Beiträge von Querkopf

    Hallo Leutz!


    Bin am 18.5. abends zu deren Vorstellung des Magistralen-Konzepts gegangen.
    Habe mal die in der Vorstellung genannten aktuellen Richtlinien RIN "Richtlinien zur integrierten Netzgestaltung" und RASt "Richtlinien zur Anlage von Stadtstraßen" in der jeweils aktuellen Fassung besorgt. Hierin finden sich Ansätze die örtlich zulässige Höchstgeschwindigkeit innerorts auf 40 km/h zu vereinheitlichen. Wenn ich mir die Bremswegformel aus der Fahrschule nehme und bei einer geringeren Geschwindigkeit den Bremsweg zum Vordermann reduzieren kann, kann ich auf dem selben Streckenabschnitt die Packungsdichte erhöhen. Für mich klingen dann Kapazitätssteigerungen durchaus plausibel. Die Kreisverkehre sehen für mich etwas ungeordnet aus, lassen jedoch als Turbo-Kreisel, wie sie bereits in Holland gebaut werden, ebenso Kapazitätssteigerungen um 100% ggü. einem "normalen" Kreisel zu... Diese Kreisel können dann mehr als 25.000 Kfz/d je Richtung abwickeln. Bei 30m Innenradius des Turbokreisels ist die gefahrene Geschwindigkeit im Kreisel ebenso bei 40 km/h. Es kommt so zu Verlustzeiten von knapp 20 Sekunden gegenüber 70 Sekunden bei einer LSA. Dies gleicht die Geschwindigkeitsdifferenz von 50 auf 40 km/h auf einer Streckenlänge von etwa 138,5m aus. Nicht viel, aber dennoch vorhanden! Etwa alle 300-500m ist eine LSA in Heidelberg. Es könnte sich vom Reizezeitansatz also durchaus rechnen...


    Schaue ich mir noch die "shell-PKW-Szenarien bis 2030" an, kann ich vor allem bei jüngeren Altersgruppen eine deutliche Verringerung der Motorisierung erkennen. Der PKW-Bestand wird bei etwa 47 Mio. Fz stagnieren.


    Was sollen wir mit einem Neckarufertunnel, den wir wegen seiner lebenslang erforderlichen nicht unerheblichen Unterhaltskosten in etwa 50 Jahren wieder zuschütten können, weil er von der Verkehrsmenge nicht mehr erforderlich ist?


    Wenn ich mir dann diesen Artikel http://www.handelsblatt.com/po…gegen-staus-ist;2467903;0zu Gemüte führe, dann bin ich ziemlich sicher schon gegen einen NUT! "Straße induziert Verkehr" ist ein alter Slogan, der sich leider bewahrheitet hat.


    Grüße

    Hallo miteinander!


    Nun habe auch ich viel mitgelesen, und muss was dazuschreiben.


    Die "Magistrale" besteht aus einer teils 6-spurigen, teils 4-spurigen Autobahn direkt am Hauptbahnhof vorbei quer durch Bergheim zum Adenauerplatz (auf Basis der Kurfürstenanlage), die an gleich mehreren Engstellen auf 2 Spuren reduziert wird.


    Die sechs Spuren kann ich in dem Magistrale-Projekt nur an den Kreuzungspunkten und am Hauptbahnhof (wie heute auch schon!) erkennen. Insgesamt also nur kurze Strecken. Mehr als vier Spuren hat auch heute keine der angrenzenden Straßen. Die Strecke der "Magistrale" am Bahnhof sieht einfach nur so aus, wie sie es eigentlich seit Jahren schon längst sein sollte.


    Unmöglich, das packt der Tunnel nicht. Außerdem ist die Altstadt - auch wenn die Altstädter das vielleicht anders sehen - nicht nur "Umfahrungsgebiet", sondern eine Haupt-Verkehrs-Ziel/Quelle.


    Der reine Durchgangsverkehr durch die Altstadt liegt je nach Rechnung bei etwa 17.500 bis 19.000 Kfz/Tag. Der Anliegerverkehr (also mit Quelle/Ziel Altstadt) liegt je nach "Höhe" entlang der Altstadt bei zwischen 6.000 (östliches Ende) und 24.000 Fahrzeugen (westliches).


    Allein die 17.500 bis 19.000 Fahrzeuge Durchgangsverkehr - wenn man eine reine Durchgangsstrecke baut, und das wäre die Tunnelstrecke nicht - lasten eine zweispurige Straße zu 90-95% aus (absolutes Kapazitätslimit 20.000 Kfz/Tag). Auf Höhe Neckarmünzplatz (also am Ostende, gleichzeitig mit dem Schloßbergtunnel "die" Engstelle des Vorschlags) liegt der Gesamtverkehr auf beiden Strecken nördlich und südlich der Altstadt inklusive Anliegerverkehr bei 23.400 Kfz/Tag; das schluckt kein zweispuriger Tunnel mehr.


    Woher kommt der Grenzwert mit 20.000 Fahrzeugen je Tag?


    Durch den Hesslacher Tunnel fahren seit Jahren mehr als 40.000 Fahrzeuge durch eine einzige Röhre. Und das ganze bei nur einer Spur je Richtung! Bei dieser respektablen Leistung mache ich mir um 7.000 bisherige und 22.000 neue Fahrzeuge absolut keine Sorgen im Schlossbergtunnel…


    Und wenn ich mir die Richtlinienwerke der FGSV und das "Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen" so durchlese, kann ich nur die Knotenpunkte als "Kapazitätskiller" identifizieren... Innerstädtisch werden 2200 Kfz/h im Querschnitt für zwei Streifen je Richtung angegeben. Das macht für mich bei 24 Stunden "Vollast" 52.800 Kfz/Tag. Wenn die Lichtsignalanlage etwa 30 Sekunden Grün zeigt, und etwa 60 Sekunden für die Rotphase "draufgehen", kann ich wohl von 2/3 der 52.800, also 17.600 Kfz/Tag als Grenzwert ausgehen. Wenn ich mir einen ausreichend dimensionierten zweistreifigen Turbo-Kreisverkehr der Niederländer (TU Delft) ansehe, kann ich bei 10 Sekunden Zeitersparnis eines jeden Fahrzeugs gegenüber einer Lichtsignalanlage 3700 Kfz/h (Summe aller Verkehre am Kreisel) also etwa 1850 Kfz/h für die "Durchfahrer" und auch für die "Querenden" bei einer angenommenen 50/50-Verteilung fahren lassen. Dies ergibt bei 12 Stunden einen möglichen Verkehr von 22.200 Kfz/Tag.



    Anderer Ansatz:


    Tempo 50 sind 13,89 m/s. Innerstädtisch habe ich in der Fahrschule einen Abstand von etwa 3 Fahrzeuglängen, also etwa 15m beigebracht bekommen. Wenn ich nun mit etwa 3000 oder sogar nur mit 2000 Fahrzeugen wie bei der "Zwei-Sekunden-Regel" je Stunde und Richtung rechne, komme ich bei 15m Abstand und auf etwa 2*2000*24/2 = 48.000 Fahrzeuge je Tag im Querschnitt. Dies ist etwa die Zahl, die in Wikipedia für den Hessacher Tunnel genannt wird...


    Sollte ich mich irren, sachdienliche Hinweise an mich!


    Was machen die Stuttgarter also anders als die Heidelberger?



    Neueste Studien zur deutschen Mobilität bescheinigen die geringer werdende Motorisierung der jüngeren Generationen (die von einer ehemals gut aufgestellten "Bevölkerungspyramide" sowieso nur noch das dünne Stämmchen am "Bevölkerungsbaum" darstellen). Die Autos der noch motorisierten Senioren werden entweder vom Verfall, oder durch schärfere Abgasnormen von der Straße genommen.
    Für wen verbuddeln wir also die Neckarufer-Tunnel-Millionen?



    Die Kirchheimer Strecke wurde gerade wegen der Zuschüsse zu einem sehr hohen Prozentsatz (irgendwas um die 80% der Gesamtstrecke ab Römerkreis) auf Eigenstrecke gelegt.


    Das Auslaufen der GVFG-Programme bis 2019 bedingt eine schnelle Aufnahme der geplanten Straßenbahnstrecke in diese Programme, um überhaupt noch berücksichtigt werden zu können. Wenn die Tram nicht für Wert erachtet wird, Pendler und Touristen in die Altstadt zu bringen, und sogar der Bus daraus verbannt wird, wird der Umstieg am Bisi in kleine Elektro- oder Wasserstoffbusse nur für noch weniger Fahrgäste sorgen... (Jeder Umsteigevorgang in der Reisekette das ÖPNV bringt 25-33% Fahrgastschwund)


    Grüße