Beiträge von Robinium

    Brutalismus und Denkmalschutz

    Hallo,


    in Großbritannien und in Nordamerika gibt es derzeit eine starke Kontroverse, ob Gebäude des Brutalismus unter Denkmalschutz gestellt werden sollten oder nicht, und wenn ja, welche. In der Regel ist die Bevölkerung für "alles aus der Zeit so schnell abreißen wie nur möglich, da hässlich und abstoßend" und der Denkmalschutz für "besondere Bauten konservieren, weil es nur wenig Beispiele für diesen Stil und den Sinn dahinter gibt".


    Geisel Library: http:// http://en.wikipedia.org/wiki/Geisel_Library


    Boston City Hall: http:// http://en.wikipedia.org/wiki/Boston_City_Hall


    Übrigens ist kein Baustil so umstritten wie der Brutalismus, der ja sehr in die Extreme geht und leider öfters Bauten hervorgerufen hat, die wirken wie George Orwell's 1984 mit trister Plattenbau-Ästhetik kombiniert - aber von Architekten prämiert wurde. Aber dafür auch viele Bauten, die so originell durchgeknallt waren, dass sie für berühmte Science-Fiction-Filme als Kulisse herhielten. Für meinen Geschmack sind manche Gebäude aus dem Stil total geil, aber die meisten echt unausstehlich. Was mir gefällt, ist dieses robuste Krasse, sich nicht anbiedernde, aber gemütlich ist es dafür ja nun wirklich nicht. Kommt also auch darauf an, wo es steht und welchem Zweck es dient.


    Der Stil ist einfach so extrem, es wird am richtigen Ort gut gemacht und ist geil oder es wird am schlechten Ort gut oder schlecht gemacht und geht total schief und die Dimensionen passen nicht, und/oder der Brutalismus wirkt dadurch richtig übel oder beängstigend. Jeden Tag dort drin zu arbeiten in einem solchen Gebäude ist auch noch was anderes als das Ding einmal von außen zu sehen... teils positiver, teils negativer, je nachdem wie die Gestaltung des Innenraums ist. Außerdem kommt der Stil besser rüber in Wüstenstädten oder am Mittelmeer, als in Großbritannien, weil Beton bei Nässe und Kälte schlecht altert und dann schäbig aussieht. Und weil Beton, selbst frisch, bei blauem Himmel besser aussieht als bei grauem Himmel.

    Wie sieht es in der Hinsicht mit deutschen Gebäuden aus dem Brutalismus-Stil aus? Hat jemand da neue Informationen hinsichtlich Denkmalschutz/Abreißwut? Gibt es da eine Debatte in eurer Stadt?


    Die Kontroverse in Großbritannien/Nordamerika entstand u. a. um folgende Gebäude:


    Die Robin Hood Gardens in London (sozialer Wohnungsbau, wird demnächst abgerissen, kam trotz vielem Hin und Her nicht unter Denkmalschutz - ziemlich verlottert mittlerweile)
    http://en.wikipedia.org/wiki/File:Smithsons_photo_Robin_hood_gardens_London_UK_2005-07-21.jpg


    Trellick Tower (wurde unter Denkmalschutz gestellt und hat Kultstatus bekommen bei der Hip-Szene):
    http://upload.wikimedia.org/wi…ns/1/1c/Trellicktower.jpg

    Hier ein extremes Negativ-Beispiel:
    Ich hab vor einigen Jahren auch das Government Service Center in Boston live vor Ort von außen gesehen, ein Krankenhaus-Gebäude, und ich muss sagen, sieht zwar total krank aber auch sehr interessant aus, ein Mittelding aus einer Tim-Burton-Filmkulisse, Darth Vaders Kampfstern, einem 2. Weltkriegs-Bunker, einem ordinären Parkhaus und Neuschwanstein. Schwer vorzustellen, aber so kam das rüber. Hat schon was Kultiges, würde ich niemals abreißen lassen (in meiner Stadt gibt es zwar auch einige Brutalismus-Bauten, aber nix derart Interessantes). Trotzdem, ob ich mich dort gerne wegen Krebs oder Blinddarm operieren lassen würde? Hmm... Und zu was umnutzen, Geisterbahn? :lach:


    Siehe Fotos hier: http://mw.smugmug.com/gallery/2633574_KEY5S#139096888_UDdP5


    Aber das Form follows Function Konzept ging hier gründlich schief. :Nieder: Die Psychiatrie-Abteilung hat in so einem abgefahrenen Gebäude nix verloren, das ist zu kontraproduktiv weil zu verwirrend und un-heimelig für die Patienten, generell der abgefahrene Stil Brutalismus ist eine Zumutung für Psychiatrie-Patienten, für die ein traditonellerer, konservativerer Architekturstil/Grundriss mehr Sicherheit und Stabilität schaffen würde weils vertraut wäre inmitten ihrer Halluzinationen... Und die Bostoner haben die Abteilung meines Wissens immer noch nicht aus diesem Gebäude ausgelagert :nono:


    Die Patienten scheinen sich da oft zu verirren wegen des wirren Grundrisses in Kombination mit ihrem akuten psychotischen Zustand, Psychose-Leute hangeln sich außerdem in krassen Phasen gerne an Wänden entlang, um sich etwas Stabilität im Wahn zu verschaffen, aber die Betonwände sind innen so super-rauh "brutalistisch" bearbeitet zwecks interessanterer Ästhetik, dass sich die Patienten die Fingerknöchel daran blutig aufreißen. :bash:


    Schlimmer noch: es scheint ja auch echt ein paar Selbstmorde wegen unnötiger Balustraden auf großer Höhe und entsprechender Gänge innerhalb des Gebäudes gegeben zu haben, die Leute haben sich da einfach runtergeschmissen (kann das nicht architektonisch sauber ausdrücken als Laie, sorry).


    Und noch übler, es hat einen Ritualselbstmord in der Kapelle des Krankenhauses gegeben, die alleine durch ihre krasse Gestaltung für einen Laien so aussah, als sei sie für Menschenopfer bestimmt gewesen und für nix anderes. So dass alleine schon die Gestaltung durch diese Assoziationen schon einen armen Geisteskranken dazu verleitet haben soll, sich selbst zu opfern mit tödlichem Ausgang (so die Meinung des Psychiaters, hab mir die Kapelle auf Zeichnungen und Fotos angesehen, und ja, das Ding ist genial, aber sieht so krank aus dass ein Ritualmord besser dazu passt passt als Assoziation als ein normaler Gottesdienst mit Hostie und Wein, meiner Meinung nach). All das nur wenige Monate nach Eröffnung der Klinik. Seitdem ist die Kapelle geschlossen, mittlerweile seit 20 Jahren oder mehr, aus Sicherheitsgründen. :Nieder:


    Es gibt auch einen Haufen anderer Probleme mit den Patienten, die durch die wirre düstere, irgendwie surrealistische Architektur auch im Inneren provoziert und verstärkt sein soll, wenn auch nicht verursacht, z. B. die zahlreichen Hinweise auf Gestalten und Figuren im Bau wie der "Froschkopf" am Haupteingang (siehe Bild), die aber nicht klar genug gezeigt werden, dass der Zweifel an der eigenen Wahrnehmung verpufft...


    Für Leute mit Wahnvorstellungen oder Verfolgungswahn nicht gerade der Knüller, denn ein solches Gebäude provoziert Halluzinationen wie sonstwas statt zu stabilisieren, :Nieder: und man kann auch als teils geheilter Betroffener schwer abschätzen, wieweit diese Wahrnehmungen normal sind und von Otto-Normal-Bürgern geteilt werden, und inwieweit sie durch den eigenen Wahn entstehen... als Betroffener in einer völlig akuten Phase hauen diese Eindrücke hingegen einfach durch und bringen mehr Stress und Wahnsinn ins Leben rein als man eh schon hat. Daher sollte eine Architektur ja auf solche Anspielungen verzichten in Psychiatrien statt sie gezielt einzubauen.

    Hier ist die Katastrophe im Detail geschildert,
    aus Sicht eines Psychiaters, der dort arbeiten musste (auf englisch): http://www.metropolismag.com/html/content_1099/oc99aom.htm. Bei der Psychiatrie-Abteilung des Bostoner Government Service Centers wäre eine Umnutzung zu völlig egal was superwichtig, und die Psychiatrie-Abteilung schnellstmöglich auslagern, meinetwegen in einen öden aber funktionalen Betonklotz. Die armen Patienten! :nono:


    Und eine gute Studie, wie man eine Psychiatrie NICHT gestalten sollte. Meines Erachtens ist der Bau alleine aufgrund dessen misslungen, dass er die stablisierende Funktion eines Psychiatrie-Gebäudes nicht erfüllt, sondern da kontraproduktiv wirkt (die Abteilung war ja von vornherein mit eingeplant und bewusst so gestaltet, um "ehrlich" nach außen zu zeigen, was nach Meinung des Architekten der Wahnsinn bedeutet...) :bash: Also das Form-Follows-Function Prinzip ging in diesem konkreten Fall total schief, egal wieviel Modernismus (Hier: Brutalismus) dabei war und ja eigentlich darauf bepicht sein sollte.


    Hätte ich eine Tante mit psychotischen Anfällen und nur die Wahl, ob ich sie dann in diesem Bostoner Krankenhaus oder gar nicht behandeln lasse - ich würde sie lieber bei mir zuhause aufnehmen und auf Besserung hoffen/beten. Da sind die Chancen auf Gesundung größer.


    Wobei dieser Bau nicht typisch ist für den Brutalismus, sondern eher atypisch, er war einfach nur ein punktuelles Beispiele für eine super-üble Fehlplanung für eine psychiatrische Abteilung. Hätte mit jedem anderen Stil auch so passieren können mit genausoviel Geldmasse und einem ambitionierten Architekten, der sich die Bedürfnisse und Prioritäten der Benutzer nicht genau anguckt, bevor er ein Gebäude plant.


    :rede:Also, Architekten, die ihr hier mitlest: bitte nehmt aus diesem Beispiel mit, worauf ein Architekt achten soll, wenn er ein Psychiatrie-Gebäude errichtet, damit die Insassen sich wohlfühlen. Der zweifelslos geniale Architekt dieses Gebäudes hat das alles leider nicht berücksichtigt. Ich finde sein Gebäude als Skulptur total klasse, aber es passt echt nicht zur Psychiatrie-Abteilung und ist daher eine totale Fehlplanung.
    http://upload.wikimedia.org/wi…_%28Boston%29_in_2008.jpg

    Also, was würdet ihr machen, wenn ihr so ein Gebäude in der Stadt hättet? Was wäre sinnvoll eurer Meinung nach? Abreißen, umnutzen (was die Psychiatrie-Abteilung angeht), oder was?

    Naja. Wenn man dort von der Blindenschule über die Brücke geht, kommen erst mal zwei Treppen, dann ein mit Feinkies bestreuter Platz, bei dem am einen Rand ein Haufen Stolperfallen stehen, und am anderen Ende ein Wasserlauf durchgeht. Hab ich zumindest so im Kopf. ;)


    Ich will nicht behaupten, dass alles in Marburg genial ist. Habe selber in den 80ern in Marburg gewohnt, als Barrierefreiheit noch ein Fremdwort in Deutschland war. Insgesamt haben die sich damals aber ziemlich gut auf ihr Blindengymnasium eingerichtet, für damalige Zeiten. Z. B. Ampeln mit Blindensignalen waren revolutionär damals. Wie das jetzt ist in Marburg im Vergleich, keine Ahnung. Und ist auch nur ein subjektiver Eindruck, ich war damals ein Kind und kannte keine Blinden/Sehbehinderten.


    In Mannheim noch recht aktiv ist auch der Badische Blinden- und Sehbehindertenverein. Die arbeiten auch mit VRN und RNV beim Barriereabbau für Blinde zusammen.


    Danke für diese Ergänzung. Ich kenn bislang nur den Roll-In e. V. persönlich, diesen Verein jedoch nicht. Generell begrüße ich jede Initiative in der Richtung Barrierefreiheit, weil es die Städte generell praktischer und damit lebenswerter macht, für viele Zielgruppen. Freut mich, dass es da nicht nur den Roll-in e. V. gibt. Kann gut sein, dass beide Vereine mitgewirkt haben, dass der Mannheimer Hauptbahnhof so blindenfreundlich gestaltet ist (und für Rollstuhlfahrer wohl auch, habs aber noch nicht persönlich auf Herz und Nieren abgeprüft). (Bin selbst übrigens weder Sehbehindert noch Rollifahrer und nicht hinsichtlich etwaiger, sofern existierender Differenzen/Streitigkeiten zwischen den Vereinen involviert.)

    zu Beitrag #8:

    Sorry wenn ich den steinalten Thread wieder ausgrabe, aber ich finde es wichtig.


    Meine Ex ist blind, wir hatten eine Fernbeziehung und von daher hatte sie öfters mit dem Mannheimer Hauptbahnhof und weniger barrierefreien Bahnhöfen (Frankfurt etc.) zu tun. Sie kommt aus Marburg, DER Blindenhochburg Deutschlands, blindengerecht gestaltet wo es nur geht trotz Fachwerk-Altstadt auf einem Hügel. Und sie hat mir gesagt, ihrer Erfahrung nach, der Mannheimer Hauptbahnhof hat das Problem sehr gut gelöst und ist vorbildlich was diese Blindentrassen angeht oder wie man das nennt. Blinde brauchen vernünftige Leitsysteme, die sich beim Blindenstock deutlich anders "anfühlen" als der Rest des Weges, um sich zu orientieren. Also eine klar gewellte Oberfläche an den Leitpfaden o. ä.


    Möglicherweise hat sich beim Hauptbahnhof Mannheim auch der Mannheimer Roll-In e. V. durchgesetzt, das ist ein Behinderten-Verein, der sich seit vielen Jahren in Mannheim vehement und erfolgreich für Barrierefreiheit durchsetzt, in öffentlichen Gebäuden, öffentlichen Verkehrsmitteln, Kneipen, Museen etc. Und Mannheim Stück für Stück verwandelt hat von einer Stadt, die für Rollstuhlfahrer/Gehbehinderte/(meist) junge Mütter mit Kinderwagen/Dackelhalter usw. der Horror schlechthin war in eine Stadt, wo man damit zurechtkommt. Sie kämpfen immer noch für weitere Verbesserungen, zu Recht.


    Die Mitglieder sind zwar (mein Eindruck letztes Weihnachtsfeier-Treffen mit denen vor ein paar Jahren) keiner von denen sehbehindert, sondern allesamt "nur" Rollstuhlfahrer mit teilweise entsprechenden Krankheitsbildern (Spastik, Muskeldystrophie usw.). Aber sie denken auch für Blinde mit und haben sich bei Blindeninitiativen entsprechend informiert, was deren spezielle Belange sind und engagieren sich u. a. auch für ein blindengerechtes Mannheim, obwohl denen das persönlich egal sein könnte. Und das tun sie verdammt gut und einfühlsam für Leute, die keine Sinnesbehinderung, sondern eine Körperbehinderung haben, also andere Probleme im Alltag. Hut ab vor soviel Engagement, Respekt und Einfühlsamkeit! :daumen:


    Übrigens, barrierefrei im Sinne von rollstuhlfahrerfreundlich ist meist auch gut für Leute, die Kinderwägen oder Einkaufsrollis oder Rollatoren oder Hunde mit kurzen Beinen, wie z. B. Dackel haben - oder Arthritis oder ein kaputtes Knie. Weil sie im Stadtbild oft mit denselben Hürden kämpfen wie Rollstuhlfahrer, oder ihre Hunde. Also auch allgemein nützlich, das Engagement, nicht nur für die spezielle Zielgruppe/Lobby des Vereins.


    Ja, und was extrem unbeliebt ist bei Blinden: wenn man sich bei Treppen an Geländern in der Öffentlichkeit hochhangeln oder runterhangeln muss, die generell schmutzig oder von Vogelsch**ße voll sind. Bäh. Man sieht's nicht im Vornherein, und man braucht den Mist trotzdem zur Orientierung, also muss Körperkontakt zu dem Dreck aufrechterhalten. Man merkt außerdem übrigens oft den Unterschied zwischen wirklich behindertemgerechtem Bauen und lieblos/nachträglich reingequetschten Rollstuhlfahrer-Rampen bei Treppengeländer mit zu steilem Geländer für viele Betroffene und zu dicht an der Wand entlang (mistig v. a. für Elektrorollstühle, die Platz brauchen, aber auch für normale Rollstuhlfahrer).


    Was Blindenhunde anbetrifft: diese erleichtern zwar die Orientierung, helfen aber nicht bei allen Problemen (sie können z. B. ein grünes nicht von einem roten Ampelsignal unterscheiden). Und man muss mit Hunden generell klarkommen können und Hunde mögen, kann nicht jeder, da sind Blinde nicht anders als andere. Ist also nicht die 08/15-Lösung für ALLE Blinden, einfach ein Blindenhund, dann ist jedes Problem beseitigt. Dafür sind Hunde nicht intelligent oder flexibel genug, egal wie gut man sie dressiert.


    Ich muss aber dazu sagen, in Mannheim ist die Hilfsbereitschaft der Passanten in öffentlichen Verkehrsmitteln sehr groß, wenn ein Rollstuhlfahrer oder eine Mutter mit Kinderwagen, eine Rentnerin mit Rollator oder Gehproblemen usw. Schwierigkeiten hat, ein- und auszusteigen. Irgendwer hilft da meist, wenn es Probleme gibt, egal ob aufgefordert oder nicht.


    Was weniger vorbildlich ist, das ist, ob Mannheimer einem Behinderten oder gebrechlichen Senior oder kleinem Kind, das sich noch nicht im Stehen ordentlich festhalten kann in der ruckeligen Straßenbahn, den Platz überlassen. Auf Anfrage meist gerne und ohne Murren, aber von selbst kommen die nicht drauf und bieten das in der Regel nicht an. Aber Mannheim ist eben von der Stimmung her roh und grob, wenn auch eher gedankenlos und plump als feindselig. Insgesamt ist die Stimmung hier tolerant im Sinne von "mir ist völlig egal, was du machst, solang es mich nicht stört, und ich denk nicht drüber nach".

    Meine Meinung zum Hauptbahnhof wäre ja: Einfach abreißen.


    (...)


    Wobei man sagen muß: Der HBf hat mittlerweile gut 41 Jahre durchgehalten. Der erste Mannheimer HBf hat damals nur die Hälfte geschafft :D


    Zu deinem Vorschlag kann ich nicht viel sagen, weil ich die derzeitige Verkehrssituation in der Gegend nicht so gut kenne. Aber den "modernsten Bahnhof Europas" abzureißen wär sicher nicht verkehrt bei diesem Rohrkrepierer. Eine Peinlichkeit weniger. (Oder als Bausünde in die Denkmalpflege-Liste aufnehmen?) ;)

    Danke für die Baustellenbilder.


    Sieht gut und ansprechend aus, nicht so anonym, weil die Häuser individuell gestaltet sind, das wertet Ludwigshafen wirklich auf. Dürfte sich auch belebend auf das Walzmühl-Center auswirken.

    Hallo Leute,


    danke für eure Rückmeldungen, und Jan, danke dir für die Bilder von der Baustelle und die Erläuterungen. Sieht tatsächlich nicht so düster aus wie ich dachte.


    Jetzt verstehe ich die Pro-Seite schon wesentlich besser.


    Ich habe ja selbst mehrere Jahre in Ludwigshafen gelebt und schon einige Male erlebt, wie die Innenstadt versucht wurde zu beleben, indem man immer wieder neue Shopping-Center in die Innenstadt gesetzt hatte, oft mit dem Ergebnis, dass die Shopping-Malls halb verwaist waren. Jedesmal, wenn das nicht klappte, wurde, so kommt es mir vor, reagiert mit: dann brauchen wir eben noch mehr vom Gleichen. Das hat mit zu meiner Skepsis bei diesem jetzigen Projekt geführt, denn das Letzte, was Ludwigshafen braucht, ist noch eine weitere halb leerstehende Shopping-Mall. Auch wegen der Kaufkraft bin ich da nach wie vor skeptisch.


    Trotzdem danke für eure Beiträge. Warten wir einfach ab, ob das Projekt funktioniert.

    Hallo kato2k8,


    vielen Dank für die Information!


    Bin ja kein Städteplaner, aber das VLUXX-Projekt liest sich für mich sehr interessant. Hätte allerdings das Problem/den Effekt, dass man fast schon ein ganzes Viertel rund um den Hauptbahnhof neu aus dem Boden stampfen müsste, um den Hauptbahnhof zu "retten". Falls sowieso ein neues Viertel Sinn machen würde, wär das natürlich eine gute Lösung, und würde auch das Westviertel östlich davon etwas aus der Isolation treiben und womöglich aufwerten.


    Den Eingang neu ordnen als kleine Maßnahme ("Soziale Stadt") wäre auch schon mal besser als nichts. Wichtig wäre aber auch, die nächste Straßenbahnhaltestelle so umzuverlegen, dass sie nicht mehr unterirdisch und 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt ist, so wie es jetzt ist, killt das ja auch eine Menge Potential...

    Hauptbahnhof

    Hallo,


    weiß jemand von euch, ob für den Hauptbahnhof Ludwigshafen irgendwelche Pläne existieren, was damit werden soll?


    Der Bahnhof ist ja als eine totale Fehlplanung aus den 60ern wirklich eines der größten Problemkinder Ludwigshafens und wird auch nur sehr wenig genutzt, siehe dieser Artikel:


    http://www.upi-institut.de/folgen.htm


    Viele Grüße


    Robinium

    Hallo digger,


    Zu deinem Bericht, generell bin ich deiner Meinung das der Umbau gelungen ist. Zumindest wenn man den vorherigen Zustand kannte.


    Oh ja. Habe selten einen Platzumbau gesehen, der so einen extremen Unterschied macht und so gut funktioniert, d. h. von den Leuten angenommen wird. Auch wenn man vielleicht das eine oder andere noch hätte besser machen können, die Wirkung hätte kaum besser werden können. Und genau darauf kommt's ja an.


    Der Wochenmarkt fand damals immer am Mönchsplatz statt.


    Oh, da hatte ich es falsch in Erinnerung. Wohne auch noch nicht so lange hier. Danke für die Richtigstellung.


    Der Platz an sich wird wirklich gut angenommen, hätte ich nicht gedacht. Es sitzen bei schönem Wetter immer Leute auf den Bänken und unterhalten sich, während die Kinder in diesem kleinen Plansch *äh Brunnen spielen.


    Der Brunnen hat mich am meisten verblüfft. Ich dachte zuerst, oje, warum bauen die da ein Teil hin, das aussieht, als würde ein Gulli überlaufen. Aber genau das ist das Geniale an dem Teil: es ist nicht nur ein Brunnen, sondern er ist klasse zum Spielen und auch für kleine Kinder ungefährlich (keine glitschigen Kanten zum Knieaufschlagen). 10 % der belebenden Wirkung des neuen Platzes hängt mit diesem Brunnen zusammen, schätz ich mal. Unglaublich, was sowas ausmacht.


    Den nächsten neuen Brunnen in Mannheim oder sonstwo können sie daher meinetwegen gerne aussehen lassen wie einen Hydranten, denn auch wenn das nicht so "hübsch" ist, Hauptsache den Kindern gefällts und sie spielen gerne damit.


    Das neue Beleuchtungskonzept ist deutlich besser, wobei es bei der ersten Nächtlichen vorbeifahrt auch etwas an ne Landebahn oder Fussballstadion erinnerte. (Weil es so Hell ist).


    Glaube, gerade das Helle macht auch viel von der Wirkung aus, denn wenn man erst mal auf dem Platz sitzt, wirkt das angenehm und "sicherer" als wenn es nicht so hell wäre. Mit einer kalten Lichtfarbe hätte das aber nicht so geklappt.


    Das Haas Haus welches du angesprochen hast finde ich garnicht so schlecht. Es ist sehr auffällig, das stimmt. Aber die beiden Nachbargebäude sind banale Nachkriegsbauten. Bilder habe ich noch irgendwo muss ich mal schauen.


    Ich finde, er wirkt zu arg großstädtisch für das Städtchen und den restlichen Platz, irgendwie wie reingebeamt. Wobei stimmt, es hätte von der Ästhetik her auch schlimmer sein können (Aachener Uniklinik oder so), und die Bauten daneben sind langweilig.


    Der Bau des Pflegeheimes und betreuten Wohnens mit der halbrunden Seite in Richtung Platz hätte man meines Erachtens auch einen Stock höher machen können. Ich finde das ganze wirkt etwas flach. Der Neubau der Eigentumswohnungen der gerade im Bau ist bekommt auch ein Stockwerk mehr.


    Mich stört die Höhe nicht, sieht vielleicht für den Bau isoliert betrachtet nicht so optimal aus, aber ich finde, so fügt sich das Pflegeheim besser ins Stadtbild und hat nicht die Wirkung "Klotz erschlägt Stadtzentrum". Gerade die halbrunde Seite Richtung Platz hätte bei einem Stockwerk mehr womöglich zu aufdrängelnd gewirkt.


    Seit einer Weile ist ein verstärkter Zuzug von neuen Einwohnern festzustellen. Das liegt natürlich nicht nur an der Platzneugestaltung


    Stimmt, ich bin einer von ihnen ;) Und sicher liegt es nicht nur an der Platzneugestaltung, aber ein schönes belebtes Ortszentrum wirkt einfach einladender und für einen potentiellen Zuzügler attraktiver als der triste Zustand vorher.

    Sorry, aber das Projekt ist eine Totgeburt, und der Entwurf erscheint mir blödsinnig und zwar aus mehreren Gründen, sag ich euch als Mannheimer:


    a) Parken soll dort Gebühren kosten, anders als beim Viernheimer Einkaufszentrum, DER traditionellen Shopping-mall der Region. Damit ist schon klar, wo man hinfährt. Denn selbst wenn man mehr Sprit bezahlt, um bis nach Viernheim zu kommen, als das Parken in Ludwigshafen kostet, man kriegts weniger direkt mit. Und hat keine Hektik im Rücken von wegen die Parkuhr läuft. Und Viernheim ist schon alteingesessen, man muss die Leute also erst mal von ihren Gewohnheiten abbringen hin zum Rhein-Center.


    b) die Mannheimer, sie sind nur durch zwei Brücken von Ludwigshafen getrennt und Lu/Ma ist eigentlich ein Gebiet, wird man kaum je nach Ludwigshafen locken können, egal für was. Für sie ist Ludwigshafen traditionell eine potthässliche und peinliche Stadt, wo sie nur im äußersten Notfall hinfahren würden, nämlich weil Ludwigshafen hässlich ist wie die Nacht und einen sehr geringen Prestige in Mannheim hat. Und in Lu gibt's nix zu kaufen, was es nicht auch in Mannheim gibt, Sortiment geringer usw.


    Mannheim ist auch keine schöne Stadt, aber im Vergleich zu Ludwigshafen ist es die biblische Offenbarung schlechthin, vielleicht daher die Arroganz. Die Mannheimer in ihren alteingesessenen Gewohnheiten da umzuschwenken wird schwer sein, allein schon aus Statusgründen geht kein Mannheimer freiwillig nach Ludwigshafen (in Mannheim wird man mitleidig angeguckt, wenn man sagt, man muss nach Ludwigshafen wegen was auch immer - man meidet Ludwigshafen wie die Pest weil die Stadt total übel geplant ist im wahrsten Sinne des Wortes und noch viel hässlicher ist als Mannheim (und das muss man erst mal schaffen). Aber von lokalen Gegebenheiten kriegt man ja nix mit als Investor weitweg, der sich am Reißbrett ein EKZ irgendwo hin klatschen lässt, von Architekten, denen die örtlichen Gegebenheiten eh nicht klar sind.


    Ludwigshafen ist ein Industrie-Baby aus dem 19. Jh., vorher gab's die Stadt nicht, bestand schon immer zur Hälfte aus dem Chemieriesen BASF, also fast reine Arbeiter- und Chemiestadt (wer sichs leiten kann, lebt eh nicht direkt drin, sondern flüchtet in die Vororte im Süden, die zwar größtenteils aus öden Reihen-Neubauten oder Einzelneubauten bestehen, aber noch 10mal besser sind als Ludwigshafen selbst). Also wenig Chancen auf ein hübsches Kind, höchstes Highlight sind die Gründerzeitbauen. Und zu dieser kurzen Geschichte und den massiven Zerstörungen des zweiten Weltkrieges kam noch der Zeitgeist der Moderne von wegen wir reißen den alten sinnloser Plunder ab sowie der Zeitgeist mit der "autogerechten Stadt", wo die meisten der letzten Überreste vom bißchen abgerissen wurden, was Ludwigshafen an Geschichte hatte, für tolle Autobahnen auf Stelzen mitten durch die Stadt bis durch den barocken Schlosspark von Mannheim Yeah!


    Dass das besonders schmerzt ist klar: Ludwigshafen hatte nicht viel historisches Gedächtnis zu bieten, und wenn viles sogar kaputtgemacht wird ohne Krieg und Bomben... sondern wegen Architekten- oder Stadtplaner-Willkür... schlägt es sich auf die Stimmung, auf die Atmosphäre der Stadt nieder. Immerhin in der Hinsicht ist Ludwigshafen mundial: ein kleines Los Angeles im übelsten Sinn. Los Angeles war ja auch immer ein Vorbild von Ludwigshafen.


    Von deren fast verwaisten, fehlgeplanten Hauptbahnhof fernab des Zentrums, ein Monstrum aus den 60ern (?) red ich jetzt gar nicht erst, findet man in vielen Tatort-Folgen mit Ulrike Folkert, immer wenn jemand in der Einöde überfallen wird, wo kein Mensch weit und breit ist, ist es am Hauptbahnhof. Perfekter Drehort auch für einen Zombiefilm, find ich, mit den vielen verwaisten Unterführungen usw. Müsste man eh kaum jemanden vom Bahnhof fernhalten während der Dreharbeiten. Das Pruitt-Igoe von Ludwigshafen, wenn man so will, der städtebauliche Master-Plan, der damals modernste Bahnhof Europas, der aber nie funktionierte und fast auf Anhieb scheiterte. Autsch.


    Die Innenstadt ist von superunattraktiven Autobahnen, teils auf Stelzen durchquert. Ansonsten findet man dort viele superinattraktive, arrogante, klobige, betonmäßige und versiffte Modernismus-Betonbauten der brachialsten ich-fall-auf-um-jeden-preis-Sorte oder irgendwelcher damit verwechselbarer Mist aus verlottertem Beton, welche die ohnehin nicht sooo hübschen, schüchternen aber irgendwie noch ein kleines wenig charmanten Nachkriegsbauten im Stadtbild überschreien und tottreten, plus noch ein so finsteres, verwahrlostes Gründerviertel, dass ich mich frag, ob da Sanierung oder Abriss teurer wäre. Nicht wegen Ghetto-Vandalismus, sondern vom Eindruck her, weil die Fassaden fast schwarz sind vom Chemie-Ruß und schon ewig nichts gemacht. Die Leute dort sind solide Arbeiterklasse und passen insgesamt auf ihre Umgebung auf und haben besseres verdient als in so verrußten Häusern zu leben. Insgesamt kaufen die Ludwigshafener übrigens zur Hälfte in Mannheim ein, trotz Parkplatzroblemen. Weil Mannheim so attraktiv ist im Vergleich zu Ludwigshafen.


    Immerhin, in Ludwigshafen Süd haben sie jetzt in den letzten Jahren endlich mal aus dem Kai eine Rheinpromenade gemacht und dadurch die Stadt aufgewertet. Vorher war die Stadt zwar auch durchgängig am Rhein, aber ohne Promenade. Das halte ich auch dem Entwurf zugute, dass die da eine weitere Promenade einrichten wollen, weiter im Norden. Aber so ein Riesengebilde in Form eines Tausendfüßer mit Haube zur Abschirmung als Shopping-Mall wirkt nicht so offen und einladend.... eine Shopping-Mall hätte man auch einladender gestalten können. Die haben auch keine Cafés oder Kneipen vorgesehen in ihrem Entwurf, wo man sich mal draußen hinsetzen kann. Wäre aber echt nett gewesen, um die Stadt aufzuwerten, denn sowas fehlt wirklich in Ludwigshafen. Rheinpromenade mit Café/Kneipe. Herrlich. Kennen die dort sonst gar nicht. Mit Blick auf den Rhein.


    Der Blick auf den Rhein ist mir in dem Shopping-Center nicht genug ausgearbeitet. Lu ist sowieso sehr verbaut, von fast nirgends kann man den Rhein sehen, und fast überall ist das nur so ein blöder Kai mit Containern oder ähnlich "attraktives", wenn man denn überhaupt drankommt. Das hätte man celebrieren können/sollen bei der optimalen Lage des Kaufhauses, mit einem offen und einladend wirkenden Entwurf mit zwei Terrassen statt einem Tausendfüßer-förmigen, sterilen Riegel mit einer abschirmenden Haube drüber. Weil der Fluss, die Schiffe fahren sehen usw. wär schon geil gewesen. Die Leute aus Lu sind zwar arm, aber hätte trotzdem klappen können, weil der Rhein echt ein Blickfang ist. Tut mir echt leid um die Ludwigshafener, dass der Entwurf das nicht vorsieht. Umso schlimmer, falls die Membran bei einigen Geschäften usw. den Blick auf den Rhein abschirmt.


    Und jetzt sind bereits mehrere Shopping-Center im Zentrum teils auch aus der Zeit, die jeweils nicht gescheit laufen und teilweise leerstehen, alle fast ohne Tageslicht (deshalb so unattraktiv). Die anderen Gebäude sind allerbestenfalls gut in Schuss und ordentlich und keine Beleidigung fürs Auge, aber öde. Allerbestenfalls. Man läuft hier notfalls durch, wenn man was bestimmtes sucht (Fielmann usw.), aber sonst auch nicht. Nix flanieren, man rennt durch die Stadt durch und guckt weg wo man kann. Die Ludwigshafener Altstadt ist halt auch öde wie Sau und Bausünden wohin das Auge blickt, Stadtplanungsfehler hat sich die Stadt zum Markenzeichen erhoben und das merkt man bei jedem Meter. Null Atmosphäre. Ein-Euro-Shops, Handyläden und so. Und alle paar Jahre wird das nächste Shopping-center von der dortigen Politik als die Lösung für das Elent propagiert. Und bis jetzt haben die Leute im Rathauscenter (Rhathaus und eine der tageslichtarmen Shopping Malls bilden eine Einheit, kein Witz - siehe "Rathauscenter Ludwigshafen") nicht geblickt, dass man Leute nicht scharenweise in düstere Shoppingmalls lotsen kann. Merkt man auch am jetzigen Entwurf. Aber mehr zum Tageslichtproblem später.


    Solche Eindrücke brennen sich jedem Besucher ein, und sie beeinflussen einen, selbst wenn man sich nur fragt, ob man sich wirklich mal das durch die Haube abgeschottet wirkende EKZ gehen will in Ludwigshafen oder lieber auf die grüne Wiese.


    Jede Wette, mit einer gemütlicheren Architektur als 70er-Klötzen überall würde die Stadt besser laufen. Ludwigshafen ist wegen der Architektur usw. einfach als stimmungskillende Anti-Stadt in der Region bekannt, wenn es um Erlebnisse geht (Shopping, Freizeit, Ausgehen...). Die Stadt eignet sich nur als Drehort für Zombiefilme. Die Shoppingcenter sind fast alle ohne Tageslicht (oder fast). Grusel!


    Dadurch wird ein guter Teil der Kaufkraft zunächst wegfallen, denn selbst wenn das Rhein-Center anzieht, wird es Jahre brauchen, bis man die Mannheimer über den Rhein locken kann um dort zu kaufen. Die sind in der Region aber eine wichtige Kaufkraft (350.000 Einwohner), sind sehr lokalpatriotisch und kriegen in Mannheim schon genug Auswahl. Die kriegt man mal nach Viernheim ins EKZ, aber kaum nach Ludwigshafen, da sind die zu stolz für.


    c) Der Entwurf sieht aus wie ein Tausendfüßler, der von einem Bulldozer plattgewalzt wurde. Bestenfalls wie eine Bahnhofshalle. Es fehlt der "Gemütlichkeitsfaktor". Und erst recht der Bezug zur Region. Das Ding ist ein Fremdkörper und könnte genausogut in Sydney oder Tokyo stehen. Immerhin sieht das Ding ein wenig so aus wie der ebenso sterile, aber helle, freundliche und funktionierende Bahnhof Mitte in der Innenstadt, den Ludwigshafen eingerichtet hat, nachdem deren Hauptbahnhof sowieso seit Jahrzehnten nicht funktioniert und fast nur für den Nahverkehr verwendet wird.


    d) Auch fürchte ich, wird das Einkaufszentrum düster und daher unattraktiv. Weil im ursprünglichen Entwurf für die komische und sinnlose Haube über dem Gebäude Glas vorgesehen war (das Gebäude wäre ja auch ohne die Haube dicht). Überall. Jetzt kommt statt dessen eine weiße Membran drüber, außer an wenigen stellen., wo das Licht nach unten durchscheinen soll. Ich weiß ja schon von der Multihalle/Herzogenried in Mannheim, wie beschissen so eine Membran in wenigen Monaten aussehen wird, wenn man nicht ständig saubermacht (Chemie-Industriegebiet und weiße Membran - sind die völlig bekloppt :Nieder:.) Lässt ja auf ein adrettes Äußeres hoffen im Laufe der Zeit, ob das die Ludwigshafener mitmachen? Selbst die haben ihre Schmerzgrenze. Ich hab mir ein paar Baustellenfotos angeguckt, das Licht schimmert nikotinfarben durch und dunkelt wirklich krass ab. Lecker.


    Kann aber an den Fotos liegen. Wie auch immer, diese blödsinnige Deko-Membran macht das Gebäude weder heller noch ansprechender. Wird wahrscheinlich als erstes rausfliegen, in ein paar Jahren. Wobei die Ludwigshafener ja Einkaufspassagen (fast) ohne Tageslicht gewöhnt sind - Rathauscenter, Bismarck-Center, Walzmühle... vielleicht stört wenigstens die das nicht, so aus Tradition.


    e) Diese komische und teure Membrane wird wohl Licht abschirmen ohne Ende und den Bau dadurch wohl düster machen. Auch abgesehen davon, bin ich mir nicht sicher, ob genug Licht durch die Löcher oben kommt, vom Bauplan her, ist jedenfalls viel enger als ein klassisches Atrium. Ob das so förderlich ist für das "Week-End Feeling"? Das Viernheimer EKZ, der größte Konkurrent, ist jedenfalls lichtdurchflutet. Ganz ohne Zierhaube. Ohne die blödsinnige Einsiffungs-und Abdunkelungshaube hätte es vielleicht funktioniert.


    f) Kaufkraft? Ludwigshafen ist eine arme Stadt, war sie schon immer (weil viele Reichen stets in die Provinz oder rüber nach Mannheim geflüchtet sind, weil Ludwigshafen so prollig/hässlich/seelenlos/alles nur eklige Klotzbauten ist und die Stadt total verbaut, auch logistisch). Selbst die vergleichsweise hässliche Fußgängerzone von Mannheim ist viel schöner und zieht die Ludwigshafener ein zum kaufen. Gut, um Ludwigshafen herum, die Vororte und Städte... kriegt man vielleicht ein paar Leute herein, aber die abweisende Architektur (wegen der funktionslosen und bald dreckigen Haube) wird tapfer dagegen kämpfen... plus die Hässlichkeit und der legendäre Ruhm der Stadt als solches (Ludwigshafen ist zwar nicht gefährlich, aber einfach nur deprimierend). Und selbst wenn die Hässlichkeit keinen abhält... gibt immer noch das EKZ Viernheim ohne Parkplatzgebühren. Und lichtdurchflutet.



    Also, wer auch immer sich hier für Stadtplanung interessiert: ab nach Ludwigshafen, da könnt ihr lernen, wie man's NICHT macht. Echt schade, Ludwigshafen war mal gar nicht so schlimm vor den Weltkriegen (d. h. 2. WK und Architekten-/Stadtplanerverwüstung im Rahmen der "Modernisierungswelle").



    Und abgesehen davon: lernt erst mal die örtlichen Begebenheiten kennen, bevor Ihr ein Projekt einschätzt. Und lasst euch nicht so leicht von netten Renderings beeinflussen

    Umbau Sandhofen gut gelungen

    Hallo,


    ein kleines Update von einem Sandhöfener und Nicht-Architekten:
    Sandhofen ist ein relativ abgelegenes, historisch gewachsenes 10.000-Seelen-Städtchen, das zu Mannheim eingemeindet wurde aber sich noch recht autark fühlt und eine gute Autobahn- und Straßenbahnanbindung hat, sowie nette Einwohner, viele Einheimische, viele italienische Kleinbürger, einige Zugezogene aus Mannheim und sonstwoher. Leider haben fast alle ihre Altbauten verputzt (grrr). Trotzdem hat Sandhofen einen fast dörflichen und traditionellen Charakter bewahrt, mit Bauernhöfen, Äckern, schrägen Dächern (meine nicht flach, sondern so die typisch dörfliche Form) usw. Hier kannste auch noch bei Bauern direkt einkaufen, morgens, und dat is lecker!!!


    Das Zentrum bildet der kleine Platz um die Endstelle, der sich wiederum in einer von Autos auf Kaff-Niveau frequentierten Verkehrsinsel befindet. Die Verkehrsinsel am Hauptplatz, dem Herz von Sandhofen, hat nicht nur eine Straßenbahnhaltestelle, sondern auch drumherum Läden in den Straßen drumherum, oft in gemütlichen Altbauten, und wird zum Einkaufen und Plaudern gut und gerne frequentiert (Bäckerei, Penny, Apotheke, Gemüseläden, Metzgerei, zwei Bankenfilialen usw.), und einen kleinen Taxistand, der aber nicht immer belegt ist.

    Zum Projekt in Sandhofen muss ich sagen, es ist wirklich gelungen!
    Und vorher waren an diesem wichtigen Platz die brachliegenden Schienen und direkt an der Straßenbahnhaltestelle noch ein oder zwei verlotterte Toilettenhäuschen, die aussahen, wie von einer 70er Jahre-Autobahn reingebeamt (ich war nie dort drin weils schon von außen so abschreckend und bazillig aussah, egal wie gut geputzt). Ziemlich viel Graffitis auch am Straßenbahnhäuschen, genauer gesagt Tags (leider die banalste Form der Straßenkunst). Ansonsten war der Platz soweit ich mich erinnere einfach nur lieblos geteert, vielleicht noch mit ein paar hingeklatschen Alibi-Vergrünungs-Hecken, aber ich weiß es nicht mehr so genau, wirkte einfach mistig, elend, wenn auch nicht so schlimm wie Ludwigshafen/Hauptbahnhof. Auf dem Platz haben sich die Sandhofener eigentlich nur dann aufgehalten, wenn sie auf die Straßenbahn gewartet haben oder wenn dort Markt war.


    Nachts hab ich mich wohl wegen der Graffiti, der kühl-neonartigen und nicht sehr hellen oder zu kühlen (weiß nicht mehr) so-la-la-Alibi-Beleuchtung und dem durch die Toilettenhäuschen eingeschränkten Sichtfeld nicht so sicher gefühlt, wenn ich auf die Straßenbahn gewartet habe, obwohl Sandhofen eher ein beschauliches Nest als ein sozialer Brennpunkt ist. Diese Ecke sah aus, als hätte sich eine Endhaltestelle der Bronx in das Zentrum von Sandhofen reingebeamt. Das war richtig schade, weil Sandhofen ansonsten recht behaglich ist und gerade das Zentrum davon so verschandelt. Woanders in Sandhofen weiß ich von keinen Graffiti-Problemen - also ein Beleg dafür, dass feindlich wahrgenommene Architektur oder Stadtplanung bzw. deren Urheber zu Respektlosigkeit gegenüber dem Bau/Platz, Rebellion oder verzweifelten Verschönerungsreflexen führen kann oder die Ausmaße davon verstärkt (Graffiti). Ich sag nur, Pruitt-Igoe.


    Jetzt ist das ganz anders. Das triste Toilettenhäuschen ist weg, und auf dem Platz ist ein kleines rundes Gebäude aufgebaut mit einem italienischen Restaurant, rundum verglast, irgendwie modern aber vom Stil her an die Umgebung angepasst statt auffällig "rumschreiend". Ich würde da nicht gerne drin essen, wäre mir zu ungemütlich, ringsum von draußen beobachtet werden zu können. Aber genug andere Leute gehen da wohl gerne hin. In einem Kaff ist es anscheinend noch attraktiv genug, abends auf dem Hauptverkehrsplatz zu dinieren (da hat man was zum Gucken). ;)


    Für mich als Straßenbahnfahrgast find ich das Restaurant gut, es macht abends ein sympathisches Licht (warm, teilweise auch von den Kerzen) bis zur neuen Haltestelle rüber, und man fühlt sich auch abends von den Besuchern beobachtet auf dem Weg von der Haltestelle in die kleinen Straßen rein. (Im positiven Sinne - also man fühlt sich sicher beobachtet, falls mal Mist passiert.) Der Platz kriegt außerdem Abends nicht nur Licht von der Straßenbeleuchtung, sondern auch von dem Restaurant. In den kleinen Straßen Sandhofens fühl ich mich eh nicht "bedroht", wie gesagt, Sandhofen ist ein kleines beschauliches Nest. Übrigens ist auch die Platzbeleuchtung jetzt freundlicher (vorher war das kaltes Neon oder so, und die Plätze für die Lichtquellen nicht so gut ausgewählt). Geniale Lösung mit dem Restaurant (falls es sich hält). Und nicht wundern, ich war mal Opfer eines Gewaltanschlags auf der Straße und habe seitdem ein stärkeres Sicherheitsbedürfnis auf der Straße als andere Leute. Aber vielen Frauen wirds wohl genauso gehen. Jedenfalls war die Lösung mit dem Restaurant-Aquarium genial.


    Die Begrünung (ein paar Bäume) ist noch arg spärlich, muss aber ja auch noch wachsen. Es ist trotz Bäumen noch Platz genug für den Markt da, und es gibt einen sympathischen und beleuchteten Brunnen, der Atmosphäre schafft, obwohl er sehr schlicht gestaltet ist. Der Boden ist gepflastert mit teils hellem blassgelbem hartem weißnichtwas, teils hellem Kies auf dem Weg, passt zum dörflichen Ambiente. Parkbänke sind auf dem Platz angelegt, ein paar Parkplätze auch (20 oder so).


    Der Platz bietet Rundumsicht auf die Hauptstraße und die zweite belebtere Straße von Sandhofen, und tags wie abends sehe ich da oft alte Leute und Teenager, ältere Frauen mit Einkaufstüten, ältere Männer usw. herumsitzen oder -stehen und plaudern oder sich entspannen und die Umgebung genießen. Die Sandhofener suchen gerne den Platz auf. Obwohl viele davon Italiener aus den südlichen Provinzen sind und die Ausgestaltung des ganzen Platzes irgendwo zwischen Moderne und Beschaulichkeit, also weniger passt als ein traditioneller deutscher Platz (bitte steinigt mich nicht, bin kein Profi). Der Markt findet nach wie vor hier statt, aber in besserem Ambiente weil die Klohäuschen weg sind und der Rundbau mit dem Restaurant nett aussieht (tagsüber leuchtet der aber nix aus). Vorher gingen die Leute hier nicht wegen Markt + Platz hin, sondern nur wegen dem Markt.


    Die neue Straßenbahnstelle hat bislang keine Graffitis und sieht gepflegt aus. Vielleicht, weil Leute nicht so gerne Graffitis an netten Plätzen machen (wo sie außerdem von den Restaurantgästen und der Bedienung dabei beobachtet werden können).


    Das Gebäude mit dem beträuten Wohnen ist modern, aber sie haben sich immerhin etwas Mühe gemacht, sich ins Ortsbild einzufügen und das ist meinem Empfinden nach insgesamt gelungen.


    Einziger Wermutstropfen: ein komischer Klotz mit Glasfassade und rausguckenden komischen farbigen "O"s östlich des Platzes, wo sich der Billigklamottenanbieter Tik einquartiert hat, ist irgendwie weißnicht wie man den Stil nennt, aber fügt sich nicht gut ins Straßenbild ein und eckt optisch unangenehm an, wenn man sich auf den Bänken entspannen will. Er passt auch nicht zum Rest des Platzes.


    Eine etwas biederere Gestaltung hätte hier besser gepasst, besonders weil hier viele einheimische Dörfler und mittlerweile auch viele Italiener wohnen, die in Sandhofen am Ehesten das deutsche ländliche Pendant zu ihrer süditalienischen Kleinstadt gefunden haben für Mannheimer Verhältnisse. Und weil Mannheim und noch mehr Ludwigshafen ohnehin genug modernistische Schock-Ästhetik bieten. Das ist aber auch das einzige Problem. Insgesamt ist die Umgestaltung immer noch supernett, und solange man da keine weiteren aufmerksamkeitsheischenden Glasklötze reinbaut, bleibt der Platz sympathisch und ein Wohlfühlort.


    Wenn dieser Platz statt dessen Ludwigshafener Stadtplaner in den 70ern in die Hände gefallen wäre, sie hätten den Ort endgültig ruiniert - und das bei bestem Wissen und Gewissen und im Glauben an die Zukunftsträchtigkeit und den Menschen von Morgen (also sie hätten Altbauten abgerissen, für noch mehr kühle Beleuchtung gesorgt, kalte Betonklötze überall hingestellt usw.).


    Also: RESPEKT für eine insgesamt sehr intelligente, menschenfreundliche und behutsame Erneuerung der Endhaltestelle! Das Flair der Kleinstadt wurde nicht durch eine Anordnung von aufdringlichen, kalt, arrogant, egozentrisch und abweisend wirkenden Stahl-Beton-Glas-Klotzen kaputtgemacht, die für einen "interessanten Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft" sorgen sollten, wobei Otto-Normalbürger vom Sinn hinter dem Kontrasteffekt nix mitbekommen hätte. Sondern er hätte nur gemerkt, die Bauten passen nicht zu einander und es hätte ihn sehr gestört, in seinem Geschmacksempfinden und seinem Behaglichkeitsempfinden. Und weil darauf Rücksicht genommen wurde, ist der Platz jetzt eine Attraktion geworden - was will man mehr. Diese Art von Architektur funktioniert.


    Während viele supermoderne, geschichtslos konzipierte Plätze einfach leerstehen und die Einwohner zum Wohlfühlen dann zu Rothenburg o. d. Tauber, Heidelberg oder sonstwohin fliehen. Sorry, wenn ich auf solchen Selbstverständlichkeiten so herumpoche, aber vielen in der Gilde der Architekten ist und war sowas nicht klar. Und darunter habe ich sehr gelitten (ich komme aus Ludwigshafen und da wurden wir wiederholt mit kontraproduktiven visionären architektonischen und stadtplanerischen Visionen und ihrer Ausführung geplagt... die die Stadt auf Dauer superhässlich und fast unbewohnbar gemacht haben...).