Dafür, dass Bahn begleitende Architektur in jeder Großstadt die ich von der Bahnseite her kenne immer monoton und recht öde ist, finde ich diese hier absolut wohltuend. Das gefühlte Baujahr 1957 verbindet als Klammer und man könnte hier und da kleinere Bezüge zum Hansaviertel erkennen, wenn man wollte. Ein Schwan unter den üblichen Bahntrassen-Entlein. 👍
Beiträge von Baukunst
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Was natürlich kein Rendering Wert war, sind die Wohnungen mit Blick auf die Bundesallee in ihrem hässlichsten Abschnitt mit Überbreite, Tunnelmund und 60er-Jahre-Ungetüm gegenüber. Mal bei Google umdrehen! Das wären wohl die Wohnungen für 8.000 €/qm. Will man also wenigstens einen schönen Blick haben, wie es die Renderings der tapfer schönfärbenden Webseite suggerieren, bin ich bei den 12.000 €/qm. Bei einer 100 qm Wohnung sind das allein(!) schon 400.000 € Preisunterschied - nur für den Blick?!
Wer kauft eine Wohnung an dieser zweifelsfrei suboptimalen Ecke? Ziegert ist nicht doof, es wird sich schon rechnen. Was ich mich daher frage: Ist es so unfassbar miserabel um andere Investment-Möglichkeiten (Aktien usw.) bestellt, dass man Geld SO parken muss?
An dieser Ecke hätte man noch vor 6,7 Jahren einen Vogel gezeigt bekommen, wenn man von 5.000 €/qm Verkaufspreis gesprochen hätte.
Mal so als Relation: Für die Verkaufspreise der Bundesallee-Hütte gab es vor wenigen Jahren noch Wohnungen im Diplomatenpark mit Tiergartenblick!
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Als astreinen Neo-1950er betrachtet samt Alufassade finde ich den Neubau sehr gelungen. Helle und leichte (Alu) Retromoderne, City-West-würdig.
Den Vorgänger - so verschieden sind Geschmäcker - fand ich zum davonlaufen. Düstere Fassade, blaues Glas…
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Bei einer denkmalgerechten Sanierung müsste man sich wohl dieser Plattenverkleidung entledigen - die kam doch erst später und ist nicht bauzeitlich, oder? Jedenfalls wirkt die Fassade auf alten Aufnahmen kurz der Fertigstellung filigraner.
Nachtrag: die Alufassade kam 1985 sagt ein schneller Check. Die sollte unbedingt weg!
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Im Vordergrund dürfte es sich um einen Rest der alten Brommy-Brücke handeln. Gibts da eigentlich irgendwelche Planungen bzgl. Neubau? Also aktuell..?
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Und wieder mal keine Ahnung gehabt... Ich dachte immer, dies sei so ein typenbau-fresswürfel gewesen, wie es viele Betriebskantinen in der DDR gab. Etwas völlig Belangloses wie ne alte Kaufhalle. Und nun dieses großartige Bild - Freude Freude!!
Politische Unterscheidung in böse und gute Architektur (immer in Windrichtung des aktuellen Zeitgeists) versuche ich weitestgehend zu ignorieren und mich auf die reine Ästhetik zu konzentrieren. Dieses Bild ist ein von Könnern gefertigtes Unikat. Kunst für jeden sichtbar. Eine echte Bereicherung.
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Finde das „Rankenhaus“ zwar ok, bin aber doch enttäuscht: auf der Visu sah mir das Ganze viel dunkler, ziegelmässiger aus. Die Farbgebung ist mir zu hell und leider, eingefärbten Beton sei dank, zu monochrom. Was für mich nach Zitat der 20er aussah entpuppt sich als Wiedergänger von 80er Jahre Postmoderne - etwa im Frankfurter Bankenviertel. Daher mögen die Ranken schnell wachsen!! Sehr gut gemeint, mittelmäßig ausgeführt.
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Ich kann schon nachvollziehen, was gemeint ist, dass vielen Menschen die Gestaltung ihrer Umwelt immer egaler wird. Beispiel Kaufhäuser: wenn man doch eh online bestellen kann, lockt auch kein schickes Kaufhaus mehr. Eine gewisse ästhetische (von der geistigen will ich gar nicht sprechen) Verarmung stelle ich schon fest…
aber das Bauhaus sollte nicht als Sübdenbock herhalten. Ursprünglich als Schule für Gestaltung gegründet, wo die Professoren Meister hießen, Studenten ein Handwerk lernen mussten und es um Material und Farbe ging. Das alte 1933 aufgelöste Bauhaus war eine Antwort auf die „Beliebigkeit“ der 2. Gründerzeit, nach dem Motto: Haus steht, welchen Stil hätten Sie gerne zur Bestuckung dran. Das haben die Bauhaus Gründer damals als seelenlos bezeichnet. Heute hingegen steht Bauhaus vielfach als Synonym für serielle seelenlose Massenarchitektur. Das ist aber kein Bauhaus im Sinne seiner Gründer. Ne WBS70 Platte etwa kann man zwar so hin argumentieren, dass es sie ohne Bauhaus womöglich nicht gegeben hätte, dennoch würde ich niemals sagen, sie wäre es.
PS: ich glaube nicht dass es sowas wie demokratische/undemokratische Architektur gibt. Es gibt demokratische/undemokratische Nutzungen oder demokratische/undemokratische Auswahlverfahren. Vgl. Neoklassizismus der 1930 in den USA vs. Deutschland oder die Verwendung des Futurismus im Italienischen Faschismus.
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Dann hast du aber nicht genau gelesen, ob nun verquast oder quirky obliegt der persönlichen Einschätzung. Genau was du sagst, argumentieren der Geschichte des Ortes und des Gebäudes, ist es was mich hertreibt und mein Interesse weckt. Argumente und keine Plattitüden, mir egal von welcher Seite. Peace.
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Ich bin gewiss kein Freund dieses Gebäudes, aber fairerhalber muss ich zugeben, dass mir Vieles nicht bekannt war, wie etwa die beabsichtigte Vermittlungsfunktion zwischen Altbauquartier und Alex/Sozialistisches Zentrum. Es gibt viele Gründe für Denkmalrelevanz, Ästhetik ist nur einer. Aber das beabsichtigte ehemalige städtebauliche Ziel muss dann auch weitergeführt werden um den Erhalt des Memi zu rechtfertigen. Führt man das Ziel nicht weiter ist es eben nur ein Stumpf und kann dann abgerissen werden. Entweder oder nur bitte kein Status-quo!
Schade, dass soviel schwarz-weiß gedacht wird in scheinbar einfachen Schlussfolgerungen. Etwa dass die DDR generell preussenfeindlich war. Ja, partiell war sie das natürlich mit eindrücklichen (barbarischen - schon damals im Land stark kritisierten) Beispielen, aber niemals absolut! Man denke an die NVA mit Zapfenstreich und preußischem Präsentiermarsch als „ererbte“ Tradition (hat was mit dem Legitimitätsanspruch der SED zu tun, daher Kontinuitäten - zb auch Weiterverwendung des Begriffs Reichsbahn). Oder die Blücher-Verehrung. Oder die Rückführung von F2 unter den Linden. Das würde heute garantiert nicht so leicht sein - die generelle freiwillige Geschichtsfeindlichkeit heute toppt die der DDR-Nomenklatura doch gefühlt um ein Vielfaches.Ebenso schwarz-weiß sind auch Aussagen, dass ein konservativer Stimmann-Plan automatisch nur böse langweilige Investoren nach sich zieht. Wo ist da der logische Zusammenhang?
Was mich wahnsinnig nervt, sind diese schablonenhaften Vereinfachungen, gerade der 105%igen hier - unabhängig ihrer Couleur. Alles ist in diesen Zeiten doch ohnehin schon so anstrengend, so total und so unversöhnlich - ist es da Zuviel verlangt, einmal abzuschalten und wenigstens hier Intellektuell, kultiviert und ästhetisch auf hohem Niveau entspannen zu können???
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Ich würde tippen, dass die Visu nicht nur, wie erwähnt, schlecht ist, sondern fehlerhaft. Die Geschosshöhen sind auf der Visu höher als im Altbau. Allein das kann ich mir nicht vorstellen, da wurde das Haus auf der Visu doch irgendwie vergrößert.
Jedoch davon abgesehen finde ich die Kubatur mit Dach und - soweit man erkennen kann - Textur und Material der Fassade sehr gelungen. Da seid ihr schon ein wenig verwöhnt in Frankfurt, gleich rumzumäkeln…eure Neubauten sehen fast durch die Bank wertiger aus als vergleichbare anderswo im Lande - nicht Parchim oder Salzgitter meine ich damit, sondern wo auch Kohle und DAX-Firmen sind und wesentlich mieser gebaut wird: München, Stuttgart! -
^ habe auch erst gerätselt. Die 2 Visualisierungen ergeben sich aus den verschiedenen Phasen, steht bei diesem Link.
Siegerentwurf vs. Teherani ist für mich wie Jack-Wolfskin-Jacke vs. Maßanzug.Schade, in Sichtweite des Schlosses wäre ein edler eye catcher was Schönes gewesen.
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Bereits hier angesprochen möchte ich mich anschließen, dass der öffentliche Raum rund um das Gebäude sehr ansprechend gestaltet ist. Wie in aller Regel immer in Berlin in folgender Abfolge: Bordstein - Kleinpflaster-/Mosaikstreifen - diagonal(!) verlegte Gehwegplatten - Kleinpflaster-/ Mosaikstreifen - Gebäude. Dazu in aller Regel vernünftige Laternen. Ich wüsste keine Großstadt hierzulande (zumindest im Westen, in den Ostmetropolen Leipzig und Dresden ist die Qualität und Anordnung ganz ähnlich) wo dieser öffentliche Raum auch nur annähernd diese Qualität aufweist. In München, Hamburg, Köln etwa oder Frankfurt sieht’s meist so aus: Bordsteinkante - nicht diagonal verlegte Gehwegplatten - Gebäude. Dazu in aller Regel unschöne Laternen und alle paar Meter Asphalt- und Bitumenflecken und Ausbesserungen. Auch Vorkriegspflaster (Katzenköpfe) fehlt den meisten Städten im Westen. Obwohl im Westen in den genannten Städten sicher mehr Geld zur Verfügung steht, geben sich die genannten Städte im Osten und Berlin wesentlich mehr Mühe und das öffentliche Straßenland hat in aller Regel mehr Grandezza.
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Na gut, 3 Jahre später nehme ich mein „mies“ zurück. War zu hart ausgedrückt. Aber ich finde es trotzdem kalt, abgemildert wenigstens durch die Fensterläden und den Sockel.
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Auch von mir danke für die tollen Postkartenmotive.
Die Kritik des Feuilletons ist z.T. nicht ganz unberechtigt, zumindest was die Nutzung angeht. Aber die Herren argumentieren an politischen Realitäten vorbei. Ja, das Konzept ist eierig, wie etwa die FAZ schrieb, aber das ist nun mal politischen Entscheidungen zu verdanken, alle an dem Projekt Beteiligten, Arbeiter der Faust sowie der Stirn 😊 haben fantastisch gearbeitet, ihnen gebührt keinerlei Kritik! Was man Boddien und seinen Leuten höchstens vorwerfen könnte wäre, dass man sich zu sehr auf den Bau konzentriert hat, nur die Architektur im Sinn hatte, nach dem Motto: was rein kommt sehen wir dann und ist fürs Äußere nicht relevant. Die Nutzung hat die Politik bestimmt. Vielleicht war mehr auch nicht möglich. Wenn schon Gegenwind aufgrund der Reko, dann nicht auch noch aufgrund der Nutzung. Also ist diese kein großer Wurf geworden, kein genialer großer Plan. Jeden irgendwie ins Boot zu bekommen, den Bund, das störrische Berlin, Spender ging das nur mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner - nicht anecken, bisschen Ortsgeschichte, bisschen Ethno, bisschen Kolonialverbrechen, bisschen Büros und Restaurants. Das sage ich aber überhaupt nicht verbittert oder spöttelnd, denn ich glaube, dass ein Streit über die Nutzung dem Projekt womöglich das Genick gebrochen hätte und heute hier ein leerer Platz wäre. Siehe ggü. Stichwort Bauakademie. Und ein Blick in die Geschichte lohnt (wie eigentlich immer): Schon nach 1918 wurde das Schloss ähnlich sich nicht festlegend genutzt - bisschen Museum, bisschen Bibliothek, bisschen Behörden. Wer also im Feuilleton von bundesrepublikanischem Eigentor spricht, muss nur mal die Weimarer Republik zum Vergleich heranziehen, da gabs auch keinen großen Wurf. Stets hat der Mut oder haben die Möglichkeiten gefehlt, das Schloss wie den Pariser Louvre zu DEM Museum zu machen. Diese Kritik teile ich, und ich bewerfe das tolle Projekt bestimmt nicht mit Dreck, wenn ich das tue. Aber wer weiß, wie man hierzulande in 50 Jahren denkt, vielleicht bekommt Berlin doch irgendwann mal seine Louvre-Nutzung.Auch die Entscheidung eines modernen Architekturanteils war politisch. Diese Entscheidung berücksichtigend, ist das Ergebnis wirklich fantastisch! Wer sich noch an die anderen Wettbewerbsbeiträge erinnert, z.B. Mäckler, wird - ich zumindest - zu dem Schluss kommen, dass Stella der beste war. Sein Entwurf ist der zeitloseste, etwa im Gegensatz zu dem des genannten Mäckler. An Stella ist nichts modisches, zeitgeistiges, längst wieder überholtes. Und er hat wohlweislich an vielen wichtigen Stellen eine spätere Innenreko ermöglicht.
Da kommt noch einiges in naher und ferner Zukunft. -
Deutschland ist wie jeder seiner Nachbarstaaten selbstverständlich eine Kulturnation. Und Architektur wird wohl geschätzt. In insgesamt allerdings zu geringem Ausmaß, das ist richtig. Wenn halt auch viele zeitgenössische Entscheider Nasenbären sind, so ist trotzdem sehr viel Architektur-Respekt recht breit gefächert in der Gesellschaft vorhanden.
Mal runter vom Elfenbeinturm der Berliner Architektur-Duskussion und rausfahren - tut gut.
Bin heute von nem Kurztrip aus der Gegend in und ums Elbsandsteingebirge zurück. Nur für diese kleine Region bräuchte man Wochen, um die zahllosen liebe- und mühevolle Initiative zur Pflege und Wiederherstellung von Kirchen, Schlössern, Bürgerhäusern, Gärten und Museen umfassend wiederzugeben. Praktisch in allen Projekten steckt immense Privatinitiative. Von Sparkasse macht ne Spende locker bis Hin zu Manni baut freiwillig nach Feierabend mit, einfach „weils scheen is, no“ alles vorhanden.
PS: finde den Sieger von Kubatur und Material am besten. Ob der Portikus frei oder eingebaut besser aussieht - hat beides was... in jedem Fall schön, dass er nicht ÜBERbaut wird mit rostigen Containern oder sowas...
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Explizit jugoslawische Fledermäuse? 😊
Wenn da Leute auf der Stahlschale rumlaufen gibt das ja neben dem Lärm sicher auch Vibration bzw. Schwingungen wenn die Schale sich bewegt. Wahrscheinlich genug um die Fledermaus zu nerven, dass sie den Ort dann endgültig verlässt.
Danke für die Fotos, Klarenbach.
Bin kein Freund der Wippe und werde es nie werden. Fairerhalber muss man konstatieren dass sich die Traditionalisten, zu denen ich gerne aber nicht fundamentalistisch dazugehöre, mit dem Schloss ihre Wünsche verwirklicht sehen also muss man auch den Moderne-Favorisierern ihren Sieg gönnen...
immerhin hat die Wippe einen großen Vorteil ggü. dem Nationaldenkmal. Es ist soviel flacher, dass der blick auf das Eosanderportal eindrucksvoller ist vom schinkelplatz aus.
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De gustibus non disputandum est.
Und trotzdem gibt es Dinge, die über persönlichem Geschmack stehen, die allgemeine Gültigkeit haben. Zum Beispiel der goldene Schnitt oder Harmonien von Bach. Beides ist Mathematik.
Von daher ist Kitsch vor allem das Negieren von Proportionen und Harmonien. Das sehe ich bei diesem Brückenentwurf nicht. Im Gegenteil, ich finde ihn sehr harmonisch. Wichtig wäre aber in der Tat, auch den Unterbau entsprechend zu gestalten, um keine Harmonie zu zerstören und somit in den Kitsch abzugleiten.
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Ich tu mich schwer damit, Sonnenrollos als Architekturelement zu sehen. Ich seh das eher als Verschleiß-Ware. In wenigen Jahren kommen dann dunkelgraue und das war’s mit dem Effekt. Das Gebäude sollte auch so überzeugen. Ich finde es gut, solide, gibt dem S-Bhf-Tiergarten ne schöne Einfassung.
Ganz nett finde ich die Idee, einige Längsstreben dunkelgrau zu streichen für eine leichte Musterung (hat man in den 50ern gerne gemacht), allerdings hätte es schon etwas an Sims oder andersartigen Abschluss gebraucht. Nicht nur eine mit Malerband gezogene Kante - da wirkt etwas unzureichend. Aber Farbe ist genauso leicht zu ersetzen wie sonnenrollos - siehe das Trias (BVG-Bürohaus), was zuletzt „tot“-gestrichen wurde.
edit: sind das verschiedenfarbige Elemente? Nicht einfach gestrichen?
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Kann mich nur anschließen. Selbst das „Maul“ mit zerknüllte-Fassade-Effekt hat man gefühlt schon mal auf der Frankfurter Zeil oder irgendeiner Mall gesehen. Am gruseligsten ist die Seite neben dem Mendelsohn-Haus: dunkles Glas mit gelben Streifen. So wurde in den 80er gebaut - fies gebaut freilich. Die Kubatur ist einfach erschreckend.
Kennt jemand Räuberschach? Das mal auf Architektur übertragen: So schlecht es ganz gewollt und bewusst geht.
Details wie der Holzboden sind zwar erfreulich aber retten trotzdem nichts.