Beiträge von raubbau

    Habe gerade hier vom Deutschen Platz und seiner "dezentralen" Lage gelesen - das mit der Lage stimmt aber deshalb ist der Platz kein vergessener, peripherer Ort. Ganz im Gegenteil. Einerseits ist hier viel Leben durch die Biocity und die DB selbst ( und HIT...) und darüberhinaus gibt es eine große Ausstrahlung, da meines Wissens fast sämtliche Anbieter von Stadtrundfahrten den Platz auf dem Weg vom oder zum Völkerschlachtdenkmal passieren - was u.a. durch die Straßenöffnung am Doppel-M zur Prager Straße möglich wurde.

    @ cowboy
    Wegen der großen musikalischen Tradition des Standorts nehme ich Deine Anregung auf und plädiere dafür dem Einkaufszentrum den Namen Achim-Menzel-Arcaden zu geben. Nächste Woche startet die Unterschriftenaktion, noch ist es nicht zu spät :D

    ^ Yup, sieht man auch in #4. Allerdings handelt es sich dabei um den Gohliser Mühlgraben und mir scheint es so, dass wirklich nur an dieser Stelle freigelegt wird (wenn überhaupt, leider habe ich keine Informationen, ob der Mühlgraben verrohrt oder komplett trockengelegt wurde).


    Der Mühlgraben beförderte auch kein Elster - sondern reines Pleißewasser;).
    Allerdings wurde bereits kurz nach 1900 mit der Begradigung der Pleiße in Gohlis begonnen und der Abzweig zur Mühle, sowie alle Zu- und Abläufe (das Gebiet war von Gräben regelrecht durchzogen) zugeschüttet, eine Verbindung existiert nicht mehr. Die angedeuteten Wasserbecken sind sicher nur als Remineszenz zu verstehen - zur Mühle gehört nun mal Wasser.

    ^ Yup, sieht man auch in #4. Allerdings handelt es sich dabei um den Gohliser Mühlgraben und mir scheint es so, dass wirklich nur an dieser Stelle freigelegt wird (wenn überhaupt, leider habe ich keine Informationen, ob der Mühlgraben verrohrt oder komplett trockengelegt wurde).


    Der Mühlgraben beförderte auch kein Elster - sondern reines Pleißewasser;).
    Allerdings wurde bereits kurz nach 1900 mit der Begradigung der Pleiße in Gohlis begonnen und der Abzweig zur Mühle, sowie alle Zu- und Abläufe (das Gebiet war von Gräben regelrecht durchzogen) zugeschüttet, eine Verbindung existiert nicht mehr. Die angedeuteten Wasserbecken sind sicher nur als Remineszenz zu verstehen - zur Mühle gehört nun mal Wasser.

    Lipsius:
    Ich denke es ist nie zu spät. Und lieber spät seine Meinung äußern als stillschweigend alles hinnehmen. Das grundsätzlich. Und Öffentlichkeit kann man nur generieren, wenn man weiß, worum es geht. Und die Fassade unter der Alu-Hülle hat eben bisher nur ein erlauchter Kreis von Fachleuten zu Gesicht bekommen - wenn überhaupt.
    Anstelle von mfi hätte ich die Fassaden-Abnahme regelrecht zelebriert, das ist doch ein event! Statt das still und heimlich über die üblichen Presse-Infos verlautbaren zu lassen oder über die Werbe-Filmchen im Internet, hätten die es einfach mal richtig knallen lassen sollen. So integriert man sich doch auch in die Stadt. Öffentlichkeit her! Schaut`s euch an, Freibier und Bratwurst und runter mit den Hüllen! Das wäre doch mal was. So kann man Abschied nehmen und sich auf was Neues freuen. Aber sowas ist wohl zuviel verlangt und würde wahrscheinlich auch den Horizont der Marketingabteilung sprengen.

    In dem Zusammenhang sei nochmal daran erinnert, warum der stadtseitige Flügel überhaupt leer steht: Hier residierte ursprünglich neben der Stasi die BVdDVP - Bezirksverwaltung der Deutschen Volkspolizei. Nach der Wende Sitz der Landespolizeidirektion. Und die musste ja zu überteuerten Mieten nach Paunsdorf zwangsumziehen, um das Behördenzentrum voll zu kriegen, dass Biedenkopfs Amigo gebaut hatte ... aber das nur mal nebenbei.

    Da hatte ich wohl meine Lesebrille nicht auf. In tiefer Demut Asche auf mein Haupt.
    Vor einigen Jahren hatte ich mal an einer Führung durch die entstehende Godwana-Land-Baustelle teilgenommen und hatte nicht den Eindruck, dass die Kongreßhalle den ZOO sonderlich scherte. Da muss ich mich wohl getäuscht haben. Aber um so besser!


    Weiß jemand, welchen wirtschaftlich-rechtlichen Status der ZOO eigentlich hat? Auf der Internetseite werde ich nicht recht schlau daraus. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass er wirklich eine eigentändige GmbH ohne kommunale Abhängigkeit ist.


    Im räumlichen Zusammenhang fällt mir übrigens gerade das Terrassencafé gegenüber der Kongreßhalle ein. Da gab es ja einen riesigen Streit mit der jüdischen Gemeinde. Da scheint wohl mittlerweile Gras drüber gewachsen zu sein. Bei der Umgestaltung des Flussbettes hätte man aber ruhig nochmal über die Bedeutung dieses Ortes nachdenken können - ist möglicherweise hier irgendwo schon mal Thema gewesen, tut mir leid, wenn ich das nochmal anspreche.

    Es ist schade, dass vom ZOO nicht selbst eine Initative zur Nutzung oder überhaupt zum Umgang mit der Kongresshalle kam. Ich wette, Herr Junhold würde das Gebäude für ein weiteres Parkhaus ohne weiteres abreißen lassen. Elefant, Tiger & Commerz.

    ^^
    Deswegen habe ich ja auch von aufbauender "Kontinuität der Stadtplanung" gesprochen, denn sicher wisst ihr dann ja auch, wie lange es gedauert hat, dass das Unihochhaus in dieser Funktion seinen Standort überhaupt gefunden hat. Das ist wie die ominösen 10-Geschosser ja nicht vom Himmel gefallen (anders als das ehemalig Hotel Merkur, dass ist in der Tat über Nacht gekommen; aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andernmal erzählt werden...).


    Und noch zur Stadtstruktur: Von über 30 Straßen der Innenstadt wurden lediglich fünf kleine Straßen (Goldhahngässchen, Bötchergässchen, Plauensche Straße, Matthäikirchhof, Töpferstraße) und zwei in Teilbereichen (Reichsstraße im Bereich des ehemaligen Sachsenplatzes, Schillerstraße im Bereich des Augustusplatzes) aufgelöst bzw. sind in großen Fußgängerbereichen aufgegangen. Das historische Rückgrat der Stadt war also völlig intakt. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.


    Wäre zum Schluß nur noch die philosophische Frage zu klären, was Hubert Ritter wohl mit einer zu 60% zerstörten Stadt gemacht hätte...

    Auf die "Experimental"-Platten zwischen Dorotheen-Platz und Altem Westplatz war man besonders Stolz. Ich glaube in den letzten Heften der "Architektur der DDR" gab es einen mehrseitigen Artikel über dieses Vorhaben (ich erinnere mich, dass die Bilder toll waren, der Text war aber typisch BKLangweílig ... )Diese Gebäude sind sozusagen Baudenkmale der industriellen Postmoderne - Platten mit Gesimsen, Lisenen und Bossen - das muss man sich mal vorstellen! Die Kolonnadenstraße versprüht dabei dieses unnachahmliche "Friedrichstadt-Palast-Kitsch-Kulissen-FLair" mit getönten Scheiben. Voll die 80er Jahre. Sozusagen der gebaute Kessel Buntes.:D

    dj tinitus
    Die Brühl-Platten waren wenigstens Charakterköpfe. Im Ensemble mit der Blechbüchse sogar von identitätsstiftender Wirkung: Willkommen in Leipzig! (Was wird übrigesn aus den schönen Schriftzügen, die habe ich noch auf keiner Computer-Visualisierung gesehen...?)
    Wer sich - wie bei den Brühl Arcaden - mit Projektionen und Pixel-Fassaden behelfen muss, um irgendwie an den Standort anzuknüpfen, dem ist doch völlig egal wo die Kiste steht: Wolln`s die Kiste in Salzburg a? Mach mar an Mozart dran, Küß die Hand

    Schaut euch mal die Dresdner Innenstadt an. Dort ist alles strikt voneinander getrennt. Entweder nur Kultur, oder nur Shopping, oder nur Wohnen.


    Ich kann das nur bestätigen. Wer mal vom Dresdner Hauptbahnhof Richtung Altmarkt schlendert und dann unversehens abdriftet, denkt er ist im Sachsenpark, nova-eventis und Paunsdorf-Center gleichzeitig. Das macht keinen Spaß, selbst wenn Kulka mit noch so viel barocken Schnörkeln hantiert...


    In den "Brühl-Arcaden" (ich liebe diesen Begriff, denn der trifft`s nach wie vor!!!) wird von DUrchmischung auch nix zu merken sein. Ich stecke dort in einer shop-in-shop Einkaufskiste, die keinen Bezug zur Stadt rundherum hat. Wer da ein Büro / Penthouse oder dergleichen hat wird, wie üblich, in irgendeinem Treppenhaus C verschwinden, der Rest wird an Schaufenstern über drei Ebenen vorbeigelotst - Promenaden noch mal, aufgeblasen. Toll. Das Ding hat nichts mit Stadtreparatur zu tun oder passt sich auch nur irgendwie ein. Die "Mall", die hier parallel zur Straße entstehen wird, konterkariert absolut die Idee der einstigen Messehöfe.


    Und wenn dann aufs Dach auch noch ein Kindergarten soll. Ein Kindergarten!!! Ich kireg mich gar nicht mehr ein...

    leipzig hatte einfach das glück, dass mit ring und augustusplatz die von der ddr-führung für alle bezirksstädte vorgegebene "aufmarschstrasse mit demonstrationsplatz" bereits vorhanden war.


    Und weil das so war, gab es auch keinen Grund die Stadtstruktur aufzugeben.


    (dafür wurde am "karl-marx-platz" die unikirche gesprengt = bewusst zerstört.)


    Die sogenannte Grundakte (entspräche heute dem Flächennutzungsplan), in der auch die Strecke der Demonstrationszüge zum 01. Mai und 07. Oktober festgelegt war, stammt von 1949. Die ersten Überlegungen zur Beseitigung der Universitätskirche stammen von Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre. ALso zeitlich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Aber auch hier der logische Gedanke den traditionellen Standort innerstädtische Universität zu erhalten. Die Sprengung der Kirche war dabei ein reiner diktatorischer Willkürakt.



    zum unister-bau: was ist er anderes, als eine fortschreibung des ritterschen ring-city-plans mit seinen höhendominanten?


    Hubert Ritter würde sich im Grabe umdrehen!!! Er hat bis zuletzt versucht den Bau des Kroch-Hochhauses zu verhindern, weil auch das eben nicht seinem Plan entsprach! Die Dominaten sollten auf die äußeren Ringseiten gesetzt werden (z. B. Europahochhaus). Wenn Du schon Ritter ins Spiel bringst, dann aber bitte historisch richtig. Geschichte ist doch kein Selbstbedienungsladen, aus dem man sich verbale Versatzstücke zusammenklaubt und daraus völlig falsche Zusammenhänge zimmert. Also: Entweder besser in der Vorlesung aufgepasst oder nachgelesen.

    Also, ihr Lieben, das wird jetzt ganz schön vom Thema abschweifen aber ihr habt es ja nicht anders gewollt:D:
    Hier geistert ja die These herum, man hat zu DDR-Zeiten die Stadtstruktur nicht nur ignoriert sondern bewusst zerstört. Das ist absoluter Humbug. Das Gegenteil war der Fall - zwischen 1949 und 1990 herrscht geradezu eine Kontinuität in der Stadtplanung, aufbauend auf dem ersten Generalbebauungsplan Hubert Ritters von 1929. Selbst der umfassende "Neue Plan für den Aufbau der Leipziger Innenstadt" von 1959 respektiert das innere Gefüge des alten Straßennetzes penibel und ergänzt es nur, wo für damalige Zeit offensichtlicher Mangel herrschte. Da brauch man kein Apologet ( DaseBLN;)) zu sein, sondern kann einfach mal die Fakten in der einschlägigen Literatur zur Kenntnis nehmen (Kleine Auswahl: Tesch, Joachim (Hrsg.):"Bauen in Leipzig 1945-1990". Leipzig, 2003; Topfstedt, Thomas: Artikel "Stadtplanung und Wiederaufbau nach 1945" im Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung im Alten Rathaus: "Verwundungen- 50 Jahre nach der Zerstörung von Leipzig". Leipzig, 1993 und nicht zuletzt die Stadtplaner selbst im O-Ton in der "Deutschen Architektur", bzw. ab den 1970er Jahren "Architektur der DDR" 1953 - 1990).
    Das dazu.


    Jetzt zum offenbar wichtigsten Argument für "richtigen" Städtebau - Blockrandschließung mit scharfen Baukanten. -> Städtebau ist wandelbar und wird zeitbedingt immer anders interpretiert. Einziger Unterschied zum Westen war hier der "ideologische Überbau" - ansonsten sahen die Ergebnisse hüben wie drüben relativ gleich aus - es gab eine sehr schöne Ausstellung im Städtischen Kaufhaus dazu, "Zwei Architekturen", bei den Bildern und Modellen wusste man wirklich nicht mehr wo was entstanden sein soll, das sah plötzlich alles wie DDR aus. -> in den 60er Jahren glaubte man das Allheilmittel eben in Auflockerung und Autofreundlichkeit gefunden zu haben. War ja auch logisch, die miefigen Altstädte mit ihren überkommenen Bruchbuden waren weder ein schöner Anblick noch hygienisch zu ertragen. Was heute unter "Flair" gehandelt wird war damals absolut inakzeptabel.
    Ein zweiter Grund für die Brüche und Rücksprünge war, wie bereits geschrieben, die simple Tatsache, dass man aus dem Baukasten geplant hat. Da gibt es nun mal keine Sonderlösungen. Manchmal hat sich das Raster eingefügt und machmal sind "seltsame" Ecken und Vorplätze entstanden, das bestreitet auch niemand und war auch damals sicher sehr unbefriedigend. Aber - um mit Winfried Sziegoleit zu sprechen - man konnte eben nur mit den Steinen bauen, die man hatte. Und das hat man im Großen und Ganzen recht solide getan.
    Und der Sachsenplatz war ein bewusstes Provisorium, dass kann man alles nachlesen! Mit hoher Aufenthaltsqualität und absolut dauerhaft - wie das eben für DDR-Provisorien üblich war. Ohne Kenntnis kann man schnell urteilen ... .


    Und nun zu "Größe" und "Inhalt". In jedem x-beliebigen westdeutschen Stadtzentrum stehen natürlich die Bürotürme von regionalen Unternehmen, Konzernen usw. Das gehört sich so. Ähnlich in der DDR - hier waren es eben nur die Verwaltungsbauten der VEBs und Kombinate. Da es sich aber um "volkseigene Konzerne" handelte war jedes dieser neuen Gebäude darüberhinaus "staatsrepräsentierend". Und jetzt kommt für Leipzig etwas tolles dazu: Jedes Gebäude stand am "richtigen" Ort: Das Interpelz-Gebäude natürlich am Brühl, das Messeamt selbstverständlich am Markt, die Hauptpost am Augustusplatz usw. (und die Stasi natürlich anstelle der alten Zwingburg) - und hier fängt eben der soziale und tradierte Städtebau an, der nichts mehr mit Traufkanten und Fassadenamterialien zu tun hat.


    Deswegen nochmal - und da bleibe ich bei meinem Standpunkt - der "Tomatenbunker" hatte an dieser Stelle seine Berechtigung und war im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel solide eingefügt. Dass ich mit einem heutigen Neubau natürlich die Schwachpunkte - nämlich die Anschlüsse an die Nachbargebäude - sensibler hinbekomme ist doch keine Frage! Aber - um auf Unister zurückzukommen - die Anpassung auf die Umgebung beschränkt sich aus meiner Sicht wirklich nur auf dieses Detail.

    DaseBLN: Gerade die Stadtstruktur hat man ja beibehalten (Straßen, Plätze, ...), wo mal drauf verzichtet wurde, hat man absichtlich Provisorien geschaffen (z.B. Sachsenplatz). Im damaligen Slebstverständnis handelt es sich um die logische Weiterentwicklung der Ritterschen Ring-City-Pläne.
    Lineal und Maßband ist mir da etwas zu dürftig - nach dieser Logik könnte ich auch ein Hochregal-Lager gegenüber dem Schwanenteich bauen, Hauptsache es hat eine hübsche Fassade und ist nicht höher als das Drumherum.
    Mit "symantisch" kann ich ehrlich gesagt auch nix anfangen - lerne aber immer gerne dazu.