Beiträge von Xysorphomonian

    Oh, ein Bahnhof!
    Und noch einer! Und noch einer...

    Die BZ fasste gestern mal zusammen, was da an Bahnhöfen noch in der Warteschlange steht: Geplant sind die Bahnhöfe 1) Leiferde, BS-West und BIenrode.
    Dabei bezieht sie sich wohl auf eine Broschüre (PDF) des Regionalverbandes Braunschweig. In dieser Broschüre sind weitere geplante Stationen im Regionalverbandsgebiet erwähnt. Ich beschränke mich aber auf diejenigen im Stadtgebiet: Geschätzt wird, dass bis 2050 ingesamt 5.000 Menschen je Tag diese neuen Bahnhöfe nutzen werden.

    Den Löwenanteil davon wird auf den Bahnhof BS-West entfallen: Geplant an der Ecke Friedrich-Seele-Straße und Donaustraße (GoogleMaps, ff. GMps) wird soll er Haltepunkt für die RE50 (HI - BS - WOB) und RE70 (BS - H - [BI]) sein, und eine Verknüpfung zu verschiedenen (z.T. neuen) Buslinien wie auch zur Stadtbahn sein. Die Vorbereitungen (sprich Planungen und Umgestaltungen des Umfeldes) laufen dieses Jahr an, Baubeginn des eigentlichen Bahnhofes ist dann 2027.

    Zeitgleich soll südöstlich davon der Bau der etwas weniger verkehrlich eingebunden Station "BS-Leiferde" (GMps) beginnen. Dort halten sollen die RB'en 42 - 45 und 48, also alle Züge, die von BS in den LK WF und nach SZ fahren. Stadtverkehrsseitig soll die Station lt. Artikel von der Buslinie 413 (Fahrplan, PDF) angedient werden. Letzteres genösse ich mit Vorsicht, letzlich werden bis dahin noch ein paar Liter Wasser die Oker hinunter fliessen, und ob und wie sich Linienverläufe und -bezeichnungen bis dahin verschieben, wird sich zeigen. Ansonsten soll es P+R-Plätze geben, eine Fahrradstation und all den Trum, den so ein kleiner Bahnhof sonst so bereithält.

    Noch etwas in der Schwebe ist lt BZ der Bahnhof Bienrode (GMps). Dieser soll von der RB 47 bedient werden und auch zur Attraktivierung des Flughafenumfeldes dienen, an den er per Bus angebunden werden soll. Ein Kosten-Nutzen-Faktor über 1 und die weitere Machbarkeit vorrausgesetzt, soll hier 2025 begonnnen werden. Damit wäre man spätestens zum Start des Halbstundentaktes nach Gifhorn 2030 fertig.

    Allmählich entsteht um BS ein Zugverkehr, der schon an ein S-Bahn-System heranreicht. Ich glaube, dass das in Verbindung mit den neuen Stadtbahnstrecken den ÖPNV Stück für Stück attraktiver macht. Das kann ich nur begrüßen und gut heissen!

    1.)Manche davon sind bahnbetrieblich als Haltepunkte einzuordnen, aber das sei hier nur der Korrektheit halber erwähnt. Dieses Forum hat den Bahnbetrieb nicht zum Thema, somit erlaube ich mir, alles, wo ein Personenzug zwecks Ein- und Ausstieg hält, als 'Bahnhof' zu bezeichnen.

    Neuausschreibung des Polizeipräsidiums


    Das überrascht.

    Ich erinnere mich gut, wie ich aus meinen Fenstern mitansehen konnte, wie das Präsidium um einen Anbau erweitert wurde. Ist aber auch schon wieder 14 Jahre her, dass die Planungen öffentlich wurden und 12 Jahre, dass der Bau fertiggestellt wurde.


    Aber gut, die Gründe sind nachvollziehbar.


    Etwas besorgt bin ich dennoch besonders um den Altbau des bisherigen Ensembles. Er mag unter Denkmalschutz stehen, aber als Bürobau ist er kaum noch zeitgemäß. Und leider ist Denkmalschutz wirkungslos, wenn ein Gebäude nicht mehr genutzt werden kann und deswegen verfällt. Aber nun, ich will den Teufel mal nicht an die Wand malen.

    Zu einer Unzeit kommt dieser Entschluss wohl aus Sicht des Bergbaumuseum: Man hat sich für die Forschung und das Archiv gerade neue Flächen gesucht und gefunden.

    Genau der richtige Zeitpunkt für die Behörde die man als einzigen direkten Nachbarn hat, sich zu überlegen, dass man umziehen möchte.


    Ist eigentlich bekannt, wem die Gebäude gehören? Ich hatte den BLB NRW in Verdacht, aber auf dessen Seite habe ich keine Liste seiner Liegenschaften gefunden.

    Innen entsteht jedenfalls ein komplett technisch neues, helles, freundliches, offenes Gebäude dass für Jahrzehnte genutzt werden kann.

    Nunja. Ich sehe dei Mall selbst auf den Hochglanz-Visus eher verwinkelt und dunkel. Niedrige Decken und kein Tageslicht. Nach Studium der Grundrisse hängt die Vermietbarkeit von "Laden 3" m.M.n massiv davon ab, wie die "Markthalle" / der "Lebensmitteleinzelhändler" aufgeteilt wird. Denn dieser Bereich ist komplett vomn aussen zugänglich und muss sich zur "Mall" gar nicht öffnen. Ob 5 Meter Decke für eine echte Markthalle ausreichen? Und wenn nicht: welcher Lebensmittelhandel lässt isch nieder schräg gegenüber von einem Lebensmitteldiskonter, der im ganzen Ruhrgebiet bekannt ist, weil er sich an überhaupt gar keine Öffnungszeiten halten muss? Also ich habe auch abseits der Fassade meine Zweifel, ob dass so klappt.


    Ein Detail übrigens, dass mich auch stutzen lässt: Auf den drei Etagen der Pläne für dei Variante "Akademie" gibt es genau eine Toilette für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Und die findet sich, kein Witz, auf der obersten der dargestellten Etagen in dem Raum, der am weitesten von den Fahrstühlen entfernt ist. Das mag zwar technisch neu sein, aber barrierearm gedacht ist das nicht.

    Ein Gebäuderiegel der Limbecker Höfe, deren Bau in diesem Strang dokumentiert ist (zuletzt #324, aber spannend wird es aus u. genannten Grund ab #301 vorwärts), ist in der Nacht zum 21.02.2022 abgebrannt und ist nun einsturzgefährdet (WDR) . Der nicht einmal sieben Jahre alte Riegel ist komplett unbewohnbar (WAZ, frei verfübar) das Feuer zerstörte 39 Wohnungen in dem Komplex der Vivawest Wohnen GmbH.


    Zum Glück sind keine Toten zu beklagen. Etwa 100 Menschen haben ihre Wohnungen verloren und werden derzeit von der Vermieterin in Hotels untergebracht.

    Nun steht die Frage im Raum, wie sich der Brand so schnell ausbreiten konnte. Neben dem Wind deuten erste Theorien in Richtung des WDVS. Aber es bleibt abzuwarten, was die Untersuchungen ergeben. Sollten sich diese Theorien bewahrheiten, könnten diese Ergebnisse weitreichende Folgen für die zukünftiges Dämmen in Deutschland haben. In jedem Fall aber dürften die Erkenntnisse dazu führen, dass die übrigen Gebäude der Limbecker Höfe auf das mögliche Wiederholen eines solchen Szenarios hin überprüft und gegebenenfalls zur Verhinderung dessen entsprechend angepasst werden.

    vergleichfenster3jktk.jpg

    Nein. Einfach: Nein.


    Und hier könnte der Post eigentlich auch aufhören, aber das riefe wohl auf Seiten der Moderartion auf berechtigte Rügen hervor.
    Ausserdem empfinde ich ja auch manchmal eine gewisse Lust am Schimpfen. Zwei gute Gründe, dieses "Nein." etwas auszuführen:

    Links in der Visu: Eine horiozontal strukturierte Fassade aus Sandstein mit erkennbarer Maserung. Diese Strukturierung war sogar als Relief ausgearbeitet. Ansonsten war die Fassade unaufgeregt, an der Grenze zum Langweiligen (Japp, da wäre Potential nach oben, aber auf dem Niveau ist Jammern Luxus). In diese Fassade sind filigran wirkende Fenster eingelassen.
    Dass es statt anfänglicher Vermutung Sandstein nun Blech in Sandsteinoptik werden sollte, mag dann kurz schockiert haben. Schmittchen aber holte in #30 das Beispiel aus Frankfurt hervor, wo diese Nachahmung recht gut funktioniert hat. Alles in allem: Trotz kleinerer Kritikpunkte recht solide, es schürte Hoffnung.
    Rechts das Fassadenmuster: Unruhig angeordnete Blechtafeln in Uni-Lackierung, deren Farben jeweils grob von Sanstein inspiriert sein könnten, getrennt von sehr weiten Fugen. Sandsteinoptik? Nee. Wirklich nicht. In der Musterfassade ist glänzender Lack verwendet worden, dass sich die Fenster des Handelshofes im Paneel ober- und unterhalb des Fensters darin spiegeln. Das kann kein Sandstein sein, das ist verdammt offensichtlich Blech.
    Ach ja, die Fenster. Wie von Snops bereits angemerkt bei weitem nicht mehr so filigran, was der Möglichkeit der Öffnung der oberen Reihe geschuldet ist. Aber auch hier gäbe es Möglichkeiten, dass eleganter zu lösen. Denn diese unten schmalen und oben breiten Rahmen wirken irgendwie lustlos. Warum der Fensterrahmen ganz rechts eine andere Farbe hat als die anderen zwei, ist hoffentlich den Versuchen, wie von Hanbrohat vermutet, geschuldet. Denn der Rahmen ist wirklich (unbedeutend) schmaler. Aber da die Fenster ohnehin allesamt Sonderanfertigungen sind, hätte man sich auch ein homogeneres Bild ausdenken können, ohne größeren finanziellen Mehraufwand.


    Was mir obendrein Sorgen macht, ist, dass diese Fassade mit den vielen Fugen und dem glatten Blech sehr schnell ungepflegt wirken kann. Der Willy-Brandt-Platz mit dem Eickhaus, dem Handelshof und dem Postgebäude ist fast schon ein Anschaunngsbeispiel dafür, wie Sandstein altert: Er verfärbt sich entsprechend der Wasserlaufrichtung, der Luftverschmutzung, etc. All das ist ja nicht weg zu reden. Aber, wie man auf dem Platz sehen kann: Es dauert Jahrzehnte, bis das ungepflegt wirkt. Bis dahin ist es eine Patina, die nicht weiter störend ist, sehr schön sichtbar in #50.

    Bei einer so 'bunten', glatten, glänzend lackierten Blechfassade, wo sich an so vielen Stellen Wasser sammeln und Schmutzränder und Kalkflecken bildend nach unten fließen kann, habe ich die Befürchtung, dass das nach wenigen Jahren schon etwas ungepflegt wirkt. Auch ist es eine Frage, wie UV-beständig der Lack ist: Im schlimmsten Fall verkreidet er und wirkt ungewollt matt und fleckig. Vielleicht ist das mit regelmäßiger Reinigung und Wartung in den Griff zu kriegen. Das diese auch die nächsten Jahre regelmäßig stattfindet, ist dabei nicht so recht sicher vorherzusagen. Bleibt die Hoffnung, dass ich Probleme sehe, wo keine sind.

    Für mich bleibt das Hauptproblem, dass die Visualisierung viel versprochen hat, und die Realität in nahezu allen Punkten dahinter zurückfällt.
    Hätte diese Musterfassade die Visu geziert, hätte man sich für den Entwurf erwärmen können? Muss jeder für sich beantworten. Ich habe meine Antwort gefunden.
    (Danke, btw, für die Bilder, Snops)

    Damit sollte ich fertig sein mit Schimpfen. Obwohl...
    (schon wieder...):
    Nein.


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    Bild: Koerfer-Gruppe

    Abseits der Fassaden-Veränderung sind ja noch ein paar Dinge offensichtlich überarbeitet worden: Nach der Brandschutz-Visu im oberem Beitrag mal zum Auffrischen und dem direkten Vergleich die erste Visualisierung aus ähnlicher Perspelktive. Dass das Staffelgeschoss zum Nachteil verändert hat, hat _pulse ja schon angemerkt.

    Ich habe dem noch hinzuzufügen, dass die für den Platz wichtige Erdschosszone sich gegenüber der ersten Visu ganz schön verschlossen gibt. Statt eines konsequenten Rücksprunges und einer ebenso konsequent transparenten, teils komplett offenen Ladenfront zeigt sich jetzt ein Rücksprung von geschosshohen Fenstern, der unterbrochen wird von sich nach vorne schiebenden, in nicht geschosshohen Kästen eingebauten Türen. Das ist aus verschiedensten Gründen nicht optimal. Denn durch die nicht ganz hohen Türen sind die Eingänge ironischerweise immer da, wo es am dunkelsten ist. Ferner entstehen durch die Vorsprünge der Türen unvorteilhafte Innenecken. Zudem sind zwei so schmale Eingänge etwas wenig für dieses große Gebäude an dieser prominenten Stelle. Hier braucht es eine abwechslungsreiche, am besten noch auf ganzer Breite durchlässige Übergangszone zwischen öffentlich und privat. Das aber lese ich aus der Brandschutzvisualisierung nicht heraus. Das wiederum dämpft meine Hoffnung, da besonders Türen und öffenbare Fenster für den Brandschutz relevant sind und somit, trotz der Grobschlächtigkeit der Visu, sehr akkurat eingearbeitet sein müssten.

    Ich bin weit weg davon, überzeugt zu sein. Meine Vorfreude darauf, dass dieser Platz durch dieses Gebäude ein neues Highlight erhält, hat einen derben Dämpfer erhalten. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob sich meine Befürchtungen bestätigen. Wie immer (und oben bereits erwähnt) hoffe ich in solchen Situationen, dass ich baldzugeben muss, mich geirrt zu haben.

    Das mit der Bahn ist so eine Sache. Die in Rede stehende Variante war schon einmal im Gespräch, es war auch schon alles fertig. Damals hat die Bahn dann aber gesagt, dass sie die Flächen aus technischen Grüden benötigt, und somit der Stadt eine klare Absage erteilt, siehe hier (WAZ, €) Also alle Pläne auf den Müll, Reset gedrückt und die BürgerInnen gefragt. Das Ergebnis sehen wir jetzt.
    Aber während die BürgerInnen Ideen sammelten und sammelten, passierten auch noch andere Dinge:

    Bochum ist logischerweise nicht die einzige Kommune, die auf die Idee kommt, die brachliegenden Gleise entlang der Rheinischen Bahn für den RS 1 zu nutzen: Die Idee liegt ja nun auch sehr nahe. Die bereits oben von Kostik (#113) verlinkte Seite im Ratsinformationssystem enthält die Vorlage 20220116, in der es die Verwaltung neutral so ausdrückt: "Seit der Absage der Deutschen Bahn zur Verfügbarkeit der Flächen in der Bochumer Innenstadt 2018 haben sich positive Entwicklungen für den RS 1 auf Flächen der DB in den Nachbarstädten ergeben. " Ich meine auch, irgendwo gelesen zu haben, dass die Bahn mittlerweile Gesprächsbereitschaft signalisiert hätte. Das finde aber nicht wieder, vielleicht irre ich da auch. So oder so, es bleibt also bis auf Weiteres ein Gerücht.:toll1:
    Bei den zu führenden Gespächen geht es aber konkret um das Teilstück Bessemer Straße bis Hermannshöhe. Bedeutet: Die Kunstbauwerke rund um den Hauptbahnhof sind unabhängig von der Bahn, das meiste Areal für die geplanten Brücken und Rampen gehört der Stadt bereits.

    Die beiden Brücken in Hannover und Bremen zeigten ja nur, wie gigantisch Autohochstraßen sind und wie sehr sie den Stadtraum ersticken. Beide Brücken, die übrigens jeweils mitten in durch die Innenstadt führen, dürfen nicht von Menschen benutzt werden. Es sei denn, sie sitzen auf oder in einem Kfz.

    Dass hier so massive Brücken enstehen, halte ich für ausgeschlossen. Niemand bei klarem Verstand würde eine ca 12 m breite Fahrradstraßenbrücke bauen.

    Die optimale Variante wäre entlang der Bahnstrecke: Über die Bessemer Straße und die Königsallee existieren die Brücken bereits: Es sind nicht mehr genutzte Bahnbrücken südlich der S-Bahnstrecke. MIt etwas Glück können diese weiter genutzt werden. Spannend wird dann allerdings die Auffahrt von der Königsallee aus, denn nur am Bermudadreieck ohne eine Auffahrtmöglichkeit zu vorbei zu führen, ist keine Option.
    Bleiben die Brücken über die Uni- und die Wittener Straße.

    Die Angst um die Sichtachsen teile ich nicht; die Brücke verliefe nach meinem Verständnis im geringen Abstand parallel zum S-Bahngleis, sie würde wohl schlimmstenfalls den Tunnel unter dem Bahnhof um ein paar Meter verlängern. Das fiele wahrscheinlich nicht einmal groß auf (wie etwa hier (Google Streetview) in Nimwegen (entsprechendes Luftbild)).

    Auch finde ich den Stadtturm jetzt nicht so großartig, dass man den Blick darauf auf keinen Fall verstellen darf. Aber selbst das ist eigentlich nicht zu besorgen: Die Unistraße fällt hier auch etwas, so dass man sowohl Europahaus als auch Stadtturm stadteinwärts kommend bis zur Kreuzung Ferdinandstraße sehr gut sehen kann, und wahrschinlich auch noch ein Stück darüber hinaus.
    Auch eine teure Wartung sehe ich nicht. Die Brücken, die marode sind, sind meist Spannbetonbrücken, und tragen immer mehr immer schwerer werdende Autos und LKW, die ununterbrochen darüber fahren udn sind alle rund ein halbes Jahrhundert alt oder älter. Dabei lohnt es, im Hinterkopf zu halten , dass das Vorspannen von Beton eine damals recht neue Technik war. Will sagen: Die Berechnungen damals beriefen sich auf sehr wenige Erfahrungswerte und letzlich hätte damals niemand damit gerechnet, dass der Zweitwagen ein Massenphänomen werden würden. Und der Opel Kadett B wog maximal 900 Kg. Dass das Durchschnittsgewicht von Neuwagen mal bei 1.6 t liegen würde, hätten die IngenieurInnen damals für eine Vision jenseits geistiger Gesundheit gehalten1).
    Nun sind wir, was das Wissen um Haltbarkeit und Haltbarmachung von damals neuen Materialien anbelangt, deutlich weiter, und bei einer Fahrradbrücke ist es eher unwahrscheinlich, dass das Fahrzeuggewicht und die Fahrzeugfrequenz auch nur in die Nähe einer kritischen Belastung kommt, selbst, wenn das Gewicht des Durchschnittasfahrrades sich in den nächsten 60 Jahren verdreifacht.

    Ja, auch Fahrradhochstraßen können richtig schlimm aussehen, auch wenn sie nie an die zerschneidende und erstickende Massivität von Autostraßen herankommen (Bremen Hbf, Hannover Hbf, zum Vergleich: Fahrradbrücke "Cykelslangen" in Kopenhagen) . Dennoch behalte ich Hoffnung. Letzlich gibt es Beweise dafür, dass sogar Brücken selbst Hingucker sein können. Sogar in Bochum. Man denke da nur einmal an die Erzbahnschwinge von gmp.

    Solche Bauten wären auch sichtbare Zeichen, dass es Bochum ernst meinte mit der Verkehrswende (was noch zu beweisen wäre....).

    Nicht zuletzt ist die Rampe vom Klever Weg aus zum Hbf vielleicht ein Anlass, den katastrophalen Buddenbergplatz nochmal in die Hand zu nehmen.



    1) OT: Und zwar zurecht! Das hat mich bei der Recherche selbst geschockt. Geht der Trend so weiter, hat sich das Durchschnittsgewicht von Autos innerhalb von 60 Jahren verdoppelt. Dabei können die Dinger immer noch nicht mehr, als sie es früher taten. Ein Großteil dieser Gewichtszunahme dient nur dem Versuchen der Lösung von Problemen, die Autos selbst geschaffen haben. Sorry für diesen Einwurf.

    Westring 22

    Städtebaulich macht die Ecke, wie hanbrohat erwähnt hat, einen großen Satz nach vorne.

    Besonders am Platz des Europäischen Versprechens (ff: PdEV). Hierzu erlaube ich mir, mal dieses oben gezeigte Bild von hanbrohat noch einmal einzubinden
    Im Vergleich dazu von einmal die Rückseite des Gebäudes vor der Öffnung zum PdEV auf Google Streetview.

    So weit, so unstrittig.


    Unstrittig ist weiterhin, dass das Gebäude heraussticht.


    Hier stellt sich die Frage, wie man dazu steht.

    Im Großen und Ganzen wird die Innenstadt Bochums durch die angeschobenen Projekte homogener: Mehr und mehr Sandstein. Damit geht einher, dass die Fassaden hochwertiger werden.

    Und das ist eine sehr gute Sache! Meine Begeisterung darüber verschriftliche ich hier im Strang nicht zum ersten Mal. Der Entwurf, der meinen damaligen Jubel auslöste (aktuellere Visualisierung unter #273), wurde von anderer Seite ziemlich verrissen. Dieser Artikel (der mit einem gewissen Verständnis von Architektur gelesen argumentativ ein paar Schwächen aufweißt) fand auch seine Wege in die einschlägigen Gruppen in den sozialen Medien, wo ihm viel beigepflichtet wurde. Und so sehr mich dieses zu großen Teilen halbwissende Geschimpfe auf den Entwurf zum Kopfschütteln bringt: Es hilft bei der Attraktivierung einer Stadt, ein paar (wenige) Gebäude zu haben, die offensichtlich herausstechen.

    Wichtig ist dabei, dass die herrausstechenden Gebäude funktionieren (anders als die in der Erdgeschosszone nahezu moribunde Stadtbadgalerie/Bochumer Fenster), wertig sind und entweder gepflegt werden oder aber so entworfen sind, dass sie in Würde altern.


    Auf das Funktionieren des Gebäude können wir, s.o., berechtigte Hoffnung setzen. Ob diese sich bewahrheiten, wird sich zeigen.

    Bei den Visus zu dem Bau hatte ich anfangs so meine Sorgen, was die Wertigkeit anbelangt. Ich hatte die Befürchtung, man hätte sich für billigsten WDVS-Rauputz und klobige weiße Baumarkt-Kunststoffensterrahmen entschieden, und versuche nun über diese notorisch schlecht alternde Billigkombination mit einem vorgehangenen rosanen Gerüst hinwegzutäuschen.

    Live ansehen konnte ich mir das wirkliche Resultat zwar noch nicht, auf den Fotos jedoch habe ich den Eindruck, die Fassade ist mit Kunststoff- oder Metallplatten beplankt und die Fensterrahmen aus eloxiertem Aluminium, eine Kombination, die sowohl pflegeleicht ist, und auch durch die in einer Großstadt üblichen Verschutzung nicht schnell heruntergekommen wirkt. Unter diesen Umständen finde ich die Idee die Idee des Gerüstes originell. Und die Dachterasse könnte die Gegend ebenfalls weiter beleben. Zudem grieft es eben auch wirklich die Industriebauten auf, ohne sie nachzumachen. Auch kam mir de Farbe des Gerüstes so vor, als erinnere sie mich an etwas. Und Bingo: Die Ecke einen Kilometer weiter westlich begrüßt einen sehr ähnlich (Google Streetview). Diese Rostschutzfarbe findet sich dann auch auf den Trägern der Halle, die die Allestraße für etwa ein Fünfel ihrer Länge begleitet. Auch, wenn die Farbe nicht ganz getroffen ist, ist die Ähnlichkeit erkennbar, es wirkt, als sei es als Zitat gemeint. Das lässt mich darüber hinwegsehen, dass der Bau, wie Ruettenscheider (#280) angemerkt hat, nicht zu seiner unmittelbaren Umgebung passt.

    All das versöhnt mich mit diesem Entwurf, dem ich anfangs sehr skeptisch gegenüberstand.

    Gespannt bin ich, wie der Bau wohl altert. Sollte die Farbe auf dem Aussengerüst sich als nicht besonders UV-beständig erweisen und ausbleichen und/oder verkreiden, hätten wir ziemlich schnell wieder eine Katastrophe.

    Neuentwicklung Fläche von Outokumpu Nirosta

    Gut, dass das Stahlwerk noch abgerissen werden muss. Das gibt dem Prozess Zeit, noch einmal überarbeitet zu werden.

    Denn es wäre mir lieb, wenn das da so nicht realisiert würde.

    Das beginnt mit der Verschwendung von Fläche: Es ist kaum möglich, weniger Kaufkraftzufluss pro Quadratmeter gewerblich genutzer Fläche zu bekommen, als mit Logistik. Das die mietenden Unternehmen wahrscheinlich sonstwo Gewerbesteuern zahlen, ist das Projekt so für die Stadt und die Stadtgesellschaft kaum von großer Hilfe.

    Dann, und da ist die Visualisierung ja ehrlich , dürfte die Zunahme von LKW-Verkehr auf den umliegenden Autobahnen immens sein (übrigens sind die meisten LKW in der Visu Geisterfahrer :S) . Super Sache bei Autobahnen, die sich durch dicht besiedeltes Gebiet schlängelt und ohnehin schon staugeplagt ist (So übrigens funktioniert der "Induced demand" der berühmten Duranton-Turner-Studie, falls mal wer fragt: Da bausse 'n neues Autobahnkreuz und zack! bekommsse 'n Logistikpark!).

    Das die Erstellenden der Visu ohnehin null Interesse an einem Beitrag zur Verhinderung des Klimawandels haben, zeigen drei Dinge. Zum einen hat man auf Solarpanel auf diesem gigantischen Flachdach verzichtet (aber, meinetwegen, geschenkt!), zum Zweiten macht der Entwurf den Eindruck, als habe man zähneknirschend einen Logistikpark um einen störenden Güterbahnhof herum geplant: Ein Gleisanschluss in eine der Hallen oder eine Ladevorrichtung für Güterwagen ist jedenfalls nicht erkennbar. Obwohl die Vorraussetzungen für eine Schnittstelle zwsichen Bahn und Straße kaum besser liegen könnten. Aprospos Schnittstelle: Dass die große Halle direkt an zwei Straßenbahnstrecken liegt, hat man drittens gekonnt ignoriert und stattdessen einen rd 40.000 m2 messenden Mitarbeitendenparkplatz eingeplant, damit auch wirklich jede Mindestlohn verdienende Packkraft mit dem altersschwachen Golf IV kommt, jeden Morgen betend, dass die Mühle abspringt, denn beim Mindestlohn ist eine teure Reperatur halt das Weihnachtsgeschenk für die Familie.
    Klar, sie können ja trotzdem mit der Bahn kommen, aber von der Haltestelle Engelsburger Straße ( ca. 80 m zur Hallenwand, 15-Min-Takt in der HVZ) scheint es keinen Zugang zum Gelände zu geben und von der Haltestelle Goldhammer Straße (ca. 350 m zur Hallenwand, 7,5 Min-Takt in der HVZ) keine nahegelegene Möglichkeit, die Autobahn zu überqueren.
    Vielleicht bin ich ein wenig unfair, es sind schließlich erste, 'aufgetauchte' (also nicht von der Investorin bestätigte) Visualiserungen, die wahrscheinlch nicht auf konkreten Plänen oder einer Analyse der Umgebung beruhen, sondern mal schnell gemacht wurden, um potentiellen Mieterinnen zu zeigen, was möglich ist. Dennoch bleibe ich dabei, dass die Erstellenden der Visualiserung sehr deutlich sagen, was aus ihrer Sicht alles nicht das Problem der Investorin ist.
    Dazu gehört dann konsequenterweise auch, einen Sportplatz und eine Schrebergartenanlage mit zu überbauen.
    Deswegen hoffe ich darauf, dass es da noch einen Prozess gibt, in dessen Verlauf ein paar meiner Kritikpunkte obsolet werden oder sich als von vorne herein als obsolet erweisen.

    Im Übrigen reibe ich mich weiterhin daran, daraus Logistikflächen zu machen: So sind die eben genannten Faktoren auch Standortvorteile für andere Branchen. Also auch für Branchen, die mehr Arbeitnehmende auf der Fläche beschäftigen, und diesen auch noch bessere Löhne zahlen, und die noch dazu keine Zunahme von LKW-Verkehr mit sich bringen.

    Auch ist mir bewusst, dass Logistikflächen gegenüber dem Stahlwerk, dass bis vor kurzem noch produziert hat, die bessere Nachbarschaft sind. Viel besser jedoch nicht. Und Bochum ist weit gekommen. Welche Flächenaufwertungen möglich sind, sieht man an Mark 51°7 ganz gut, eine Diskussion, die hier im Forum auch schon angerissen wurde. Und sich auf einem 'immerhin besser als vorher' auszuruhen bedeutet, Bochum weiterhin als hauptsächlich als Montan- und Produktionsstandort zu betrachten, was es nun wirklich nicht mehr ist.

    In diesem Sinne:
    Glück Auf! ;)

    Volkswagen Infotainment Zentrale

    Auch, wenn es wenig neue Informationen gibt, sei der Vollständigkeit halber auf den heute in der WAZ erschienene Artikel (€) hingewiesen.

    Was er an neuen Infos enthält ist das geschätze Auftragsvolumen (78 MIo €) sowie das für den Entwurf und Bau verantwortliche Büro, Bühring Architekten aus Wolfsburg. Ausführen wird den Bau bekanntlich die Ten Brinke-Gruppe. Errichtet wird der Bau aus Betonfertigteilen.

    Achja: Und der Zeitplan. Baubeginn sei im kommenden März, Richtfest im Herbst, bis spätestens Anfang 2024 rechne man mit Bezugsfertigkeit.

    Zu dem Entwurf an sich halte ich mich bedeckt, sonst würde ich wahrscheinlich nur in deutlich mehr und etwas stärkeren Worten wiederholen, was Kostik und James.xmx dazu bereits gesagt haben.

    Wohnquartier Paulstraße

    Das ist wohl alles an Information, was verfügbar ist: Mehr als das hier auf den Seiten von Harfid habe ich aus dem Internet auch nicht herauswringen können. Immerhin: Neubauten (um die Frage zu beantworten), 8.450m2 Wohnfläche, 94 WE, der KfZ-Stellplatzschlüssel beträgt 1. Und wir erfahren auch, dass der Investor "LAVIDA Wohnen & Verwaltungs GmbH" heißt (die "8" dazwischen scheint mir ein Schreibfehler zu sein). Dieses Unternehmen ist aber wohl die einzige Firma in der diesseitigen Galaxis ohne Internetpräsenz, soweit ich das ergoogeln konnte. Das andere in die Leistungsphasen 1-4 (Wikipedia) involvierte Unternehmen, die Bollmann Gruppe, hat bisher noch gar nichts dazu veröffentlicht.
    Soweit die Fakten, es ist Zeit für :stickdance:Spekulationen:stickdance::
    Schaut mensch sich die Ecke in Google Maps und Streetview (auch ff. Links) an, wirkt es am Wahrscheinlisten, dass der Parkplatz überbaut wird. Die Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite sind zwar auch nicht mehr ganz taufrisch, abe sehen so aus, als seien sie durchaus wirtschaftlich zu sanieren, was einen Abriss widerum unwirtschaftlich machte, zumal diese nicht weit von den 94 WE entfernt sind.


    Am wichtigsten finde ich, dass die doch recht dunkel, billig und dadurch unattraktiv wirkenden Kolonaden angepackt werden: Sie sind das städtebaulich größte Problem, dass es hier anzufassen gilt. Nun gibt es einige Kollonaden am nördliche Bohlweg, die es den Zufußgehenden erlaubten, dort trockenen Fußes lang zu wandern. Für große Zufußgehenden-Frequenz sorgt das aber nicht. Die Entwerfenden des erstplatzierten Entwurfes taten gut daran, diesen "gut gemeinten" überdachten Gehweg in vermietbare Fläche umzuwandeln. Mutig war es trotzdem: Was vom Gehweg (und Fahrradweg) übrig bleibt, wird nicht reichen, das hat auch die Jury erkannt. Das widerum bedeutet, dass hierfür das Streichen einer MIV-Spur unausweichlich ist. Meiner Meinung nach stellt das kein Problem da: Die rechte Spur entsteht hinter der Kreuzung quasi aus dem Nichts hinter einer Sperrfläche (siehe Google Maps), und ob sie nun vor oder hinter dem Rathaus beginnt, macht nicht so den Unterschied. Obendrein ist sie für den Großteil des MIV ohnehin oft nicht nutzbar, da dort meiner Erfahrung nach meistens irgendein Fahrzeug steht, dessen Führender/ deren Führende meinte, ein Warnblinklicht reiche hier als Legitimation zum Abstellen eines Fahrzeuges.
    Aber das ist eine persönliche Meinung: Die Erfahrung zeigt, dass auch nur das Äussern der Idee des Umwidmens einer Fahrspur heftige Opposition hervorruft. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen hier den gleichen Mut wie die Entwerfenden beweisen; denn egal wie gut der Entwurf sein mag: Wie ich schon schrieb, wird sich städebaulich wenig verbessern, wenn die die gedrungene Kollonaden bleiben.
    Angenehm finde ich in dem Kontext auch, dass die Visu zum Siegerentwurf im Sockel mit wertig aussehenden Materialien (egal, ob der Braunton der Fensterrahmen nun Holz oder eloxiertes Aluminium ist) aufwartet. Auch das wird der Ecke die Anmutung von Vernachlässigung nehmen.

    Den Umgang mit der Kabutar vom Büro Gieseler finde ich äusserst geschickt: Durch die horizontalen Bänder in den Einschnitten bleibt die ürsprüngliche Idee ablesbar: Gleichzeitig wirkt der Baukörper geschlossen und sehr aufgeräumt. Und im besonderen Maße ist natürlich der Stadtbalkon zu begrüßen, von dem ich hoffe, dass die Gestaltung so funktioniert, dass er reich frequentiert wird.

    Was den Bohlweg anbelangt, so mache ich mir wenig Sorgen um Schubkraft: Das in diesem Beitrag von Braunschweiger als erstes gezeigte Gebäude hat bereits ein Makeover bekommen (von dem ich meine, es sei auch hier im Forum thematisiert worden, gefunden habe ich es nicht) , die Volksbank dreht im Schlosscaree alles auf links, das Thema 'Umgestaltung des Hagenmarkt' (über dessen Verlauf ich mich immer noch etwas ärgere) wird mittelfristig auch wieder auf's Tapet kommen, und das technische Rathaus nimmt langsam wieder Fahrt auf. Das ist schon eine ganze Menge Schub, den der Bohlweg da bereits hat.

    Quartier Havkenscheider Höhe

    Weitergehende Information zu diesem Quartier finden sich auch auf den Seiten des Ratsinformationssystems (ff.: RIS) unter dem sperrigen Titel 'Vorgang 202134701'.


    Hier gibt es vieles, was das architekturbegeisterte Herz begehrt: Den städtebaulichen Entwurf, ein paar Pläne, ein paar Visualsierungen.

    Besonders studierenswert sind die Pläne der Quartiersgarage (Download - RIS). Diese hat faktisch keine eigene Fassade, sondern wird in einem Block von Wohneinheiten versteckt. Das finde ich einen interessanten Ansatz. Nicht nur lässt man Autos komplett aus dem Viertel, man sorgt dafür, dass sie unsichtbar werden; Die einzige Struktur, die dem Automobil dient, ein Parkhaus, zeigt sich auf der Straße nicht einmal wie ein Parkhaus, sondern ist das kleine Geheimnis eines geschlossenen Wohnblocks (Download Visu - RIS). Klar, es gibt einen Hasenfuß: Ein solches umbautes Parkhaus ist ein potentieller Angstraum, in dem sich viele Menschen, insbesondere Frauen, nicht sehr sicher fühlen: Parkhäuser , besonders solche ohne Tageslicht, sind immer etwas dunkel und unübersichtlich und es fehlen die "Eyes on the street"1), das Gefühl, von Menschen umgeben zu sein, was davor schütze, Opfer einer Straftat zu werden. Dem hätte man zum Beispiel begegnen können, indem man eine automatische Garage geplant hätte, aber nun...


    Ab davon freut mich, dass man in Bochum mittlerweile wieder Wohnsiedlungen baut, die das Potential haben, echte Nachbarschaften zu werden, mit dem Fokus auf belebaren Straßen, zentralen Plätzen und Begegnungsstätten, als Gegenentwurf zu immer nur den uninteressanten Klötzen mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, die nur gut darin sind, ihren Bewohnenden keinerlei Grund zu bieten, sich mit ihrem Wohnumfeld auseinanderzusetzen.


    1)nach Jane Jacobs - The Life and Death of Great American Cities.

    Alte Bahnhofsstraße / Wiebuschweg

    Mal abgesehen davon, dass das Eckgebäude städtebaulich totare Murks ist, weil man sich entscheiden hat, auf die für Bochumer Verhältnisse seltene Stimmigkeit entlang dieser Seite der Alten Bahnhofsstraße in Bebauungslinie, Kubatur und Traufhöhe zu pfeiffen, indem man alles drei ingnoriert, und ein Gebäude baut, dass zutreffend so wirkt, als gehöre es da einfach nicht hin: Welchen Mehrwert bieten die Gebäude entlang des Wiebuschweges gegenüber ihren Vorgängern, den man nicht hätte durch deren Sanierung und Umbau erreichen können?
    Es ist ein verantwortungsloser Umgang mit Ressourcen, wenn man Gebäude abreisst und Bäume fällt, um fast die gleichen Gebäude da wieder hin zu bauen. Und verantwortungslosen Umgang mit Ressourcen können wir Menschen uns nicht (mehr) leisten!

    Nein, ich will nicht nur meckern: Es gibt Details an dem Bau, die mir sehr gut gefallen: Die Struktur im Putz der Fassade, die gut gearbeiteten Fenster, das Spiel mit den Fenster-Umrandungen, die in Putz und Farbe einen Unterschied bilden. Im luftleeren Raum gebaut sicher auch interessante Gebäude. Leider sind sie aber nicht im luftleeren Raum gebaut, sondern mit Kontext. Und in dem betrachtet verfehlt dieser Entwurf die m.A.n. wichtigsten Ziele der Architektur: Dem Schaffen einer lebenswerten, angenehmen, im Idealfall inspirierenden (gebauten) Umgebung und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.

    Der andere, eigentliche 'Zwischenfall' an der alten Bahnhofsstraße zeigt, wie es besser geht1). Eine Nachverdichtung, die eine Ruine ersetzt.
    Ich habe mir noch keinen Eindruck machen können, ob die sechs Etagen hin zur Ümminger Straße diese nicht mit Baumasse erschlagen.Da das gesagt ist, wirkt es zumindest entlang der Bahnhofsstraße, als habe man sich bei der Traufhöhe an den Nachbarn orientiert. Als Bonus nimmt das Gebäude sogar deren Materialität (roten Klinker) auf, ohne diese zu kopieren. Dass die Erdgeschossnutzung für einen Lebensmittel-Nahversorger stadtplanerisch noch ein Plus ist, sei hier auch kurz erwähnt.
    Klar, es hätte natürlich auch noch etwas Tolleres dahin kommen können. Aber solange das der einzige Kritikpunkt bleibt, schliesse ich mich James.xmx (#57) da an.



    (Da ich gerade von Einbettung in den Kontext schreibe, war es mir wirklich unmöglich, zu widerstehen: Pun intended!:P)

    Kofabrik


    Die Aufstockung als auch das geamte Gebäude gefällt mir sehr gut. Natürlich ist bei dem Gebäude noch mehr drin, dennoch: Durch die anthrazitfarbenen Fensterrahmen und der clever gelösten Aufstockung wirkt dieses Gebäude, -wie Hanbrohat schon sagte- trotz der Grafitti jetzt wertig und gepflegt und zieht nicht mehr die ganze Umgebung 'runter. Zwar stört mich der wirklich fremdkörperartige Sturz über dem Eingang etwas, hier sei aber lobend erwähnt, dass dieser vor dem Umbau über einer total verbastelten, und sehr zufällig von Fenstern und fast blinden Glasbausteinen durchspreckelten Mauer überspannte, und die Öffnung dieser Wand und damit der Herstellung eines ablesbaren Eingangs wirklich gut getan hat.


    Mir gefällt auch, wie der Aufbau das Raster der Fassade aufnimmt, ohne es zu kopieren. Störend finde ich hingegen die weißen 'Baumarkt'-Fenster und dass die Fassade des Aufbaus verdächtig nach diesem unsäglichen WDVS-Rauputz aussieht. Hätte man sich hier aber für anderen Lösungen entschieden, wäre das vermutlich jenseits des Budgets gewesen.
    Alles in allem: Erleichterung: Das ungepflegt wirkende und dadurch die Gegend negativ beeinflussende Gebäude hat die Aufmerksamkeit erhalten, die es bitter nötig hatte, und könnte jetzt, sowohl durch den Zustand als auch durch die Nutzung, positive Impulse für das Quartier geben. Unbestritten, mehr geht immer, aber für den Moment kann man ja mal die Kirche im Dorf (vulgo: Die Bochumer Eisenhütte am Ring) lassen.

    Der Umbau des Gebäudes ist in diesem Strang gut dokumentiert, siehe #164, #207, #222, #226, #251, und eben #268,1), hinzufügen möchte ich noch den Link auf die Projektseite des ausführenden Büros, dass gleichfalls ein paar interessante Fotos online gestellt hat, und die Seite der Kofabrik selbst, auf der ein paar weitergehende Informationen zu erhalten sind, u.a. auch zu erfahren ist, wer denn jetzt da oben residiert.
    1) Ich erlaube mir an der Stelle einmal, Kostik für die unermüdliche Recherche und das Einstellen der Ergebnisse in dieses Forum und Habrohat für das regelmäßige Teilen der Fotosafari-Beute zu danken

    Weiße Kunststoff-Baumarkt-Fenster wären auch der absolute Fehlgriff gewesen.
    Denn zum einen sehen die ab Sekunde 1 genau so billig aus wie sie auch sind, und dann wäre da noch die unschöne Alterung: Man baut neben einer Hauptverkehrsstraße, und da wir die Verbrennungsmotoren noch eine Weile dort die Luft am intensivtsen verpesten lassen, wo die meisten Menschen atmen, nämlich in unseren Städten, wäre weiß auch schnell ins braun-gräuliche gegangen, und das hätte dieses Sanierungsprojekt ziemlich schnell so aussehen lassen, als müsste es mal wieder saniert werden.
    Was mich beeindruckt ist, dass die Bauherrin durch den Aufwand und die Unwägbarkeiten geht, die Fassade und Kubatur der alten Reitställe zu erhalten.
    Die Fassade in ihrer Struktur ist durchaus spannend, und wirklich schön gealtert. Nichtsdestoweniger limitiert man den (de facto ) Neubau auf zwei Etagen, an prominenter Stelle, wobei das Obergeschoss auch noch zumindest strassenseitig (also ausgerechnet in der Ostfassade) sehr kleine Fenster hat. Ist diese Kröte geschluckt, geht es weiter mt dem erheblichen Mehraufwand, ein neues Gebäude an eine bestehende Fassade anzubauen.
    Und last not least ist so ein Altbau die Gump'sche Pralinenschachtel: Man weiß nie, was man kriegt.
    All das in Betracht ziehend, ist es ein Glücksfall, dass die Reiställe mit ihrer Bruchsteinfassade erhalten bleiben.

    Aprospos BraWo-Park:
    Einen hab' ich noch.
    Schon etwas länger herumliegen habe ich die Detailfotos der Musterfassade des dritten Hochhauses des BraWo-Parks.
    Das Stück Musterfassade ist quasi als Beifang von in diesem Beitrag von markoma1 im Strang "Sonstige Bauvorhaben" auf dem zweiten Bild vor dem orangen Bauzaun zu sehen.

    Die Fotos von mir sind, wie erwähnt, etwas älter, da war man noch beschäftigt mit dem Berliner Verbau in der Grube, und noch etwas vom Hochbau entfernt. An der Musterfassade hat sich seitdem aber nichts geändert.
    En detail:

    Nach aussen hin zeigt die Fassade ein Profilblech, dass in einem Schokobraun pulverbeschitet ist. m.M.n. ist der Farbton etwas zu dunkel im Zusammenspiel mit dem bräunlichen Rot-Ton des ersten und dem mattbraunen Ton des zweiten Hochbaus. Darüber hinaus gibt es sehr wenige Beispiele, in denen eine Profilblechfassade wertig wirkt; und dieses wird auch nicht dazu gehören.


    Die Fenster kriegen anthrazitfarbene Rahmen und werden in weiße Leibungen gefasst. Der Kontrast zwischen dem Braun und dem Weiß gefällt mir persönlich widerum ganz gut.

    Wie bei einem Bau der Höhe zu erwarten, werden die Fenster nicht zu öffnen sein. Um dennoch etwas lüften zu können, verstecken sich hinter dem Lochblech Klappen, die in ihrer Funktionsweise Fenstern sehr nahe kommen:

    (Hier demonstriert von meinem Sohn)
    Dieser Trick ist wohl gerade der 'Dernier cri' im Bürobau. Naja.

    Alle Bilder von mir.

    Ob die Vermietenden tatsächlich abwarten, was "nach der konsumorientierten Innenstadt kommt", um sich darauf einzustellen? Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben. Da dürfte immer auch viel Pragmatismus im Spiel sein: Finde ich Mieter? Was für einen Preis kann ich nehmen?

    Würde ich pauschal auch nicht unterschreiben. Und ich wollte es so pauschal auch nicht gesagt haben. Da habe ich mich aber mißverständlich ausgedrückt.


    Mein Gedankenexperiment zielte darauf ab, wie ich als Vermieter handelte, wenn der MIeter meines Ladenlokals mir kündigte. Das erste, was ich täte, wäre, zu schauen, ob ich einen Nachmieter fände. Da stimmen wir komplett überein. Wenn das gelingt, dann gibt es kein Problem.

    Was ich nicht schrieb, ist, dass ich in dem Gedankenexperiment davon ausging, dass das nicht gelingt, was derzeit nicht ganz weit entfernt liegt.


    Kriegte ich aber meine Immobilie nicht sofort vermietet, hätte ich zwei Möglichkeiten:
    1.) mich damit abfinden. Grund und Boden steigt gerade im Wert. Wenn ich also nur Maßnahmen ergreife, die die Substanz erhalten, mehrt sich mein Kapital sogar bei Leerstand.

    2.) meine Immobilie attraktiver machen.
    Da könnte ich zum einen mit dem Preis runtergehen. Damit täte ich mich aber schwer. Denn da die zu erwartende Jahresmiete in die Bewertung meiner Immobilie einflösse, minderte ich damit mein eigenes Kapital aktiv*. Und den Wert der Nachbarimmobilien gleich mit. Das wäre also die Ultima Ratio.

    Zum anderen könnte ich den Zustand meiner Immobilie verbessern. Den Leerstand für Mietende attraktiver machen. Damit könnte ich zwar gleichzeitig auf eine Steigerung des Wertes hoffen, müsste aber auch Geld ausgeben. Das wäre zum einen das Gegenteil dessen, was ich erreichen wollte und ausserdem läge darin ein Risiko:
    Erreichte ich mein Ziel nicht, meine Immobilie damit für Mietende attraktiver zu machen, war die Investition für die Katz. Und da kommt jetzt die Frage: Für welche MIetenden attraktiviere ich meine Immobilie? Renovierte ich für die Bedürfnisse des Einzelhandels? Hätte bisher ja funktioniert, aber uns allen fällt auf, dass sich die ersten großen Ketten (und zwar nicht nur HortenHertieKaufDings) aus der Fläche zurückziehen, und keiner bisher seriös vorraussagen kann, wie sich das auf die Innenstädte auswirkt. Ist also eher gewagt.

    Aber was dann? Kleinteiligerer Einzelhandel? Gastro? Wohnungen? Alles größere, teurere Umbauten. Alle mit dem gleichen Risiko.


    Ich wartete erst einmal ab. Denn mein Kapital mehrt sich ja auch dann, wenn ich nix tue.

    Ich stimme also voll zu in dem Punkt, dass da viel Pragmastimus im Spiel ist. Und das war es, was ich sagen wollte: So, wie sich jetzt die Situation in den Innenstädten verändert, werden viele, besonders ImmobilieneigentümerInnen der kleineren Objekte aus rein pragmatischen Erwägungen erst einmal abwarten, bevor sie in Renovierungen investieren.

    Das Schlosscaree bildet hier eine Ausnahme: Die ist so breit aufgestellt, das irgendetwas schon stabiles Wachstum bringen wird: Wohnungen, Büros, Praxen, Einzelhandel, Gastro: Irgend etwas wird schon zünden.


    * Eine Anzeige, in der steht "Ladenlokal frei, zuletzt 40.000 € Mieteinnahmen p.a." wird einen höheren Verkaufspreis bringen als eine, in der steht "Ladenlokal vermietet, zurzeit 20.000 € Mieteinnahmen p.a." Das ist der Stoff, aus dem Blasen sind.

    Ganz handlungsunfähig ist die Stadt jedoch nicht: Die Stadt kann Rahmenbedingungen schaffen, aber das ist komplex, womöglich teuer und birgt das Risiko der Effektfreiheit und aus genau diesen drei Gründen für einen Wahlkampf gänzlich ungeeignet.

    Das ist sogar genau das, was die Stadt tut: Laut einer PM von gestern (auf die heute morgen ein Artikel in der BZ (€) verweist) hat der Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa dem Wirtschaftsausschuss angekündigt, Mietzuschüsse für neueröffnete inhabergeführte Geschäfte innerhalb der Okerumflut zu gewähren. Diese werden (nach meinen Dafürhalten) sehr unbürokratisch erteilt, und sollen bis zu 50 % der Miete, jedoch maximal 1.250 € je Monat betragen.
    Diese Maßnahme soll bis zum Sommer 2022 getestet werden.

    Es ist bleibt zu hoffen, dass das dem Leerstand entgegenwirkt und der Diversität und Einzigartigkeit der Innenstadt zu Gute kommt. Ob sich die Effekte dessen zeitigen, bleibt abzuwarten. Noch schwerer ist vorrauszusagen, wo sich die Effekte dessen zeitigen. Dass es eine Testphase geben wird, zeigt, dass selbst der Initiator erstmal schauen will, ob die Maßnahme überhaupt ankommt.

    Hier trifft alles drei zu: Komplex, teuer und riksant. Und der Zeithorizont spricht auch nicht dafür, dass es sich um ein Wahlkampf-Manöver handelt, noch lässt sich das für den Wahlkampf noch ausschlachten. Also wieder kein Gewinnerthema für die Hochglanzboschüre einer Partei oder Kandidatur.

    Zum Abschluss bitte ich darum, mir den Doppelpost nachzusehen: Die PM habe ich heute morgen erst gesehen.