Nein. Einfach: Nein.
Und hier könnte der Post eigentlich auch aufhören, aber das riefe wohl auf Seiten der Moderartion auf berechtigte Rügen hervor.
Ausserdem empfinde ich ja auch manchmal eine gewisse Lust am Schimpfen. Zwei gute Gründe, dieses "Nein." etwas auszuführen:
Links in der Visu: Eine horiozontal strukturierte Fassade aus Sandstein mit erkennbarer Maserung. Diese Strukturierung war sogar als Relief ausgearbeitet. Ansonsten war die Fassade unaufgeregt, an der Grenze zum Langweiligen (Japp, da wäre Potential nach oben, aber auf dem Niveau ist Jammern Luxus). In diese Fassade sind filigran wirkende Fenster eingelassen.
Dass es statt anfänglicher Vermutung Sandstein nun Blech in Sandsteinoptik werden sollte, mag dann kurz schockiert haben. Schmittchen aber holte in #30 das Beispiel aus Frankfurt hervor, wo diese Nachahmung recht gut funktioniert hat. Alles in allem: Trotz kleinerer Kritikpunkte recht solide, es schürte Hoffnung.
Rechts das Fassadenmuster: Unruhig angeordnete Blechtafeln in Uni-Lackierung, deren Farben jeweils grob von Sanstein inspiriert sein könnten, getrennt von sehr weiten Fugen. Sandsteinoptik? Nee. Wirklich nicht. In der Musterfassade ist glänzender Lack verwendet worden, dass sich die Fenster des Handelshofes im Paneel ober- und unterhalb des Fensters darin spiegeln. Das kann kein Sandstein sein, das ist verdammt offensichtlich Blech.
Ach ja, die Fenster. Wie von Snops bereits angemerkt bei weitem nicht mehr so filigran, was der Möglichkeit der Öffnung der oberen Reihe geschuldet ist. Aber auch hier gäbe es Möglichkeiten, dass eleganter zu lösen. Denn diese unten schmalen und oben breiten Rahmen wirken irgendwie lustlos. Warum der Fensterrahmen ganz rechts eine andere Farbe hat als die anderen zwei, ist hoffentlich den Versuchen, wie von Hanbrohat vermutet, geschuldet. Denn der Rahmen ist wirklich (unbedeutend) schmaler. Aber da die Fenster ohnehin allesamt Sonderanfertigungen sind, hätte man sich auch ein homogeneres Bild ausdenken können, ohne größeren finanziellen Mehraufwand.
Was mir obendrein Sorgen macht, ist, dass diese Fassade mit den vielen Fugen und dem glatten Blech sehr schnell ungepflegt wirken kann. Der Willy-Brandt-Platz mit dem Eickhaus, dem Handelshof und dem Postgebäude ist fast schon ein Anschaunngsbeispiel dafür, wie Sandstein altert: Er verfärbt sich entsprechend der Wasserlaufrichtung, der Luftverschmutzung, etc. All das ist ja nicht weg zu reden. Aber, wie man auf dem Platz sehen kann: Es dauert Jahrzehnte, bis das ungepflegt wirkt. Bis dahin ist es eine Patina, die nicht weiter störend ist, sehr schön sichtbar in #50.
Bei einer so 'bunten', glatten, glänzend lackierten Blechfassade, wo sich an so vielen Stellen Wasser sammeln und Schmutzränder und Kalkflecken bildend nach unten fließen kann, habe ich die Befürchtung, dass das nach wenigen Jahren schon etwas ungepflegt wirkt. Auch ist es eine Frage, wie UV-beständig der Lack ist: Im schlimmsten Fall verkreidet er und wirkt ungewollt matt und fleckig. Vielleicht ist das mit regelmäßiger Reinigung und Wartung in den Griff zu kriegen. Das diese auch die nächsten Jahre regelmäßig stattfindet, ist dabei nicht so recht sicher vorherzusagen. Bleibt die Hoffnung, dass ich Probleme sehe, wo keine sind.
Für mich bleibt das Hauptproblem, dass die Visualisierung viel versprochen hat, und die Realität in nahezu allen Punkten dahinter zurückfällt.
Hätte diese Musterfassade die Visu geziert, hätte man sich für den Entwurf erwärmen können? Muss jeder für sich beantworten. Ich habe meine Antwort gefunden.
(Danke, btw, für die Bilder, Snops)
Damit sollte ich fertig sein mit Schimpfen. Obwohl...
(schon wieder...):
Nein.
Bild: Koerfer-Gruppe
Abseits der Fassaden-Veränderung sind ja noch ein paar Dinge offensichtlich überarbeitet worden: Nach der Brandschutz-Visu im oberem Beitrag mal zum Auffrischen und dem direkten Vergleich die erste Visualisierung aus ähnlicher Perspelktive. Dass das Staffelgeschoss zum Nachteil verändert hat, hat _pulse ja schon angemerkt.
Ich habe dem noch hinzuzufügen, dass die für den Platz wichtige Erdschosszone sich gegenüber der ersten Visu ganz schön verschlossen gibt. Statt eines konsequenten Rücksprunges und einer ebenso konsequent transparenten, teils komplett offenen Ladenfront zeigt sich jetzt ein Rücksprung von geschosshohen Fenstern, der unterbrochen wird von sich nach vorne schiebenden, in nicht geschosshohen Kästen eingebauten Türen. Das ist aus verschiedensten Gründen nicht optimal. Denn durch die nicht ganz hohen Türen sind die Eingänge ironischerweise immer da, wo es am dunkelsten ist. Ferner entstehen durch die Vorsprünge der Türen unvorteilhafte Innenecken. Zudem sind zwei so schmale Eingänge etwas wenig für dieses große Gebäude an dieser prominenten Stelle. Hier braucht es eine abwechslungsreiche, am besten noch auf ganzer Breite durchlässige Übergangszone zwischen öffentlich und privat. Das aber lese ich aus der Brandschutzvisualisierung nicht heraus. Das wiederum dämpft meine Hoffnung, da besonders Türen und öffenbare Fenster für den Brandschutz relevant sind und somit, trotz der Grobschlächtigkeit der Visu, sehr akkurat eingearbeitet sein müssten.
Ich bin weit weg davon, überzeugt zu sein. Meine Vorfreude darauf, dass dieser Platz durch dieses Gebäude ein neues Highlight erhält, hat einen derben Dämpfer erhalten. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob sich meine Befürchtungen bestätigen. Wie immer (und oben bereits erwähnt) hoffe ich in solchen Situationen, dass ich baldzugeben muss, mich geirrt zu haben.