*grad noch was tolles auf franfurt.de entdeckt hab* (hoff ich darf so was posten - wegen copyright und so)
Eine Jahrhundertchance für Frankfurts Universität
Auf dem "Campus Westend" entsteht eine der modernsten Hochschulen Europas
Frankfurt/Main (pia) Mit dem Einzug der geisteswissenschaftlichen Institute in den als Verwaltungszentrale für den I.G. Farben-Konzern errichteten Poelzig-Bau hat die Frankfurter Universität ein bedeutendes Architekturdenkmal in Besitz genommen. Rund um den eleganten Bau entsteht bis 2015 ein großzügiges Universitätsgelände, der „Campus Westend“.
Berkeley, Oxford, Frankfurt - ob die Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt wohl in 20, 30 oder 50 Jahren im gleichen Atemzug wie andere Elite-Universitäten genannt werden wird? In Sachen Studienqualität muss sich das noch zeigen, was aber die Schönheit des Ortes und seine Eignung für wissenschaftliches Lehren und Lernen betrifft, werden dafür mit dem "Campus Westend" bis 2015 die Voraussetzungen geschaffen. Für rund 650 Millionen Euro wird eine neue Universität für Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften auf einem Areal von 39 Hektar in der Stadt entstehen, ein in Europa derzeit wohl einzigartiges Projekt. Bis zu 40.000 Menschen werden hier studieren, lehren, forschen und zum Teil auch wohnen.
Insgesamt 197 Architekten hatten in einer Ausschreibung des Landes Hessen ihre Entwürfe für das Riesen-Areal hinter dem Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend eingereicht, die Aufgabe war für Architekten gleichermaßen anspruchs- wie reizvoll. Der Frankfurter Architekt Ferdinand Heide hat sie nach einstimmigem Votum der Preisrichter am besten gelöst. Besonders lobten sie die "große städtebauliche Qualität" von Heides Entwurf. Er selbst hat an der Technischen Universität Darmstadt und später an der Berliner Hochschule der Künste studiert, vor allem die Berliner Erfahrungen sind auch in seinen Entwurf eingeflossen. "Die strukturelle Geschlossenheit der Hochschule, bei gleichzeitiger Nähe und Offenheit zur Berliner Innenstadt - das hat mir gut gefallen", erzählt Heide. Solche - je nach Bedarf - spannungsreichen oder auch harmonischen Verbindungen von Gegensatzpaaren interessieren den mit 40 Jahren verhältnismäßig jungen, aber sehr erfahrenen und vielfach ausgezeichneten Architekten besonders.
Bei dem Projekt "Campus Westend" galt es, gleich mehrere solcher Gegensätze miteinander zu versöhnen: die Parklandschaft des angrenzenden Grüneburgparks mit der Stadt, die denkmalgeschützten Poelzig-Bauten mit der Ästhetik und den Erfordernissen moderner Architektur. "Das Wunderbare ist - es gibt eine Qualität, die einfach nur fortgeführt werden muss", beschreibt er seinen Ansatz. Poelzigs Klassiker der modernen Architektur (erbaut 1928-30 als Verwaltungssitz der I.G. Farben) bildet in seinem Modell den Abschluss zur Stadt nach Süden. Von dem elegant- streng geschwungenen Gebäuderiegel aus zieht sich eine großzügige Achse bis zur nördlichen Grenze. Hier sind die zentralen Einrichtungen versammelt, Mensa, Hörsaalgebäude und - als Herz und Sinnbild des ganzen - eine Freifläche, der zentrale, alles verbindende Campus. "Ich glaube, dass Studenten in Zukunft noch vielfältiger und allgemeiner ausgebildet werden müssen. Die Uni kann deshalb ein Ort sein, wo man auch von anderen Disziplinen viel lernen kann", erläutert Heide.
Auf dem Campus werden Institute der einzelnen Fachbereiche wie Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, Musikwissenschaft oder Pädagogik die zentrale Achse flankieren, nach Westen mit offener Silhouette zum Grüneburgpark hin, nach Osten klar zur Hansa-Allee und anderen Stadtvierteln abgegrenzt. Nach Norden hin sind Wohneinheiten für Studierende, sowie Kino, Theater oder Gebäude für Geschäfte und die Verwaltung vorgesehen. Grüneburgpark und Universität werden organisch miteinander verwoben; Heide hat es so angelegt, dass "die Lesesäle der Fachbibliotheken ein Teil des Parks werden".
Für Universitätspräsident Prof. Rudolf Steinberg steht fest: "Dieses Projekt ist eine Jahrhundertchance - für unsere Universität, aber auch für die Stadt Frankfurt. Die zukünftigen Studierenden dieser Universität sind zu beneiden." Auch Hessens Finanzminister Karlheinz Weimar ist stolz: "Hier entsteht ein neues Wissenschafts- und Bildungszentrum mitten in einer ausgesprochen international geprägten Stadt, voller Urbanität und Entwicklungspotenzial." Dem Baubeginn sieht er optimistisch entgegen: "Stadt und Land werden auf der Basis des prämierten Wettbewerbsentwurfs einen städtebaulichen Rahmenplan erarbeiten, der dann in einen Bebauungsplan mündet. Unter dieser Vorgabe ist noch in diesem Jahr die Auslobung des ersten Realisierungswettbewerbes geplant."
Was das bestehende Gebäude-Sammelsurium der „alten“ Universität in Bockenheim betrifft, drückt sich Unipräsident Steinberg diplomatisch aus: "Wenn Sie jetzt über den Campus gehen, dann haben Sie nicht den Eindruck architektonischer Schönheit". Von den alten Strukturen wird wohl nur das alte Hauptgebäude erhalten bleiben: "Wir sind unter anderem im Gespräch mit der Senckenbergischen Gesellschaft. Sicher ist nur, dass das Gebäude weiterhin wissenschaftsnah genutzt werden wird."