Beiträge von Heinrich

    Als ich gestern einmal mehr fassungslos vor der Hinrichsenstraße 31 stand, kam ich mit zwei - ebenfalls angewiderten - Bauarbeitern ins Gespräch, die als Dachdecker auf der Baustelle tätig waren und behaupteten, der Architekt oder einer der Architekten bezöge eine Wohnung in dem Gebäude selbst - das innen wiederum mit reichlich Sichtbetonoptik auch in den Wohnbereichen aufwarten würde.


    Ganz unemotional und ernsthaft interessiert mich die Antwort auf die Frage, ob man als Bürger und in meinem Fall auch als Anwohner in dieser Sache eine Möglichkeit hat, den Planungsprozess nachzuvollziehen und ggf. auch genehmigende Stellen der Stadtverwaltung mit der Frage zu konfrontieren, wie ein solches denkmalpflegerisches Vergehen zugelassen werden konnte. Gibt es zudem soetwas wie eine "Gestaltungssatzung" oder Ähnliches, die als Rechtsgrundlage hätte dienen können, gegen die Farbwahl schon während der Planung vorzugehen?


    Wenn ich mich recht entsinne, war bereits im Exposee das sehr intensive Grau vorgesehen - welches aus meiner Sicht übrigens das Kardinalproblem ist. Man stelle sich die Fassade in weiß oder beige vor - und hätte einen ganz drögen Vertreter des aktuellen Geschosswohnungsbaus vor sich, über den vermutlich kaum einer diskutieren würde.


    Ich glaube, hier im Forum wurde einmal der Begriff des "architektonischen Rülpsers" verwendet, der mir auch in diesem Zusammenhang äußerst angemessen erscheint.

    Hinrichsenstraße

    In der Hinrichsenstraße/Ecke Waldstraße strebt der Neubau eines Mehrfamilienhauses seinem Ende entgegen. Ich erinnere mich an das Exposee und wenn meine soeben im Vorbeigehen entstandenen Fotos bereits die endgültige Fassadenfarbe zeigen (wovon ich ausgehe), wird man dem Bauherren nicht vorwerfen können, er habe seine diesbezüglichen Ursprungsplanungen im letzten Moment noch einmal aufgrund einer Vernunfteinsicht geändert. Vermutlich war es auch an der Zeit, das beklemmend harmonische Fassadenfarbbild der Straße durch einen Kontrapunkt aufzulockern, mit Sichtgewohnheiten zu brechen und für ein spannungsreiches Nebeneinander von Alt und Neu zu sorgen. "Hut ab!" kann ich da nur sagen; und am besten den Kopf gleich mit. (Selbstverständlich ist dies kein Aufruf zur Gewalt, lediglich eine emotionale Affektäußerung, die mir hoffentlich zusteht.)


    Ein kleiner Nachtrag zum Beitrag #41 von Riesz: Der prächtige Speisesaal im ersten Obergeschoss des ehemaligen Königlichen Palais und heutigen Rektoratsgebäudes der Universität Leipzig ist erhalten, wird „Alter Senatssaal“ genannt und für besondere festliche Anlässe genutzt, z.B. die jährliche Eröffnung der Buchmesseakademie. Übrigens liegen die Büroräume der Rektorin direkt hinter dem Saal und besitzen über die im Bild hinten rechts befindliche Tür einen direkten Zugang zu diesem, der, so gewünscht, das effektvolle Erscheinen von Magnifizenz erlaubt.

    Ich schließe mich den Einschätzungen meiner Vorredner an, insbesondere der "Wissenschaftscampus" ist im Grunde eine Idee, die in die Wirklichkeit umgesetzt zu sehen zu schön wäre. Ich frage mich allerdings, welche Wissenschaftsinstitutionen mittelfristig Bedarf an einem solchen Campus hätten - andererseits ist es sicher nie verkehrt, derartige Konzepte in der Schublade zu haben: und so verstehe ich das Vorhaben auch, als "Vorrats-" oder "Reserveplanung" für den Fall der Fälle. Oder habe ich da etwas übersehen?
    Derzeit scheint mir, dass alle in Leipzig vertretenen Einrichtungen, um die es gehen könnte - ob Universität, Fachhochschulen, Max-Planck, Fraunhofer oder Helmholtz - an ihren Standorten noch ausreichend Entwicklungspotenzial haben. Bleibt also nur die Hoffnung auf neue große Drittmittelprojekte in der Klasse des Biomasseforschungs- oder des Biodiversitätszentrums mit hohem Flächenbedarf.

    Hat jemand Informationen, ob das im Beitrag 2743 gezeigte Gebäude am Brühl tatsächlich (endlich) saniert wird - oder ob das Gerüst nicht womöglich im Zusammenhang mit dem Lückenschluss an der Ecke Ritterstraße/Brühl bzw. der Sanierung von Oelsners Hof zu sehen ist? Der Neubau schließt jedenfalls direkt an das Gebäude Brühl 67 an.

    Ich kenne den in #87 zitierten LVZ-Artikel nicht und weiß daher nicht, ob die Ausschreibung des Realisierungswettbewerbs für den Neubau des Hauptsitzes der Sächsischen Aufbaubank dort bereits erläutert wurde, aber er findet sich seit heute auf der folgenden Seite:


    http://ausschreibungen-deutsch…effentlichen_2013_Dresden


    Der Ausschreibung kann u.a. entnommen werden, dass ein Investitionsvolumen von ca. 40 Millionen Euro geplant ist und ein Gebäude mit 22.500 qm Bruttogrundfläche für ca. 600 Mitarbeiter entstehen soll. Das Preisgericht tagt wahrscheinlich Ende September 2013.


    Am Robotrongebäude laufen scheinbar auch bereits kleinere Abrissarbeiten direkt vor dem Gebäude, wie ich gestern beobachten konnte.

    ... wenn schon Einzelbeobachtungen vermeldet werden, möchte ich auch eine beisteuern, die ich etwas ungläubig am vorletzten Mittwoch machen durfte: Ich arbeite gegenüber in der Universität und konnte aus dem Rektoratsgebäude blickend drei Fahrzeuge und Mitarbeiter eines Vermessungsbüros bei der Arbeit auf dem Baugrundstück erleben... was auch immer das zu bedeuten haben mag.

    In den letzten Tagen wurde der Parkplatz Brühl/Ecke Ritterstraße komplett beräumt und mit Baustellenschildern versehen. Seit heute sind nun die ersten Arbeiten im Gange, es scheint eine Baustelleneinrichtung aufgebaut zu werden und die ersten Abrissarbeiten haben ebenfalls begonnen - ein kleineres Verbindungsgebäude liegt bereits in Trümmern und könnte für eine Baustellenzufahrt in das Innere von Oelsners Hof genutzt werden. Man mag es kaum glauben... aber sollte nun tatsächlich die Sanierung beginnen? ;)

    Wenn man sich alte "Schwarzpläne" der Innenstadt ansieht, ist gut erkennbar, dass die historische "Raumkante" bis fast vor an den Brühl reichte. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde sie vor einige Jahren bei der Neugestaltung der Hainstraße und dem Aufstellen des kleinen Jugendstil-Brunnens sowie der Bäume bereits wieder hergestellt, so dass man vor Ort anhand der Pflasterung einen sehr guten Eindruck davon erhalten kann, wo einmal die Gebäudefront verlaufen dürfte. Viel "Platz" wird da nicht entstehen, durch die verwickelte Straßensituation und die Öffnung zum Wagner-Platz hin aber hoffentlich auch nichts Beklemmendes.

    Auweia - möchte ich da besserwisserisch ausrufen. Die S-Regeln für Frakturschriften sind wohl nicht mehr jedem geläufig... am Ende wird das sogenannte "Lang-S" niemals verwendet - wie es im letzten Bild ganz reizend beim "das" und "dieses" und, wie schockierend: "Gewandhaus" geschehen ist. Das "Binde-S" bei "Universitätsstraße" muss ebenfalls kurz, nicht lang sein. Von den nicht verwendeten Ligaturen (ch, ck) will ich gar nicht erst anfangen. Auch in den darüber gezeigten Schriftzügen wird konsequent gepfuscht. Ein Hoch auf die Buchdruckerstadt Leipzig! Weitere Boshaftigkeiten zum Zusammenhang dieses unverzeihlichen Fehlers mit der Ästhetik der Räume kann ich mir nur mit Mühe verkneifen. :)

    Humboldtstraße 2a

    Einen vielleicht etwas untypischen Beitrag möchte ich zum Gebäude Humboldtstraße 2a veröffentlichen, dessen Thema aber meiner Ansicht gut in die Kategorie "Umgang mit Bauerbe fällt" - und zwar in einer erbaulichen Weise.


    In dem markanten Vertreter seines Stils - zu dessen Baugeschichte ich leider nichts beizutragen vermag - residert die Geschäftsstelle der "Krankenhausgesellschaft Sachsen" und vor einigen Wochen wurde das Gebäude komplett eingerüstet:



    Ich ging von harmlosen Erhaltungsarbeiten aus, spekakulärer Weise werden aber gerade tatsächlich sämtliche Fenster ausgetauscht - was wunderbar ist, denn die bisherigen waren nur auf den ersten Blick "denkmalgerecht": Aus Kunststoff, mit zu großen weißen Flächenanteilen und teilweise "eingeklebten" Mittelsprossen... Alles in allem sehr billig anmutend und unappetitlich - ich habe mich jedesmal geärgert, wenn ich das Gebäude passierte.


    Die jetzt eingebauten Fenster dagegen sind sehr solide und verleihen dem Haus sofort eine bessere Ausstrahlung - zumal es besonders intensiv durch seine hohe Anzahl von Fenstern und die Art deren Anordnung geprägt wird.


    Hier drei Bilder, die ich - wie das obere auch - heute geschossen habe. Zwar nicht in bester Qualität, aber geeignet, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Zuerst der direkte Vergleich: links "alt" und mittelmäßig, rechts neu und hochwertig. Vor allem den Unterschied zwischen den schlanken "Mittelsprossen" kann man anschaulich genießen.




    Im Hinblick auf das nur einige Schritte entfernte Gebäude Jacobstraße 1 - weiter oben gezeigt und an anderer Stelle intensiv diskutiert - ist dieser erstaunliche (und sicher nicht billige) Umbau ein hoffentlich gutes Omen: dort war sich der geneigte Diskutantenkreis ja gottlob einig (jenseits der unterhaltsamen "Stuck-Debatte"), dass das Beibehalten der Kunststofffenster ein Missgriff von hoffentlich begrenzter Dauer ist.


    Die Humboldstraße 2a jedenfalls ist äußerlich wieder vollständig in einem aparten Zustand und ein zwar kleiner, aber äußerst feiner Beitrag für die Baukultur in Leipzig.

    Gewiss - für die Fassadenrekonstruktion muss man sehr, sehr dankbar sein. Unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten bleibt es aber beklagenswert, dass die billigen, unerträglichen 90er-Jahre-Kunststofffenster nicht ausgetauscht wurden - da fehlt nicht nur irgendeine Besprossung, da ist faktisch gar nichts, außer weinrotem PVC-Elend.... :) Ich werde bei meinen täglichen Wegen an diesem Gebäude vorbei stets grollen und leiden. Aber so können wir uns immerhin auf den hoffentlich nächsten Sanierungsschritt in zehn oder fünfzehn Jahren freuen...

    Zur Jacobstraße 1: An einigen Stellen kann man auch hinter den Gerüstabdeckungen die Fenster betrachten - zu meiner Verwunderung sind es bislang immer noch die wirklich entzückenden alten weinroten Kunststoffvarianten mit aufgeklebten Verstrebungen und grauen Rollläden. Da nun wiederum die eigentlich ganz passablen Fenster des hinzugefügten kleinen Dachgeschosses farblich genau "passen", beschleicht mit die abgründige Furcht, man könnte tatsächlich viel Geld für eine "Wiederverstuckung" investieren, sich aber den Einbau denkmalgerechter Fenster sparen wollen. Ich hoffe, damit zu irren... oder kann mir gleich jemand bestätigen, dass dies in jedem Fall eine Auflage des Denkmalschutzes sein müsse?

    Deutrichs Hof

    Vielleicht passt meine Frage nicht ganz an diese Stelle, aber da es um die Komplettierung der Quartiere um die Reichsstraße geht, halte ich sie für nicht völlig deplaziert: Ich meine, einmal aufgeschnappt zu haben, dass die Stadt Leipzig bei einer möglichen Wiederbebauung des Areals driekt neben dem Riquet-Haus eine Rekonstruktion der Fassade des erst 1968 (?) abgebrochenen Gebäudes anstrebt, das ein Teil von Deutrichs Hof war und den Krieg überstanden hatte. Ist das eine Fehlinformation bzw. kennt jemand entsprechende "Planungsabsichten" (jenseits wohl nicht anstehender konkreter Projekte)?

    Da ich jeden Morgen an besagtem Gerüst vorbeispaziere und der "Genesung" dieses vordem schwer entstellten Gebäudes geradezu liebevoll entgegensehe, ist mir der "Gerüstverhang mit Aufdruck" ebenfalls aufgefallen. Dazu wäre zu ergänzen: der Aufdruck dürfte keinen präzisen "Sollzustand" darstellen, sondern kündigt offenbar nur "frei" an - die Ornamente und die gesamte Fassadengestaltung sind lediglich abstrakt angedeutet (die Fenster überdies gar nicht), was sicher nicht ehrenrürig ist. Alledings: beim genauen Studium lasen sich auch zwei heitere Damen entdecken, die wohl die Karyatiden symbolisieren sollen... Ich bin so gesehen noch voller Hoffnung, auch diese nicht unwesentlichen Schmuckdetails in Bälde tagtäglich genießen zu können.