Beiträge von todasch

    Das brauchst jetzt nicht in die Folklore-Ecke ziehen um mich abzukanzeln. Bayrische Identität hat nichts mit Folklore zu tun. Wenn ich auf eine Veranstaltung vom Gerhard Polt geh' wo dann fast keiner mehr die Anspielungen versteht dann find' ich das deutlich bitterer als Clubschließungen - die kulturelle Identität ganz Bayerns löst sich immer rascher auf. Alles wird teutonisiert, Dinge über die ich mal einen Artikel in der Süddeutschen.. ach, darum wohl nicht. Dass jene Zugereisten ihre eigene Präsenz gar hinterfragen erwarte ich indes gar nicht, deren in der Regel äußerst "selbstbewusstes" Auftreten gibt zu dieser Hoffnung keinen Anlass. Dass die Einheimischen das aber alles so hinnehmen macht mich narrisch. Wenn ich dann so einen Artikel les'...


    bayer, nimm doch bitte mal zur kenntnis, daß münchen kein ethnisch homogenes kuhdorf ist, sondern (bei aller gelegentlichen provinzialität) eine 1,4 millionenstadt. zu diesen 1.4 mio. münchnern gehören leute mit bayrischen, türkischen, österreichischen oder eben auch "preußischen" wurzeln, die sich zurecht dagegen verwahren, von irgendjemandem einen bestimmten lebensstil (und sei er auch noch so "münchnerisch") aufgezwungen zu bekommen.
    nimm mich: ich bin in m. geboren und wohne zeitlebens in dieser stadt. trotzdem beschränkt sich mein bayrischer (passiv-)wortschatz auf ca. 3 worte, weil mein kulturelles umfeld ein anderes ist. deshalb lasse ich mich aber von niemandem aus meiner eigenschaft als münchner bürger herausdefinieren oder gar zwingen, "meine präsenz zu hinterfragen".
    oder willst du an der stadtgrenze wachposten aufbauen, die sich meinen stammbaum zeigen lassen und einen sprachtest durchführen sollen??:lach:

    Zitat bayer: Und wenn "Currywurstbuden" altmünchnerisch sein sollen dann versteh ich die Welt nicht mehr.
    es geht doch nicht um "altmünchnerisch" in einem folkloristischen sinne. der glockenbach war lange rückzugsgebiet für leute (die es natürlich auch in m. gibt), die dem mainstream (und dazu gehört eben auch das folklore-bayerntum) bewußt etwas entgegensetzen wollen. das hat mit "berlin" erstmal gar nichts zu tun, außer, daß es dort eben weit mehr solcher rückzugsorte gibt. das macht den uneinholbaren vorsprung von berlin in sachen lebensqualität aus,

    das beschreibt sehr treffend den niedergang eines der einst urbansten und lebendigsten viertel münchens. ich hoffe, daß die geäußerte hoffnung auf eine renaissance von schwabing auch eintrifft. ich bin da allerdings eher skeptisch, angesichts des dortigen preisniveaus. in alt-schwabing gibt es ja inzwischen auch luxusbunker zur genüge.

    zitat martyn:
    "Den Kritikern empfehle ich einfach mal einen Spaziergang, um sich selbst ein Bild zu machen."
    falls ich damit gemeint bin: nicht nötig. ich wohne selbst in einem solchen block (und fühle mich dort sehr wohl!).
    ansonsten werde ich zu dem thema (hier) nichts mehr sagen, um nicht einigen leuten neuen stoff für ihre populistischen empörungsorgien zu bieten.

    zitat isek:"Es soll doch vor allem so sein, dass die Politik denen unter die Arme greift, welche unseren Staat - also eben auch die Politiker - stützt und das ganze erst möglich macht. Und das sind meiner Meinung nach am wenigsten die Bewohner der München Modell Blöcke (...)"
    hast du auch irgenwelche belege für deine steile these oder kommt das alles nur ungefiltert aus deinem bauch?

    Zitat timovic: "Wo bleiben Parzellen für progressivere Wohnlösungen (am Ackermannbogen ja ansatzweise zu sehen)? "
    stimmt. allerdings gibt es inzwischen auch in der vielgescholtenen messestadt projekte von baugruppen und innovativen genossenschaften (z.b. "wagnis"), wenn auch noch viel zu selten.

    bayer, nachdem wir uns offenbar auch nicht ansatzweise auf eine gemeinsame definition des begriffs "reaktionär" verständigen können (für mich bedeutet dieses wort tendenziell das gegenteil von deiner definition), sollten wir diese ideologische aufladung besser sein lassen:nono:. hattest du das an anderer stelle nicht selber gesagt?
    im übrigen kann ich die worte von timou nur unterstützen:daumen:.

    400.000€? das ist leider nicht meine preisklasse. aber wie schrieb ein kluger mann schon vor 150 jahren: "das sein bestimmt das bewußtsein".
    jedenfalls ist (auch kommunal-)politik in einer demokratie nicht in erster linie dazu da, um einer kleinen gruppe von gutverdienern ein leben in einer störungsfreien idylle zu garantieren, wenn gleichzeitig andere kein dach über dem kopf haben!

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    wenn du einer sozialen segregation (also einer letztlich anti-urbanen strategie) das wort redest, empfehle ich dringend einen blick nach paris, wo die einkommensschwächeren schichten weitgehend in die banlieues abgedrängt wurden. diese viertel haben in den letzten jahren v.a. durch soziale unruhen, rassistische gewalt und permanente polizeieinsätze von sich reden gemacht.
    da ist mir lieber, wenn bezahlbare (nicht nur sozial-)wohnungen in gemischten, innenstadtnahen vierteln geschaffen werden. auch wenn das bedeutet, daß die wohlstandsbürger mit der existenz von weniger privilegierten gruppen konfrontiert werden.

    ^^
    einverstanden. aber du übersiehst, daß du nicht die gesamte nachkriegsmoderne über einen kamm scheren kannst. es haben entwicklungen stattgefunden, und es gibt (wie schon immer) gute und schlechte architektur. daß hugendubel und kaufhof zur zweiten kategorie gehören, darüber sind wir uns wohl einig.

    Eben, das hat schon eine gewisse Arroganz seitens der Urheber. Als Neuperlach aus dem Boden gestampft wurde gab es auch Kritik in der Bevölkerung, aber die wurde von den Stadtplanern abgetan mit den Worten "Das macht man heute so". Recht hatten aber die Laien letztendlich. Das macht man nämlich NICHT so. Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen.


    moderne architektur=neuperlach=pfui?


    wers gerne schlicht hat, mag sich mit einer derart klischeehaften logik begnügen. nur ist das kein beitrag zu den herausforderungen von heute, wie sie bayer (wie ich finde, durchaus zutreffend) beschrieben hat.
    bayer: unser dissens liegt nicht in der problemanalyse, sondern in den konsequenzen daraus; und darin, daß du die diskussionen und bemühungen der letzten jahrzehnte, diese probleme mit zeitgemäßen mitteln zu bewältigen (vgl. z.b. das letzte posting von iconic), souverän ignorierst.