ansichtssache. Europäische (Groß-)Städte leben von ihrer identitätsstiftenden Architektur, die sich üblicherweise im Laufe mehrerer Jahrhunderte oder gar Jahrtausende ortsspezifisch entwickelt hat. Ich möchte nicht in einem auswechselbaren Konglomerat moderner Architektur oder Baustoffe, wie Glas, Stahl und Beton leben. Ansonsten würde ich nach Hong-Kong oder Singapur auswandern.


    Schmälert das Dom-Römer-Areal etwa in irgendeiner Art und Weise die Hochhaus-Skyline von Frankfurt? Und was bitte haben die Peripherie-Dörfchen mit der Stuttgarter Innenstadt zu tun? Darum geht es doch überhaupt nicht.


    Man sollte meinen hier hätten die Erben von Arnulf Klett ein "Ich-lerne-nicht-aus-meinen-Fehlern-Gedächtnis-Forum" aufgemacht.

    ...dennoch gibt es tatsächlich auch viele Menschen, die schöne zeitgenössische Gebäude entdecken.


    Bravo! Genau das ist das Problem. Diese armen Menschen müssen sie erstmal suchen und mit gaaaanz viel Glück dann 'entdecken'.

    Ich komme ja ursprünglich aus Hessen.



    Macht doch nichts. ;)


    @Bato: Das ist doch wohl Ansichtssache. Und danke für deine Bewertung. Du begrüßt sicher die Anonymität dieser Funktion.

    Überhaupt nicht schlimm angesichts der in der Stuttgarter Innenstadt massenhaft und in schierem Übermaß erhaltenen historischen Bausubstanz aus Mittelalter und Renaissance. Da muss man auch mal ein Auge zudrücken können.

    Der nächste Krieg kommt bestimmt, warum also nicht einen Hochbunker errichten. Nur die Schießscharten hätte ich etwas kleiner gemacht, das erhöht die Überlebenschancen des Landsers.


    Nein, mal im Ernst: grauenhaft (eignet sich hier auch zum Wortspiel). Dass die 70er in der Kleidung regelmäßig ein Revival erleben kann ich ja noch verstehen, aber in der Architektur? :Nieder:

    Eigentlich müsste aber "Wilhelmplatz" und nicht "Leipziger Platz" auf dem Gebäude stehen. Es läge dann ja auch an der Wilhelmstraße. Naja, falls es wirklich gebaut wird bleiben ja noch ein paar Jahre Zeit um spitzfindig darauf hinzuweisen.


    Reinhard hat auf Facebook schon die ultimative Antwort auf diese berechtigte Frage erhalten: "Hallo lieber Hardy,auf dem Eckgebäude steht Leipziger Platz N°12, weil unser Shopping-Center diesen Namen trägt."


    :lach: