Für viele S21-Gegner hat die Feindschaft zu dem Projekt fast religiöse Ausmaße angenommen. Ich mach mir mal die Mühe trotzdem so weit es geht deine Bedenken zu entkräften, aber im Grunde hilft dass natürlich alles nichts, wenn nicht sein kann, was nicht sein darf. Für viele ist der Protest gegen Stuttgart21 ein Ventil für ihre Politikverdrossenheit und ein Ausdruck für ein diffuses Gefühl das sich irgendetwas ändern soll. Das trifft leider Stuttgart21 besonders weil es ein präsentes Projekt ist.
Von "Optional" war nicht die Rede. Natürlich ist es vorgesehen sämtliche Module umzusetzen. Mann muss nur nicht alles gleichzeitig machen.
Damit sich die Neubaustrecke nach Ulm rentiert muss diese vernünftig mit Zügen gefühlt werden. Dafür ist ein leistungsfähiger Bahnhof und ein leistungsfähiger Anschluss von 2019 an dringend notwendig. D.h. ein Großteil der "Optionen" muss bis dahin eingelöst werden.
Derzeit ist K21 die einzig diskussionsfähige Alternative. VOn der von V&R vorgeschlagenen Lösung mit Doppelbelegung von Gleisen halte ich nix.
Ich persönlich bevorzuge das Kombimodell von Geisler. S21 ist aber in so ziemlich allen Belangen die schlechteste Lösung.
Tja woran liegt das bloss das man über S21 kaum diskutieren kann . Das Problem ist mit K21 ist, dass es kein Konzept gibt. Es ist natürlich schwer für außerparlamentarische Opposition ein solches Konzept zu entwickeln, aber es gibt keinerlei (!) Einigung wie K21 auszusehen hat. Es gibt viele Varianten von ganz billig (nur Bahnhofsrenovierung) wird immer dann benutzt wenn Kosten verglichen werden und extrem leistungsfähig (Ausbau von allen Strecken weit und breit), was in die Leistungstests z.B. vom SMA Gutachten eingeht.
Beides gleichzeitig gibt es nun mal nicht. Und vor allem sollte man nicht vergessen, dass man Stadt, Land, Bund, Flughafen und Bahn nicht dazu zwingen kann in Dinge zu investieren, die diesen nicht passen. Die Stadt Stuttgart beteiligt sich mit derart großen Beträgen dort, weil es (auch) ein Immobilienprojekt ist. Die Bahn beteiligt sich daran, weil sich ohne Kopfbahnhof die Standzeiten sich reduzieren und die Fahrzeuge effektiver genutzt werden und weil sie ein großes Immobiliengeschäft machen. Der Flughafen beteiligt sich, weil ICEs dort halten werden und er dadurch viel attraktiver wird. Der Bund beteiligt sich weil "seine" Trasse nach Ulm optimal angeschlossen wird. Viele Projektpartner sind Kompromissen eingegangen um diese Trasse zu finden. Wenn all diese Partner unzufrieden werden steht auch für eine Alternative keine Finanzierung. Wenn zwei Projektpartner Bahn und Bund ankündigen, dass für sie dann auch die Bahnstrecke nach Ulm gestorben ist, dann muss man dass erstmal hinnehmen. Da hilft dann auch kein Wunschdenken.
- in Stuttgarts Untergrund auf den Gleisen gefahren werden müsste bis an die Grenzen des Machbaren,
Vergleiche doch mal bitte die Belastung mit der der Stammstrecke. Wenn man solch teure Infrastruktur baut, muss man sie auch auslasten. In 50 Jahren kann man ja immer noch eine Röhre daneben legen, falls notwendig.
- mit Doppelbelegungen der Gleise gearbeitet werden muss,
Nur im +30% Fahrplan. Und selbst wenn ist das nicht so tragisch wie es sich anhört. Die Bahnsteige sind lang genug. Wenn die Züge genug Aufenthalt haben, kommt es auf die kurze gegenseitige Blockade gar nicht an. Im Kopfbahnhof kann man immer nur mit diesem Tempo einfahren. Die Grenze liegt (wie das eine Gutachten gezeigt hat) bei S21 eindeutig an den Zulaufstrecken und nicht an der Anzahl Gleise. Alleine mit der P-Option könnte man die Probleme (falls man tatsächlich mal die 30% erreicht) ein Großteil der Probleme wieder lösen.
- die Haltezeiten unrealistisch kurz sind,
Im Update (zweiter Stresstest) ließ sich der eine (!) 2 Minuten halt wieder verhindern. Solange keine Korrespondenz wie in Mannheim besteht und sich der Halt auf Fahrgastwechsel reduziert genügen 3 Minuten dicke. Selbst Verspätungen können so wieder aufgeholt werden wie der Stresstest gezeigt hat.
- Verspätungen unumgänglich sind,
Äh Stresstest?
Wo sind denn die Argumente, dass die Verbindungen von - nach besser werden?
Nun das ist doch relativ offensichtlich. Es gibt viele neue Direktverbindungen zum Flughafen mit ICE und Regionalverkehr. Es wird im Regeltakt häufiger gefahren werden auf einigen Linien. Die ICE Strecke Mannheim Ulm wird schneller, davon profitieren auch die IC. Alle RE werden durchgebunden, sodass man umsteigefrei und billig mit Bawü-Ticket bequem und schnell reisen kann. Beispielsweise die RE-Linie von Karlsruhe bis nach Lindau, sowas gibts heute nicht. Ich mach mir jetzt gar nicht die Mühe mit Minuten zu argumentieren, ich denke das ist klar, dass das schneller wird.
Wo sind die Argumente, dass im Bereich Leinenfelden-Echterdingen/Filderstadt mit der Planung alles i.O. ist? Doppelnutzung Bahn und S-Bahn? S-Bahnhof. http://www.stuttgarter-zeitung.de/in...54a77fddf.html
Das ist tatsächlich der größte Nachteil am gesamten Konzept. Das ist der Bahn auch sicherlich klar. Ich halte die Nachteile für noch vertretbar. Mit hinreichend viel Geld könnte man das sicherlich entschärfen, aber ob man dafür das Geld findet? Und ob das Kosten-Nutzen-Rechnungen standhält?
Wo sind die Argumente, dass wenn nur jeder 3. ICE am Flughafen hält ein Flughafenbahnhof (5 Stockwerke und 10 Rolltreppen tief, Flughafenbahnhof ist mehrere hundert Meter von der Flughafen S-Bahn entfernt.) sinnvoll ist?
Warum sollte jeder ICE dort halten? Da halten dann genügend RE und IC in die man auch umsteigen kann. 26m ist der Bahnhof tief. Das geht halt nicht anders, sonst hätte man den bestimmt höher gebaut. Haltestelle Schwabstrasse ist noch tiefer und auch der S-Bahnhof am Hbf ist ähnlich tief im Boden. Es gibt auch einige Direktaufzüge. Optimal ist so vieles nicht am Flughafen. Man muss aber auch ehrlich zugeben: Das wird keine Umsteigehaltestelle. Die Fahrgäste sparen bis zu einer halben Stunde bei der Anfahrt, dann ist 5 Minuten vor Ort laufen nun wirklich nicht so tragisch.
Wo sind die Argumente, dass S21 tatsächlich 4,x. Mrd € kostet? Das glaubt doch auch kein S21-Befürworter mehr. Wer aber zahlt den Rest wenn die tatsächlichen Kosten 6 Mrd. € (Erfahrungen der Kostensteigerungen aus bisherigen öffentlichen Bauprojekten) betragen werden?
Da wird man sich wohl wie immer zähneknirschend einigen. Ich rechne aber tatsächlich nicht mit riesigen Kostensteigerungen, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten, wurde kurz vor Baubeginn die Summe bereits stark erhöht. Klar wird es wie immer etwas teurer, zum einen auf Grund von Inflation, zum andern wegen den Verzögerungen durch die Proteste und die Abstimmung, auch wegen den neuen Sonderwünschen durch die Schlichtung die nicht ursprünglich eingeplant waren. Irgendwas knapp über 5 Milliard. würd ich mal aus dem Bauch raus schätzen. Aber da schauen wir mal in 10 Jahren genauer nach ...
Natürlich ist die Situation in Stuttgart immer schwierig und man muss sich auf Kompromisse einigen. Aber geplante 4,x Mrd. € auszugeben und dann nichts halbes und nichts ganzes zu haben ist doch eher nicht anzustreben.
Die Wahl ist aus Sicht des Landes 0,8 Milliarden auszugeben und einen funktionsfähigen neuen Bahnhof zu erhalten mit neuen Möglichkeiten für das ganze Land. Oder einen hohen Betrag (mindestens wohl eine halbe Milliarde, andere meinen sogar 1,5) Strafe zu zahlen und dann keinerlei Gegenleistung zu erhalten. Absolut gar nichts. Und dann erstmal Jahrelang darauf warten zu müssen bis man sich vielleicht auf eine neues Konzept einigt, wo Bahn, Bund, Flughafen und Stadt nach den Erfahrungen des letzten Projekts bestimmt beigeistert sind. Jede Änderung verursacht Betroffene und Profiteure. Es wird immer Personen geben die protestieren. Bei Infrastrukturmaßnahmen haben sich diese Proteste nahezu immer im Nachhinein als falsch herausgestellt. Man gewöhnt sich an die Vor- und Nachteile.
Falls die Volksabstimmung durchkommt wird die Bahn erstmal jahrelang sich durch alle Rechtsinstanzen durchklagen bevor überhaupt Gespräche über ein neues Projekt beginnt. Die Neubaustrecke wird solange auf Eis liegen, weil man noch keine konkrete Anbindung hat. Vielleicht ist in 5 Jahren dann genügend Gras über die Sache gewachsen, dass es doch noch eine Neubaustrecke gibt. Aber für das Land wird es ein riesen Verlustgeschäft, solche Milliardenstrafen sind keine Peanuts.