iconic: das Muschel-Kugel-Feng-Shui-Haus ist sowas von unendlich gräßlich! Wie ein Bausatz von Obi. Dagegen wirkt das "LeVillage" viel hochwertiger. Gut, die Lilienbemalung hätte man sich sparen können, aber die Gebäudegruppe (sind es 5?) strahlt Souveränitat aus, fügt sich nicht schlecht in die Gründerzeitbebauung ein die Häuser haben eine ruhige aber nicht langweilige Kubatur. Sie gehören meiner Ansicht nach zu den besten neuen Wohngebäuden, die zur Zeit in München gebaut wurden - wenn nicht sogar die besten. Anders gesagt: Was besseres als das gibts zur Zeit nicht an der Isar Es sei denn man ist Geschmacksmasochist und steht auf die Messestadt Riem, einem reaktionären 70er-Konglomerat. Das ist historisierende Architektur der allerfiesesten Art! Seltsam nur, dass in diesem Zusammenhang in der Architekten-, Kritiker- und Fachwelt nie von "historisierend" gesprochen wird, sondern von zeitgemäß oder modern. Kann ich nicht nachvollziehen, es kopiert schließlich die 70er mehr, als jeder historisierende Neubau die Gründerzeit. Und schöner wirds durch falsche Argumente auch nicht...
bayer: ich kann Deiner Argumentation nur zustimmen, Du sprichst mir absolut aus der Seele! Wehe, man kritisiert diesen ganzen standartisierten Plastikscheiß, schon ist man ein Reaktionär. Die spinnen, die Architekten! Zumindest eine große Mitläufermehrheit. Harmonie und Symetrie sind schon so verpönt, dass es gar keiner mehr kann. Und der Irrglaube, dass reaktionäre Werte durch historisierende Architektur zurückkommen ist ein ernsthaftes Argument der Monotoniebefürworter - wirklich nicht zu fassen, aber auch ich habe sowas oft genug erlebt. VIELE Architekten (ich behaupte weit mehr als die Hälfte) haben einfach keinen Plan von Geschichte, Gesellschaft und Ästhetik, sondern sind ausschließlich in der Gegenwart lebende Authisten, die meinen, jeden Tag das Rad neu erfinden zu müssen. Und es wird nicht besser...
Beiträge von Baukunst
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Ich kann mich nur dem Wunsch anschließen, dass hier nicht gebaut wird, zumindest nicht so überdimensioniert. Das BE ist das große Gebäude an diesem "Platz" und sollte nicht unbedingt von einem Wohnbau übertrumpft werden. Besser hier einen tollen Platz schaffen, der in der Tat genutzt werden würde, soviele Leute gehen dort täglich vorbei. Und er ist bereits von schönen Gebäuden symetrisch umrahmt - perfekte Bedingungen. Wenn schon gebaut würde, fände ich etwa eine Townhousebebauung viel passender, würde auch besser mit der erhaltenen Altbebauung harmonieren. Hauptsache kleinteilig. Solitäre gibts auf der andern Spreeseite genug.
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Auf der Suche nach dem Zeitlosen in Berlins Baugeschehen...
Und wieder versucht ein Bau "klassisch" daherzukommen:
Hubertusstraße 4
Vielleicht denkt man als Liebhaber der "Nicht-Kontrast-Bling-Bling-Architektur" eleganter angepasster Neubau. Man sieht klar, dass er aus heutiger Zeit stammt, nimmt sich jedoch vornehm zurück und ergänzt, provoziert nicht. angenehm. Diesen Gedanken hätte man aber lediglich im Vorbeifahren mit nur kurzem Blick. Stiege man aus, um das Gebäude näher zu prüfen -so wie es hier durch genaues ansehen des Renderings möglich ist - würde es grob enttäuschen:
Das Gebäude ist lediglich ne moderne Kiste mit Walmdach drauf.
Es ist zu asymetrisch (besonders an den Gauben/ Bögen zu erkennen). Die Erdgeschossgestaltung bemüht sich nur mangelhaft, den Eindruck vermeintlicher Zweistöckigkeit schaffen. Nur ne farbliche Trennung reicht nicht. Die Befensterung (Größenverhältnisse) ist optisch ungeschickt.
Mit kleinen Veränderungen könnte mehr für den Eindruck "klassisch" erreicht werden - Ein Dach und nur Putz wie bei Loos ist ja schon mal ne Grundlage! Aber gleichzeitig hört man auch schon das Argument von den "Konservativen": "Man kann froh sein, dass überhaupt so gebaut werde". - Aber -wenn klassisch- gehts denn nicht besser??Also ein Paradebeipiel, dass es nicht reicht, einfach nur ein Walmdach auf ne Kiste zu setzen und das reicht für "klasssich"- Das hat mehr was von Obi. Und dafür geht alte Bausubstanz drauf (Siehe Batos Link)!
@bato: und weil ich mir sowieso gerade Luft mache: Das "architektonische Juwel" Schendelgasse/ Ecke Max Beer kannste gleich in die Tonne kicken! -
Danke Bato. Meine persönlichen Eindrücke:
Dunckerstraße 63: Da ist man ja wieder überaus bemüht, sich an die vorhandene Bebauung anzupassen... und dieses Erdgeschoss - kriegt man ja klaustrophobische Zustände. Sollen da die sieben Zwerge drin wohnen?
Fazit: Gedankenloser Von-der-Stange-Schrott!Czarnikauer Straße 10: Das Wellenmotiv ist ganz nett und wenigstens noch nicht so überreizt, dass mans gar nicht mehr sehen könnte.
Fazit: Nicht spannend, aber passt schon! Im Vergleich mit dem ersten Haus geradezu ästhetisch. -
Danke Bato. Meine persönlichen Eindrücke:
Müggelstraße 21: Tut nicht weh und lässt sich bestimmt gut drin leben, super Balkons, natürlich nur wenn man eine Frau sein darf
Fazit: Ich geh zum BGH wegen Diskriminierung!Nachtrag:
Worin besteht der Vorteil eines Mietshauses nur für Frauen? Bei nem Fitnessstudio oder ner Reise kann ichs ja nachvollziehen, dass man keine Lust auf stinkende Machoschweine hat, wie wir sie ja ALLE sind. Aber in ner abschließbaren Wohnung? Wo ich sowieso für mich lebe? Bitte, dann spießen sich halt NUR Frauen an, wenns zu laut ist, oder Schuhe den Hausflur versperren.... Ist doch wieder so ne "Wohlfühlidee" ohne praktischen Nutzen. Und die Glühlampen im Aufgang bleiben immer kaputt, weils die Hausmeisterin nicht checkt -
Vielen Dank für Deine hochinteressante Zusammenstellung, hannesmuc! Die Ortaköy-Moschee ist ja der Wahnsinn!
Ich hoffe, diese Bebilderung hilft, hier und da Vorbehalte ein wenig abzumildern und den Gewinn zu erkennen, den eine islamisch angehauchte Architektur bringen kann. -
Dieser Hochbunker in Sendling an der Plinganser Straße wird in Kürze zugunsten eines Klinikneubaus fallen. Eben "unter der Hand" erfahren, veröffentlicht ist noch nix.
Schade, wieder geht ein wichtiges historisches Zeugniss flöten. Und im Vergleich mit anderen Bunkern ist dieser qualitativ recht hochwertig - ausgearbeitetes Gesims, Treppe, Portal. Wurde erst kürzlich frisch gestrichen.http://www.bing.com/maps/?v=2&…cene=10956707&lvl=2&sty=b
links im Bild. -
Mein Gott, die Frau Weißhäupl wieder...:) es ist doch unerheblich, ob die Touristen das gelb schön finden oder nicht! Oder ist die Touristenmeinung das Maß aller Dinge? Jedenfalls sollte die Farbe meiner Meinung nach aus denkmalpflegerischen Gründen so gewählt werden, wie sie ursprünglich war bzw. dem Originalzustand am nächsten kommt. Zudem sähe der hellere Farbton um einiges vornehmer aus und lässt auch die Fassadendetails plastischer erscheinen. Aber Herr Ude wird sich schon durchsetzen und alles bleibt wie´s ist, was auch kein Weltuntergang wäre. Im übrigen würde eine Farbneufassung auch die umliegenden Gebäude - also nicht nur die an die Kirche angrenzenden - betreffen, etwa wo dieser Schicki-Friseur drin ist oder das Portal zum Hofgarten. Die Gebäudegruppe ist jetzt ja auch farblich aufeinander abgestimmt.
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Das mit dem Freistehen der Penzberger Moschee vs. Gotzinger Platz ist richtig MartyMuc, genau darauf hatte ich etwas weiter oben in diesem Thread bereits hingewiesen (#28). Die Penzberger Moschee wollte ich lediglich bayer als Beispiel einer nichthistorisierenden Architektur nennen.
Die Münchner Synagoge hat auf den ersten Blick städtebaulich und stilistisch schon "gepasst", hatte aber die angesprochene Mischung aus Romanik und byzantinischen Einflüssen und war damit wiederum recht einzigartig in dieser Umgebung.
Bzgl. Minarette: Bekanntermaßen gibt es im Islam keine Vorschrift, wie eine Moschee auszusehen hat, aber ein Minarett ist eben traditionell meistens dabei. Klar ginge es ohne, wie eine Kirche ohne Turm auch möglich ist, aber nicht unseren tradierten Sehgewohnheiten entspricht. -
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tatsächlich? Das ist eine gute Nachricht. Hatte mich schon gewundert, was die Graberei dort soll. Ich dachte bisher, lediglich der Untergrund für die künftige Straßenbahn würde verfestigt werden. Aber die Einzäunung des Europaplatzes könnte auch ganz dröge versicherungstechnische Gründe haben - auf dass ja keiner auf diesem Privatgrundstück ausrutscht. -
Stimmt. Kennst Du die Penzberger Moschee? Die müsste doch eigentlich Deinen Vorstellungen nahekommen...
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Die Frage ist dann, wie eine Moschee in Bayern auszusehen hat. Da sie schlecht mit Zwiebeltürmen aufwarten kann weil ein Minarett halt dazugehört, bleibt ja mangels Vorbilder einer "deutschen Moschee" nur noch eine moderne Formensprache oder man erfindet einen quasi historischen Stil wie bei den Synagogen des 19. Jh.: Sie wurden meist maurisch, byzantinisch und sehr gerne als Mischform mit romanisch - als "deutscher" Stil - gebaut. Da es auch hier keine Vorbilder gab, erfand man wie gesagt einen ganz eigenen historistischen Stil, der sich meist nicht der lokalen Bautradition verpflichtet gefühlt hat. Trotzdem ist vom deutschen Judentum des 19. Jh. der Integrationswille bekannt. -
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nein, das trifft meine Frage nicht ganz. Es geht mir weniger um die Ostung/ Nicht-Ostung der Kirche, sondern um das bewusste Auftreten dieser Architektur "in Sack und Asche". Naja, es wird sicher die ein oder andere Stellungnahme diesbezüglich von Seiten der Gemeinde kommen, was dieser Auftritt eigentlich soll. Mal abwarten. -
Ranger, gerade weil der Bauplatz so bedeutend ist, sticht die "Bescheidenheit" oder wie man´s nennen will umso mehr hervor. Das täte sie in zweiter Reihe wohl nicht. Deswegen kann da eigentlich nur etwas was anderes dahinterstehen, als schlechter westdeutscher 60er Jahre-Geschmack. Der Bau ist Programm. Wie gesagt, das ist meine (vielleicht krude) Theorie.... Aber es müsste jedem - auch in der Trinitatis-Gemeinde - klar sein, dass der Bau in keinster Weise im Verhältnis zur Prominenz des Grundstücks steht.
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Gibt es hier irgendjemanden, der den Siegerentwurf persönlich zur Nr. 1 gekürt hätte? Bitte melden, nur Mut. Ich glaub, es wird keiner tun, da sich die Forumsmitglieder (mich eingeschlossen) nur für die architektonischen/ städtebaulichen Aspekte interessieren, aber nicht oder kaum für die theologischen. Ich habe den Verdacht, dass der Siegerentwurf gerade WEGEN seiner unaufgeregten Langeweile gewonnen hat und NICHT, weil er der schönste/ abgefahrenste/ kontrastierendste ist. Der Grund dürfte im gewollt leisen Auftreten der Katholiken in dieser wenn nicht sowieso atheistischen dann evangelischen Stadt liegen. Scheinbar hat eine Diasporakirche bescheiden und "leicht übersehbar" daher zu kommen. Irgendwelche Forumsmitglieder mit theologischem Hintergrundwissen hier, die das be- oder widerlegen können?
PS: Ich sehe gerade, dass Stadtplaner BLN sich diese Frage auch schon gestellt hat.... -
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Ja, stimmt schon, aber ist das in ner 30-Zone so ein großer Unterschied? Dafür, dass es viel besser aussieht? Hier und da gibt es in Münchner Wohnstraßen noch Pflaster und es sieht einfach "behaglicher" aus. In einigen Städten, z.B. in Dresden rund um den Neumarkt, z.T. sogar in Berliner Innenstadtvierteln, wird extra WIEDER Pflaster verlegt. Pflaster hat ja den großen Vorteil, dass es haltbarer und widerstandsfähiger ist als Asphalt, demnach günstiger im Unterhalt.
munichpeter: ich hatte von dem Artikel keine Ahnung - witziger Zufall! -
Ja, eindrucksvolle Bilder - und die schönen Autos. Man sieht auch gut, wieviele Straßen damals noch gepflastert waren, die haben ja den Krieg praktisch unbeschadet überlebt. Heute ist überall Asphalt darüber, auch in der Altstadt in Straßen, in denen höchstens 30 gefahren werden darf. In der Burgstraße (führt vom alten Rathaus zum alten Hof) wurde vor wenigen Wochen der Asphaltbelag ausgetauscht. Kurzzeitig kam das alte, völlig intakte Straßenpflaster darunter zum Vorschein. Auf ganzer Länge der Straße. Es sah so schön aus! Aber man kennt ja die Argumente dagegen: Pfennigabsätze, die in den Fugen stecken bleiben - Radfahrer, die ausrutschen....
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In Anbetracht der vorherigen Ekel-Optik ist der Umbau meiner Ansicht nach der absolute Hammer. Und noch viel besser als das Rendering! Sowas würde ich mir in anderen Städten - etwa München - wünschen. Ein Dach, ein richtiges Dach! Und dann auch noch mit Schiefer gedeckt (oder?) Wenn die Leuchtwerbung ähnlich wertig ausfällt ist Frankfurt um ein wirklich schickes Haus reicher. Daumen hoch! Und es warten noch soviele Kandidaten auf so ne Schönheitskur...
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Sowas wie der in Stimmanns neuestem Buch vorgeschlagene Vorplatz fürs Rathaus oder ein kleiner Platz an der Spree, auf dem das ME-Denkmal stehen könnte (wesentlich kleiner als das jetzige Forum). Gabs beides früher nicht, wie Du sicher weißt: an der Spree war ne geschlossene Häuserfront und am Vorkriegs-Rathausplatz war das Rathaus selbst zurückversetzt und bildete so einen kleinen Vorplatz, heute steht es in der dem Rathaus angepassten Bauflucht der Rathausstraße. Und bevor wir Haare spalten nenne ichs einfach "moderne Plätze" oder "neue, vorher in dieser Form nicht dagewesene Plätze" -
Moment mescha! Ich habe mich zugegebenerweise unklar ausgedrückt, in dem ich einmal von kritischer Rekonstruktion und dann weiter unten vom Wiederaufbau der Altstadt sprach. Was mir persönlich vorschwebt, ist ein zeitgemäßer Wiederaufbau der Altstadt im Sinne einer möglichst umfangreichen Wiederherstellung des Straßengrundrisses. Möglichst heißt, dass sehr wohl auch moderne Platzraumkonzepte zum Tagen kommen können. Eine 1:1 Rekonstruktion auch der Gebäude ist insofern nicht durchsetzbar, als dass hier auch viele unbedeutende Gebäude gestanden haben bzw. die meisten gar nicht dokumentiert sind. Weierhin sind neue Straßenachsen dazugekommen (Karl-Liebknecht-Straße hatte vor dem Krieg einen anderen Verlauf). Zudem hat mich die Bebauung der Friedrichstadt im großen und ganzen überzeugt - moderne Architektur auf altem Stadtgrundriss. Ich bin also ziemlich offen mit der einzigen Ausnahme, dass ich mir eine maßstäbliche, "humane" Bebauung wünsche und keine Fortführung des brutalen 60er/70er Jahre Solitär-Städtebaus an dieser empfindlichen Stelle! Aber die Gedanken sind frei, es sollte über alles nachgedacht werden dürfen. An dem Sauerbruch-Hutton-Gebäude stört mich auch nicht, dass er modern ist, sondern dass er so trashig wirkt.