Beiträge von Bordstein

    Umsetzbarkeit

    Ist solch ein Projekt denn überhaupt genehmigungsfähig im Naturpark? Ist dazu nicht zumindest ein Bebauungsplan notwendig, mit FNP-Änderungsverfahren? Wie sieht es die politische Spitze der Stadt? Ist mit grünem OB und der starken grünen Fraktion so ein Projekt im Außenbereich machbar? Selbst wenn ja, wird dafür nicht ein Wettbewerb gefordert werden?
    Investoren zu finden ist absolut wichtig aber einige andere Fragen müssen genauso geklärt werden.
    :achso:

    Heidenheim: Plouquet-Gelände

    Für ein Mittelzentrum wie Heidenheim an der Brenz (Ostwürttemberg) hat sich durch den Wegzug der Firma Ploucquet im Jahr 2006 eine Chance geboten, wie sie einer ca. 50'000-EW-Stadt nur alle hundert Jahre bietet: Es wurde ein innenstadtnahes, ca 2,5 ha großes Gelände frei, welches durch eine Veränderungssperre zunächst vor unerwünschter Entwicklung geschützt und dann auch von der Stadt gekauft wurde.


    Dieses Gebiet wird mittlerweile im Rahmen das Programms "Stadtumbau West" gefördert.
    Hier ist weitere Information zu finden.


    Lange gab es nur vage Aussagen was sich die Stadt vorstelle, allein ein Fraktionsmitglied der DKP im Stadtrat stellte eine Ideenskizze vor lange bevor man hörte was dort wirklich passieren solle.


    Im März 2010 gab es schließlich einen Workshop Nach 4 Jahren!!
    Die Ergebnisse wurden der Öffentlichkeit bei einer Ausstellung präsentiert.
    Heraus kam aber nur ein Rahmenplan mit Ideen, kein städtebaulicher Entwurf der unmittelbar in einen Bebauungsplan münden könnte. Der Vorteil daran ist sicherlich daß man sich eine hohe Flexibilität bewahrt.


    Längst jedoch war als einzelne Idee ein Gesundheitshaus entstanden; sicherlich sinnvoll, offenbar besteht Bedarf, aber anscheinend wurde nie das Areal als Gesamtheit gedacht (außer von dem DKP-Stadtrat).


    Man wundert sich schon wie die Stadtplaner der Stadt die Politiker beraten bzw. fragt sich ob diese vielleicht beratungsresistent sind. Ein absolutes Sahnestück für eine Stadt wie Heidenheim hätte nach einem Jahr einen Ideenworkshop mit der Öffentlichkeit gebraucht und darauf aufbauend mit weiteren Studien (z.B. Einzelhandel etc.) in einen städtebaulichen Wettbewerb münden müssen der dann von der Stadt in einen Bebauungsplan umgesetzt worden wäre. In diesem Rahmen hätte das Gesundheitshaus mit eingebunden werden können, auch als gedachter Kick-Start für die Neubebauung des Areals, anstatt diesen Bereich heraus zu nehmen.


    Ich hoffe sehr daß ich mich irre und meine Wahrnehmung aus der Ferne wichtige Elemente herausfiltert, aber ich befürchte daß es bei aller Zuschußdiskussion verpaßt wurde, ein schlüssiges Gesamtkonzept welches Nutzungsfragen, Gestaltungsfragen, räumliche Anordnung, Verkehrs- und Energiefragen etc. abdeckt zu erarbeiten. Dieser Fehler könnte sich über hundert Jahre rächen. Es ist Mittelmaß zu befürchten.


    Und man hat das Gefühl, es könnte beim WCM-Gelände in Heidenheim genauso gehen.

    Es geht um Wohnungen in Deutschland! Nicht Mailand.

    Kein Mailand mehr
    Nachdem wir Mailand durchgekaut haben könnte ich jetzt aus London und der Schweiz berichten. London hat sehr teure Mieten, tendentiell versuchen alle zu kaufen, es gibt kaum große Wohnungen im mittleren Segment zu mieten. In der Schweiz investiert die Finanzbranche in Immobilien - weshalb der Durchschnittsbürger Wpohneigentum in den Ballungsräumen kaum leisten kann und fast alle mieten.


    z.B. Hamburg
    Es geht aber um uns! Während Hamburg sich an der HafenCity aufgeilt haben sie total vergessen tausende von Wohnungen zu errichten und steuern bald auf Münchner Verhältnisse zu. Wenn ich als explizites Ziel Wachstum habe muß ich dem Rechnung tragen und meine tolle Wohnungsbaugesellschaft SAGA auch zum Bauen anhalten.


    Letzter Wachstumsschub
    Süddeutschland hat nach der Wende am meisten der innderdeutschen Wanderungsbewegungen abbekommen und platzte teilweise in den Ballungsräumen aus allen Nähten, deshalb auch große Stadterweiterungen im Raum Stuttgart oder in Freiburg in den 90ern.


    Demographie:
    mehr Singles, besonders ältere - verwittwete Menschen (also nicht nur Yuppie-Singels) kleinere Familien, Semioren bleiben in großen Wohnungen wohnen obwohl die 1-3 Kinder längst ausgezogen sind; Familien brechen auseinander, d.h. (im typischen Falle) zusätzlich zur Familienwohnung braucht der Mann eine 1-2 Zimmer-Wohnung etc.
    Die statistischen Landesämter haben Prognosen im Netz. Mit einem Faktor für die Vergrößerung an Wohnfläche pro Einwohner, bezw. Abnahme an Einwohnern pro Wohneinheit kann man den Badarf gut vorausberechnen, allerdings sind weitere Faktoren die Wanderungsbewegungen (von binnenregional bis international) beeinflussen hier nicht berücksichtigt.


    Noch eine Generation physisch wachsen:
    In vielen Gegenden wird also trotz sinkender Bevölkerungszahlen der Bedarf an Wohnungen noch vielleicht eine Generation steigen. Danach geht die Konkurrenz wie in Ostdeutschland los, aber anders. Wenn mit dem Fachkräftemangel weniger Arbeitslosigfkeit herrschen wird, werden mehr Leute Wohnungen des mittleren Standards anpeilen als nur billige. Also würde man heute gut daran tun im mittleren Segment zu investieren weil der eine Zukunft hat. Luxussegment ist eine Spielwiese für Immobilienhaie und Städten die sich als Weltmetropolen sehen wollen. Günstige Wohnungen werden wir für die älteren brauchen die wegen Erwerbsbiografien und geringeren Renten nicht mehr so viel Geld haben werden wie heute.


    Zurück in die Stadt
    Der Trend geht zurück in die Städte. Auch in der Provinz suchen sich die Leute die Mittelzentren (15.000-90.000 EW) weil sie feststellen, dort brauchen sie nur ein Auto, statt freistehendem EFH tut's auch das Reihenhaus oder die große Wohnung. Arbeitsplätze, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Kinderbetreuung, Seniorenbetreuung, Kultureinrichtungen etc. sind hier zu finden.
    Auch Familien merken daß auf institutioneller Ebene die Mittelstädte viel kinderfreundlicher sind.
    Sie werden die großen Gewinner sein. Dörfer die seit den 50er Jahren explodiert sind werden leiden weil sie in finanzielle Not kommen wenn weniger Steuern ihre Infrastruktur nicht mehr finanzieren.


    Metropolen:
    Die Metropolen bleiben besonders für junge Leute und Leistungsträger attraktiv. Hamburg holt München ein und sie werden zu permanenten Konkurrenten. Ob Berlin ausgehend vom Wohnungsmarkt seine Sonderstellung verlieren wird und durchkommerzialisiert wird - dafür aber auch als Arbeiltsplatzstandort attraktiver werden wird wird man sehen. Die Süddeutschen Metropolregionen werden den Sprunng weg von der Produktion zu mehr Dioenstleistung machen müssen. Wenn sie schlau sind und dies ausgehend von ihren Industriebranchen vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung machen werden sie erfolgreich sein. Halten sie an der Produktion fest ist es in ein paar Jahrzehnten vorbei mit den sprudelnden Steuereinnahmen im Ländle und anderswo.

    Danke Mik für die umfassende Schilderung.


    Es steht außer Zweifel daß innerstädtische Einkaufszentren nicht per se "böse" sind und in manchen Fällen einer Stadt oder einem Stadtteil geholfen haben, egal ob Ottensen in Hamburg oder Heidenheim auf der Schwäbischen Alb.


    Wenn man aber ohnehin viel Einzelhandelsfläche hat - so z.B. auch in Braunschweig wo die Schloßarkaden kamen - ist es fragwürdig die Innenstadt federführend von Investoren beplanen zu lassen die konkrete Interessen im Bereich Einzelhandel haben. Wenn unabhängige Planer mit und für die Stadt arbeiteten un dann zu dem Schluß kämen an einer bestimmten Stelle wäre ein "Magnet" sinvoll - prima. Aber Innenstadt ist eben ein bißchen mehr als nur Einzelhandel.


    Hinzu kommt daß Städte heute City Manager und dergleichen beschäftigen und auf einer ständigen Aufholjagd nach Alleinstellungsmerkmalen sind. Da hilft ein Einkaufszentrum in der Regel nicht da es größtenteils die immergleichen Kettenläden anzieht und weder für junge Kreative noch für wohlhabend-gebildete attraktiv sind, die aber als Gruppen auf verschiedene Weisen ein Entwicklungsmotor für eine Stadt sein würden.


    Und das scheint mir der Knackpunkt an dem ganzen Prozeß zu sein.


    Daß Hanau mit Baumärkten un dergleichen Kaufkraft zurückgewinnen will scheint legitim und wirft vielmehr die Frage auf was regionalplanerisch in den letzten 10-20 Jahren schiefgelaufen ist daß so viel großflächiger Einzelhandel außerhalb der Zentren im Siedlungsbrei der Zwischenstadt Rhein-Main entstehen konnte.

    Künstliche Welten

    Ich kenne Hanau nicht, allerdings versuche ich möglichst die Entwicklung der Innenstadt zu verfolgen. Fraglich ob ein Fachmarktzentrum wirklich zur Qualität der Stadt beiträgt oder einfach nur Kaufkraft zurückgewinnen will. Die verschiedenen Arten von Einkaufszentren tragen in der Regel nichts zu Urbanität bei (sofern sich Haunau überhaupt so sehen will). Das positivste was passieren könnte wäre daß mehr Menschen das Zentrum besuchen und daß Ketten in die Einkaufszentren ziehen uns sich zwischen den Zentren unabhängige (Nichtketten-) Lädeb etablieren können. Das Risikoszenario wäre eine Kaufkraftschlacht mit anderen Städten und in der Stadt der Abzug der Kaufkraft aus den Straßen in die Malls. Ich wünsche Hanau die optimistischere Variant aber ich hege Zweifel.

    Plouquet-Areal Heidenheim

    Es dringt nicht furchtbar viel Information an die Öffentlichkeit, just die DKP-Fraktion im Gemeinderat hat 2008 versucht die Diskussion etwas an die Öffentlichkeit zu tragen.


    Für ein Mittelzentrum der Größe Heidenheims ist jedoch ein innenstadtnahes Areal eine Gelegenheit die sich wenn überhaupt nur alle paar Jahrzehnte ergibt.


    http://www.stadtumbauwest.de/s…im%20an%20der%20brenz.pdf


    Nun gibt es endlich erste Konzepte und Teilideen aber von einem gesamten Entwicklungskonzept, einem detaillierten städtebaulichen Entwurf gar, ist bislang nicht die Rede.


    Hoffentlich beteiligt sich die Öffentlichkeit. Wäre sehr schade wenn eine Chance verpaßt würde.

    Hanau: Umgestaltung der Innenstadt

    Unter
    http://www.wettbewerblicher-di…er-wd-bekanntmachung.html
    kann man lesen mit welcher Vorgehensweise die Stadt Hanau gedenkt, ihre Innenstadt neu zu ordnen. Der wettbewerbliche Dialog nach EU-Recht ist eine Alternative zum klassischen städtebaulichen Ideenwettweweb und bietet die Vorzüge einer eher dialektisch-prozeßhaften Vorgehensweise, wie es scheint. Weiter von Vorteil ist daß die Planungskosten, wie es scheint, auf die kommerziellen Teilnehmer, z.B. die ECE (Einkaufszentrumsgigant der Otto-Gruppe) abgewälzt werden können.


    Die Frage aber nun stellt sich wie neutral und dem Allgemeinwohl die Planungsbüros eigentlich noch sein können und ob der Interessenausgleich auch ausgewopgen sein wird.

    • Wem gehört die Innenstadt?
    • Wie kommerziell ausgerichtet darf so eine Planung sein?
    • Zieht sich die Kommune aus der Verantwortung?
    • Wird die Qualität vielleicht doch besser weil die großen Planungsbüros die besseren Ressourcen haben?
    • Sind im kommunalen Bereich überhaupt keine Ressourcen mehr vorhanden um so ein Projekt im Bürgerdialog anzuschieben?
    • Sind die kurzfristigen finanziellen Vorteile für die Stadt dazu geeignet, auch langfristig eine nachhaltige Entwicklung der Innenstadt zu fördern oder werden hier langfristige volkswirtschaftliche und soziale Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt der Kurzfristigkeit geopfert?


    Ich persönlich bin, gelinde gesagt, skeptisch.


    Über Einschätzung von Hanauerinnen und Hanauern, Planerinnen und Planern in Planungsbüros wie auch bei der öffentlichen Hand würde ich mich freuen. Vielleicht muß ich mich in wenigen Jahren ja auch mit solchen Themen auseinander setzen.

    Zeit wird's

    Es ist sehr sinnvoll daß Ulm sich jetzt rechtzeitig überlegt das Gebiet neu zu ordnen bevor die Schnellstrecke kommt und Ulm auch Stuttgarter Pendlervorstadt werden wird. Die jetzige Situation läßt zu wünschen übrig, zu befürchten steht daß die DB wie gewöhnlich die Investitionen durch den Ausbau zum Einkaufszentrum querzufinanzieren versuchen wird.


    Allerdings ist die Ulmer Innenstadt stark genug, ein kleines bis mittelgroßes Bahnhofseinkaufszentrum von ECE und Konsorten verkraften zu können.

    Suboptimal

    Auch wenn es städtebaulich sinnvoll war die Brache zu nutzen sind hier einige Aspekte nicht so berücksichtigt worden wie man es sich gewünscht hätte:


    • Die Fassade nach Norden vermag auch durch ihre Öffnung nicht dan etwas toten Bereich des Busbahnhofs zu beleben.
    • Die Kubatur ist städtebaulich nur eine schwache Antwort auf die gegenüber liegenden Straßen. Die Gliederung ist zu schwach um dem städetbaulichen Maßstab von gegenüber zu entsprechen und führt jemem des Bahnhofsqurtiers weiter.
    • Der helle Klinker hilft zwar, die jetzt beidseitig gefaßte Straße noch einigermaßen hell zu belassen, gestalterisch erinnert er jedoch an geflieste Fassaden und zeigt daß ein unglücklich gewähltes architektonisches Element die Qualität eines Gebäudes bis zu einem fast städtebaulichen Maßstab einschränken kann.
    • Viele sage das Gebäude sei nachts mit der dekorativen aber schlichten blau-goldgelben Neonbeleuchtung am schönsten. Ich schließe mich da an.
    • Eine in Innenstadtnähe unterrepräsentierte Nutzung wäre hier sehr wünschenswert gewesen: Einen Vollsortimenter (Supermarkt). Sie wäre auch bestens geeignet gewesen diese Straßenseite einschl. Busbahnhof mehr zu beleben.

    Schön daß an dieser Stelle jetzt mal etwas passiert. Nachdem sich Heidenheim mit seinen Schloßarkaden wohl wieder Kaufkraft aus Aalen und Ulm zurückerkämpft hatte mußte hier wohl auch etwas passieren. Die Lage am Rande der Altstadt und in Bahnhofsnähe sind sicherlich hilfreich. Die Verbindung Altstadt-Bahnhof wird gestärkt werden.


    Nach den Viasualisierungen scheinen mir folgende Eigenschaften herausragend:

    • Es wird eine Einkaufspassage, also eine überdachte Fußgängepassage statt einer Innenstadtmall.
    • Es wird ein Nutzungsmix angestrebt, wenn auch mit starkem Anteil an Einzelhandel
    • Sogar Wohnungen sind vorgesehen und zwar reihenhausartige Maisonettewohnungen mit ca. 150 m² Wohnfläche und Dachterrasse (statt Garten)


    Ich finde das Projekt für eine Stadt mit knapp 70.000 EW eigentlich noch nicht überambitioniert. Ich hoffe daß die Betreiber die Passage als öffentlichen Raum ansehen werden.


    Ferner bleibt bei den Einzelhändlern gleichwohl zu befürchten daß 90 % Ketten sein werden die auch in jeder anderen Stadt beliebig zu finden sind. Dies steht natürlich dem Vorhaben entgegen, welches eigentlich mit städtebaulichen und architektoinischen Mitteln eine lokale Identität schaffen will, aber es ist niocht zu erwarten daß dieses Problem just in Aalen gelöst werden wird.