Beiträge von tectura

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    http://www.berlinonline.de/ber…15/berlin/0075/index.html


    Aha, ein Rückschritt also. Dass man städtebaulich die ganze Stadtmitte auf dem nahezu historischen Stadtgrundriss aufbaut, ist dann also auch von gestern. Was wünscht sich die Frau eigentlich? Was bedeutet städtebauliche Innovation? Mir scheint, die Frau weiss selbst nicht was sie will, sie weiß nur, dass es in gewissen Kreisen cool ist, gegen das Schloss zu sein. Armselig.


    Hinweis der Moderation: Die Einbindung des Zitats wurde editiert. Grund: Unerlaubtes Pressezitat.
    Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Texten achten. Vielen Dank.
    Bato

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    Ich glaube garnicht, dass die Dresdner den Neumarkt nicht annehmen. Laut SZ-Umfrage (oder DNN) würden sich die meisten Dresdner mit dem Neumarkt um einen neuen Welterbetitel bewerben. Ich denke, dass mehr Dresdner über den Platz spazieren als angenommen wird.
    Deine Einschätzung, dass man den DDR-Städtebau fortführt, teile auch ich. Womöglich möchte man auch mit den historischen Solitären wetteifern. Immerhin ist die VW-Manufaktur der "Zwinger der Moderne" (wer hats gesagt?) und Peter Kulka unser Pöppelmann. Dieses verlogene Traditionsbewusstsein führt dann auch dazu, dass Schrott wie der Postplatz (die Hightech-Laternen!!!) sich wie eine "zeitgemäße" Variante der glorreichen Vergangenheit inszeniert.


    Bitte nicht unnötig zitieren, siehe letzter Punkt der Richtlinien.

    Hedges, das hast du sehr schön gesagt. Ich frage mich aber, wie das Ganze heute aussehen würde, wenn man statt der vielen historischen Fassaden nur moderne Füllungen der Parzellen verwirklicht hätte. Ich vermute folgendes: Häuserfronten, die in der Traufhöhe ihren Vorgängern entsprechen, Glas- und Lochfassaden, viele Sandsteintapeten. In den genau so teuren Restaurants die gleichen Canalottoblicke, unerschwingliche Wohnungen, Souvenirshops usw. Einziger Unterschied: die fehlenden historischen Fassaden.

    Ich finde, am Neumarkt sollten sich alle an die Gestaltungsrichtlinien halten, und die wollen nunmal solche Kontraste verhindern. Dass die Bürger und Besucher der Stadt Provokationen nicht wünschen sollte Grund genug sein, solche auch zu unterlassen. Der öffentliche Raum sollte nicht zur Spielwiese willkürlicher Zeichensetzungen durch Fachgremien verkommen. Dies sollte Sache der Öffentlichkeit sein. Ich finde es einfach entsetzlich, wie uns eine Bausünde nach der anderen zugemutet wird.
    Es wäre an der Zeit, die Ursachen zu analysieren. Viele moderne Architekten glauben offenbar noch daran, durch ihre Meisterwerke einen neuen Menschen zu schaffen, der frei ist von nostalgischen Gefühlen und Sehnsucht nach Wiederherstellung weniger Erinnerungsorte. Seien wir doch ehrlich. Unsere Städte sind größtenteils zerstört worden und der Wiederaufbau ist insgesamt misslungen. Projekte wie der Neumarkt sind deshalb so unerträglich für selbige Architekten, weil sie sie an ihre Unfähigkeit erinnern.

    Ich finde es auch sehr schade, dass die Provokation immer siegt. Die neueste Provokation sehe ich in der Neumarkt-Ausstellung am Gewandhauszaun. Hier werden dreiste Behauptungen geäußert, um den Gewandhausneubau zu rechtfertigen.
    Im Abschnitt "Kontroverse Neues Gewandhaus" steht geschrieben:

    Im Bereich der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung [...] stand das Gewandhaus, das im Siebenjährigen Krieg stark zerstört wurde. Der Wiederaufbau im Jahr 1760 zielte darauf ab, das Platzbild zu vereinheitlichen.


    Weder wurde das Gewandhaus im Krieg zerstört, noch danach wiederaufgebaut. Und dann im Jahre 1760, als der Krieg noch tobte, merkwürdig... Und dass es um die Vereinheitlichung des Platzbildes ging, ist lächerlich. Immer wieder hat die GHND betont, dass der ABRISS dem Ziel der Vereinheitlichung dienen sollte. So wird der Bürger vom Stadtplanungsamt verdummt. Man ahnt ja nicht, dass solch offizielle Aussagen blanke Lügen sein können...

    Meines Erachtens ist die Wiedererrichtung des so genannten Kugelhauses eine feine Sache, würde sie doch zeigen, dass Dresden eben nicht nur - auch wenn es einige wünschen - mit Barockbauten gleichzusetzen ist, sondern sehr wohl auch Modernes und mitunter auch, ich nenne es einmal so, provokantes vertragen kann.


    Du kennst dich doch mit Dresden aus, deshalb solltest du eigentlich wissen, dass es absurd ist, die Stadt mit Barockbauten gleichzusetzen. Schon vor 1945 hat Dresden massenweise Barockbauten abgerissen (z.B. Brühlsche Terasse). Nach 1945 wurde fast alles abgerissen, auch das, was noch zu retten war. Ob Dresden noch mehr "Provokantes" vertragen kann, wage ich zu bezweifeln. Dazu zähle ich das Kugelhaus allerdings weniger, das wird nur ein weiteres Speiselokal der gehobenen Preisklasse und eine neue "Sehenswürdigkeit".
    Vermutlich spielst du auf den Neumarkt an, der tatsächlich wieder sehr barock wirkt. Hätte dir die Alternative besser gefallen: bauliche Provokationen aus Glas und Stahl als "spannungsvoller Kontrast" zur altmodischen Frauenkirche? Oder lehnst du auch die Frauenkirchenreko ab?

    Ich finde, die Centrum-Galerie ist eine merkwürdige EIgenart Dresdner Stadtplanung. Einerseits wird die Prager Straße verengt, andererseits der DDR-Bau unmissverständlich zitiert. Für mich ist es eine beängstigende Entwicklung, dass zweifelhafte Reminiszenzen immer öfter als Ersatz für Originalsubstanz verwendet werden. Die Prager Straße ist leider sehr schlimm überformt worden und das architektonische Erbe der DDR geradezu verstümmelt.


    Mein Online-Spaziergang führt durch das neue Dresden, auch die Prager Straße und die Centrum-Galerie:
    http://picasaweb.google.de/Pic…bana/NeuesBauenInDresden#

    ^ M.W. gehören die Fassadenrekos ganz normal zum Hotel. Im Ex-APH wird ja gerade Rotz und Wasser geheult, ich vermute aber mal, dass, sobald die Rampische fertig ist, das Hotel gar nicht mehr groß negativ auffallen wird. Wuchtig wirkt es ja eher aus der Draufsicht und die wird es dann nicht mehr geben.


    Inzwischen ist das Hotel äußerlich fast fertig. Ich finde, der Bau ist schon ein Schlag ins Kontor. Zum Glück nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe, aber trotzdem ein viel zu wuchtiger Bau, der die Kleinteiligkeit empfindlich stört. Hier ein paar Eindrücke:


    http://img63.imageshack.us/img63/9769/dscf41691.jpg" style="float:right; width:auto; margin-right:10px; margin-bottom:10px;" alt="" />


    http://img176.imageshack.us/img176/2140/dscf41641.jpg" style="float:right; width:auto; margin-right:10px; margin-bottom:10px;" alt="" />

    Dresden: Architektur- und Städtebaudebatten

    Hallo Architekturfreunde,
    ich habe mich hier angemeldet, weil ich Architektur sehr wichtig finde, gerade die Diskussion darüber. Das angedachte Konzerthaus finde ich mal wieder typisch dresdnerisch. Habe zwar noch keine hochauflösenden Bilder gesehen, aber es scheint mal wieder ein Solitär zu sein. Damit fühle ich mal wieder bestätigt in meiner Überzeugung, dass man in dieser Stadt einem städtebaulichen GEdanken treu bleibt, den ich mir am ehesten als Fortsetzung der DDR-Moderne erklären kann. Wenn dann doch mal nachverdichtet wird, dann kommen meistens kühle Bürohäuser dabei heraus, wie südlich des Altmarktes.
    Weil ja immer Interesse an aktuellen Bildern besteht, poste ich mal einen Link zu meinem virtuellen Rundgang durch Dresden:


    http://picasaweb.google.de/Pic…bana/NeuesBauenInDresden#


    Die Dresdner Stadtplanung hat definitiv ein Problem damit, Urbanität zu erzeugen. Was meint ihr dazu? Sollte Dresden mehr "europäische STadt" sein oder lieber auf großmaßstäbliche Planungen (z.B. Postplatz) setzen?